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habe» ihren Rücktritt erklärt. Der katholische Senator der Provinz Luxemburg, Poierlot. ist zum Minister des Innern, und zum Minister für Volkswohlfahrt der Präsides der flämischen Rechten, von Cauwelaert, zum Postnum- ster sowie zum Minister für Gewerbe und Binnenhandel ernannt worden. MineWs im Kreuzfeuer Der Skandm um Skavisky cor dem Parlament. Paris, 11. Januar. Ani heutigen Donnerstag wird in der französischen Kam mer der Skandal um den durch Selbstmord geendeten Be trüger Stavlsky zur Sprache kommen und man macht sich nach den Vorgängen während der letzten beiden Tage und der allgemeinen erregten Stimmung auf eine stürmische Sitzung gefaßt. Die Umbildung des Kabinett-. Lhaukemps hat die Gemüter nich zu beschwichtigen vermocht und all gemein wird die Lage der Regierung als wenig beneidens wert bezeichnet. Di^ Rechte arbeitet zweifellos aus den Sturz der Regierung hin, während die Sozialisten aus dem Skan dal insofern Kapital heranszuschlagen versuchen, als sie den ihnen mißliebigen einflußreichen Poüzeipräfekken Lbwppe zu Aall bringen wollen. Schon in der letzten Kammersitznng machte sich eine starke Nervosität geltend, zumal die Camelots du Roi De monstrationen angeküudigt hatten. Das Parlamentsge- bäude mar darum üurch ein starkes Polizeiaufgebot gesi chert. Tatsächlich zogen die Camelots du Rai kurz vor Beendigung der Sitzung vor das Parlament und demon strierten. In die Straßen bahnschienen wurden Knallpatronen gesteckt, die explodierten, als die Wagen über sic fuhren. Die Folge war eine allgemeine Verwirrung. Schließlich gelang es der Polizei, die Demonstranten abzudrängeu. Un ter den Pfiffen der Menge wurden etwa 250 Personen verhaftet. Unterdessen geht die Untersuchung in der Angelegen heit Staoisky mit Hochdruck weiter. Vor dem Innenmini sterium und vor dem Gebäude, in dem die Leitung der i Sicherheitspolizei untergebracht ist, sind verstärkte Polizei posten aufgeboten, um etwaige Straßenkundgebungen zu verhindern. In Chamonix erfolgte die Obduktion der Leiche Staviskys, bei der die Gerichtsnrzte auf Selbstmord schlos sen. Vor der Leichenöffnung wurden zur einwandfreien Personalfeststellung Fingerabdrücke von dem Toten genom men. In der Villa, in der Ttavisky sich das Leben nahm, wurde ein verschlossener Umschlag mit der Aufschrift gefun den „Meiner geliebten Frau zu überreichen". Man nimmt an, daß dieser Umschlag das Testament des Be trügers enthält und daß er darin außerdem von seinem Entschluß Mitteilung macht, sich das Leben zu nehmen. Der Briefumschlag wurde zu den Akten gegeben. Der Direktor des Empire-Theaters, Hayotte, gegen den im Zusammenhang mit der Stavisky-Angelegenheit ein Haft befehl erlassen worden ist, hat sich der Polizei in Begleitung seines Verteidigers gestellt. „Ich bin glücklich", so erklärte er, „vor Gericht erscheinen zu können; denn ich habe die Ab sicht, in voller Offenheit zu sprechen, da ich meiner Unschuld sicher bin." Bon gestern bis beute „Kraft durch Freude" marschiert. In Berlin sand eine Tagung aller Amtsleiter von „Kraft durch Freude" statt, wobei nochmals in ausgiebige: Aussprache die zu lösenden Aufgaben umrissen wurden. Nach der am 13. Januar in Weimar stattf'mdcnden großen Tagung soll am 20. Januar in Berlin eine Gememschatts- tagung sämtlicher Amtsleiter von „Kraft durch Freude" stattfinden, an der auch sämtliche Gauwarte teilnehmen. Die Gauwarte der neuen Organisationen sind mittlerweile ernannt worden. Die Liste der Gauwarte umfaßt 32 Namen. Nationalsozialistische Kundgebungen in Oberästerreich. Zu großen nationalsozialistischen Kundgebungen kam es in der Stadt Enns in Oberösterreich. Es wurden Ha kenkreuzfeuer abgebrannt und zahllose Papierhakeukreuze In den Straßen der Stad! ausgestreut. Die Geudarmcrie- beamten wurden in ihrer Wache eingeschlossen. Enns ist der Sitz der Offiziersschule des österreichischen Bundes- Heeres. 