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Weißeritz-Jeilung Tageszeitung un- Anzeiger sür Dippoldiswalde, Schmiedeberg u. A. Bezugsprel«: Für einen Monat 2.— R.-Mk. mit Zulragen; einzelne Nr. 10Rpfg. :: Gemeinde-Verbands-Girokonto Nr. S :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Aellefte Zeitung -es Bezirks Dieses Blalt enthält die amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannfchaft» -es Amtsgerichts, -es StaStrats und -es Finanzamts Dippvl-iswal-e Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 2S Rpfg., Eingesandt und Reklamen SV Reichspfennige Verantwortlicher Redakteur: Felix Jehne. — Druck und Verlag: Carl Iehne in DippolviswatSe. Nr. 102 Mittwoch, am 3. Mai 1933 99. Jahrgang Wegen Bauarbelken wird die Obergebirgische Poststraste zwischen km 28,600 (Abzweig der Strafe nach Hartmannsdorf) und km 33,300 (Kreuzung der Dorfstrahe mit der Staatsstraße in Hennersdorf) bis einschließlich 24. Mai 1933 für allen Fährverkehr gesperrt. Der Verkehr wird über die Straße Neubau—Hartmannsdorf —Lehnmühle—Reichstädt oder Hennersdorf umgeleitet. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, A ii/14 Allg. am 2. Mat 1933. Ml- ilÄ MtnlMiiW der Zur Abwickelung der Belieferung der noch in den Händen von Hilfsbedürftigen befindlichen Brot- und Butlerbezugsscheine wird im Einverständnis mit dem Arbeits- und Wohlfahrtsmini sterium die Geltungsdauer der Bezugsscheine bis zum 15. Mai 1933 verlängert. wokstaln'ts- und Jugendamt des llerii'ttskiiesoi'gevei'baiives ilmtskauptmannschatt vippoldiswalde, am 2. Mat 1933. Versteigerung. V Freitag, den 5. Mai d. I., nachmittags 2 Uhr, sollen In Obercunnersdorf bei Klingenberg 1 Bücherschrank, 1 Gitarre, 2 Fleischkörbe und 45 verschiedene Bücher (Klassiker-Werke, Brockhaus, Kons.-Lexckon u. oersch. a.) öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Eammclort der Bieler: Gasthof daselbst. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Seitliches und Sachfisches Dippoltlswaws. Die Aktion gegen die freien Gewerk schaften wurde auch in unserem Bezirke durchgeführt. Der Kreis-Betriebszellenleiter der NSBO. nahm mit Unterstützung von SA. das bei den Ortsausschüssen des ADGB. in Dip poldiswalde, Glashütte und Schmiedeberg sowie bei verschie denen Ortsverwaltungen der freien Gewerkschaften vorgefundene Derwaltungsmaterial in Verwahrung. Ebenso wurden die vorhandenen Kassenbestände, soweit cs sich nicht um gering fügige Beträge handelte, sichergestellt. — Anläßlich der 50-Jahrfeier des Landesverbandes Sachsen im Verein für das Deutschtum im Auslande hat die Industrie- und Handelskammer beschlossen, einen aus besonderen Mitteln bereitgestellten Betrag von rund 18 000 Mark der Handelshochschule Leipzig als „Grenzlandspende" zu stiften. Die Zinsen dieses Betrages sollen dazu dienen, die Pflege von Grenzlandfragen im Rahmen des Lehrbetriebes der Handelshochschule zu verstärken und die Erenzlandkunde zu fördern; insbesondere wird auch daran gedacht, Studienfahrten in das auslandsdeutsche Gebiet zu ermöglichen. Die Stiftung wurde gelegentlich der 50-Jahrfeier des Landesverbandes Sachsen im Verein für das Deutschtum im Auslande in Döbeln am 30. April und anläßlich der Uebergabe des neuen Studentenrechts an die Studentenschaft am l.Mai in Leipzig bekanntgegeben. — — Die Jung-Landsmannschaft Dippoldiswalde in Dresden will Sonnabend, den b. Mai, im „Schuster haus", Hamburger Straße, ein Frühlingsfest abhalten unter dem Molto „Auf nach Dippoldiswalde zur Kirschblüte", wobei für frohe Unterhaltung und Stimmung bestens