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Tageszeitung unü Anzeiger für DippoMswal-e, Schmie-eberg «.A. 8 Bezugspreis: FLr einen Monat 2.20 RM js mit Zutragen, einzeln« Nummern 13 Reicht- Pfennige :: Gemeinde - Derdandt - Girokonto Nummer 3 Fernsprecher: Amt DippoldiS- / walde Nr. 3 :: Postscheckkonto Dresden 12 348 Netteste Aett»«, »er «ezirks Diese« Blatt enlhäll öle amMche« Dekaunlmachtmge« öe» Amlshauvlmannschast, »es Amlsgerlchl« m»ö öe« Slaölrals zu Dippoldiswalde Anzeigenpreis: Dio 42 Millimeter breite Petltzelle 20 Reichspfennige. Eingesandt und ' Reklamen SO RoichLpfennlge. Nr. 272 DeKM!woM»«ekroU«M SeNL S-ü«. — Dmck und Beil«! SmI v, Owool-I«»-!-«. M»MSWMWWWDDWW«WWM^»MMSW»MWWWWlWMvVW«»W»W»SW»M>WWlUWWWI Donnerstag, am 22. November 1928 94. Jahrgang Am 23. November 1928, vormittags 10 Uhr, sollen in Rein hardtsgrimma 1 Hobelbank, 3 Schlitten (2- u. 4 Sitzer), 1 Konzertzither meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Q. 2872/28. Sammelort der Bieter: Gasthof Reinhardtsgrimma. Oer Serickisvoliriekei' des ümtrgei'Icktr Slppoldlswaide. Nutzholzversteigerung. Bärenfelser (Bärenfelser und Rehefelder Teil) und Franen- steiner Staatsforstrevier. Donnerstag, den 29. Novem ber 1928, vormittags 19 Uhr» im Gasthaus zum Zollhaus in Hermsdorf am Bahnhof Hermsdorf-Rehefeldp Bärenfelser Revier: 24 h. Klötze, 3 tm, 1S/2S cm; 2000 w. Klötze, 60 tm, 7/9 cm; 3883 w. Klötze, 583 km, 10/49 cm; 122 Baumpfähle, 2 km, 5/6 cm; 3.0/3.5 m. 551 w. Derbstangen, 8/13 cm; 11700 w. Reisstangen, 2/7 cm; aufbereitet: im Rehefelder Teil In Abtg. 116 (Kahlschlag), 129, 133, 148, 153, 155, 156, 167, 169, 179, 183, 184, (Bruch- und Durchforstungen), im Bärenfelser Teil in Abtg. 58, 61, 64, 80, (Durchforstung). Entkernungen: Bären felser Teil nach Schmiedeberg 4/7 km, Rehefelder Teil nach Schmiedeberg 10/16 km, nach Hermsdorf-Rehefeld 1/6 km. Klötze geschnitzt. 3n Bruch- und Durchforstungen alle Hölzer gerückt. Frauensteiner Revier: ca. 4800 w. Klötze (190 Stück ent rindet), ca. 170 im, 7/39 cm; aufbereitet: Abtg. 2 und 2^ (Kreuz wald), 56 und 5L (Bellmannswald), Bruch- und Durchforstungen. Entfernung bis zur nächsten Bahnstation ca. 5 Icm. Forstämter Bärenfels u. Frauenstein. Forstkasse Tharandt. s ' ! Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mitten zwischen trüben, regnerischen Tagen brachte uns der gestrige Bußtag schönes, ruhiges Sonnen wetter, das trotz des Herbstes hinauslockte. Dem wurde auch gern nachgekommen. Der Verkehr war recht gut, wenn man natürlich auch keinen Sommersonntag oder Wintersport-Sonn tag als Matz anlegen darf. Auch der Autoverkehr war ziem lich lebhaft, die Staatsautos waren vollbesetzt. "'Dippoldiswalde. Die erste Versammlung des Landwirt schaftlichen Vereins in diesem Winterhalbjahr am Diens tag-im Bahnhotcl hatte einen guten Mitgliedeibesuch aufzu weisen, den der Vorsitzende Oekonomierat Welde mit Freuden begrüßte. In seinen Vorwort gab er zwar zu, daß in dem verflossenen Jahr besonders die Getreideernte befriedigender sei als vorher, daß aber infolge der niedrigen Preise von Rentabilität nicht die Rede sein könnte. Ganz verhängnis voll wirke die Futternot. Das Ausland könne landwirtschaft liche Produkte billiger liefern, als sie im Inland hergestellt werden können. Das Notprogramm der Reichsregierung sei zwar zu begrüßen, genüge aber noch nicht. Trotzdem müsse die Landwirtschaft auch in diesen gedrückten Verhältnissen weiter arbeiten in der Voraussicht, daß sich schwere Jahre mit leichteren doch einmal ausgleichen. Von den Eingängen wurde der Bauernkalender zum Kaufe empfohlen. Bestellungen nimmt Kaufmann Standfuß entgegen. Anfang Juni 1929 findet eine Bezirkstierschau und am 2. Februar eine Bezirks- Versammlung statt. Im Dezember d. I. beabsichtigt man einen Besuch der Malzfabrik Dresden-Plauen. Wünsche