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Weitzeritz-Jeibmg DeranttoorSich« Redakleurr Selir Sehne. - Dm» und Verlag: Sari Sehn« in Dwyalviswalve. Donnerstag, am 5. Januar 1928 Nr. 4 t «aietgMPreU: Di« 4» Mtllim«t«r drrlte Petihett« k« »«»«htpfinnige. Linges»M »n» ; Reklamen « R«Ich»pfenMg«. 94. Jahrgang ä Bezugspreis: Für «inen Monat 2 Reicht««» ß mit Zutragen, einzeln« Nummern 1» Retcht- Z Pfennige. Sem«Ini>« - VerbanSt - Girokonti 2 Nummer t. Fernsprecher: Am« Dippold!«- ? »aide Nr. ». Postschecktont« Dretten 12 »4». Tageszeitung und Anzeiger wr M-pEswalde, Schmiedeberg u.Il AelSestd ZrSS«»g he« Lrztrkr .... Di« unter dem Schweinebestande des Molkereibesihers Max Wagner in Reichstädt ausgebrochene Schweineseuche ist erloschen. Die angeordneten Schuh- und Sperrmaßnahmen werden hier mit wieder aufgehoben. O 24 a Ts. iimtshallplmannrcbsft Sippsldirwaide, am 4. Januar 1928. Der Besitzer des Flurstücks Rr. 4a des Flurbuchs für Ober- frauendorf Alfred Hauptmann hat eine Schleuse, welche die Abwässer aus 2 Familienwohnungen und einem Waschhause auf dem genannten Flurstücke dem Lungkwihbache ungeklärt zuführt, hergestellt und eine 17 Meter lange, 0.90 Meter über Bachsohle hohe Hof- und Gartenstützmauer errichtet und um nachträgliche wasseramtllche Erlaubnis hierzu nochgesucht. Die Unterlagen können während der Dienststunden an hiesiger Amtsstelle eingesehen werden. Gemäß Z 33 Absatz 1 des Wasser- gesehes wird dies mit der Aufforderung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen dieses Vorhaben binnen zwei Wochen, von dem auf das Erscheinen gegenwärtiger Bekanntmachung folgen den Tage ab gerechnet, bei der unterzeichneten Behörde an- zubrlngen. Einwendungen, die nach Ablauf dieser Frist erhoben werden, bleiben, soweit sie nicht auf privatrechklichen Titeln beruhen, wegen Fristoersäumnis unberücksichtigt. Dippoldiswalde, am 3. Januar 1928. L — O. 27/27 — Sie gmtrkauptm<mnsctistt. Oertliches und Sächsisches Dippoldiswalde. Die Kälte, die anfangs der Woche herrschte, mußte wärmerer Witterung weichen. Gestern kam es auch wieder zu Niederschlägen, Schnee fiel, aber recht nas ser Schnee. Dazu erhob sich heftiger Wind, der besonders in den Abendstunden und in der Nacht in orkanartiger Stärke tobte. Der Schnee ging dann mehr und mehr in Regen über, Heuke früh gab es wenigstens stellenweise Glatteis. Schön zei tig traten die städtischen Arbeiter-Kolonnen zum Streuen in Tätigkeit. Der Verkehr über Land wird durch das Glatteis sehr erschwert. In Leipzig fiel gestern Len ganzen Tag dich ter Schnee, während wir hier nur zeitweise lebhafteres Schneetreiben hatten. Dippoldiswalde. Der Wirt unseres Stadtkaffees, Oskar Taubert, - hat sich schon immer als großer Kinderfreund ge zeigt, und die jetzige Weihnachtszeit gab ihm besonderen An laß dazu. Schon vor dem Feste veranstaltete er eine Weih nachtsfeier für die Kleinen, in der, wir berichteten damals darüber, der Ruprecht kam und schöne Geschenke brachte und kleine Mädchen schöne Tänze vorführten. Jetzt am Ausgang der Weihnachtszeit folgte eine Christbescherung für arme Kinder. 28 Jungen und Mädchen konnte der Gabentisch gedeckt werden. War auch die Sammlung unter den Gästen des Stadtkafsees nicht so ausgefallen, wie man im Interesse der Kinder gern gesehen hätte, so waren doch wertvolle, praktische Geschenke neben Eßwaren ausgebaut worden. Zwei Tafeln, die eine für die Knaben, die andere für die Mädchen, bargen die Geschenke, die neben Stollen, Pfefferkuchen, Scho kolade je einen Gutschein auf einen Zentner Briketts, wollenes Unterzeug, Mützen, Schürzen, Märchenbücher, Seife usw. bargen. Kapellmeister Lippmann, der sich um den Einkauf und Aufbau der Geschenke besonders verdient