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Beilage zur „Weißeritz -Leitung" Freitag, am 12. Januar 1934 Nr. 10 100. Iahrgang Vom Oberlandesgericht Breslau sind vier Personen we gen Spionage verurteilt worden. Drei erhielten Gefängnis strafen von 11L bis 3 Jahren, ein Angeklagter 5 Jahre Zucht haus. Die beschlagnahmten ausländischen Gelder wurden eingezogen. Zwei Angeklagte können des Landes verwiesen werden. * Der bisherige Danziger Völkerbundskommissar Rosting hat nach Ablauf seiner Amtszeit. Danzig verlassen. Zu sei ner Verabschiedung war Senatspräsident Dr. Rauschning auf dem Bahnsteig erschienen. Der bisherige mexikanische Gesandte in Berlin. Sanchez Mejorada, wurde zum Gesandten in London ernannt. Den Berliner Posten erhält Leopoldo Ortiz, der bereits von 1917 bis 1920 Geschäftsträger in Berlin und später Gesandter in Stockholm und London war. WWW M WM Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring ist am 12. Januar 1893 in Rosenheim in Bagern geboren, voll endet also jetzt sein 41. Lebensjahr. Er entstammt einem alteingesessenen westfälisch-niedersächsischen Geschlecht. Die Schule besuchte er anfänglich in Fürth und Ansbach, seine eigentliche Ausbildung genoß er jedoch in der Hauptsache im Kadettenkorps in Karlsruhe und Lichterfelde. In den ersten Augusttagen 1914 zog er als aktiver Offi zier in den Krieg, an dem er trotz mehrmaligen schweren Verwundungen bis zu dem für Deutschland so schmachvollen Ende an der Westfront teilnahm. Seine hervorragenden Leistungen als Beobachter und Kampfflieger und später als Führer der berühmten Richthosen-Jagdstaffel sind heute selbst im Auslande, noch in jedermanns Erinnerung. Für seine besondere Tapferkeit wurde er mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse und dem Orden Pour le merite ausgezeichnet. In den Nachkriegsjahren ließ die seelische und materielle Not, die über dem ganzen deutsclien Volk lastete, Hermann Göring keine Ruhe, denn er liebte sein Deutschland wie kein anderer, aber diesen Epigonenstaat von Weimar, konnte er nicht lieben. „Was wir sind, ist nichts. Was wir suchen ist alles." Hermann Göring suchte und fand Gleichgesinnte, die mit ihm den Kampf aufnahmen gegen das November system, für die Befreiung Deutschlands von inneren und äußeren Fesseln. In den Tagen innerster Zerrissenheit, 1921, hörte Hermann Göring zum ersten Male Adolf Hitler und schon wenige Tage später stand er in den vordersten Reihen der für ein neues Reich Blut und Leben opfernden Kämpfer. Das Schicksal erfüllte Hermann Göring wieder mit großen Aufgaben, sein Leben bekam neuen Inhalt, neue Richtung und endgültige Zielsetzung. Seit jenen Tagen ist er mit Adolf Hitler unlösbar verbunden. Auch nach den Ereignissen des 9. November 1923 in München, bei denen Hermann Göring bekanntlich schwer verwundet wurde, blieb er der treueste Mitkämpfer Adolf Hitlers in dem Kampf um die Macht. Besondere Verdienste hat sich Hermann Göring um oie Schaffung und erste Ausgestaltung der SA. erwor ben, er war ihre Seele, ihr Hirn und Arm. Seit 1930 war er der stündige politische Beauftragte des Führers. Das schwere Jahr 1932 brachte unzählige Wahlkämpfe, die Reichspräsidenten-, Reichs- und Län.,erwählen. Immer stand Göring neben Hitler, immer stand er vorn. Am 10. Mai 1932 hielt Hermann Göring seine große Rede über das Verbot der SA., di« den Sturz des Systems, das die Freiheitsfehnsucht des deutschen Volkes mit tausend Strik- ken zu binden versuchte, zur Folge hatte. Dieser Sturz ver anlaßte die entscheidenden Neuwahlen. Als dann die NSDAP, zum ersten Male den Posten des Reichstagsprä sidenten besetzte, entsandte sie dafür Hermann Göring. Wäh rend dieser Zeit bleibt der Augenblick historisch, in dem