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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung unö Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmieöeberg U.A- L Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 AM. L mit Zutragen, einzelne Nummern 15 Reichs- ? Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Girokonto ? Nummer 3 :: Fernsprecher: Amt DippoldiS- s walde Nr. 3 :: Postscheckkonto Dresden 12 548 ^71—- — t 71,- I,,,1II7<7I> Netteste Zettsug Des Bezirk« Liefe« Blatt eulhütt die amttiche« Dekonnimachuage» De» AmlshauPluramrschast, des Amisgerichl» und Des Sladlrals zu Dippoidismai-e - Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 20 Reichspfennige. Eingesandt und Reklamen 50 Reichspfennige DeranüvoMchW Redakteur! Srlir ged««» — Druck und Verlag: Lari ged«« in LtyvuMMvalL«. Nr. 148 Mittwoch, am 27. Juni 1928 94. Jahrgang ' > - Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Dienstag nachmittag hielt der Saal inhaberverband der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde beim Kollegen Otto in Dönschten eine Ver sammlung ab, die diesmal auch etwas besser besucht war, als wie die vorhergehende in Altenberg. Nach begrüßenden Morten von feiten des Vorsitzenden Börner, Dippoldiswalde, gab Schriftführer Haubold, Dippoldiswalde, die letzte Nieder schrift bekannt, die sofort einstimmige Genehmigung sand. Am Mitgliederstand änderte sich nichts, ein Mitglied hat sich abgemeldet und eins ist hinzugekommen und zwar wurde Kollege Jäppelt, Steinbrückmühle, ausgenommen. Den Hauptpunkt bildete die Delegierkenwahl zur 25. Zubiläums- Verbandstagung des Landesverbandes der Saalinhaber Sachsens in Freiberg, vom 3. bis 5. Juli. Der Saalinhaber verband der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde hat fünf Delegierte zu entsenden; gewählt wurden die Kollegen Lahse, Lungkwitz, Börner, Dippoldiswalde, Schneider, Ruppendorf, Haubold, Dippoldiswalde, und Völkel, Obercarsdorf. Drei vorliegende Gesuche und einige weitere Schreiben wurden be kannt gegeben und teilweise eingehend durchgesprochen. Schwer zu leiden hätte das Saalgewerbe durch besondere Be rufssorgen. Neben der Sonderbelastung steuerlicher Art kämpfte es zurzeit einen verzweifelten Existenzkampf, her vorgerufen durch vollständig anders geartete Tanzweisen, die gestatteten, auch auf der kleinsten Fläche dem Tanze zu hul digen, während die Saalinhaber vor leeren Räumen ständen. Jeder Kollege sollte auch dafür sorgen, daß die sogenannten Eigenheime keine Konzession erteilt bekämen. Traurig sei es aber auch, daß sich trotz der schweren Existenzkämpfe Kol legen vom Verband abmeldeken, den Nutzen des Verbandes aber mit genießen würden. Jeder Gastwirt sollte organisiert sein. Nach schnellster Erledigung einiger weiterer Ange legenheiten bestimmte man zum Schluß als nächsten Ver sammlungsort die Wahlsmühle. Dippoldiswalde. Ein wahrscheinlich auf der Reise sich be findlicher älterer Mann hatte sich gestern nachmittag derart betrunken, daß er beim Lieselschen Gartengrundstück an der Marktgasse hinsank und einschlief. Die Polizei sorgte da für, daß er in Ruhe seinen Rausch ausschlafen konnte. — Am 28. Juni, morgen, verlegt die Allgemeine Orts krankenkasse für die Stadt Dippoldiswalde ihre Geschäfts räume nach ihrem Eigenheim Aue 257. Aus diesem Grunde bleibt die Kassenslelle an diesem Tage geschlossen. — Die amtliche Hauptkonferenz der Lehrerschaft des Schulaufsichtsbezirks Dippo l d iswald e findet am Montag, den 2. Juli, vormittags V-11 Uhr im Saale der „Reichskrone" statt. Hierbei wird Bezirksschulrat Perl eine Ansprache halten und Schulleiter Dreßel, Glashütte, einen Vortrag