300 Todesopfer des spanischen Bürgerkrieges. In den politischen Kämpfen des Jahres 1933 sind in Spanien 300 Personen getötet und 500 schwer verletzt wor den. 753 Bombenexplosionen haben stattgefunden und 1282 Bomben konnten von der Polizei beschlagnahmt werden. Amoy von den Aufständischen geräumt. Die 19. Armee, die den Kern des Widerstandes gegen die Zentralregieruna von Nanking darstellt, hat über raschend Amoy geräumt. Infolge der Entblößung der Stadt von Truppen bestand für kurze Zeit dis Gefahr, daß Amoy in die Hände roter Soldaten fallen würde. Die chinesischen Kriegsschiffe, die vor Amon lagen, haben in zwischen Truppen gelandet, um die Stadt zu besetzen. Amöy hat eine beträchtliche Fremdenkolonie. Allerlei Neuigkeiten Zwei Berliner Notare verhaftet. Der frühere Berlinei Rechtsanwalt und Notar Max Goldstücker in Berlin ist ' auf Grund eines richterlichen Haftbefehls festgenommer und in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit über geführt worden. Goldstücker hat nach eigenem Geständnis van einem ihm zur Verwaltung anvertrauten Nachlaß mindestens 30 000 RM widerrechtlich für persönliche Zwecke verwandt. Außer gegen Goldstücker ist auch gegen den früheren Rechtsanwalt und Notar Dr. Friedrich Biebei ein Ermittlungsverfahren wegen Veruntreuung von Mam danlengeldern in Höhe von 35 000 RM eingeleitct worden Dr. Bieber wurde ebenfalls auf Grund eines richterliche» Haftbefehls festgcnommen. Mann über Bord. Der Nordsec-Fischdnmpfer „Präsi dent Rose" kehrte von seiner Islandfangrciß- mit Flaggc auf Halbmast nach Wesermünde zurück. D^r Dampser wai Die Avbeitsschlircht im Winter Der strenge Frost macht sich störend geltend. Berlin, 11. Januar. Der Arbetlsmarkt stand — wie die Reichsanstall für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung berichtet — im Dezember unter dem Einfluß des außergewöhnlichen Källeeinfalls in der ersten Hälfte des Rkonals, der sich — Tiefenwirkung des Frostes — in der ganzen Berichlszeit hemmend bemerkbar machte. Die Außenarbeiten mußten daher in erheblichem Umfange eingestellt werden und eine starke Belastung des Arbeilsmarktes blieb unvermeidbar. 343 000 bisher beschäftigte Arbeitnehmer wurden wieder in die Betreuung der Arbeitsämter übernommen. In den vor hergehenden Jahren waren die Steigerungen im Dezember erheblich höher (1930 gleich plus 6S5 000, 1931 gleich plus 608 000, 1932 gleich plus 418 000). Zn Anbetracht des Um standes, daß gegenüber dem November 1932 rund 1 Mil lion Arbeitslose mehr in den Außenberufen Arbeit gefun den hat und dadurch eine höhere Gefährdung des Arbcitsmark- tes bestand, ist die Zunahme in diesem Jahre gering. Von dem Gesamtzugang sind rund 300 000 Angehörige der Außcnberufe. Da aber gerade in den Außcnberufen auch für die Folgezeit durch die Arbeitsbeschasfungsmaß- nahmen Arbcitsmöglichkeiten in außerordentlich starkem Umfange zur Verfügung stehen, so wird es im wesentlichen von der Witterung abhängen, wann die entlassenen Arbeits kräfte wieder zur Einstellung kommen. In den einzelnen Landesarbeitsamtsbezirken ist je nach der wirtschaftlichen Eigentümlichkeit und der Abhängigkeit von winterlichen Einflüssen die augenblickliche Verschlechte rung des Arbeitsmarktes verschieden. Sie ist am stärksten in den Bezirken in Erscheinung getreten, in denen die Außen- auf dem Atlantik in einen schweren Orkan geraten. Eine besonders schwere See spülte den Netzmacher Lüders aus Nordenham über Bord. Infolge des großen Seeganges brach die Ruderkette, durch einen weiteren gewaltigen Brecher wurde der erste Steuermann Reetz aus Nordenham schwer verletzt. Das Schiff hat erheblichen Schaden erlitten. Selbstmord Karl Bayers. Der Begründer der welt bekannten Karlsbader Oblaten, Karl Bayer, hat infolge eines schweren Nervenleidens Selbstmord durch Erschießen be gangen. Das versunkene Tonfilmauto geborgen. Der Seehau