gesorgt ist. Sonntag, den 14. Mai, soll auf einer „Baumblutpartie nach Cossebaude" Landsmann Preußler im „Rebengold" besucht werden. Am Festzuge am Tage der nationalen Arbeit nahm die Jung-Landsmannschast geschlossen mit Fahne teil, außerdem wurde von der Jugend der Wimpel der Heimatsbundjugend getragen. — Von den Tausenden sächsischer Landwirt, die trotz eigener Sorgen in opferwilligster Weise die schwerste Not des Circus Sarrasani durch namhafte Fultermittelspcnden für seinen erlese nen Tierpark linderten, haben Hundert« die ihnen gebotene Ge legenheit zum Besuch des Circus Sarrasani noch immer nicht ge nutzt. Am Sonntag, dem 7. Mai, ist Schluß: nur bis dahin kön nen die Karten noch ausgcnlltzt werden. Gegen das Auslaufen von Margarine. In letzter Zeil wird beobachtet, daß an manchen Stellen Gastwirtschaften und auch der wirtschaftlich besser gestellte Teil der Bevölke rung im Hinblick aus die erfolgte Kontingentierung in größe ren Mengen Margarine aufkaufen. Dies ist nicht nur ein Versuch, der Hilfsaktion für den notleidenden deutschen Bauer entgegeuzumirkcn, sondern vor allen Dingen sollten solche Käufer bedenken, wie viele Millionen deutscher Volks genossen wegen ihres vollständigen wirtschaftlichen Zusam menbruches gar nicht in der Lage sind, in ausreichendem Maße die hochwertigen deutschen Fette, und insbesondere deutsche Butter zu kaufen. Diesen Bevölkerungskreisen bleibl somit keine Wahl zwischen den nahrhafteren Fetterzeugnis sen der deutschen Landwirtschaft und Margarine. Wer der artige Aufkäufe für Margarine tätigt, bringt deshalb gerade die ärmsten Bevölkcrungsschichten in die Gefahr einer unge nügenden Fettversorgung. Gewerkschaften AederrafHeM MassenaMon - Lie Führer Wgenommen Schlagartig setzte im ganzen Reich eine bis ins einzelne durchorganisicrte Aktion, die die Gleichschaltung der Ge werkschaften zum Ziele hat, ein. Zwischen 10 und 11 Uhr fuhren vor den Gewerkschaftshäusern, die alle ihren Betrieb schon ausgenommen hatten, Lasiaukomobile mit SA.- und SS.-Leuten vor. Es wurden sofort nach einem vorher ge nau ausgearbeiteten Plan sämtliche Eingänge, die Trep penhäuser und die Direkkisnsbüros besetzt. Für jedes ein zelne Unternehmen war ein besonderer Leiter vorgesehen, der sich sofort mit dem Vorstand der betreffenden Gewerk schaft in Verbindung setzte und ihn über die Gründe und Ziele der Maßnahme unterrichtete. Die Belegschaft wurde dann nach den meist sehr kurzen reibungslosen Verhandkun- lungen mit dem Vorstand in einen größeren Raum, den Sitzungssaal oder Versammlungsraum gebeten, wo der be treffende Leiter der Aktion die Belegschaft über die Not wendigkeit der Maßnahme informierte und sie mit der zu künftigen Gestaltung der Gewerkschaften vertraut machte. Die Korridore, die einzelnen Zimmer, alles wurde durch SA. bewachr. In den Hauseingängen waren strenge Kontrollen eingerichtet, die niemand passieren ließen. Je der einzelne, der mit besonderem Ausweis das Gebäude verließ, mußte sich einer Kontrolle seiner Aktentasche bczw. mitgeführter Pakete unterziehen. Jede SA.