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Weiheritz-Zeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippolöiswalöe, Schmieöeberg u. U. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— RM. - mit Zutragen; einzelne Nr. 10 Npfg. - :: Gemeinde-Verbanos-Girokonto Nr. 3 :: ; Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 - Postscheckkonto Dresden 123 48 Aelteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschaft, des Stadtrals und des Finanzamts Dippoldiswalde f Anzeigenpreis: Die 46 Millimeter breite - - Millimeterzeile 6 Npfg.: im Tertteil -I» 93 - - Millimeter breite Millimeterzeile 18 Npfg. - - Anzeigenschluß 10 Uhr vorm. D.-A. XII. 1335 - Hauptschriftleiter und verantwortlicher Anzeigenleiter: Felix Zehne ß.'. Druck undZVerlag: Carl§Zehne§inZDippoldiswatde Nr. 8 Mittwoch, am 10. Januar 1934 100. Jahrgang Hatzdokument der Saarregierung Die Antwort ans die Beschwerde der Deutschen Front Auf die Beschwerde der Deutschen Front über die Poli tik der Regierungskommission des Saargebiets erteilt diese eine Antwort, in der sie ihr Verhalten durch den Hinweis zu rechtfertigen sucht, daß die Zahl der von Nationalsozia listen begangenen „Terrorakte" im letzten Vierteljahr zuge nommen habe und daß der Saarregierung täglich Klagen aus den verschiedensten Teilen der Bevölkerung unterbreitet würden. Es gehe nicht an, die Verantwortung für diese Ausschreitungen sogenannten unverantwortlichen Elementen zuzuschieben. Die Antwort drückt dann das außerordentliche Bedauern der Regierungskommission aus, daß die Herren Röchling und Levacher, die seit vierzehn Jahren eng mit dem politischen Leben des Saargebietes verbunden seien, die Ein gabe der Deutschen Front unterzeichnet und ihre Parteien kürzlich nach langem Zögern der NSDAP unterstellt hatten. Die Regierungskommission betont zur Frage der Ver sammlungsverbote. daß geschlossene Versammlungen grund sätzlich erlaubt seien- Wegen zahlreicher Zwischenfälle jedoch seien nicht nur die geschlossenen nationalsozialistischen son dern auch die kommunistischen Versammlungen, alo für beide l „extremen Parteien" verboten worden. Die NSDAP aber, heißt es in der Antwort weiter, versuche die Verbote zu um gehen, indem sie unter der Bezeichnung „Elternabende", „Heimatabende" usw. Versammlungen veranstalte, in deren Verlauf einflußreiche Mitglieder der Partei über politische Ereignisse gesprochen hätten. Zum Schluß wird betont, daß die Regierung keine Bestimmungen der Notverordnungen zu bereuen oder abzuschwüchen brauche, zu deren Erlaß sie vor einigen Wochen gezwungen worden sei. Sie habe das feste Vertrauen, daß sie die Lage meistern werde; sie ver traue auf die tatkräftige Unterstützung des Völkerbundes, die der Regierung noch niemals gefehlt habe. Die Denkschrift habe die Zustimmung sämtlicher Mit glieder der Saarkommission gefunden, nur das saarländische Mitglied habe seinen abweichenden Standpunkt beibehalten. * Dieser Bericht der Regierungskommission an den Völker bundsrat ist getragen von ausgesprochenem Haß gegen die nationalsozialistische Bewegung, was nicht zu verwundern ist, wenn man weiß, daß der in der Regierungskommission beschäftigte, in Deutschland seit einiger Zeit strafrechtlich ver- i folgte frühere Oberregierungsrat Rietz ! er an der Avsaj- j sung des Berichtes maßgeblich beteiligt'ist. Das allein schon kennzeichnet die Tendenz und auch die Dokumente, auf die sich die Denkschrift stützt. Die Unterlagen, einseitig zusam mengestellt, sind kürzlich von einem anderen, ebenfalls von ! der Regierungskommission angestcllten, Emigranten namens Lehnert in seiner Eigenschaft als Polizeikommissar in Neunkirchen sichergestellt morden. Obwohl diese Dokumente ! erst jetzt bekannt geworden sind, versucht