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Die Agrarpolitik muß die schwere Krisis der Landwirt schaft tatkräftig überwinden helkn. Die Stärkung des Deutschen Bauerntums bedeutet die Erhaltung deutsche! Lebenskraft. Eine großzügige Siedlungspolitik muß die volle Ausnutzung des deutschen Raumes im Kampf gegen die Wirtschaftsnot und die nationale Bedrohung deutschen Bodens uno Volkstums bringen. Die wirtschaftlich« Stützung des Ostens ist eine nationale Notwendigkeit erste« Ranges. ' Die Finanzreform muß durch planmäßige Herabsetzung und Begrenzung der Ausgaben die Wirtschaftskraft des deutschen Volkes wieder Herstellen, das Steuersystem ein« gerechte Verteilung der Lasten und eine Hebung des Ver- antwortungsbewußtseins der öffentlichen Körperschaften be wirken Die Innenpolitik muß dem Ausbau der Republik zum Volksstaat und einer politisch und wirtschaftlich immer dringlicheren Reichsreform dienen. Nächste Aufgabe ist eine Wahlreform, die an-die Stell« der Liste wieder die Persönlichkeit setzt, das Vertrauensver hältnis zwischen Wähler und Abgeordneten wieder her stellt, dadurch den Einfluß von Geld auf die Auswahl der Volksvertreter verhütet und den Wähler vor dem Miß brauch seiner Stimme für undurchsichtige Interessen schützt Die Reichsreform muß endlich durchgeführt werden Die Neugliederung des Reiches muß unter Wahrung des Heimatgefühls über veraltete erbdynastische Grenzen hin weg das deutsche Volk von dem schwerfälligen und kostspie ligen Nebeneinander, Durcheinander und Gegeneinander von Parlamenten und Behörden befreien. Ein einfacher, klarer und sparsamer Berwaltungsaufbau muß die öffentlichen Ausgaben vermindern, die Verwaltungstechnik verbessern und Korruptionsgefahren vorbeugen. Das Berufsbeamtentum ist eine unentbehrliche Stütz« von Staat und Verfassung. Ueber Anstellung und Beförde rung soll Leistung, nicht aber parteipolitische Zugehörigkeit entscheiden. Die deutsche Kulturpolitik muß mehr als bisher in den Vordergrund treten. Sie hat die Einheit des deutschen Geistes unter gerechter Berücksichtigung seiner religiösen und weltanschaulichen Mannigfaltigkeit zu pflegen. Das starre Berechtigungswesen ist auszulockern. Eine starke Außenpolitik kann nur von einer innerlich geschlossenen Nation geführt werden. Sie hat die Lebens- notwenoiakeiten des deutschen Volkes in der Welt zur Gel tung zu bringen und die deutsche Mitwirkung wettpolitisch im Geiste des Friedens und der Freiheit der Nationen ein zusetzen. Nachdem die Rheinlandbefreiung erreicht ist, steht die deutsche Außenpolitik vor neuen großen Aufgaben. Si« muß die Welt von der Unhaltbarkeit der Diktate von Ver sailles und St. Germain mit ihren verhängnisvollen Aus- , Wirkungen überzeugen. Die Kräftigung des Deutschtums im Auslande und der Schutz der deutschen Minderheiter ist eine deutsche Schicksalsfrage. Angesichts der unaufhör- , lichen Rüstungen unserer Nachbarn ist die Landesverteidi gung ein Gebot der Selbsterhaltung. j Die Männer und Frauen, die unter dem Druck dk - Stunde sich zusammengefunden haben und sich mit dies« > Rechenschaft über Gründe und Ziele der Deutschen Staats- ! Partei an das deutsche Volk wenden, hatten ihren Kreis ! noch in keiner Weise für geschlossen. Sie wissen sich frei von politischer Engherzigkeit und klassenmäßiger Gebunden- heit. Sie wollen den Anstoß geben für einen Zusammen- ! schluh auf breitester Grundlage. i Wir rufen die junge Generation, wir rufen die Staats- ! bürger, di« des parteipolitischen Haders überdrüssig sind, st eine neue und junge Front. ! Vorwärts zur wahrsten Sammlung, vorwärts sm deutsche Volksgemeinschaft. Größe, Einheit