gemacht hat, hatte ein tüchtiges Stück Arbeit geleistet. An einer langen Tafel nahmen die Kinder Platz und wurden mit Kakao, Stollen und Schlagsahne bewirtet. Die Tassen, die immer wieder gefüllt wurden, waren jedesmal rasch ausgetrunken, die Schalen schnell von der süßen Schlagsahne geleert, die großen Berge Stollen im Nu im Magen der Kinder ver schwunden, und nur die dunkelbraunen „Bärte" zeugten von der geleisteten Arbeit. Nach dem Gesang des schönen Weih- nachtsliedcs .Stille Nacht" erinnerte Schulleiter Gast die Kinder an die Weihnachtsgeschichte, an das Jesusknäblein, an die Geschichte von den Hirten auf dem Felde und an die Engel, die diesen erschienen und ließ sie erkennen, wie der große Gedanie der Nächstenliebe das ganze Weihnachts evangelium dirchzieht und uns dieses Fest alljährlich wieder feiern läßt. Ul le Menschen zu lieben, nicht nur Vater und Mutter, war Christi Gebot. Er brachte uns ab von dem bösen Wahn Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Christen heit verbreitet« den Gedanken der Nächstenliebe. Dächten auch viele, ich bin mir selbst der Nächste, so bereiteten doch mehr noch anderen eine Freude, besonders zur Weihnachtszeit. Auch diese Stunde bereite ihnen (den Kindern) Freude und alle würden Herrn und Frau Taubert dankbar jein. Er danke auch m Namen der Schule und der Eltern. Die schönste Freude sei, Kindern Freude zu machen. Aus ihren Augen strahle sie am hellsten. Darum werde Weihnachten in allezeit dq; Fest der Kinder sein. Gesang von „O du fröhliches beschloß die Feier. Dann wurden die Kinder an ihre Plätze gerufen, rasch ging es ans Einpacken und bald war alles abgeräumt. Aber Freude, viel Freude ist den Kindern und deren Eltern bereitet worden und dankbar muß man sein dem Ehepaar Taubert, das die Bescherung in die Wege leitete und Opfer brachte, denen, die ihr Scherslein beitrugen, die bei der Durchführung der Feier halsen und die beim Einkauf der Geschenke größtes Entgegenkommen zeigten. Hätten sie doch alle die strahlenden Kinderaugen gesehen. — Ein Reichsfeiertagsgesetz, das die Frage der Feiertage für alle deutschen Bundesstaaten regeln sollte, ist noch immer nicht erschienen. So hält die Sächsische Landeskirche zunächst an ihren Feiertagen fest und begeht morgen, am 6. Januar, das alteingewurzelte Epiphanien- oder Erscheinungsfest. Es ist zugleich der Missionstag der Kirche, an dem auch die jährliche Kollekte für unsere Leipziger Mission zu sammeln ist. Unser Missionsdirektor vr. Ihmels, der kurz vor Weih nachten wohlbehalten von seiner Afrikareise heimgekehrt ist, berichtet von einem Fortschreiten der Mission auf unserem Gebiete, das alle Erwartungen weit übertrifft. Das erfordert freilich auch von der heimatlichen Missionskirche volle Anteil nahme an dem großen Werke. Sie würde eine Gottesstunde versäumen, wenn sie jetzt versagte. Mag sie tun, was in ihren Kräften steht und am Erscheinungsfest durch reiche Gaben ihre Anteilnahme beweisen. Missionsgottesdienst für Kinder findet am Sonntag, dem 8. Januar statt. — In der Reichskrone wird heute abend im Gewerbe verein (Volksbildungsverein) Kasperle die Mitglieder und Gäste unterhalten. Das Theater des Sächsischen Künsller- hilfsbundes wird durch seinen Leiter, Professor vr. Paul, zwei schöne Stücke vorführen und wir sind überzeugt, alle werden lachen, herzlich lachen. Dippoldiswalde. In den Opferstock des Advents- und Weihnachtsbaumes auf unserem Marktplatze sind im ganzen 1222 Scheine und Münzen im Gesamtbettage von 21 l RM. 34 Pf. eingelegt worden. Die Unkosten wurden seinerzeit mit 170 RM. veranschlagt, so daß noch nicht einmal 50 RM., sondern nur rund 41 RM. Ueberschuß erzielt wurden. — Der „Kraftverkehr Freistaat Sachsen" teilt uns