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- komsn von s?odslt 6ral >VIv!csndmg bü.Fortsehung So haue er denn schweigend zugesehen, sein Mit leid tapfer bekämpft und sich heimlich an Reitlingers Standhaftigkeit erfreut, mit der er seinen Kummer trug, ohne auch nur den leisesten Versuch einer neuen Annäherung zu machen. Ganz im verborgenen aber hatte er eifrig ge schafft und gewirkt. Er hatte einige geheime Untcr- redungen mit Schindelhuber gehabt, dann war er direkt mit den Direktoren jener Elektrizitätsgesellschast in Verbindung getreten und war nicht mehr weit von dem ungeduldig erwarteten Augenblick der freudigen Heberraschung, mit der er zwei junge liebeglühende Herzen glücklich machen konnte! Die Elektrizitätsgesellschaft war damals durch das plötzliche Abbrechen der Unterhandlungen von feiten Reitlingers in die peinlichste Verlegenheit geraten. Alle ihre Projekte waren dadurch umgestotzw, sie war K der bestimmten Voraussicht, die Wasserkraft zu er werben, Verpflichtungen eingegangen, aus deren Er- Mllung sie nun von allen Seiten gedrängt wurde, Mrd konnte keine andere Kraft finden! So hatte denn Herr Bräuner offene Türen und offene Hände vorgefunden. Ein Angebot in der Höhe tzvn 200 VON Kronen hatte er bereits in der Tasche — aber er hoffte, es noch um die Hälfte hinauf schrauben zu können. Wie hatte er sich aus den Moment gefreut, in welchem er Hanns und Berta diese Offenbarung machen wollte — vielleicht in wenigen Tagen schon! Und jetzt dieser Schrecken! In banger Angst eilte er hinauf ans Lager des Hpanken, bei dem Franz seinen Burschen als Schild wache ausgestellt hatte. Als Hanns den Eintxetenden erblickte, starrte er Kn an wie ein Gespenst, dann brach er in ein un heimliches lautloses Schluchzen aus! Herrn Bräuner blieb nichts anderes übrig als eiligst das Zimmer zu verlassen. Ja — da war wohl kein Zweifel: der war Wver gemütskrank...! Vielleicht für sein ganzes Wen...? Und wer war schuld daran...? Und Awtä... . ? Wie würde sie das ertragen? Gott — MD mit einem Wort, mit einem leisen Hoffnungs schimmer hätte sich das vielleicht verhüten lassen! Noch am selben Abend mußte Franz' Bursche eiligst mit einem Telegramm nach Grumman. ES war adressiert an Professor Hofer, einen renommier ten und der Familie Bräuner engbefreundeten Wiener Psychiater und enthielt die dringende Bitte, sofort her- zukommen. Nach 24 Stunden war er da. Mittelgroß, etwas dicklich, bartlos, struppig zurückgekämmtes Saar, leb hafte graue Augen, urgemütlich, kurz, angebunden und auf den ersten Blick Zutrauen einflößend. Er wünschte, dem ahnungslosen Reitlinger nicht als Arzt zugeführt zu werden und entschied sich nach kurzer Beratung für die Rolle eines KreundÄ Herrn Bräuners, der Grummbach kaufen wollte. Das moti vierte nicht nur seine Anwesenheit glaubhaft, sondern gab ihm auch Gelegenheit, während der langwierigen Besichtigung des Gutes den völlig unbefangenen Pa tienten genau zu beobachten. Hanns war außer Bett, da er sich ja körperlich, bis auf einen leichten Katarrh, ganz wohl fühlte. So war also die kleine Intrige durchführbar. Franz ging zu ihm und meldete den Besuch an. Erst wollte Neitlinger nichts davon wissen. Er be hauptete, sein Zimmer nicht verlassen'zu können, weil er sich so matt fühle. Aber Franz roch den Braten. Er fürchtete, Herrn Bräuner zu begegnen, dessen An blick gestern einen wahren Sturm in ihm hervor gerufen hatte! Mit der frommen Lüge, daß dieser schon wieder fort sei, ließ er sich endlich erweichen, den Gast zu empfangen. Herr Bräuner mutzte sich solange ver stecken. Der verkappte Arzt traf gleich den richtigen Ton, und seine ruhige, gemütliche Art schien auf Reit lingers erregte Nerven einen sonderbar wohltätigen Einfluß auszullben. Hanns war anfangs sehr einsilbig und zerstreut — jeden Augenblick auf dem Sprung wieder davon zustürzen! Er war ja nur heruntergekommen, weil