die Negierungs kommission, mit ihnen nachträglich ihre seinerzeitigen Ver ordnungen zu rechtfertigen. Aus jedem Work der Denkschrift geht die Verärgerung darüber hervor, daß das bewußte Deutschtum an der Saar sich gemäß der Neuordnung der Dinge in Deutschland ohne Unterschied der Partei mit dem Nationalsozialismus in der . Deutschen Front zusammengefunden hat. Der Versuch der ! Denkschrift, trotz dieser Einigung die Führer der früheren ! Parteien gegen den Nationalsozialismus auszuspielen, zeigt i am besten, wie wenig Sinn die Regierungskommission für j die geistige und vaterländische Einigung im Reich und an ! der Saar aufbringt. Allein der Umstand, daß die Regie, rungskommission bei ihren Maßregeln Nationalsozialismus und Kommunismus als „extreme Parteien" einander gleich stellt, genügt als Zeugnis für die Einstellung der Regierungs kommission. Sie glaubt, die Förderung der Beziehungen j des Saardeutschtums mit dem Reich als gesetzwidrige Nla- j chenschafken einer politischen Partei brandmarken zu kön- > nen, die sich auf ihre „auswärtigen Beziehungen" beruft. Auch das ist ein Zeichen für die mangelnde Objektivität der Saarregierung, denn laut Saarslalut ist die Saarregierung als Treuhänderin einer Bevölkerung eingesetzt, die auch Heuke nicht ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. ' Das deutsche Volk an der Saar wird trotz dieser Her- j ausforderung durch eine ihm aufgedrungene landfremde Re- j gierungskommission sich in seiner vorbildlichen Ruhe und seinem Ordnungssinn nicht wankend machen lassen. Alle j mehr oder weniger verschleierten Versuche, die Saarbevöl kerung in ihrer Einigkeit zu erschüttern, werden sie nur noch enger zusammenschließen im Kampf um die Wiedervereini gung mit dem deutschen Vaterland. Sertiilhes und MMes Dippoldiswalde. Vahnhossinspektor Emil Süß wird unter dem l. Februar nach Dresden-N. versetzt; an seine Stelle tritt Bahnhofsinspektor Johann Rahme! aus Eibau. Ulberndorf. Der dem Deutschen Ski-Verband angegliederte , Sportverein „Drei Tannen" hat in seinem Wintersport programm je eine Ausfahrt ins Altenberger Ski-Gebiet und nach dem Kohlberggebiet, weiter ein Sportfest in Ulberndorf mit Langläufen für alle Klassen und Sprunglauf aus der Arthur-Böhme Schanze, eine Fuchsjagd im hiesigen Gelände und ein Schauspringen auf der Arthur-Böhme-SchaNze fest gesetzt. Kipsdorf. Am 8. Januar fand im großen Saale der Tell- koppe die sehr gut besuchte Weihnachtsfeier des evangelischen Frauenbundes stall, zu Ler auch männliche Gäste geladen waren. Nachdem der Kirchenchor den mehrstimmigen Gesang „Auf Adlers flügeln" vorgctragen Halle, hielt Pfarrvikar Exner einen Lichi- bitdcrvortrag über seine Palästinareise. Es ist immer interessant, einen Augenzeugen über dieses bekannte Gebiet sprechen zu hören, der sclbstausgenommenc Lichtbilder von seltener Klarheit und Prägnanz vorführt. Der Redner konnte nur einen Ausschnitt aus feinen Reisebildern geben, nämlich das Kidronlal und Jerusalem in etwa 100 Aufnahmen. Wie alle Palästinareisende betonte er, daß jeder, der dieses Land mit Illusionen betrete, eine arge Ent täuschung erleben müsse; denn es biete, alles in allem genommen, den Anblick eines Trümmerhaufens, ein Bild von eitel Verwü stung, wo jetzt der Islam herrscht. Es ist wirklich kaum ein Stein aus dem andern geblieben, und die ehemals heilkräftigen Brunnen find trübe Kloaken geworden. Aber für den Christen bedeutet cs doch die Erfüllung einer Sehnsucht, wenn er den Boden betreten darf, auf dem «inst der Fuß des Heilandes hinieden wandelt«. Ist doch Ler Erdboden derselbe geblieben, und die Blumen auf dem Felde blühen in der alten Schönheit. Noch stehen im Garten von Gethsemane alle Oclbäume, die von Kennern aus 2000 Jahre ge schätzt