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Beilage zur „Weißeritz-Teilung" Mittwoch, am 10. Ianuar 1934 100. Jahrgang Nr. 8 Kurze Notizen ^m?des Innern Grauert im Dienstgebäud'e ß.schm Mm.stenum^ auf, um ihm -um 43. G7buttÄa^sei7e Glückwünsche persönlich auszusprechen. o >. Siüuna des Senats nach den Weih- nachAeri/n leg e Mussolini den Gesetzesentwurf für die BZas una der Korporationen vor. Der Entwurf wird durch einen Sonderausschußes Senats geprüft werden. Der Finanzausschuß des Völkerbundes trat am Mon- einer Tagung zusammen. Nacy einer Ehrung des verstorbenen langjährigen deutschen Ausschußmitgliedes Melchior nahm der Ausschuß von dem Rücktritt des deut schen 'Mitgliedes Kempner Kenntnis. 8§kMW!'Ä L« SN und ihrer Unkergliederungen. In einem Nunderlaß des Obersten SA.-Führers heißl es über die Bezeichnung der SA. und ihrer Untergliede rungen u. a.: Die gesamte SA., d. h. alle der Obersten SA.-Füh- rung unterstellten Gliederungen, weiden in dem Vsgrifj Die S A. znsammengefaßt. Zur SA. gehören daher: Die eigentliche oder aktive SA. (sie setzt sich aus SA. und SS. zusammen), die SA.-Reseroe I und II, das NvKK. SA., SS., SAN. I, SAR. II und NSKK. bezeichnet man als' Gliederungen der SA. Der SA.-Mann ist die Bezeichnung für alle Angehöri gen der der Obersten SA.-Führung unterstellten Gliederun gen. Die Mehrzahl von SA.-Mann heißt SA.-Männer, nicht SA.-Leute. Der SA.-Mann kann daneben noch be zeichnet werden als SA.-Mann, SAR.-Mann, NSKK.- Mann. Der SA.-Mann kann sein: SA.-Führer (vom Sturm führer einschließlich aufwärts), SA.-Unterführer (vom Scharführer einschließlich bis Obertruppführer einschließ lich) und SA.-Mann (Rottenführer, Sturmmann, SA.- Mann). Daneben kann auch die Bezeichnung SS. (SAN., NSKK.)-Führer und -Unterführer verwendet werden. Alle noch nicht endgültig eingereihtcn oder überführ ten Angehörigen der SA., SS., SAN. und NSKK. tragen die Bezeichnung SA.-Anwärter (SA.-, SAN.-, NSKK.- Anwärter). Alle Gliederungen der SA. (SA., SS., SAR. und NSKK.) bestehen aus Einheiten. Die niedrigste Ein heit ist der Sturm; Sturmbann, Standarte usw. bis zur Obergruppe (Oberstlandesoerband) werden ebenfalls als Einheiten bezeichnet. Bei Trupps und Scharen spricht man von Untereinheiten. AbtMmg Messe in Ser Lversten SA-Führung Im Stabe der Obersten SA.-Führung ist mit dem Dienst- sitz München eine neue Abteilung Presse eingerichtet worden. Zum Abteilungschef ist mit Wirkung vom 15. Ianuar 1934 !vom Chef des Stabes der Vrigadeführer Wilhelm Weiß, Chef vom Dienst des „Völkischen Beobachter", ernannt wor- ! den. Ein Sonderreferat Information übernimmt als Refe- - rent der Oberführer Gerhard Ludwig Binz, der damit vom Stabe der Gruppe Berlin-Brandenburg in den Stab der Obersten SA.-Führung versetzt wird. Der Pressereferent § Obersturmführer Josef Bosch übernimmt in der neuen Ab teilung das Referat Pressestelle. MW MM Gerüchte um Men Lod Paris, 10. Ianuar. Stavisky ist, ohne das Bewußl- sein nochmals erlangt zu haben, der schweren Schußver letzung, die er sich beigebracht hat, erlegen. Der Slaais- anwalt konnte den Russen vor seinem Ableben nicht mehr vernehmen, so daß viele Zusammenhänge des Skandals unaufgeklärt bleiben werden. Als der verhaftete Direktor des Credit Municipal von Bayonne, Tissier, im Gefängnis von dem Selbstmordver such Staoiskys hörte, soll er ausgerufen haben: „Das ist unmöglich! Ein Mann wie Stavisky bringt sich nicht um". Auch der Rechtsbeistand Tissiers teilt diese Auffassung und erwartet eine gerichtsärztliche Untersuchung. Die Nachricht von dem Selbstmord findet nicht überall Glauben. In vie len Kreisen wird offen oder versteckt von einem Ver tuschungsmanöver der Polizei gesprochen, die, wie man be hauptet, einen für viele Persönlichkeiten stark belastenden Munn habe verschwinden lassen wollen. Selbst der Haupt schriftleiter der großen Tageszeitung „Le Jour", Leo» Bailby, erklärt: „Ein Mann wie