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Mittwoch, am 14. Novemb«1928 Nr. 266 Anzeigenprett: Die 42 Millimeter breite Peklkzeile 20RetchSpfennlge. Eingesandt und Reklamen 60 ReichSpfenntge. »la« enthalt »le amMche« Dekauutmachnns« »ee WshElmmmschast, »es «mtsgerlcht. im- »esSladlral» -» Dippol-lswal-e WeikeritzJeitung r-aesreilm« m» Anzeiger für Di-Mtiswatte, Schmieteberg «.L o Nelleste Aello« »EL »EAlkUO —— Bezngtpr^t: Für einen Monat 2.20 RM. mtt Zutragen, einzeln« Nummern tS Reichr- pfennige :: Gemein»« - Verbau»» - Mrokonko Nummer » :: Fernsprecher: AmtMpp°^ wal»e Nr.S :: Postscheckkonto Dresden 12548 94. Jahrgang Derantwottlich«, «-daUemr S-Nr Seda«. - Druck und Verlag; ««I Seh« in »tv»ewt«oal-e. Oertliches und Sächsisches. Divvoldiswalde. Aus der Mr eines Hauses am Markt- nlatte ist gestern einem Niederfrauendorfer Einwohner ein gut erhaltenes Herrenfahrrad verdachtlos gestohlen worden. Es wird beschrieben: Marke Diamant 544974, Torpedofreilauf, roter Rennrahmen, gelbe Felgen, schwarz abgesetzt, nach unten aeboaene Lenkstange mit gelben Ledergrifsen, Glocke gezeichnet Daul Mende, Glashütte, braune Werkzeugtasche mit Borlege- schlotz, gelbes Schutzblech, brauner Salbrennersattel, rotes Rücklicht und rote Gummibereifung. Sachdienliche Meldungen werden an den Gendarmerieposten Dippoldiswalde erbeten — Hans Stosch-Sarrasanis „Fahrten und Abenteuer" betitelt sich eine Serie interessanter Hefte, die unserer heutigen Auflage beiliegt. 3n packenden, handlungsreichen und spannen den Schilderungen erzählt darin Mr. Talker von den seltenen Erlebnissen, die Hans Stosch-Sarrasanr, Deutschlands populärster Zirkusdirektor, der demnächst in Freital gastieren wird, in allen Ländern und Zonen hatte. Die Erzählungen vermitteln nicht nur Unterhaltung, sondern auch Kenntnis fremder Völker und Länder. Zahllose Zuschriften erweisen immer wieder, daß diese Sarrasanischen Abenteuerhefte eine wahrhaft volks tümliche Sammlung darstellen. Die Persönlichkeit Sarrasanis, des kühnen Artisten und Unternehmers, ist der deutschen Jugend ein leuchtendes Vorbild auf dem Wege zur Ertüchtigung. — In der Iohanniskirche zu Georgenthal i. V. wur den am Reformationsfeste nach dem Gottesdienste zwei Er wachsene konfirmiert, die vor 7 wahren hätten konfirmiert werden müssen. Sie hatten selbst den Wunsche daß die Kon firmation nachgeholt würde. Bei Ler Feier waren die kirch lichen Körperschaften vollzählig zugegen. — Wie berichtet, war vor Wochenfrist der 1906 zu Bra tislava geborene Arbeiter und Einbrecher Bohdan Krones aus dem Amtsgerichksgefängnis in An nabe rg entwichen. Der Flüchtling konnte inzwischen in Brünn ausfindig ge macht und auch festgenommen werden. Seinen Komplizen, Len Arbeiter Rudolf Navratil, geboren 1904 zu Znaim, ver mochte man bisher noch nicht zu ergreifen, er dürfte vermut lich mit Len vielen im Grenzgebiet zur Ausführung kommen den Einbruchsdiebstählen in Verbindung zu bringen sein. — Ein 25 3ahre alter Ingenieur war bei der Veraus gabung eines falschen Markstückes 'betroffen worden. Dies führte zu einem gerichtlichen Verfahren, Las mit der Ein ziehung jenes Geldstückes unter Ilebernahme der Kosten auf die Staatskasse endete. Der Ingenieur, der sich unschuldig fühlte — es sind ja oft derartige ungültige Münzen in Um lauf — legte dagegen Berufung ein. Er erstrebte Ersatz je nes Markstückes. Die Berufung wurde von der Straf kammer des Landgerichts Dresden verworfen. Der Be schwerdeführer hat nunmehr auch noch Lie Kosten Les Ver fahrens zu kragen. — Am Sonntag abend wurde die Bewohnerschaft in Pillnitz in große Unruhe versetzt, weil man dort eine acht jährige Schülerin vermißte. Das