und Freiheit! - i Allerlei Neuigkeiten Drei Verbrecher verüben 104 Straftaten. Von Beam ten des Dortmunder Einbruchskommissariats sind vor kur zem drei Einbrecher festgenommen worden. Es ist im Laufe der Untersuchung gelungen, dieser Einbrecherbande 98 Ein brüche und sechs Raubüberfälle nachzuweisen. Ungefähr 70 dieser Einbruchsdiebstähle wurden innerhalb der Stadtge meinde Dortmund ausgeführt, während der Rest auf das - ganze Industriegebiet entfällt. Während die Einbrecher in der ersten Zeit ihre Raubzüge auf Fahrrädern ausführten, sind sie später dazu übergegangen, Automobile, die auf der j Straße standen, dazu zu verwenden. Nach guten Beutezügen ; unternahmen die Mitglieder der Kolonne Vergnügungsfahr- - ten, die sie bis nach Bremen, Kiel, Hamburg und Berlin > ausdehnten. ! Großer Zuwelen- und Sunstdiebstahl in London. Bei einem großen Juwelendiebstahl im Londoner Stadthaus von Lord Minto wurden außerordentlich wertvolle Pretiosen entwendet. Den Dieben fiel auch ein echter Reynolds, und zwar ein Porträt der ersten Gräfin Minto, in die Hände. ; Der Wert der gestohlenen Gegenstände wird auf 32 000 Pfund Sterling geschätzt. Slraßenlumult in Liverpool. In der Netherfield Road zu Liverpool ist es zu einem Straßentumult gekommen, der auf Religionsgegensätze zurückzuführen war und bei dem sowohl auf feiten der Polizei wie im Publikum eine ganze ; Anzahl von Personen verletzt worden sind. In dem Stadt- f viertel, in dem der aggressive englische Protestantismus < früherer Perioden noch sehr stark vertreten ist, hatte sich das ' grundlose Gerücht verbreitet, daß der römisch-katholische - Bischof von Liverpool dem Viertel einen Besuch abstatten f weroe, um ein dort im Bau befindliches Kultgebäude zu - besichtigen. Es sammelten sich darauf in den in Betracht j kommenden Straßen große Maßen erregter Menschen an, s und an verschiedenen Stellen wurden Plakate und Zettel § mit den Worten „Keine Papisterei!" angebracht. s Boolsunglück auf der llnlerweser. Auf der Unterweser in der Nähe von Lankenau kentert« ein mit neun Personen besetztes Segelboot, wobei der Besitzer des Bootes und ein ISjähriger Dentist ertranken. Die übrigen sieben Personen i tonnten gerettet werden. Fünf Perfoa«! ertrunken. Am Strand bei Caen in der ! französischen Bretagne ist ein mit sechs Personen besetztes Fischerboot umgeschlagen. Nur ein Insasse konnte gerettet werden. Schwer» Antounglück. Auf der Straße Weilheim- München ereignete sich bei Starnberg ein schweres Auto- . Unglück. Ein Kraftwagen wollte einen anderen Wagen über- s bottn und rannte dabei gegen einen Baum. Von den drei Ansätzen wurde ein Herr getötet, eine Dame wurde schwer verlegt. Der Wagenführer erlitt Kopfverletzungen. Das Sküo wurde vollkommen zertrümmert. Führer und Beglei terin stammen aus Heidelberg. Bei dem getöteten Mit fahrer handelt es sich um einen in Grünwald ansässigen Schriftsteller. Ein sonderbarer Fall von Maßensuggestto», Aus dem lüditalienischen Erdbebengebiet, in dem die V-Mrgung mit Lebensmitteln, die Pflege der Verwundeten, die Bergungs- und Aufräumungsarbeiten planmäßig und reaelmäßig vor sich gehen, wird ein sonderbarer Fall von Massensuagestion gemeldet. In Avella hatten sich etliche hundert Menschen in i einer Kirche zu einem Dankgottesdienst versammelt, als aus unerklärlichen Gründen die Menge plötzlich den Eindruck be kam, daß von der Decke des Hauptschiffes Teile der Stuck oerkleidung abfielen. Sofort brach in der Kirche eine Panik aus, und alles stürzte zum Ausgang. In dem Gedränge wurden zahlreiche Personen verletzt, darunter einige schwer. Grobfeuer in Bukarest. In einer Fabrik vegetabilischer