Stavisky begeht nicht Selbstmord. Auch hier muß Klarheit geschaffen werden. Aber wo sind die Männer, die Mut genug haben, sich in diesen Hexenkessel zu wagen?" Der sozialistische „Popu- lmre" und die kommunistische „Humanite" erklären, Sta- vtzcy habe auch als Polizeispitzel gearbeitet. Dabei habe er in vieles Einblick gewinnen können. Jetzt, wo er un- bequem wurde, habe man ihn beseitigen wollen. Ja, die Urheber dieser Information versteigen sich sogar zu der ^hvusUsMll. daß zwei Polizeibeamte in aller Stille mit der Mission betraut worden seien, Stavisky ins Jenseits zu ve ordern. Man habe einen Selbstmordversuch nur vor- getauscht. Alber', so fährt das Blatt fort, „wie der Selbst mord des Barons Reinac nicht den Panama-Skandal ver- Maikowski-Prozeb sen wuroe, rrayenscyelne des Bayonner Leihhauses unker- zubringen. Darius habe daraus entsprechende Schritte im Landwirtfchaftsministerium und bei einer landwirtschaft lichen kreditkasss versucht, jedoch ohne Erfolg. als im Lause dieser Hauptverhandlung. Es ist ein grund legender Irrtum der Angeklagten, wenn sie meinen, sie hätten genau dasselbe Recht gehabt, für ihre politischen Ziele die Straße zu erobern und zu verteidigen, wie dies die natio nalsozialistische Bewegung für sich in Anspruch nimmt. Deutschland gehört den Deutschen und nicht den Knechten der asiatischen Seuche des Bolschewismus. Am Morgen des 31. Januar hörten mir mit Entsetzen von den Vorgängen in der Wallstraße. Durch dieses ge meine Verbrechen des 30. Januar haben wir die richtige Einstellung zur Beurteilung der gerichtlichen Tat im Sinne der Stimme des Volkes. Das Urteil muß sich gründen auf den obersten Leitsatz des nationalsozialistischen Strafrechts: Nicht die Person des Täters steht im Vordergrund, sondern die Gefährlichkeit der durch die Tat zum Ausdruck gekom menen Gesinnung. Grenzt die Tat aller, auch die der Mit läufer, an ein gemeinsames Verbrechen gegen das Leben, dann muß sich auch das entscheidend auf die Höhe der Strafe auswirken. Das freche Auftreten der kommunistischen Angeklagten und Zeugen in diesem Saal hat uns die Hinterhältigkeit und Gefährlichkeit der bolschewistischen kampfesweise vor Augen geführt, einer kampfesweise, die noch am Werke ist. In der wallstraße hängen Heuke zwar die Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern, aber wir wissen nicht, ob sich der Feind nicht nur getarnt hat. Geschäftsleute haben gebeten, in diesem Prozeß nicht als Zeugen anflreken zu müssen, weil sie den Boykott und kommunistischen Terror fürchteten. Gewiß sind inzwischen dem Kommunismus Schlüge versetzt worden, von denen er sich in Deutschland nicht mehr erholt. Aber hüten wir uns vor jener Großmut, auf die die Angeklagten speku lieren, und die zurzeit nichts anderes wäre, als unverant wortlicher Leichtsinn. Wir als Organe des Rechts sind Diener am Volke. Wir haben den Führern des Volkes die Bahn freizuma chen und sreizuhalten zu ruhiger Arbeit. Unsere Pflicht ist es, den geschlagenen Feind, der diese Arbeit stören kann, niederzuhalten, bis ihm auch jede Voraussetzung für sein verhängnisvolles Wirken genommen ist. Das Ziel dieses Prozesses ist nicht nur, Sühne zu finden für ein großes Verbrechen an der deutschen Freiheitsbewegung, sondern mit allen Machtmitteln des Gesetzes jene Bolschcwistenburg in der Wallstraße und Umgebung restlos auszuräumen und denen, die etwa noch auf den Gedanken kommen soll ten, Schindluder mit dem Staat oder seinen Organen trei ben zu können, mit aller Deutlichkeit klarzumachen, das Spiel des Bolschewismus in Deutschland ist verloren! 