-Abteilung führte eine Hakenkreuzflagge mit, die sofort auf dem Flag genmast des betreffenden Gebäudes gehißt wurde. In den Hausfluren und in den Ausgängen wurde das beschlag nahmte Material, meistens Schriften und Gcwerkschaftsblät- ter, deren Inhalt sich gegen die Regierung richtet oder de ren ganze Aufmachung nicht mit den heutigen Verhältnissen in Einklang steht, aufgestapelt. Besonderes Augenmerk wurde darauf gerichtet,' daß nicht Material beschlagnahmt wurde, welches zur reibungslosen Abwicklung des ganzen Betriebes gebraucht wird. Die Arbeit ging in allen Büros nach der Ansprache des Aktionsleilers weiter. Die Arbeiter und Angestellten wur den aufgefordert, auf ihren Posten zu bleiben; es wurde je dem sreigestellt, seine Arbeit niederzulegen, wenn er aus politischen Gründen glaube, seine Pflicht nicht mehr erfül len zu können. Luchau. Die vor nicht allzulanger Zeit jedenfalls durch Brandstiftung in Flammen aufgegangene Scheune des Guts besitzers N. Kunath ist bereits wieder soweit aufgebaut, daß sie am Sonnabend gehoben werden konnte. Johnsbach. Als einer der ersten Vereine des Bezirkes dürfte wohl der hiesige Turnverein am Sonntag sein An turnen abgehalten haben. Um I Uhr stellten Turner, Turne rinnen, Jugendturner und Kinder im Oberen Gasthof zum Ausmarsch. Froher Turnersang und Marschweisen des neu belebten Vereinsspielmannszuges brachten einen guten Gleich- tritt in die Reihen der Zugteilnehmer. Bald begann das turnerische Treiben auf dem Platze. Der Abend führte die Mitglieder des Vereins noch zu einem flotten Turnerball zu sammen, wo Turner am Reck und Turnerinnen am Stütz barren Proben ihres turnerischen Könnens ablegten. Höckendorf. Die nächste Mütterberatungsstunde findet am Donnerstag, dem 4. Mai, nachmittags von 2 bis 3 Uhr, in der Schule statt. Altenberg. Aus dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis wurden aus Anlaß des nationalen Feiertages der deutschen Arbeit am Sonntag folgende 13 Cchutzhästlinge entlassen: Hellmut Bött cher und Georg Kretzschmer aus Reinhardtsgrimma, Erich Städler aus Lungkwitz, Ma.r Berndt und Reinhard Richter aus Reichstädt, Richard Grundmann aus Possendorf, Hermann Rehn aus Glashülte, Erich Börner aus Höckendorf, Alfred Kärnth aus Cunnersdorf, Walter Dürigen und Kurt Lange aus Coßmannsdorf, Erich Werner aus Dippoldiswalde und Albert Münzke aus Bcerwaldc. Das Gerichtsgefängnis ist zur Zeit noch mit 85 Cchutzhäftlingcn belegt. Georgenfeld. Das Arbciter-Sportheim Gcorgenseld wurde am Sonnabend polizeilich geschlossen. Lungkwitz. Am Sonnabend schnitzelte der 1 l jährige Schüler Enderlein aus Wiltgensdorf nach dem Schulbesuch von einer Telegraphenslange ein Hakenkreuz ab und sagte auf Befragen eines Luugkwitzcr Einwohners, daß er die Hakenkreuze entferne, damit der Sowjetstern Platz habe. Als der Einwohner ihn am Handgelenk faßte, nahm E. das Messer und versuchte den Einwohner in die Hand zu schneiden, um flüchten zu können. Auf Grund der Erörterungen wurde bei dem Vater des E. eine Durchsuchung vorgenommen und hier bei Druckschriften und ein Dolch beschlagnahmt. gleichgeschattet Insgesamt sind beim ADGB. und seinen Nebenorgani- sationen rund 50 Verhaftungen innerhalb des Berliner Be zirks vorgenommen worden. Unter den Verhafteten befin den sich auch die bisherigen Führer des ADGB., Leipart und Grahmann, sowie der frühere sozialdemokratische Reichs- arbeiksminister Wissel, der in der Arbeiterbank angetroffen wurde, als die Aktion vor sich ging. Wissel erklärte zwar» nichts mit der Arbeiterbank zu tun zu haben und nur er schienen zu sein, um sich nach seinem Guthaben zu erkundi gen; er wurde jedoch in Haft genommen im Zusammenhang mit der vorgesehenen Nachprüfung der bei der Arbeiterbank liegenden Guthaben der bisherigen Führer der Freien Ge werkschaften und prominenter Sozialdemokraten. Aus einem Preffeempfang erklärte Dr. Ley, es sei Anweisung ergangen, die Schutzhäftlinge fürsorglich zu behandeln. Leipart und Grahmann seien nicht ins Gefängnis, sondern in ein Hospi tal überführt worden, weil sie leidend