werden. Noch heule wandeln die Frauen mit den Wasser- Krügen auf dem Kopf zu den alten Brunnen wie einst die Sama riterin. Man sah Lichtbilder von den allen Wassern, den Teichen Siloah und Bethesda, dem Hiobsbrunnen und der kostbaren Ma- ricnquelle, deren halsbrecherische Stufen die Frauen mit Sicherheit hinauf- und hinabslcigen. Sehr interessante Aufnahmen hatte der Redner von den berühmten Gräbern gemacht. Die unter dem!Na men Zacharias, Jakob und Absalom bekannten Grabstätten weisen noch teilweise aramäisch« Inschriften auf, also das Idiom, in dem Jesus gesprochen Hal. Auch ein moderner jüdischer Friedhof wurde gezeigt, nur Stein auf Stein- ohne Grün. Einen mohamedanischen Friedhof zu besichtigen war dem Redner nicht gelungen, selbst ge gen Backschifch dürfen die „Ungläubigen" diesen nicht betreten. Rian sah ferner Teilaufnahmen der weltberühmten Omarmoschee, jenem Märchengebilde aus lausend und einer Nacht, in buntem Mosaik strahlend mit den herrlichen Fenstern. Daneben die Mi- narcts, oon denen die Muezzin die Gläubigen zum Gebet aufrufen. Eine arabische Inschrift auf dem Felsendom kündet: „Christus ist nicht Gottes Sohn!" Vor dem Heiligtum steht die Kanzel, nicht weit davon sehen wir die mächtigen Arkaden, an denen am Wel lenende der Totenrichtcr di« Waage aushängen wird, um die Talen der Menschen zu wägen. Diese Heiligtümer dürfen nur ohne Schuhe betreten werden. Ein anderes Bild zeigte die alte Justi nian-Basilika, heute auch Moschee, von Rlesenzypressen umgeben. Ferner di« sogenannte Brunnenkapelle, ganz aus weißem Marmor mit vergoldeten Türmen und wunderbaren Fenstern. Sehr pla stisch war auch die Aufnahme der via dolorosa, des Schmerzens- weges, auf dem Christus gegangen ist, als er sein Kreuz trug, eine enge Gaff«, z. T. mit Bogen überdacht. In allen Straßen von Je rusalem sieht man heute die Jammergestalten der Aussätzigen, welche die Fremden anbelleln und um die sich niemand kümmert. Bilder aus dem Volksleben zeigten die Männer in Turban oder Pelzmütze, bei 40 Grad Hitze, den ganzen Tag müßig umherliegend mit der unentbehrlichen Nargileh. Die Juden, die Todfeind« der Araber, trogen den Fes und werden von diesen mit Gering- Schätzung behandelt. Unentbehrlich für alle sind die kleinen gedul digen, ausdauernden Eselchen, die übermäßig schwer beladen wer den, und auf deren Last sich der Besitzer noch zuletzt hinaufschwingt. Bilder aus den Kaffeehäusern und Limonadenslä'nden zeigten echte orientalische Wirtschaft! So sieht das „gelobte" Land heute aus. Attenberg. Das frühere Arbeitersportheim „Matz!-Hütte", das jetzt von Hitlerjugend, VdM. und Jungvolk benutzt wird, wurde am Sonntag im Rahmen einer kleinen Feier in „Franzl. Hütte" umgetauft. Zinnwaid. Die elektrische Lichtleitung, die infolge des Eis bruches l 4 Tage lang gestört war, da über 30 Masten um gebrochen waren, ist unter Zuhilfenahme hiesiger Arbeitsloser wieder soweit hergerichtet, daß die gute alte Petroleumlampe wieder beiseite gestellt werden konnte. Dresden. In der kleinen Ehrlichschcn Gestistskirche wurde am Dienstag der neue sächsische Landcsposnunenmeister, Pfarrer Teichert ans Langenbernsdorf durch Oberkirchcurat Wendelin feierlich in sein Amt eingewicsen, das vor ihm zwanzig Jahre lang Landcsposaunenmeister Adolf Müller im Dienste der Posauncnmisjion versehen hatte. Nachdem Pfarrer Vogel den Lebenslauf des neuen Vcreinsgeistlichen verlesen hatte, über reichte ihm Obcrkirchenrat Michael die Berufungsurkunde, l worauf Oberkirchenrat Wendelin die feierliche Verpflichtung ! vornahm. Nach gemeinsamem Gesang bestieg Pfarrer Teichert die Kanzel, um in seiner Predigt das Programni seiner Arbeit darzulegen. Die Posaunenstunde wurde von machtvollen Po saunenklängen umrahmt. Dresden. In