Kind war gegen 3 Uhr nachmittags noch im Orte gesehen worden und seitdem spur los verschwunden. Als es auch am Abend nicht nach Hause zurückkehrte, verständigte man die zuständige Gendarmerie. Gemeinsam mit den besorgten Eltern und hilfsbereiten Nach barn, die sich mit Laternen bewaffneten, wurde das Gelände bis tief in die Nacht hinein abgesuchk, ohne jedoch eine Spur von dem Kinde zu finden. Da nun eine Frau in verdäch tigerweise von einem unbekannten Mann angesprochen wor den war, dessen Aeußerung in Beziehung zum Verschwinden des Mädchens zu stehen schien, konnte mit einem Verbrechen gerechnet werden. Es wurde deshalb am Montag früh in der zweiten Morgenstunde Lie Mordkommission Les Dresd ner Kriminalamts herbeigerufen. Mit Unterstützung von Gendarmeriebeamken und Spürhunden wurden die nahen Waldungen erneut abgesucht, Loch ebenfalls ohne Erfolg. Als dann schließlich beim Morgengrauen Lie Suche mit Unter- skützung eines Ueberfallkommandos und Ler Pilknitzer Feuer wehr, die sich in sehr anerkennenswerter Weise freiwillig zur Verfügung gestellt hatte, fortgesetzt werden sollten, traf bei den Eltern die erfreuliche Nachricht ein, daß sich ihr Kind wohlbehalten bei einer Bauernfamilie in Kriesendorf auf- ! halte. Das Kind hatte, ohne seinen Eltern oder Großeltern hiervon etwas zu sagen, allein einen Spaziergang gemacht ! ">ar schließlich bei Lieser Familie angekommen. Eine strafbare Handlung von feiten anderer Personen liegt nicht -n AÄfersdorf. Auf Ersuchen Les Heimatvereins hat Lie Postdir^tion am Bahnhof Seifersdorf einen Briefkasten angebracht, Lex auch an den Abendzügen geleert wird. Da- wo d^r"E nEch einem notwendigen Bedürfnis gerecht ge- Glashütte. Am Montag abend hielt Lie hiesige prio. Schützengesellschaft im «Goldenen Glas" ihre ordentliche Hauptversammlung ab. Neben verschiedenen Eingängen und Mitteilungen, welche sich aus den zweiten und wichtigsten Punkt zum Teil mit bezogen, stand Ler von einer größeren Anzahl Mitgliedern beantragte Austritt aus dem Meitzeritz- Müglitztaler Schützengau zur Beschlußfassung. Nach länge rer reiflicher Durchsprache dieser Angelegenheit beschloß die von 37 Mitgliedern besuchte Hauptversammlung diesen Aus tritt aus Lem Gan mit 32 Stimmen: nur 5 Mitglieder flimm- len dagegen. Die «Müglitztal-Nachrichten" fiigen hinzu: „Wenn, wie wir vernehmen, nur noch eine Schützengesell schaft aus dem Müglitzkale diesem Gau angehört und eben falls aus gewissen Gründen an den Austritt denkt, dürste der Gau wohl auch seinen Namen etwas ändern und Las „Müg litztal" nicht für sich beanspruchen können. (Daß die Gau gründung eine Notwendigkeit war, und daß die Gauvereine nicht schlecht fahren, ist erwiesen, letzteres auch durch Len Wiederbeitritt einer ausgetretenen Gesellschaft. Aber die Müglitztal-Gesellschaften sind besonders eingestellt, datz Ler Austritt vielleicht doch die beste Lösung ist.) Glashütte. Nachdem vor kurzer Zeit die neu hergestellte Betonbrücke bei der Brückenmühle dem öffentlichen Ver kehr übergeben worden ist, ist nun auch die an dieselbe an schließende Müglitztalstraße fertiggestellt worden. Die nun mehr 8,5 Meter breite Straße hat aus Zweckmäßigkeits gründen eine, wenn auch geringfügige, Verlegung nach Ler Hängseike zu erfahren, wo auch die Kurve an Lieser Stelle eine Milderung erhalten hat. Auch ist Lurch die Erhöhung des Straßenspiegels die Steigung etwas allmählicher gewor den. Von größtem Interesse ist jedoch die Abänderung der schon immer fchwierigen, gefahrvollen Einmündung der stei len Dittersdorfer Straße in Lie Talstraße. An der nach' Ler Haltestelle Dittersdorf zu gelegenen Seite sind große Fels massen weggesprengt worLen, wodurch