für den Versuchsring finden durch den Verein Unterstützung. Der Hauptpunkt der Tagesordnung war ein Vortrag des Land- wirtschastsrat vr. Thoering über: „Möglichkeiten über die Be hebung von Preis- und Absatzkriesen". Aus seinen reichen Erfahrungen auf diesem Gebiete steifte der Vortragende fest, daß nicht nur die Ernte der Erzeugung, sondern auch die Verwertung bei der Preisfestsetzung eine große Rolle spiele. Was nützt Rohertrag, wenn nicht der Reinertrag die Kosten deckt? Er entwarf dann einen Ueberblick über die Veränderung des Inlandmarkts: Kapitalmangel — Notverkäuse — Die Schwächsten als Anbietung, darum Preisdrückung — Durch Zndustrieorganisationen erste Preisangebote — Die Löhne der landwirtschaftlichen Arbeiter werden durch Gewerkschaften fest gesetzt. — Vermehrte Einfuhr von der ausländische Konkur renz, denn der Konsument lebt immer noch in dem Wahne, was aus dem Inlands angeboten wird „ist nicht weit her". Was ist nun zu tun? Zusammenschluß. Wenn an Stelle von 200 Anbietern nur eine gut geleitete, unpolitische Zen- tralgenossenschaft, die fortlaufend den Markt beobachten kann, den Absatz der Produkte übernimmt, dann kann sie auf feste höhere Preise zukommen. Als Beispiel wurde angeführt die landwirtschaftliche Schlachthalle in Wilsdruff, aus der auch Fleischer ihre Bedarf decken. Dann wurde dringlich ange- raten, nur Qualitätsware herzustellen. In Schleswig-Hol stein stehen die Molkereien unter Kontrolle, die Gewährscheine ausstellen. In dem größten Chemnitzer Buttergeschäft wird jetzt anstatt dänischer Butter holsteinische verkauft. Beim Obsthandel ist ein sorgfältiges Sortieren unbedingt erforder lich. Also: Beobachtung der Marktlage, Zusammenschluß und Lieferung von Qualitätsware, als Selbsthilfe, unterstützt von einer vernünftigen Zollpolitik. An diesen anregungsreichen Vortrag knüpfte sich dann eine ebenfalls rege Aussprache, bei , der besonders der Eenossenschaftsgedanke allseitige Betrachtung fand. Welch hohes Betriebskapital die Landwirschaft erfordert ersah man aus den Kostenaufstellung eines Wagenrads. 3 l Mark für Holz- und 24 Mark für Schmiedearbeiten. Da mutz der Bauer schon 5 Zentner Getreide für ein Rad hin geben. 0ipp0ld)SwaI-e, 21. November. Ungezählte telephonische Gespräche werden tagtäglich geführt. Ungezählte Grammo phone und Radioanlagen sind in Gebrauch. Ständig wird an der Verbesserung und Vervollkommnung dieser Einrich tungen gearbeitet. Kämen unsre Vorfahren heute einmal wieder, sie würden sich dreimal bekreuzigen. Mystischer Art wären sicher ihre ersten Gedanken; an Zauberei, an Geister würden sie denken. Wir Modernen sind anspruchsvoller ge worden auch nach dieser Richtung hin, wir staunen nicht mehr so leicht. Aber wenn auch mancher die eingangser wähnten Erfindungen benutzt, ohne zu fragen, wie alles das vor sich geht, so haben doch gewiß die meisten sich nicht nur einmal die Frage vorgelegt, wie die kleine Dose den Ton hervorbringt; wie der Ton auf der Grammophonplatte fest gehalten und wieder von ihr abgenommen werden kann; wie beim Rundfunk und neuerdings auch teilweise beim Fern sprecher der Ton drahtlos auf weite Entfernungen fortgeschickt werden kann usw. Da gab der Gewerbe- und Volks- bildungsverein gestern abend Gelegenheit, sich Antwort auf diese Fragen zu holen. Physiker Pauck aus Berlin- Steglitz sprach über „Die Musik im Lichte der neuzeit lichen physikalischen Forschung". Er behandelte die Elektro-Akustik, einen Abschnitt aus dem großen Gebiete der Schall-Lehre. Eine Menge Apparate sind vor dem Redner aufgebaut, mit deren Hilfe wir nicht nur hören, sondern das Gehörte vielfach auch sehen können. Und so erfahren wir, daß alle genannten Einrichtungen nur möglich sind mit Hilfe der Elektrizität, der Induktionsströme, ganz schwacher galva nischer Ströme, die in der kleinen, aus Magnetkern, Draht