sener Feuerwehr ist es gelungen, das in den Staffelsee eingebrochene und untergegangene Aufnahmeauto der Fox film-Gesellschaft ziemlich unversehrt aus 13 Metern Tiefe zu bergen. Die Apparate im Innern des Wagens waren zum großen Teil in wasserdichten Koffern untergebracht, so daß auch sie wenig Schaden erlitten. Der Wagen konnte nach München abgeschleppt werden. Mord oder Selbstmord? In Langenau (Schwaben) wurden ein Fabrikarbeitersohn und die Gastwirtswitwe Braun, deren Mann vor drei Jahren bei Weißenhorn mit -em Motorrad verunglückt war, in deren Wirtschaft tol aufgefunden. Ob Mord oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht geklärt. Deutsckkiad mach« ml« dem Sterilisierungsgeseh wellgeschichlel Las Ist oas Urteil eines ausländischen Gelehrten von Weltruf ührr das deutsche Gesetz zur Bekämpfung erbkranken Nachwuchses, das am 1. Januar 1934 in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz ist von einschneidender Bedeutung sür die ge samte Zukunstsentwicklung des deutschen Volkes Wer das Gesetz und die wichtigsten Teile seiner Begründung liest, wird überrascht sein von der unangreisbaren Folgerichtigkeit seiner Gedanken. Jeder Deutsche muh den Wortlaut dieses Gesetzes und das ihm zugrundeliegende Material kennen und begreisen. Die dritte Aufklärungsschrift, „Gesunde Eltern — gesunde Kinder", die die N. S. Volkswohlsahrt im Rahmen der bevölke rungspolitischen Ausklärungsaktion herausbringt, gibt diese Mög lichkeit. Sie vermittelt in unterhaltsamer Form alles Wissenswerte und Wichtige über diese Frage. Verbände und Vereine beziehen sie in Sammelbestellungen durch die Ortsgruppen der N.S. D.A.P. Einzelexemplare werden an jedem Postschaller im ganzen Deutschen Reich sür 1V Ps. abgegeben Auch die ersten beiden Broschüren, „Mütter, tämpst sür eure Kinder!" und „Die kommende Ge neration klagt anl", sind noch bei denselben Stellen zu haben. berufe überwiegen. Die industriellen Bezirke stno oagegen von dieser Entwicklung weniger betroffen. So kann z. B. in Brandenburg, Westfalen, Rheinland, Hessen in den mehr konjunkturell beeinflußten Berufsgruppen eine weitere Ab nahme der Arbeitslosigkeit festgestellt werden, ein Zeichen für die starke saisonmäßige Einwirkung auf den Arbeits markt. . - BL den Arbeitsämtern wurden Ende Dezember rund 4 058 00s) gegen 3715 000 Arbeitslose Ende November ge zählt. Der Zugang entfiel in erster Linie auf die Arbeits losenversicherung (Stand rund 554 000) und Krisenfürsorge (Stand rund 1175 900). Durch die Reichsanstalt wurden somit insgesamt rund 1 729 000 Hauptunterstützungsempfün- ger betreut neben 1 410 000 anerkannten Wohlfahrtserwerbs losen. Die Zahl d^r von der Neichsanstalt geförderten Notstandsarbeiter ist infolge des Frostes um 123 000 au 278 000 gefallen. ' MM LaMWsrle Der erste Spatenstich zum Schutter-Entmäsferungskanal. Lahr, 11. Januar. In Anwesenheit von Vertretern der staatlichen und Kommunalbehörden sowie weiter Kreise der Bevölkerung wurde in Lahr-Dinglingen durch den badischen Minister präsidenten Koehler der erste Spatenstich zum Schutter-Ent- wässerungskanal vorgenommen. Das Projekt, das 800 Volks genossen Arbeit und Brot geben soll, wird in Zukunft eine Reihe von Gemeinden vor der Ueberichwemmungsgefahr be wahren. Ministerpräsident Koehler begrüßte in seiner An sprache den Freiwilligen Arbeitsdienst als Mitstreiter beim Aufbau des neuen Deutschland. 