Oele und chemischer Produkte in Bukarest brach ein Brand aus, der allmählich einen solchen Umfang annahm, daß die Tätigkeit der Feuerwehr sich gänzlich nutzlos gestaltete. Das Feuer dauert noch an. Der Schaden übersteigt 20 Millionen. Großer Lagerbrand ln Malaga. In einem Lagerschup pen in Malaga, in dem 500000 Kilogramm Olivenöl auf gestapelt waren, ist ein Brand ausgebrochen, der auf andere Lagerschuppen überzugreifen droht, in denen sich 7 Millio nen Kilogramm Olivenöl befinden. Der Sachschaden beträgt schon jetzt 2 Millionen Peseten. Strenger Winter in Neuseeland. In Neuseeland herrscht dieses Jahr ein ungewöhnlich strenger Winter; an einigen Orten fiel Schnee, für Neuseeland ein ungewohntes Natur ereignis, da seit mehr als 30 Jahren kein Schneefall beob achtet wurde. Eine deutsche Anstauschlehrerin für Amerika. Die Hamburger Schulleiterin Alice Pollitz ist als erste deutsche Lehrerin einen Austausch für die Dauer eines Jahres einaegangen, und zwar mit einer Lehrerin der Watcom-Hoch- schule in Bellingham (Washington). U. B. z. Die Hamburger Schulleiterin Alice Pollitz. Aus dem Gerichtssaal Ziegler moralisch verurteilt Das Große Schöffengericht in Burg verkündete am Montag mittag nach ausgedehnter Beratung im Ziegler- Prozeh folgendes Urteil: Der Angeklagte Schmiel wird we- , gen Beleidigung des Kriminalkommissars Ziegler zu 30 RM Geldstrafe oder 3 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Ehefrau Elli Schmiel wird freigesprochen. In der Begründung wird ausgesührt, daß Schmiel in drei Fällen der Wahrheitsbeweis geglückt ist, daß also Zieg ler in diesen drei Fällen zweifellos Meineide geleistet hat. Schmiel mußte wegen formaler Beleidigung verurteilt wer den. — Ziegler liegt an dem während der Sonnabendver handlung erlittenen Nervenzusammenbruch im Burger Kran kenhaus. Ziegler wird sich in der nächsten Zeit wegen Mein eides zu verantworten haben. Noch am Montagabend ist Ziegler von Beamten des Polizeipräsidiums Magdeburg verhaftet und in das Magdeburger Untersuchungsgefängnis übergeführt worden. Die Hebung des Kreuzer» „Hindenburg" in Scapa Flow. Der deutfch« Kreuzer konnte nach langen Vorarbeiten schließlich gehoben werden, strandete jedoch erneut, als er abgefchleppt werden sollte. M SeMMluM WWW; Wer Milberg. -Dresden. Der Vorstand vom Landesverband Mest- sachsen der Deulschnationaien Volkspartei nahm zu den Vorgängen in der Partei eine Entschließung an, in der er sich einmütig in allen seinen Gliederungen hinter den Par teivorsitzenden Geheimrat Hugenberg stellt und sein Tun billigt. Aus dem italienischen Schreckcnsgeblet. U. B. z.: Die Leitung des großen Lazarcttlagers, das von mili tärischen Sanitätsabteilungen bei Ariano unter freiem Himmel ausgebaut ist. In dem Lager sind mehrere Tausend Verletzte aus den Städten Ariano und Melfi unlcraebracht. Die letzten ihres Stammes. Die Schutzmaßnahmen der preußischen und anhaltischen Regierung zur Erhaltung des Biberbestandes an der mittleren Elbe und unteren Saale haben sich bewährt. Der Bestand der Biber hat sich nach sorgfältiger Zählung des ausge zeichneten Biberforschers, Amtsmanns Behr-Steckby, als Ver trauensmannes der Staatsregieruug von 188 Bibern und , l4l Baue im Jahre l0l3 auf 263 Biber und 154 Baue im Jahre 1029 erhöht. Leider sind im Jahre 1929 auf- - fallend wenig Jungtiere festgestellt, nur 31 auf 201 Alttiere, wahrscheinlich eine Folge des grimmigen Winters 1928/29. ! Die bisherigen günstigen Ergebnisse des Biberschutzer lassen ! die Bestrebungen auf Erweiterung durch Schaffung eines vergrößerten Biberschutzgebietes durchaus gerechtfertigt erscheinen. MMMmgbttMMMeil. Suck 