seien. Schvt dem Arbeiter In Verfolg der Akimnen gegen die Gewerkschaften traf Staatskommissar Engel im Gewerkschaftshaus am Michael- Kirch-Platz em und gab vor den Angestellten und Arbeitern ausführliche Erklärungen ab. „Wir wollen", so erklärte Staatskoinmifsar Engel, „dem Arbeiter ein menschenwürdi geres Dasein geben, die Ehre des Arbeitsdaseins; es darf niemanden geben, der, wenn er sein Leben lang gearbeitet hat, im Alter als Bettler daslehen muh. Heute gehe es darum, mit Taten das Volk zu gewinnen. Die Nationalsozialisten lehnen es grundsätzlich ab, so betonte der Staatskoinmifsar, jemanden unter Druck zu setzen, Mitglied der NSDAP, zu werden. Lernen könne man nur aus der Geschichte, und die Geschichte habe bewiesen, daß das frühere System versagt habe. Was nützt dem Arbeiter ein Tarif vertrag, so sagte der Staatskommissar, wenn er bei der Arbeit zum Bettler wird. Zum Schluß sprach er die Bitte aus, daß jeder weiter seine Pflicht erfüllen solle. Wenn jemand Unterstützung brauche, stehe er ihm jederzeit zur Verfügung. Jeder müsse Vertrauen der neuen Führung entgegenbringen, und es geschähe nichts, was gegen die In teressen der deutschen Arbeiterschaft gerichtet sei. Alle Maß nahmen würden in den Dienst der arbeitenden Massen ge stellt. Die Unkerstühungsbeträge werden weiter bezahlt, und die Kassenbeträge sind überdies so sichergestellt, dah auch jeder Kleinkarsdorf. Am Sonntag wurde von dem Gendar merie-Posten Possendorf und dessen Hilfspolizei eine Durch suchung im Schrebergarten des in Schutzhaft befindlichen Kommunisten Nowotny vorgenommen und hierbei in einer Eisenbahnschwelle, die als Zaunsäule benutzt worden war, I Militär-Karabiner, l Armeepistole, l Tesching und Munition verschiedener Art, die einen Eimer füllte, gesunden. Dresden. Am Sonnabend fuhr im Stadtteil Omsewitz eine 33 Jahre alte Frau auf einem geliehenen Fahrrade den steilen, holprigen und mit großen Abschlägen versehenen Kirch weg abwärts. In der Kurve verlor sie die Gewalt über das Rad und fuhr gegen den Stacheldrahtzaun einer Viehkoppel. Hier wurde sie von ihrem Ehemanne schwer verletzt aufge funden. An den Folgen des Sturzes starb sie kurz nach ihrer Einlieferung in das Krankenhaus. Dresden. Da im Freistaat Sachsen der größte Teil der Eewerkschaftshäuser bereits besetzt und die Gleichschaltung schon vorige Woche durch Einsetzung von Kommissaren erfolgt war, konnte sich die für das gesamte Reichsgebiet angeordnete Groß aktion gegen die Gewerkschaften in Dresden und auch in den meisten anderen sächsischen Städten auf die Schließung einiger weniger Institute beschränken. So wurden die Arbeiterbank in Dresden und Geweikschastsheime in einigen kleineren Orten besetzt. Der Gewerkschastssekretär Krüger—Dresden wurde am Dienstag früh festgcnommen. Außerdem befanden sich, wie erst jetzt mitgeteilt wird, bereits seit einigen Tagen mehrere Gewerkschastsangcstellte wegen versuchter Sabotage in Schutz haft. Zu Zwischenfällen ist es bei der Durchführung der Aktion am Dienstag nach den bisher vorliegenden Meldungen nicht gekommen. Olbernhau. Die deutschen Eisenbahnzüge der Strecke Olbern hau- Deutsch-Neudorf fahren auf etwa I >/? Km durch tschechi sches Gebiet. Die tschechischen Behörden hatten nun verbaten, daß die deutschen Eiscnbahnzüge am l.Mai geschmückt durch das tschechische Gebiet fuhren. Wetter für morgen Nur vorübergehend auffrischende Winde, vorwiegend aus östlichen Richtungen. Keine wesentliche Tempcraturänderuug. Bewölkung von wechselnder Stärke. Gewitterneigung, sonst in der Hauptsache niederschlagsfrei.