bieten über: „Aus der Praxis des Arbeitsschul gartens" (mit Lichtbildern). Instrumental- und Vokalvor- träge umrahmen diese Darbietungen. Der öfsentlichen Kon ferenz folgt in nichtöffentlicher Sitzung die Wahl der Be zirkslehrerratsmitglieder auf die nächsten drei Jahre. Der Nachmittag vereint die Lehrerschast mit ihren Angehörigen zu einem gemütlichen Beisammensein im Versammlungs lokal. — Seid freundlich zu den Kraftfahrern! Noch immer sind die Kraftfahrer unterwegs ungern gesehen. Dabei machen die Automobile von heute kaum noch mehr Lärm als die schweren Pferdegespanne und dabei ist ferner der Geruch viel weniger intensiv geworden. Gewiß, auch jetzt noch wir beln die Autos Staub auf. Die moderne Strahenpflasterung ist hier ein wirksames Gegenmittel. Den Spaziergängern stehen aber auch meistens Nebenwege oder Fußpfade zur Verfügung, so daß sie unter dem Verkehr auf den Haupt wegen weniger zu leiden haben. Man sei also freundlich zu Len Kraftfahrern. Diese Mahnung richtet sich in erster Linie an manche Behörden und insbesondere auch an die Bevöl kerung der kleinen und mittleren Ortschaften, die an Haupt verkehrsstraßen liegen. Dort begegnet das Kraftfahrzeug oft herbem Unmut! Aber es geht auch anders! Das beweist der Schwarzwald, in dem man die Bedeutung des Fremden- Aukomobilverkehrs so gut erkannt hat, daß selbst auf schwie rigsten, steilen Gebirgswegen di« Langholz-Fuhrwerke beim ersten Herannahcn eines Automobils rechts fahren und die Kutscher kein so mürrisches Gesicht machen, wie man es auf Len ebenen Chausseen in Nord- und Ostdeutschland bei den Führern kleinerer Pferdewagen vielfach noch immer sieht. Die Kraftfahrzeugbesitzer kaufen unterwegs Benzin, benutzen Lie Gastwirtschaften, lassen in so manchen Geschäften Geld zurück und tragen so dazu bei, daß das Leben in den kleinen Arten von neuem stärker pulsiert. Man bestrafe die rasen den Chauffeure, aber nicht die zwar schnell, aber nicht zu schnell fahrenden. Stoppuhren, die nicht von mindestens zwei Mann auf ausgemessener Strecke gehandhabt werden, täu schen leicht. Der Kraftfahrer ist der Freund und nicht -er Feind der Landstraße. — Zur Wahrung der Sonntagsruhe hat das Ar- beits- und Wohlfahrtsministerium angeregt, die am Montag stattfindenden Schlachtviehmärkle in Dresden, zu denen das Schlachtvieh vielfach am Sonntag angefahren wird, auf einen anderen Wochentag zu verlegen. Die Dresdener Gewerbe- Kammer, vom Mirtschafksministerium zur gutachtlichen Aus sprache hierzu veranlaßt, konnte nach Fühlungnahme mit den Fleischer-Innungen zu Dresden, Tharandt, Köhschen- broda, Laubegast und Radeberg der Anregung nicht zustim men. Dadurch würden nur die Standgelder und Unkosten für die Händler eine unerwünschte Erhöhung erfahren, die sich auch in den Viehpreisen geltend machen würde. Aber auch für das Fleischergewerbe würde die Verlegung der Schlachtviehmärkte eine besondere Härte bedeuten, da nach den herrschenden Arbeikszeitbestimmungen dann der Montag als Hauptarbeitstag ausfallen mühte. — Die Folgen der Iunifröste. Es zeigt sich immer mehr, daß die kalten Nächte in den ersten Iunikagen doch von ganz verheerender Wirkung gewesen sind. So wird aus dem oberen Vogtlands berichtet, daß dort die Waldbeeren ganz erheblich gelitten haben. Die Heidelbeerernte sei so gut wie vollkommen vernichtet worden. Und auch die Preiselbeeren hätten nur spärlich Blüten angesetzt. Menn jetzt nicht sehr warme Tage kämen, sei auch hier kaum mit einer nennens werten Ernte zu rechnen. Auch von Pilzen sei bei der kalken Witterung noch nichts zu sehen. Hier würden allerdings einige warme Tage genügen, um Leben zu schaffen. Ueppig steht nur die