die Uebersichtlichkeik bedeutend gewonnen hat. In geschickter Meise ist Ler Aus lauf dieser Straße gegabelt worden. Ein hier in der Mitte durch Geländer bezeichnetes Dreieck regelt den Verkehr tal aufwärts sowie talabwärts. Kreischa. An der Böschung eines Gartens, der an die alte Dorfstrabe grenzt, wurde am Dienstag, den 13. November, vormittags, ein größerer Baum gefällt, der mit aller Wucht nach oben zur Straße kippte. Er zerriß die vier starken Leitungsdrähte, so daß der elektrische Strom bis gegen Abend unterbunden wurde. Dresden, 13. November. Am Montag sand im Evange lischen Vereinshaus in Dresden die diesjährige Hauptver sammlung Ler Positiven Volkskirchlichen Vereinigung statt. Der Vorsitzende, Oberkirchenrat Jentsch, gab in seiner Be grüßungsansprache einen kurzen Tätigkeitsbericht vom ver flossenen Geschäftsjahr. Den ersten Vortrag hielt LanLkags- abgeordneter Siegert über Kirchensteuern, in dem er u. a. die Gebundenheit an die staatliche Gesetzgebung als unerträglich und für den äußeren und inneren Bestand der evang.-lukhe- rischen Landeskirche und ihrer Gemeinden schwer schädigend bezeichnet. Da alle Bestrebungen, eine Aenderung herbeizu führen, gescheitert seien, sei die Kirche auf die Selbsthilfe an gewiesen, die bereits einzelne 'Gemeinden mit Erfolg beschrit ten hätten. StiftspreLiger Otto, Eisenach, sprach sodann über das Gesicht unserer Kirche und Ler Gegenwart. Dresden. Vor einigen Tagen ist von der Kriminalpolizei der 34 jährige Händler Hähnig festgenommen worden. Dieser verkaufte seit längerer Zeit Waren, die angeblich von Blin den angefertigt sein sollten. In der gleichen Weise waren hier und auch auswärts drei Unbekannte ausgetreten, die gleichzeitig eine Sammlung vornahmen, deren Ertrag als MeihnachkSspende für Blinde bestimmt sein sollte. Auch Liese Personen konnten jetzt von der Kriminalpolizei festgenommen werden. Es handelt sich um drei junge Burschen aus Aschers leben. Leipzig, 13. November. Im Laufe des heutigen Tages sollte beim städtischen Elektrizitätswerk eine Maschine, im Gewicht von 34 Tonnen, Lurch einen Flaschenzug hochge zogen werden. Dabei riß die Kette und die ganze Maschine stürzte herab. Ein Arbeiter wurde buchstäblich zermalmt und getötet. Drei weitere erlitten so schwere Verletzungen, -ah sie ins Krankenhaus überführt werden mußten. Leipzig. Im Mai d. I. wurde der Arbeiter Emil Schröder wegen Notzucht, schwerer Kuppelei und anderer Delikte zu fünf Jahren sechs Monaten Zuchthaus und längeren Ehren rechtsverlust verurteilt. Dem Urteil liegt «ine, selbst für heu tige Verhältnisse ungewöhnlich trostlose Geschichte zugrunde Schröder hatte ein Verhältnis mit seiner jetzigen Frau und verging sich währ^d dieser Zeit an feinem noch minLerjäh- Nach erfolgter Heirat kam die noch' nicht 16 jährige Tochter zu einem Bäcker in Dienst, Ler mit Erlaubnis ihres Vaters und gegen eine Vergütung von mo natlich 60 M. in intimen Verkehr zu ihr trat. Die andere Tochter traf unterwegs einen Herrn, Ler sich für sie interes sierte. Sie berichtete darüber ihrem Stiefvater, der für das Kind Len nächsten günstigen Zug nach Berlin ausfuchte unb ihm auch ein Hotel nannte, in dem es mit Lem betreffenden Herm ungestört zusammenkommen könne. Unter dem Vor wand, seine Stieftochter befinde sich in anderen Umständen- verlangte Schröder zunächst von dem Bäckermeister 300 M. Entbindungskosten. Obgleich diese Angaben frei erfunden waren, zahlte Ler Bäcker, um einen Skandal zw verhindern. Der ,-bessere Herr" der anderen Tochter wurde mit derselben Lüge gefangen und zählte sogar 600 M. Da der zweite Straf senat Les Reichsgerichtes dem Revisionsankrag Schröders stattgegeben