100 000 Tagewerke sollen hier geleistet werden, rund eine Million Reichsmark werden dafür auswendek rväyrenv der Audienz velm König vom Herzschlag ge troffen. Der schwedische Generalkriegszahlmeister I. L. Wi- dell wurde vom Herzschlag getroffen, als er fick) zu einer Audienz im königlichen Schlosse in Stockholm emgefunden hatte. Er wollte dem König, der zur Jahreswende außer halb der Residenz geweilt hatte, nachträglich die übliche Ntzujahrsaufwartung abstatten. Der Verstorbene war ein bekannter Würdenträger am schwedischen Hofe. Er ver trat Schweden auch im Völkerbund. Heliumsunde bei Debreczin? Nach einer Blättermel dung aus Debreczin sind in der Umgebung der Stadt Erd gasstellen entdeckt worden, die auch ansehnliche Mengen von Helium ergeben haben sollen. Helium wurde bisher nur in Amerika gefunden. Wegen seiner Explosionssicherheit wird es vorzugsweise als Füllgas für Luftschiffe verwendet. Aulobus in eine Schlucht gestürzt. Wie aus Fez ge meldet wird, stürzte ein Autobus bei Ain-Beida (Marokko) in eine tiefe Schlucht. Zwei Fahrgäste kamen ums Leben; vier wurden sehr schwer und 18 leichter verletzt. Das Un glück ist auf das Versagen der Steuerung in einer scharfen Kurve zurückzuführen. Ein interessanter Stammbaam Vor 128 Jahren starb Franz Herzog von Sachsen- Coburg, ein typischer Repräsentant des höchsten Adels. Er starb verschuldet, und sein Land wurde von Napoleon unter Sequester gestellt. Die Bedeutung des Verstorbenen lag nicht in seinem Leben, sie lag in seiner Nachkommenschaft, denn dieser Franz Herzog von Sachsen-Coburg ist nach hun dert Jahren der Stammvater fast aller herrschenden und ab gesetzter Souveräne Europas geworden. Ein Querschnitt durch diesen Stammbaum gibt ein überaus bemerkenswertes Bild. Albert Prinz von Coburg-Gotha heiratete 1840 Vik toria, die Königin von Großbritannien. Ihre Tochter, die Prinzessin Viktoria, heiratete 1858 den nachmaligen deut schen Kaiser Friedrich III. Aus dieser Ehe entsproß der letzte deutsche Kaiser und die Prinzessin Sophie, die 1889 den König Konstantin von Griechenland heiratete. Der Sohn der Queen Viktoria war der spatere Eduard VII., dessen Sohn, der jetzige englische König. Die Tochter Eduard VII., Maud, heiratete 1896 Haakon VII., den König von Norwegen. Alice, die jüngere Tochter der Queen, hei ratete 1862 Ludwig IV., Großherzog von Hessen. Der Ehe entsprossen der spätere Ernst Ludwig, Grobherzog von Hessen, und Alexandra, die 1894 Nikolaus, den Zaren von Rußland, heiratete. Der englischen Königssamilie entstammte weiter Arthur Herzog von Connaugth, dessen Tochter 1905 den Kronprinzen von vcyweoen, Gunav Avals, yeiralele. ivvö heiratete die letzte Tochter Beatrice der Queen Viktoria den Prinzen Heinrich von Battenberg. Dieser Ehe entsproß Vik toria Eugenie, die 1906 Alfons XIII., König von Spanien, heiratete. Weiter führt die Linie vom Herzog Franz von Sachsen- Coburg über den König Ferdinand von Portugal zum König Pedro von Portugal. Verwandtschaftliche Linien führen zum König von Sachsen. Friedrich August, führen weiter durch die Ehe mit der Tochter des Königs Georg von Sachsen, Maria Josepha, zum letzten Kaiser von Oesterreich. Dabei aber hat es noch nicht sein Bewenden. Der Herzog Franz von Sachsen-Coburg ist auch der Stammvater des Königs Ferdinand von Rumänien; er ist weiter durch die Ehe zwischen dem Prinzen August von Coburg-Gotha mit der Tochter des Königs Ludwig Philipp von Frankreich auch der Stammvater des bulgarischen Herrschergeschlechts geworden, und die letzte Linie läuft zum König Leopold I. von Belgien. Vom Sohn des Coburgers führt die Linie zu Stephanie, die 1881 den so tragisch ums Leben gekom menen Kronprinzen Rudolf von Oesterreich heiratete. Eine Tochter Leopold I. war Charlotte, die 1857 den in Mexiko erschossenen Kaiser Maximilian heiratete. Ueber Leopold II. führt die Linie auch zu den Bonapartes, denn dessen Tochter Clementine heiratete 1900 den Prinzen Napoleon. Und endlich ist auch der gegenwärtige König von Belgien, Albert, ein direkter Nachkomme des Herzogs Franz van Sachsen-Coburg. So sehen mir also, wie verwandt die Herrscherhäuser van Deutschland, Griechenland, England, Norwegen, Hessen, Ruß land, Schweden, Spanien, Portugal, Sachsen, Oesterreich, Rumänien, Belgien und Bulgarien waren. Das ist, wenn man den Ausdruck dafür gebrauchen will, eine internatio nale Verfippung der europäischen Dunastien.