er am 12. September 1932 gegen den Willen der damaligen Reichsregierung die bekannte Abstimmung im Reichstage -urchführte. Und diese historische Abstimmung war mehr als ein- parlamentarischer Zwischenakt, sie war der Beginn einer neuen Kampfzeit, denn sie zwang das parteizerrissene Deutschland endlich zu einer klaren, scharf umrissenen Front stellung. Ms dann am 30. Januar 1933 die nationalsozialistische Bewegung nach jahrelangem, hartem Kampfe die Macht übernahm, stellte der Führer Hermann Göring in Anerken- . nung seiner großen Verdienste, die er sich für das neue Deutschland erworben hatte, auf den Posten des Reichsluft fahrtministers und des preußischen Ministers des Innern und übertrug ihm am 10. April weiter das Amt des preu ßischen Ministerpräsidenten. Nun ging er mit eisernem Willen zunächst daran, die Staatsseinde in Preußen, der ehemaligen Hochburg des Marxismus, zu vernichten und , auszurotten. Er nahm weiter eine scharfe Scheidung zwi- j scheu „völkischmertvollen" und ,.völkisch-schädlichen" Elemen- j te» vor, legte aber zugleich dabei eine große Milde und Weitherzigksit an den Tag. Nachdem ihm das restlos ge lungen war. ging er an den eigentlichen Aus- bzw. Neu aufbau Preußens heran, leitete und führte eine Neform- arbeit ein, die für die Entwicklung Preußens und des Rei ches historische Bedeutung besitzt. So schus er mit der Neu organisation der gesamten preußischen Polizei ein Instru ment von besonderer Zuverlässigkeit und Schlagfertigkeit. Die ! im Staatsprinzip des Nationalsozialismus begründete Los lösung der gesamten Staatsmaschinerie van den überalterten, morschen und unbrauchbaren Formen der Demokratie und des Parlamentarismus fand in der Beseitigung des Preu ßischen Staatsrats weimarischer Prägung ihren sichtbaren Ausdruck. Der vom Ministerpräsidenten ins Leben gerufene s neue Preußische Staatsrat, die lebendige Brücke zwischen f Volk und Regierung, wurde damit Ausdruck des volksautori- ! tären Staates, der an die Stelle wankender Mehrheiten ! das Prinzip der einheitlichen Staatsführung setzte. Dieser i neue Preußische Staatsrat besitzt nur beratenden Charakter I und hat damit eine besondere Bedeutung für das Wohl des Preußenvolkes. An dieses erste Reformwerk schließen sich dann die verschiedenen ebenfalls vom Ministerpräsidenten geschaffenen und teils durchgeführten kommunalpolitischen und anderen Gesetze an. Einen besonderen Raum nimmt auch die Stellung Görings zur preußischen Kulturpolitik ein. Es ist bekannt, welchen Beifall er besonders in der Frage der preußischen Staats- und Stadttheater bei allen beteiligten Kreisen fand. Weiter sind die hohen Verdienste Hermann Görings in seiner Eigenschaft als Reichsluftfahrt- , Minister zu würdigen. Gerade unter ihm nahmen die Be strebungen eines ausreichenden Luftschutzes des entwaffneten und den Angriffen fremder Luftflotten preisgegebenen Deutschland einen besonderen Aufschwung. Unter seiner Führung wurde ferner das preußische Erbhofgesetz geschaf fen. Eine besondere Pflege läßt er auch der Forstwirtschaft angedeihen. So darf Hermann Göring heute an seinem ersten Ge burtstag im Reiche Adolf Hitlers mit Genugtuung auf ein Jahr erfolgreicher Aufbauarbeit im neuen Preußen zurück blicken. Er darf die Gewißheit haben, daß das Preußenvolk dieser Arbeit an seinem Geburtstag in Treue und Dank barkeit gedenkt. Zum Eevurtstkg Alfre» RoseuSergs Alfred Rosenberg begeht am 12. Januar seinen 41. Ge burtstag. Er wurde in Reval geboren. Als Deutschbalte gehört er zu der nicht geringen Zahl von bedeutenden aus landsdeutschen Persönlichkeiten, die im neuen Reich an führender Stelle tätig sind. Rosenberg hat bereits 1919 Adolf Hitler kennengelernt und gehört zu seinen ältesten