Himbeere. Hier sei auch mit einer guten Ernte zu rechnen, vorausgesetzt — daß es noch einmal warm wird in diesem „Sommer". — Sittliche Verfehlungen schwerster Art, begangen an den weiblichen Angestellten, bildeten den Gegenstand einer zweitägigen Berufungsverhandlung vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Dresden. Der in Dresden wohnhafte 42 jährige Vertreter der Autobranche Fritze, der sich jahre lang in nicht wiederzugebender Meise seinen jeweiligen weib lichen Angestellten genähert, und der auch, um zum Ziele zu kommen, vor Gewaltanwendung nicht zurückgeschrcckt war, war in der zweiten Novemberhälfte vorigen Jahres vom Ge meinsamen Schöffengericht Dresden wegen Verbrechens nach 88 174 und 176 StGB, zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hatte Fritze Berufung eingelegt. Nach erneuter geheimer Beweiserhebung galt in einigen Fällen nicht als festgestellt, daß die schamlose Handlungs weise unter Ausnutzung eines Lehrverhältnisses geschehen ist, insoweit erfuhr das erstinstanzliche Urteil eine Abänderung. Der Angeklagte wurde wegen Gewalkunzucht in sechs Fällen, darunter in einem Falle in Tateinheit mit Beleidigung zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, während es bei der Aber kennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren verbleibt. Der Vorsitzende des Berufungsgerichts be tonte in der Urteilsbegründung, das Gericht bedaure, -atz nicht auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt habe, es würden sonst angesichts der schamlosen und verwerflichen Handlungsweise des Angeklagten gewiß schärfere Strafen verhängt werden. Schmiedeberg. Vor 20 Jahren, Anfang April wurde hier mit dem Bau der neuen Schule begonnen, am 30. Juli die selbe gehoben und am 6. November 1908 eingeweiht. — Dienstag, den 30. Juni 1908, fand in Gegenwart dcS Schul vorstandes, zahlreich erschienener Gemeindeglieder, mehrerer Lehrer des Dippoldiswalder Bezirks, des hiesigen Lehrer kollegiums und der 1. Schulklasse, die Einweisung des bis herigen Kantors Kadner als erster Direktor unserer Schule durch BezirkSschulinspekkor Schulrat Bang statt. Am Abend dieses bedeutungsvollen Tages vereinigte man sich auf be sondere Einladung des Lehrerkollegiums im Saale von Schenks Gasthof zu einer Feier, die dem Ereignisse und dem Wendepunkte unserer Schule gewidmet war. Iohnsbach. Einen recht ansehnlichen (!) Finderlohn er hielt ein hiesiger Einwohner, als er am Sonntag aus dem Wege nach Schellerhau in der Nähe auf einer Bank aus ruhte und daselbst eine Tasche mit einigen tausend Mark Geld sand. Der nicht gerade vom Reichtum beglückte Mann stellte sofort Nachforschung nach der Vcrlustträgerin an und fand diese auch bald, so daß er ihr den Fund aushändigen konnte. Für seine Ehrlichkeit erhielt er von der zur Sommer frische dort wohnenden Dame volle drei Mark ausgehändigt, vielleicht hätten 30 Pfg. auch schon gelangt. Iohnsbach. Nächsten Sonntag hält die hiesige Bogen- schützen-Gesellschaft ihr diesjähriges Vogelschießen mit Um zug -und Ball ab. Iohnsbach. In der Nacht vom Sonntag zum Montag ist, nachdem erst vor 8 Tagen in der gleichen Nacht zwei Räder im Erbgerichksgasthof gestohlen wurden, in dem Max Klotzschen Gute, welches direkt neben dem obengenannten Gasthof steht, eingebrochen worden, um ganz wahrscheinlich baxes Geld zu holen. Die Diebe fanden das Gewünschte aber nicht. Altenberg. Am Sonnabend abend suhr auf -er Zinn- walder Straße der Radfahrer Richter aus Schmiedeberg, vom Internationalen Freidenker-Grenztreffen in Zinnwald kommend, gegen einen Straßenbaum. R. wurde auf die Straße geschleudert und erlitt hierbei Hautabschürfungen im Gesicht und an beiden Händen. Sanitäter leisteten dem Ver unglückten erste Hilfe. Altenberg. Am Sonntag nachmittag unternahm der hier wohnhafte Zimmermann Otto Knauthe «inen Mdkorradaus- flug mit seiner Gattin. In Dresden aus der Berg-, Ecke Reichenbachstraße stieß er mit einem Auto zusammen, wo durch Frau Knauthe Arm- und Kopfverletzungen und ver mutlich eine Gehirnerschütterung erlitt, so -atz sie ins Io- hannstädter Krankenhaus gebracht werden muhte. Knauthe blieb unverletzt, das Rad ist schwer beschädigt. Löwenhain. 