spule und der Membrane (einem beim Auftreffen von Schall wellen sich leicht bewegenden Plättchen) erzeugt und dann — verstärkt — als elektrische Schwingungen weitergeschickt werden (beim Senden) oder umgekehrt (beim Empfangen) ausgenommen werden und die Membrane schwingen lassen. Das Trommel fell nimmt dann die Luftschwingungen auf; wir hören, Beim Grammophon tritt an die Stelle des Sendens das Fixieren auf die Platte. Jeder Ton hat eine Grundschwingung und mehr oder weniger Oberschwingungen, die die Klangfarbe geben. Weiche Töne haben besonders viele Oberschwingungen. Je tiefer der Ton, desto weniger Schwingungen in der Sekunde und desto länger die Schwingungswellen und umgekehrt. Wirken zwei oder — wie bei einem Konzert — viele ver schiedene Töne gleichzeitig auf die Membrane, so entstehen entsprechende Schwingungsgruppen usw. Attes das hören wir nicht nur, sondern — wie bereits gesagt — wir sehen es auch. Der Oscillograph wirst diese elektrischen Wellen und Wellengruppen als graphische Wiedergabe auf die Leinwand. Und das ist besonders interessant. In einem weiteren Ab schnitt hehandelt der Redner die zuerst von einem russischen Gelehrten mit großer Geheimtuerei und großem Tamtam als Entdeckung von größter Bedeutung bekannt gegebene nnd von ihm Aet erwellen genannte Erscheinung, die diesem viel Geld gebracht hat. Die deutsche Wissenschaft kam bald dä- hinter, um wie wenig es sich in Wirklichkeit dabei handelt. Das menschliche Ohr kann im allgemeinen nur Töne auf nehmen, deren Schwingungszahl in der Sekunde zwischen 30 und 17 000 liegt. Ist die Schwingungszahl größer oder kleiner, so versagt das Trommelfell. Werden aber Wellen reihen von höherer Schwingungszahl durch irgend etwas j unterbrochen, so entstehen dadurch neue Schwingungsgruppen, die innerhalb der vom Menschen aufnehmbaren Zahlengrenze liegen; der Mensch hört diese Töne. Das Experiment des Vortragenden mit 1 200 000 Schwingungen in der Sekunde — zum Unterbrechen nur die Hand benutzt — zeigte das deutlich. Den Schluß des hochinteressanten Vortrages bildete ein ganz vorzügliches Grammophonkonzert, vom Oscillographen gleichzeitig auf der Leinwand sichtbar (also die Schwingungs gruppen). Dieses Experiment war gewissermaßen die Zu sammenfassung des ganzen Abends, von dem Vorstehendes nur Stichproben sein können. Dankbarer Beifall, der schier kein Ende nehmen wollte, war die Quittung. Von diesem Danke darf wohl auch der veranstaltende Verein ein Quentchen für sich wegnehmen, der es ermöglicht, daß die zahlreiche Zuhörerschaft wieder einmal einen Blick tun konnte in die Werkstatt der Natur mit ihren Urkräften und Aufklärung er hielt über das geheimnisvolle „Wie" von etwas Alltäglichem: Fernsprecher, Grammophon, Rundfunk. — Der nächste Vor- tragsabend findet am 9. Januar statt (nicht am 16., wie das gedruckte Programm sagt). — Wegen Wasserleitungsarbeiten war die Alten berger Straße heute zeitweise gesperrt. Der Verkehr wurde durch die innere Stadt geleitet, was für deren Straßen eine ziemliche Belastung ausmachte. — ... — Am Sonnabend über 8 Tage, am 1. Dezember, wird das Bezirks-Verwaltungsgebäude an der Aue einge weiht werden. Der Weihe wird sich ein einfaches Mittagessen im Schützenhause anschließen. — Am gleichen Tage wird auch, wie wir hörten, das neue Post geb äude der Postverwaltung übergeben werden. In beiden Gebäuden sind die Hand werker noch eifrig tätig, die letzten Arbeiten zu erledigen. — Der Sächsische Militär-Vereins-Bund hielt am Sonntag, dem 18. November, im Meißner Saale des Hauptbahnhofs Dresden eine außerordentliche Bundesver sammlung ab, die vom Präsidenten Stadtrat vr. Hopf ge leitet wurde. Da neuerdings sämtliche Militärvereinsbundes mitglieder mit dem Bundesorgan, dem Sächsischen Militär vereinsblatte, zu beliefern sind, machte sich eine Aenderung der