252 Jahre Zuchthaus und Gefängnis gefordert. Im Maikowski-Prozeß beantragte der Staatsanwali > gegen die Angeklagten, insgesamt 252 Jahre Frei- s Heils st rasen zu verhängen, und zwar gegen den An- l geklagten Schuckar wegen Landsriedensbruch als Rädels- i führer und Gewalttäter sowie wegen Raufhandels acht Jahre : Zuchthaus, gegen den Angeklagten Mühler wegen Land- fricdensbruchs als Rädelsführer und Beteiligung am RFB. ' sowie Raufhandels zwölf Jahre Zuchthaus, gegen den An geklagten Rossel wegen Landsriedensbruchs als Rädels führer und Gewalttäter, wegen Raufhandels, versuchten Mordes und unbefugter Schußmaffensührnng die höchst mögliche Zuchthausstrafe von fünfzehn Jahren, gegen den Angeklagten Flesch enberg wegen Landfriedensbruclis als Gewalttäter, versuchten Mordes, unbefugter Schuß- wasfenführung und Schußwafienvergehens die für Jugend liche zulässige Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis, gegen den Angeklagten Leese wegen Landfriedensbruchs, ver suchten Mordes und unbefugter Schußwaffcnführung elf Jahre Zuchthaus, gegen den Änge-laglen Woithe wegen Landsriedensbruchs, unbefugter Schußwassensührung und Raushandels sieben Jahre Gefängnis, gegen den Angeklagten Lhoratzky wegen Landfriedensbruchs als Rädelsführer und'Gewalitäter, versuchten Mordes, Ranfhandcls, unbefug ter Schußwaffenstthrung sowie Zugehörigkeit zum RFB. die höchstmögliche Zuchthausstrafe von 15 Jahren, gegen den Angeklagten Plessow wegen Landsriedensbruchs als Ge- wailtäter, versuchten Mordes, unbefugter Schnßwafsüir- fühcung und Ranfhandels insgesamt 15 Jahre Zuchthaus. Zum Strafmaß erklärte Staatsanwalt Ebert u. a.: Die Schuld aller Angeklagten, die beschuldigt sind, an dem Ueberfall beteiligt gewesen zu sein, der als Opfer den Tod eines großen Freiheitskämpfers für das neue Reich und eines tapferen Soldaten der Polizei gefordert hat, ist er wiesen. Nicht minder schwerwiegend und daher nicht minder verantmortungsreich für das Gericht ist die Frage der Strafe. Nicht das Schlangenhaupt der Rache soll uns leiten. Das wäre ein Verstoß gegen den Befehl des Führers, aber das Schwert der Gerechtigkeit in seiner vollen Schärfe muß uns Leitstern bei der Urteilsfindung sein. Es geht um Lebens fragen des Volkes, denn kaum je, abgesehen von dem großen Verbrechen am 27. Februar, ist uns die Maske des volks- nnd staatszerstörenden Bolschewismus mit solcher Heraus forderung entgegengetreten wie in diesem Verfahren. Wohl selten ist das Recht ans die Straße bei den Verfechtern der roten Revolution mit solcher Selbstverständlichkeit und Rück sichtslosigkeit geltend gemacht worden als in der Nacht des 30. Januar, und wohl niemals hat sich das Haupt des Kom munismus in einem Gerichtssaal frecher zu erheben versucht hindert hat, und ebenso wie der Selbstmord des Oberste» Henry die Dreyfus-Affaire nicht zu verstecken vermochte, dürfte auch der sogenannte Selbstmord «taviskys nicht de» Bayonner Skandal vertuschen. Die MM des Betrügers Ueber die Flucht Stavifkys aus Paris am Weihnachts abend sickern jetzt Einzelheiten durch. Ein Mitglied der Zei tung „La Volonte" namens Picaglio, der als Stavisky- Freund an der „Volonte" arbeitete, wurde am 23. Dezember von Stavisky angerufen. Stavisky fragte ihn, ob er, wie alle Jahre, seinen Weihnachtsurlaub in seiner Villa in Cer- voz verbringen werde Als Picaglio bejahte, antwortete Stavisky, daß er sich ihm anschließen werde. Am 24. De zember verließen sie im Auto Paris, übernachteten in Fon tainebleau und fuhren am 25. Dezember nach Dijon weiter. Sie unterbrachen jedoch unterwegs wegen schlechter Straßen ihre Autofahrt und reisten mit der Eisenbahn weiter. Da die Zentralheizung der Villa Picaglios in Cerooz nicht in Ord nung war, mietete Picaglio in seinem Namen eine Nachbar villa. Er verließ am 28. Dezember Cervoz wieder. Nach seiner Ankunft in Paris erfuhr er von dem Haftbefehl gegen Stavisky. Er reiste schleunigst wieder zurück und üoerbrachte Stavisky diese Nachricht. Stavisky erwiderte darauf, mit dem Revolver spielend: „Lebendig werden sie mich nicht kriegen." Picaglio reiste nach Paris zurück, nachdem er Stavisky erklärt hatte, daß er ihn nicht anzeigen werde, weil Stavisky sich während einer Krankheit seiner Tochter gegenüber sehr gefällig gezeigt