3n der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wurde in das Schülerheim der Oeffentlichen Handelslehran stalt der Dresdner Kaufmannschaft ein frecher Einbruch ver übt. Der 22 jährige bei den Notstandsarbeiten in Kratz hammer beschäftigte Arbeiter Müller aus Charlottenburg drang durch ein Küchenfenster in das HauS ein, eignete sich ein großes Küchenmesser an und schlich dann, nachdem er das Speisesaalsenster durchkrochen hatte, in daS 1. Obergeschoß. Er drang in ein Zimmer ein, wo zwei erwachsene Kinder des Herrn Hausverwalter Schmidt schliefen und bedrohte sie mit dem Messer. Auf die Hilferufe eilte Hausverwalter Schmidt herbei und nahm den Eindringling fest. Dieser wurde in das Amtsgerichtsgefängnis Lauenstein eingeliefert. Dittmannsdorf b. Sayda. Das 1 jährige Töchterchen des Gutsbesitzers A. Diebl hatte beim Spielen einen Patentknopf verschluckt, der in der Luftröhre stecken blieb. Sofortige ärzt liche Hilfe war vergebens. Nach der im Dresdner Stadt krankenhause vorgenommenen Operation starb das Mädchen. Mohorn. Beim Eierholen vom Heuboden stürzte di« 14- jährige Tochter des Gutsbesitzers Mehnert durch ein Loch in die Tiefe und trug einen schweren Schädelbruch davon. Wilsdruff. Schwer gestürzt sind im benachbarten Her zogswalde zwei Motorradfahrer aus Ober- und Nieder- Hermsdorf. Sie blieben blutüberströmt und besinnungslos auf der Straß« liegen und muhten mit Krankenauto ins Frei taler Krankenhaus geschasst werden. Schönfeld. Aus einer Luftschaukel stürzte am Sonntag abend ein hier wohnhafter Maurerlehrling. Er zog sich da bei einen Schädelbruch zu, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Sanitäter der Freiwilligen Feuerwehr leisteten die erste Hilse, jedoch konnte der herbeigerufene Arzt nur den eingetretenen Tod feststellen. Großenhain, 26. Juni. Am Sonnabend abend geriet in der hiesigen Papierfabrik (Muldentalwerk) der in Hirschfeld wohnhafte und hier in Arbeit stehende 22 jährige Arbeiter Zöllter in die im vollen Betrieb befindliche Maschine und erlitt sofort den Tod. Sein Oberkörper war völlig verstüm melt. Lin in der Nähe der linfallstättc stehender Arbeiter erlitt einen Ohnmachtsanfall. Hainich«». Am Sonntag leistete sich ein hiesiger Ar beiter den „Spaß", sich von Berlin nach Hainichen im Auto fahren zu lassen und hier dem Chauffeur zu erklären, er könne nicht bezahlen. Dieser Spaß wird ihm teuer zu stehen kommen, da seine Personalien polizeilich festgestellt werden konnten und die Angelegenheit dem Gericht übergeben wurde. Zwickau. Nach einer Meldung der Kriminalpolizei lockte in der Pattnachklamm bei Garmisch -er 35 Jahre alte Me chaniker Dietze seinen Reisegefährten Erich Kurz aus Zwickau an eine abgelegene Stelle und schlug ihm mit einem Hammer mehrmals so wuchtig auf den Kopf, daß er bewußtlos zu Boden stürzte. Der Räuber entriß seinem Opfer die Brief tasche mit mehreren hundert Mark, ebenso einige Wertgegen stände und flüchtete vermutlich nach Berlin. Ivette«' füp morgen: Nachdruck verboten! An Stärke abnehmende Winde aus westlichen Richtungen. Wechselnde Bewölkung. Tagsüber etwas wärmer; keine, nennenswerten Niederschläge.