Bundessatzung und eine Abänderung des Haushaltplanes für 1929 nötig. Beide Aufgaben sind von der außerordent lichen Bundesversammlung in eingehenden Beratungen gelöst worden. Im Haushaltplane sind zur Unterstützung notlei dender Kameraden, Witwen und Waisen, für Freistellen in den 3 Erholungsheimen des Bundes, für Kriegsbeschädigte, -Hinterbliebene und sonstige Militäroersorgungsberechtigte, für diejJugendpflege usw. erheblich höhere Mittel eingestellt worden, insgesamt 8900 M. Einen tiefen Eindruck machte es, daß der vorgelegte Haushaltplan unter hochherziger Zurückstellung anderer wichtiger Bundesaufgaben nur in einem einzigen Punkte geändert wurde: zu Gunsten der Kriegsbeschädigten und Kriegs hinterbliebenen, um ihnen die Einrichtung von Kreisgeschäfts stellen am Sitze der Versorgungsgerichte und Oberversicherungs ämter zu ermöglichen. Dieser kameradschaftliche Beschluß wurde einstimmig gefaßt. Die im nächsten Jahre stattfindende 56. Bundesversammlung soll am 28.—30. Juni 1929 in Pirna abgehalten werden und zwar so zeitig mit Rücksicht auf die Mitte Juli angesetzte Tagung des preußischen Landeskrieger verbandes in Kiel und auf den 3. Deutschen Reichskriegertag, der in München stattfindet. — Der außerordentlichen Bundes versammlung ging am Abend vorher eine außerordentliche Hauptversammlung des Landesverbandes der Kriegsbeschä digten und Kriegerhinterbliebenen des Sächsischen Militär vereinsbundes unter Leitung des Verbandsvorsitzenden Paul im Weißen Saale der „Drei Raben" voraus. Dieser wohnte auch der Bundespräsident vr. Hopf bei. Sie beschäftigte sich ebenfalls mit einem neuen Haushaltplane und den Richtlinien für die neuzuerrichtenden Kreisgeschäftsstellen des Landesver bandes. Anschließend wurden wichtige Versorgungs- und Für sorgefragen zum Forderungsprogramm des Kyffhäuserbundes besprochen, das dem Reichstage vorgelegt und am 24. und 25. November in einer Vorstandssitzung in Berlin beraten werden soll. Zu dieser wurden der Landesverbandsvorsitzende Präsidialmitglied Alfred Paul und die 2. stellv. Vorsitzende des Landesverbandes, Frau C. Häcker, Leipzig, entsandt. — Bei einem Gutsbesitzer in Ober-Reichenau waren wiederholt nachts auf Wiesen und Feldern Gräben ausge worfen worden. Um den Täter festzustellen, der Verdacht lenkte sich aus einen Gutsbesitzerssohn, war der Spürhund vom Gendarmerieposten herbeigerufen worden. Der Hund verbellte auch den der Tat verdächtigen, der aber die Tat nicht zugab. — Freital wird Weltstadt. Das Bild einer voll kommenen Weltstadt wird Freital in der nächsten Woche be kommen: Hunderttausende werden sich im Laufe dieser Woche vom 27. November bis 2. Dezember durch Freitals Straßen drängen. Meißen hatte kürzlich auch eine solche Fremden verkehrswoche, rund 110000 Fremde kamen in die Stadt, darunter bemerkenswerterweise aus Dresden mindestens 25000; ein charakteristisches Zeichen dafür, daß die Zeiten vorüber sind, in denen die Mittelstadt bescheiden hinter der „Großstadt" zurücktreten mußte. Jeder Ort kann heute Weltstadt werden. Dies wird demnächst in Freital der Fall sein: Sarrasani kommt. Am 27. d. M. wird Sarrasani sein kurzes Freitaler Gastspiel beginnen; er kommt mit seinem ganzen, absolut voll ständigen Zelt-Unternehmen, das bisher weder in Freital noch in Dresden gestanden hat. Nur ganz wenige Tage wird diese „Schönste Schau zweier Welten", die von zwei Kontinenten bejubelt wurde, in Freital bleiben können, aber diese wenigen Tage werden Festtage sein für alle Bewohner Freitals und der weitesten Umgebung. . Langburkersdorf. Ein hiesiger Motorradfahrer, -er in folge -er aufgeweichken Straße etwas unsicher fuhr, hatte einen Sozius der schließlich ängstlich wurde un- wahren- -er Fahrt vom Sitze absprang, hierbei verletzte er sich chwer so -aß er ins Neustädter Krankenhaus eingeliefert werden mußte.