hat, kommt die Angelegenheit nochmals vor die Vorinstanz, dem Landgericht 3 Berlin zur Verhandlung. Geithain. In der Station Frauendorf entgleiste, vermut lich infolge Ueberfahrens eines auf Lem Gleise liegenden Hemmschuhes, Lie Maschine eines AbenLgüterzuges und fuhr in den an der Strecke hinführenden Graben. Ein Mann des Führerpersonals erlitt durch Verbrennung leichte Verletz ungen. Chemnitz. Von einem Unbekannten ist einem Straßen bahnschaffner beim Lösen eines Fahrscheines ein außer Kurs gesetzter 50-Mark-Schein in Zählung gegeben worden. Der arme Schaffner ist tatsächlich' auf den Leim gegangen und hat 49,80 M. herausgegeben, für Lie er nun haftet. Chemnitz. Während eines ehelichen Streikes in einem Hause der OstvorstaLk warf ein 26 jähriger Arbeiter ein Bri kett nach seiner Frau. Das Brikett zertrümmerte aber Lie Fensterscheibe, deren Splitter einen auf der Straße vorüber gehenden 12 jährigen Schulknäben schwer im Gesicht ver letzten. Limbach (Sa ). Beim Wäschemangeln wurde die Wirtin Les Gasthauses «Germania", Frau Schwarzenberg, von Ler elektrischen Mangel erfaßt. Aus ihre gellenden Hilferufe eilten Personen herbei, denen die Befreiung -er Frau, die schwere Quetschungen erlitten hak, gelang. Garbisdorf. Der Schneider Adam starb hier im Mer von 85 Jahren. Er lebte hier seit 1843 und war weithin als Schneider und well er bis zuletzt die Mtenburger Männer- tracht die sonst ganz ausgestorben war, trug, bekannt. Er wurde deshalb der letzte Malcher (Melchior) genannt, mit welchem Namen hierzulande die echten Bauem bezeichnet werden. Adam hat auch für den früheren sächsischen Hof die Altenburger Landestracht angefertigt. An Kundschaft hat es ihm natürlich in den letzten Jahren gefehlt, well die Tracht vollständig verschwunden ist und nur noch von alten Mütterchen getragen wird, die oder auch gezwungen sind, zur städtischen Kleidung zu greifen, weil sie weder Stoffe noch zur Ver arbeitung Schneiderinnen erhalten können. 3n bezug auf Kurzröckigkeit, wodurch früher die Altenburger Frauentracht berühmt war, hat die städtische Kleidung schon lange die hiesige ländliche Tracht „überflügelt". Rabenstein. Aus Aerger darüber, Laß sein Kraftwagen schlecht funktionierte und in Ler heimlichen Hoffnung, auf diese Meise zu einem neuen Kraftwagen zu kommen, fichr ein bei einer Chemnitzer Firma beschäftigter Kraftwagenführer seinen Magen im Rabensteiner Maid in Len Straßengraben und machte dann Las Fahrzeug mittels eines Pflastersteines unfährbar, so daß Ler Wagen später abgeschleppt werden mußte. Vorübergehenden erzählte er, zwei Unbekannte seien aus Lem Straßengraben plötzlich gesprungen und hätten einen Pflasterstein gegen das unverüeckte Vorderteil seines Wa gens geworfen, so daß er in Len Graben geraten sei. Die Polizei schöpfte jedoch bald Verdacht und vermochte Len ver- lächtigen Chauffeur auch zu einem Geständnis zu bewegen. Plauen i. B., 13. November. Nach siebentägiger VerhanL- ung wurde Heuke abenL im Mordprozeh Berger-Müller Las Urteil gefällt. Der Mietsautobesitzer Karl Emil Berger aus Reichenbach und die Stütze Martha Müller werben freige sprochen. Der Haftbefehl gegen Berger wird aufgehoben. Aus Ler Urteilsbegründung ist hervorzuheben, -aß zwar Ver dachtsmomente zahlreich vorhanden seien, aber ein Beweis für Lie Schuld nach Ueberzeugung Les Gerichtes nicht er bracht worden sei. Miter flii» morgen: Nachdruck verbotenI Teils stark, teils schwächer bewöl», besonders am Morgen vielerorts nebelig, wobei es im Gebirge vorübergehend vieler orts zu Nebelsprühen kommen kann. Temperaturen etwas zurückgehend, aber im Flachland immer noch mild. Schwache bis mäßige Winde aus Südost bis Südwest.