6er ürbeltnekmer mltverantioorllick. Das Landesarbeitsamt Dortmund hat in der Klage einer Familie gegen eine Mühlenfirma, die einen Angestellten nicht richtig versichert hatte, so daß, als er starb, seine Hinterbliebenen erheblichen Schaden erlitten, das Urteil des Arbeitsgericht be stätigt, daß der klagenden Familie 2/z ihrer Forderung zu- gebilligt hatte. Wegen des einen Drittels, das die klagende Partei zu tragen hat, sagten Arbeitsgericht und Berufsinstanz, daß der Angestellte sich selber hätte darum kümmern müssen, ob er richtig versichert sei; Voß er das offenbar nicht getan habe, sei eine Nachlässigkeit gewesen. Unbeschadet des Spruches, den die Revisionsinstanz fällen wird, hebt die Vela, Vereini gung der leitenden Angestellten e. V., die Bedeutung der Tat sache hervor, daß die arbeitsgerichtlichen Instanzen eine Ver pflichtung der Arbeitnehmer festgestellt haben, auf ihre Ver sicherung „mit aufzupassen". Es wird zumindest zu empfehlen sein, daß der zu Versichernde sich nicht darauf verläßt, daß „schon alles in Ordnung sein werde". Oertliches und Sächsisches. kuppenckork. Am Sonntag feierte der Dippoldiswalder Zweigverein der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung sein Jahresfest in unserer Gemeinde. 3m Festgottesdienst nach mittags 2 Uhr im durch Gemeindeglieder und auswärtige Gäste leidlich gefüllten Gotteshause predigte Pfarrer Gottlieb aus Dresden (Trinitattskirche) über 2. Am. 1,7. Er gab zu nächst einen geschichtlichen Rückblick und zeigte, wie seit dem 16. Jahrhundert am Ende ^«des ersten Drittels jedes Jahr hunderts für unsere evangelische Kirche bedeutungsvolle Er eignisse eingetreten seien. Sodann erklärte er das Wesen des christlichen Geistes im Anschluß an den Tert. Kein schwäch licher Geist der Furcht ist er, der Geist aus Gott ist vielmehr ein Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht. Mit großer Andacht folgte die Gemeinde den gedankentiefen Worten des Festpredigers, der selbst 17 Jahre in der Diasporaarbeit ge standen hatte. Die Kollekte ergab 22 RM. — Nach dem Gottesdienst ließ der Dippoldiswalder Posaunenchor unter Leitung des Herrn Schmidt auf dem Friedhof einige Lieder erklingen. Die sich anschließende Nachversammlung im Gasthof wurde eröffnet nach Darbietungen des Posaunen chors und dem Gemeindegesang: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend", durch eine Ansprache des Vorsitzenden des Zweigvereins, Pfarrer Ludwig, Reinhardtsgrimma, in der er zunächst den Gästen, der Gemeinde, dem Posaunenchor herzlich dankte. 14 Jahre sind seit dem letzten Gustav- Adolf-Fest in Ruppendorf verflossen, eine Zeit, reich an Er schütterungen für unser Volk. Ob wohl das Volk daraus gelernt hat? Für das innere Leben unserer Kirche seien solche Zeiten stets Segenszeiten. Das Evangelium geht nicht unter. Der Redner sprach dann vom Lutherdenkmal in Worms, besonders von den drei allegorischen Städte- figuren: der protestierenden Speyer, der trauernden Magde burg, der bekennenden Augsburg. Unser Gustav-Adols- Verein sei kein Kampfverein, wohl aber ein Prokestanken verein im edelsten Sinne des Wortes. Wir wollen jedem Katholiken seinen Glauben laßen, müßen uns aber entschie den wehren, wenn man uns bekämpft. Es gälte einig sein. Die trauernde Magdeburg sei infolge Uneinigkeit unler gegangen. Das Augustanajahr lege uns besondere Bekennt- nispflichten auf, auch dem Gustav-Adolf-Verein. Es gilt, das Evangelium umzusehen in Tak, Wahrheit und Leben. Man habe den Gustav-Adolf-Verein mit Unrecht Bauvereln genannt. Gewiß muh er auch bauen, aber nur, damit das Evangelium durch Wort und Tat verkündet werden könne.