Mitkämpfern. Nachdem er vor dem 9, November 1923 bereits maßgeblich in der Partei tätig war, übernahm er beim Neuaufbau der Bewegung wieder den „Völ kischen Beobachter", der sich unter seiner Führung zum Zentral organ der Bewegung, zu einem der machtvollsten Blätter Euro pas und schließlich zum Regierungsblatt entwickelte. Die zentrale Zeitschrift der NSDAP., die „Nationalsozialistischen Monatshefte", wurde ebenfalls von ihm begründet und befindet sich noch heule unter seiner Leitung. Der „Kampfbund für Deutsche Kultur", der in den schwie rigen Zeiten der Verfolgung die deutschgcbliebene Künstlerschaft sammelte und zusammcnfaßte, ist ebenfalls eine Schöpfung Al fred Rosenbergs. Im April 1933 ernannte der Führer Rosen berg zum Chef des neugegründeten Außenpolitischen Amtes der NSDAP, sowie bald daraus zum Reichslciter. Alfred Rosen- bergs geistiger Anteil am großen Kampf des Nationalsozialis mus um die Macht ist größer, als inan gemeinhin angenommen hat. Er war es, der in der Stille viele Waffen schmiedete und schliss, mit denen das alte System nachher tödlich getroffen wurde. Nachdem er zuerst die Frage der überstaatlichen Mächte mit Gründlichkeit und Schürfe in Aussätzen und Schriften behandelt und in den Jahren daraus in mehreren Büchern den innenpoli tischen Kamps gegen den Staat von Weimar ausgenommen hatte, wandte er sich mehr und mehr der positiven Seite des großen Ringens zu. Von den Werken dieser Periode muß vor allem der gewaltige „Mythos des 2V. Jahrhunderts" genannt werden, in dem Innenpolitik, Kulturpolitik. Außenpolitik. Philosophie und Geschichte als eine große Einheit gesehen werden, die durch das Blut grundlegend bestimmt wird. Der Einfluß dieses Werkes, dessen Auflage weit über 190 099 geht, besonders aus die jün gere Generation, ist heute noch gar nicht abzumessen. ASM «nd Arbeitsfront Große Tagung in Weimar. Am heutigen Freitag beginnen in Weimar sehr bedeut same Tagungen der Nationalsozialistischen Vetriebszeilen- Organisation (RSB6.) und der Deutschen Arbeitsfront. An der großen NSBO.-Tagung werden unter dem Vor sitz des NSBO.-Leiters Staatsrat Walter Schuhmann M. d. R. die Mitglieder der NSBO.-Reichsleitung sowie die Verbindungsmänner der NSBO. teilnehmen. Staats rat Schuhmann wird aus dieser Tagung in einer Rede die besonderen Aufgaben der NSBO. für die Zukunft behan- s deln. Auf einer Sondertagung des Gesamtverbandes der Deutschen Arbeiter (Arbeitersäule der Deutschen Arbeits front) wird vor den Leitern der 14 Arbeiterverbände Staats rat Walter Schuhmann in seiner Eigenschaft als Führst des Gesamtverbandes wichtige Ausführungen machen. Der NSBO.-Tagung wird sich am Sonnabend ein Kon« greß der Deutschen Arbeitsfront anschließen. Staatsrat Dr. Ley. der Führer der Deutschen Arbeitsfront, wird grund legende Ausführungen — vor allem über die Zielsetzung, über die Arbeitsmethoden, die Pläne und Arbeitsgebiete dey Arbeitsgemeinschaft „Kraft durch Freude" — machen. Hoch«tM Ler SoriMerMMie In der Front der staatsfeindlichen marxistischen Parteien. Leipzig, 12. Januar. öm Rahmen des Abwehrkampfes gegen die ausländische Greuelpropaganda hat das Reichsgericht eine wichtige, grundsätzliche Entscheidung gefällt. Aus Anlaß des Straf verfahrens gegen einen tschechoslowakischen Händler aus Hof ! in Bayern, der mehrere Exemplare der Miniaturausgabe der in Karlsbad erscheinenden üblen Hetz- und Wochenschrift „Der neue Borwärts" eingeschmuggelt und hier verteilt hatte, wurde vom höchsten deutschen Gericht nun auch der neue, von politischen Flüchtlingen im Ausland bestimmte deutschfeindliche Kurs der SPD. als hochverräterisch erklärt. Außerdem wurde bei dem Angeklagten ein Verstoß gegen s die die Aufrechterhaltung des Zusammenhanges