hatte. Der Generalstaatsanwalt hat eine eingehende Unter suchung darüber angestellt, wie es vorkommen konnte, daß der Prozeß, der gegen Stavisky seit fünf Jahren vor der 13. Pariser Strafkammer anhängig ist, nicht weniger als 19mal zur Verhandlung anberaumt und ebensooft wieder auf später verschoben worden ist. Eine auslehenerregende Verhaltung Der Untersuchungsrichter hat den Direktor der satirisch politischen Zeitschrift „B«c et Ongles", Pierre Darius, ver haften lassen. Aus den Aussagen Darius' ergibt sich, daß die Zeitschrift im November 1932 Berichte über die gefälsch ten Kassengutscheine des Bayonner Leihhauses veröffentlicht hat. Auf eine Bitte des Leiters der „Volontö" seien diese Nachrichten dann berichtigt worden, und zwar dahin, daß keine gefälschten Scheine ausgegeben worden seien. Dann sei Darius mit Stavisky zusammengekommcn, und dieser habe geäußert, er wolle alle politisch-satirischen Wochen schriften in seine Hand bekommen und sich auf diese Weise vor allen Angriffen schützen. Darius habe dann diese Auf kaufsoperation in die Hand genommen, aber nur drei zu- sammenbringen können, nämlich „Bec et Ongles", „Är- tagnan" imd „Le Eri du Jour". Stavisky habe Darius dafür eine monatliche Zuwen dung von 15 009 Franken versprochen, und als Darius Be denken wegen des ständigen Eingangs dieser Snmme äußerte, habe Stavisky erwidert, er könne sein Versprechen natürlich leichter und sicherer halten, wenn Darius ihm Hel Bon gestern bis heute Die Beisetzung des Generals von Jalkenhayn. Auf dem Friedhof in Hage (Ostfriesland) fand die seiei- liche Beisetzung des Generals von Falkenhayn statt. Die Trauerfeier fand im Schloß der Fürstin zu Inn und Knyp- hausen in Lüttelsburg statt. Dem Sarge, der den Helm und den Degen des Verstorbenen trug, folgte der Sturmbann der SA.-Stanüarte 2 mit Sturmfahnen und der Standarten kapelle. Unter den Kränzen, die dem Sarge oorangetragen wurden, befanden sich solche des Kaisers, des Kronprinzen, der Reichswehr und der Generalität der alten Armee. Die große Zahl hoher Orden, darunter auch der Pour-le-mLrite, wurde vom Präsidenten des Ostfriesischen Kriegerbundes, Rentmeister Franzen dem Dahingeschiedencn vorangetragen. Auf dem Friedhof Hage, wo SS. und SA. Spalier bildeten, hielt Generalsuperintendent Schomerus nachmals eine Grab rede und schilderte den Verstorbenen als pflichttreuen Sol daten. Für die SA. legte Sturmbannführer Feltow einen großen Lorbeerkranz am Grabe nieder. Der neue thüringische Landesbischof gewählt. Der thüringische Landeskirchentag wählte mit 51 gegen 3 Stimmen Kirchenrat Sasse zum Landesbischof. Der bis herige Landesbischof, v. Reichardt, tritt aus Gesundheits rücksichten am 1. März in den Ruhestand. Königsbesuch in München. Aus Anlaß der Hochzeit des Grafen Toerring mit oec > Prinzessin Elisabeth von Griechenland sind zahlreiche Gäste in München eingetroffen, unter ihnen König Georg von Griechenland mit Gefolge. Prinz Nikolaus von Griechenland ! mit Familie, Prinz Peter von Griechenland, Prinz Paul von Südslawien, die Erbprinzen Hohenlohe-Langenburg und von Leiningen. Die Kronprinzessin Cecilie wird ebenso wie der König von Rumänien und der Kronprinz von Italien in München erwartet. Die Trauung findet am heutigen Mittwoch in Seefeld statt. Reichsstatthalter Ritter von Epp hat dem König Georg von Griechenland einen Besuch ab- gestattet. l i Die englische Beteiligung an der Genfer Ratstagung. Wie aus London gemeldet wird, wird Lord GeheiM- i sicgelbewahrer Eden an der am 15. Januar beginnenden Tagung des Völkerbundsrats, die etwa eine Woche dauern wird, teilnehmen. Zweifelhaft jedoch ist, ob Außenminister Sir John Simon die ganze Woche wegen der in London stattfindenden Kabinetts- und Ausschußbesprechungen über die Abrüstung in Genf bleiben kann, doch beabsichtigt er, wie seine Amtsvorgänger, an den periodischen Sitzungen des Völkerbundsrats teilzunehmen. Henderson wird den