er nicht die Kraft gehabt hatte, Franz' hartnäckigem Zureden länger zu widerstehen. Aber was sollte denn die ganze Geschichte!? Er war ja doch mit dem Leben fertig — und das Gut gehörte seinen Gläubigern. Sollten doch die sich mit dem Verkauf bemühen, wenn er nicht mehr wär, er hatte kein Interesse mehr daran...! Allmählich aber taute er auf, seine Teilnahme wuchs, er wurde gesprächiger und lebhafter, ohne daß er's merkte! Und nachdem er den Gast in Haus und Hof herumgeführt hatte, lud er ihn ganz von selbst ein, über Nacht zu bleiben, da es für heute zur Besichtigung der Felder und Wälder usw. doch schon zu spät sei! Herr Bräuner, das willige Opfer von Franz' Notlüge, mußte den ganzen Abend in seinem Versteck zubringen. Erst als Rettlinger im Bett war, schlich er sich hinüber zu dem Arzt, der seine Rolle so meister haft durchgeführt hatte, daß der Patient die Wahrheit nicht einmal ahnte! „Na — was lagen Sie?" „Ich hoffe, Sie beruhigen zu können! Vorläufig natürlich kann ich mich noch Nicht definitiv aussprechen, > aber mir macht er nur den Eindruck von einem Men- ' schen, der akut furchtbar in den Nerven herunter ist! > Sonst hab' ich gar nix Verdächtiges bemerkt. Aber > Sie haben mir da vorhin so einige Andeutungen ge- i macht, vte mich sehr interessieren, können Sie mir nicht so ein bissel genauer erzählen, wie sich das eigent lich so entwickelt hat?" Herr Bräuner überlegte einen Augenblick, dann sagte er warm: „Sie sind ja ein alter Freund — und ich verlass« mich auf Ihre Diskretton! Sie können alles wissen!" Und nun erzählte Herr Bräuner alles, was er wußte. Fast wie eine Beichte klang es, mit der er sein schwerbedrücktes Herz erleichterte, und er schloß mit Worten schonungsloser Selbstanklage: „Und wenn der arme Kerl jetzt wirklich für sein Leben ,was abgekriegt hat — dann bin ich schuld...! Aber wer hat denn das auch denken können, daß so ein kerngesunder, kräftiger Mensch von so ein Paar Wochen Zappeln gleich so herunterkommt!" > „Ja, wissen Sie — Körperkraft und Nervenkraft, das sind ganz verschiedene Dinge! Manchmal hat ein Kerl wie ein Büffel Nerven wie die Spinnfäden...! Und ihr junger Freund da, der kommt mir grad so vor: körperlich brillant beisammen — aber fein nervig und tief veranlagt — nicht aus große Gemüts stürme geeicht...! Aber ich glaube, Sie brauchen sich gar keine Sorgen zu machen! Jetzt, wo ich den Grund weiß... und wenn der Fall wirklich so liegt, wie ich bis jetzt annehme... da wird das Gegenmittel recht einfach sein...! Sie sagen ja, daß kein Hindernis mehr vorliegt, die unglückliche Liebe zu einer glücklichen zu machen...?" „Nein — gar keines...! Das heißt wenn Sie mir die volle Garantie bieten können, daß...!? Den ken Sie sich nur in meine Lage! Ich bin ja da in dem furchtbarsten Dilemma, in das ein gewissenhafter Vater geraten kann...! Einerseits die moralisch« Ver pflichtung um jeden Preis wieder gutzumachen, was ich durch meine Unvorsichtigkeit angerichtet hab', ... an dererseits die moralische Verantwortung für mein Kind! Wenn er.doch nicht gesund wird...! Darf ich denst meine Tochter diesem gräßlichen Risiko aussetzen? Und andererseits ist das vielleicht das einzige Mittel, ihst wiederherzustellen! Lieber Professor — Sie müssen das! ja begreifen...!" Der Professor sah den Sprecher teilnahmsvoll an und besann sich, ehe er antwortete: „Seien Sie überzeugt, daß ich mir der Verant wortung, die ich mit meinem Rat auf mich laden werde, voll bewußt bin. Was Definitives kann ich ja heute noch nicht sagen, aber ich hoffe sicher, wir wer den's ruhigen Herzens wagen können! Jetzt denk' ich, wir gehen schlafen, und morgen werde ich ihm noch einmal gründlich in die Nieren hineinsteigen, dann reden wir weiter!" Damit verabschiedete sich der Arzt. * (Fortsetzung folgt.) PoötsMdrltzed DixpoldiSwald« geöffnet Montags, MMllwchs, Frertogs von ? bis 8 Udr