unter den früheren Parteien verbietende Verordnung gegen die Neu bildung von Parteien vom 14. Juli 1933 angenommen und auf eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren erkannt. Der Vorsitzende betonte in seiner Urteilsbegründung, daß sich nun auch die SPD. durch ihre im Ausland betriebene Greuelhehe in die Front der staatsfeindlichen marxistischen Parteien eingereiht habe mit dem eindeutigen Ziel des ge waltsamen Umsturzes der Hitler-Regierung. Rach der Machtübernahme durch die Rationalsozialisten habe der frü here legale Kurs der Partei eine völlige Aenderung er fahren und sei nun zur unverhüllten Illegalität übergc- gangen. Die Parteileitung habe sich, wie sich aus ihren Kampfschriften ergebe, auf neue revolutionäre Methoden um gestellt und versuche nun durch hochverräterische Umtriebe von jenseits der Reichsgrenzen, insbesondere durch Greuel propaganda, das Ansehen des Deutschen Reiches und die Autorität seiner Regierung zu schädigen. Der StmW-Skmdal <iwei aufsehenerregende Verhaftungen. Paris, 12. Januar. Der Direktor der „Volonte", Du- varry, und der frühere Chefredakteur der „Liberts", Camille Aymard, sind in ihren Wohnungen verhaftet worden. Sie werden voraussichtlich sofort nach Bayonne überführt. Aymard hat bereits zugegeben, von Stavisky 50 000 Francs erhallen zu haben, bestreitet aber, ihm irgendwelche Dienste geleistet zu haben. Dubarry leugnet zwar nicht ab, daß die „Volants" häufig finanzielle Mittel bekam — man spricht von 2 Millionen — behauptet aber, daß diese Gelder aus der Kasse der Gesellschaft Sapiens stammten. Er habe nicht gewußt, daß es sich dabei nur um eine Art Strohmann handelte. Der Untersuchungsrichter von Bayonne hat die Aufhe bung der Immunität des Abgeordneten Bonnaure von der Radikalen Partei beantragt. Der Abgeordnete Bonnaure soll sich seine Wahlkampagne und eins Schneidcrrechnung in Höhe von 15 000 Franken durch Stavisky haben be zahlen lassen Bayonne vor der Kammer In Anwesenheit sämtlicher Abgeordneter und vor voll besetzten Tribünen.begann die französische Kammer die Aus sprache über den Skandal van Bayonne. Der sozialistische Abgeordnete Lagrand erklärte, daß die öffentliche Mei nung einmütig die Behauptung über den Selbstmord Sta- viskys verworfen habe und darin einen Polizeimocd sehe. Kolonialminister Dalimier erklärte, daß er nur den einen Fehler begangen habe, nicht geahm zu haben, daß ein Bandit, der eigentlich hinter Schloß und Riegel gehört habe, frei umhergehen konnte. Ministerpräsident Chautemps trat in längeren Ausführungen für eine energische Unter suchung und Ahndung des Finanzskandals ein. Vor dem Kammergebäude kam es verschiedentlich zu erheblichen Zusammenstößen zwischen Demonstran ten und der Polizei, die zahlreiche Verhaftungen vornahm. Die Demonstranten versuchten, aus ausgerissenen kleinen Bäumen und einer Straßenbaubude eine Barrikade zu er richten. Mehrere Zivilpersonen und Polizeibeamte wurden verletzt. Bon gestern bis heute Kirchenminister Beyer zurückgetrelen. Amtlich wird durch den Evangelischen Pressedienst mit geteilt: Professor v. Dr. Beyer hat sein Amt als Kirchen- minister in die Hände des Herrn Neichsbischofs zurückge- -wben. Der Herr Reichsbischos hat die Kirchenführer auf -onnabend, den 13. Januar, nach Berlin eingelade», um ihre Vorschläge zur Neubildung des Geistlichen Ministe riums entgegenzunehmen. Der Herr Reichsbischos hat Pro fessor Beyer, ebenso wie die bisher ihre Aemter kommissa risch weiter verwaltenden Herren, Pfarrer Weber, Pfarrer Klein und Dr. Werner, gebeten, die Geschäfte bis zur Neu bildung des Geistlichen Ministeriums weiterzuführen. Arbeitsbeschaffung im Regierungsbezirk Hannover. Regierungspräsident Dr. Stapenhorst hat für den Rei