der Kirche zu Leubnitz-Neuostra ist aus einer Rumpelkammer, die bis zu der vorjährigen Kirchen erneuerung bestand, ein schmucker Raum geschaffen worden, in dem jetzt ein kleines Heimatmuseum untergebracht worden ist. Das Museum zeigt Zinngeräte, Altarleuchter, Abendmahls geräte usw., ja sogar einige Funde aus der Steinzeit. Heidenau. Am Dienstagnachmittag stürzte auf der Staatsstraße Heidenau—Pirna die Zugmaschine einer Dresdner Firma infolge Versagens der Bremsen die Bö schung hinunter, kam jedoch auf der Wiese glatt zum Stehen. Der von der Zugmaschine mikgeführte erste An hänger dagegen stürzte um, während sich der zweite Anhän ger quer über die Straße legte, halb über der Böschung schwebend. Personen kamen nicht zu Schaden, auch der Materialschaden ist gering. SA.-Männer leiteten die ersten Hilfsmaßnahmen ein. Lößnitz. Am Bahnübergang in Dittersdorf bei Lößnitz war wenige Minuten vor der Ankunft eines Eiscnbahn- zugeS ein mit Langholz beladener Schlitten in den Schienen hängen geblieben und trotz Aufbietung aller Kräfte nicht wieder flott zu machen. Im letzten Augenblick schirrte der Kutscher seine Pferde auS", so daß diese gerettet werden konnten. Dagegen gelang es dem Schrankenwärter nicht, Len Zug durch Schwenken der Laterne zum Halten zu brin gen, so daß die Lokomotive den Schlitten mit großer Gewalt zur Seite schleuderte. Born«. Am Montag wurde ein arbeitsloser Mann aus Geithain fcstgenommen, der sich in betrunkenem Zustande in den Straßen herumtrieb. Er halte seine Unterstützung abge holt .und hatte das Geld alsbald vertrunken. Leipzig. Der Nat der Stadt Leipzig hak den von Frau Bürgermeister Noth gestifteten Ehrenteppich angenommen. ES handelt sich um einen Teppich, der von Leipziger Frauen und Mädchen während des Krieges zu Wohltätigkeits- Zwecken gestickt wurde. In einem goldenen Buche, daS dem Geschenke bclgegebcn wurde, sind die Spenderinnen für dieses Werk verzeichnet, außerdem gehört zu der Stiftung ein Sparkassenbuch mit einem ausgewertctcn Bestand von NM. 121,20. Der Teppich ist wiederholt bei feierlichen Ge legenheiten am Turm des alten NathauseS auSgehängt wor den, zum letzten Male beim Brigadetreffen. Leipzig. Ein Bewohner der Insel Sumatra hat am 26. Dezember um 15 Uhr einen Brief an die Leipziger Neuesten Nachrichten mit Neujahrsglückwünschen sür den Herrn Reichs präsidenten aufgegeben. Dieser Brief ist schon am 31. Dezember um 20 Uhr in Leipzig gewesen, ein Zeichen dafür, daß Ent fernungen in der Welt von heute eine nennenswerte Rolle nicht mehr spielen dank der Einrichtung der Luftpost in allen Gegenden der Welt. önandttein. Ein Leipziger Kraftwagen wurde von feinen Insassen den Gnandsteiner Berg auf völlig vereister Straße hinuntergeleitet. Der Wagen kam aber, trotzdem Führer und Mitfahrer ausgestiegen waren, um ihn von außen zu halten, ins Gleiten und raste schließlich zu Tal. Man fand den Wagen dann mit erheblichen, doch immerhin angesichts der sausenden Talfahrt glimpflich gebliebenen Beschädigungen am Fuße des Berges vor. Satzung i. E. Für die hiesige Bürgermeisterstelle, die aus geschrieben worden war, sind weit über 50 Bewerbungen ein gegangen. Ueber die Wiederbesetzung der Stelle wird dem nächst entschieden werden. Ban der Lubbe hingerichtet Leipzig. Die durch daS Urteil des 4. Strafsenats des NcichSgcrichlS vom 23. 12. 33 gegen den Maurer Marinus van der Lubbe aus Leiden (Holland) erkannte Todesstrafe ist, da der Reichspräsident von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch gemacht hat, heute morgen '/-8 Uhr in einem Hofe des Landgerichtsgebäudes durch Fallbeil voll streckt worden. Wetter sirr morgen Ziemlich heiter und im Flachlande verschärfte Nachtfröste mit örtlich Nebelbildung. Nach Ost drehende Winde.