mit, daß der fahrplanmäßige Verkehr auf der Linie Dippoldis- walde—Edle Krone Sonnabend, den 7. Januar d. I., wieder ausgenommen wird. — Es wird hohe Zeit, daß das nun endlich geschieht. Schuld an der langen Unterbrechung trägt lediglich die Straßenbau-Verwaltung, die „billig" mit produktiver Erwerbslosen-Fürsorge bauen wollte, dann keine Maurer bekam und dafür einem starken Hinterlands drei viertel Jqhr lang den direkten Fährverkehr zu seiner Bahn station abschnitt. — Die kommunalen Spitzenorganisationen werden, wie verlautet, in Kürze eine besondere Aktion für die gemeind liche Getränkesteuer durchführen. Der Wegfall der Einnah men aus der Gelränkesteuer hat den Städten in ihrer Ge samtheit etwa 150 Millionen M. an Etalsmitteln genom men. Die Städte sind gezwungen, so wird von kommunal politischer Seite erklärt, die Realsteuern zu erhöhen, wenn ihnen nicht wieder die Einnahmen aus der Getränkesteuer er schlossen werden. Zur Begründung des Standpunktes füh ren die Kommunen an, daß in anderen Ländern, z. B. Eng land, die Gekränkesteuer erheblich mehr gestiegen fei als in Deutschland. Wendischcarsdorf. Fuhrwerksbesitzer Pietzsch aus Dip poldiswalde hatte heule vormittag mit seinem Lastkraftwagen Latten und Bretter nach Rabenau zu bringen. Als der Wagen hinter der Heidemühle den Berg hinausfuhr, konnte es der Motor nicht mehr schaffen: auf der glatten Straße rutschten die Räder. Man wollte daher Kelten auflegen. Hierbei rollte aber der Magen ab, fuhr rückwärts die Straße hinunter und in das Heidemühlen-Grundstück. Er prallte an die Hofmauer an, riß diese nieder, zerstörte auch die Aschen grube und stürzte dann um. Menschenleben kamen glück licherweise nicht zu Schaden. Geising. Postalisches. Mit Beginn des neuen Jah res ist hier seitens der Post eine Neuerung eingeführt wor den, welche namentlich von den Geschäftsleuten sehr lebhaft begrüßt wird. Zwischen 5 und 6 llhr nachmittags erfolgt eine nochmalige Briefbestellung, so daß wir nun endlich, wie schon vor dem Kriege, zweimal am Tage Briefpost erhalten. Geising. Infolge des Neubaues des Beamtenhauses in Altenberg haben im Lause des vergangenen Monats bereits drei Eiscnbahnerfamilicn unsere Stadt verlassen, weitere fol gen. Die zwei frei gewordenen Wohnungen hat die Zollbe hörde für zwei nach hier versetzte Beamte mit Beschlag be legt. Geising. Kohlennot. Ein recht kalter und unange nehmer Wind, der fast in jede Ritze hereindrang, wehte am gestrigen Tage. Leider geht aber die Kälte nicht mit der Kohlenlicferung Hand in Hand, und die Lager unserer Kohlen händler sind leer. Trotz aller Bemühungen ist es ihnen nicht möglich, nennenswerte Lieferungen hereinzubekommen. Nach Aussagen der Lieferfirmen sollen auch in absehbarer Z-rik solche nicht erfolgen können, da zu viele Kohlen in das Aus land zu liefern sind. Kreischa. Beim hiesigen Standesamts wurden im ver flossenen Jahre 84 Geburtsfälle — 33 aus Kreischa, 17 aus Lungkwitz, 2 aus Gombsen, 1 aus Saida, 4 aus Wittgens- dorf, 4 aus Kautzsch, 3 aus Hermsdorf, 27 Knaben, 37 Mäd chen, 50 ehelich, 14 unehelich — beurkundet. Es erfolgten 44 Aufgebote, davon 10 von auswärts, Sterbefälle kamen 35 zur Eintragung, 20 aus Kreischa, 6 aus Lungkwitz, 3 aus Gomb sen, 1 aus Wittgensdorf, 2 aus Saida, 3 aus Kautzsch, 27 Er wachsene, 1 Kind über 6 Jahre, 5 bis zu 6 Jahre alt, 2 Tot geburten. Die 27 Erwachsenen hatten ein Gesamtalter von 1613 Jahren 9 Monaten und 23 Tagen, hiernach also ein Durchschnittsalter von rund 60 Jahren erreicht, das nied rigste Alter war 19, das höchste 83 Jahre. Dresden. Auf der Tagesordnung der nächsten Landtags sitzung am Dienstag, dem 17. Januar, stehen die zweiten Be ratungen der sozialdemokratischen'und kommunistischen An träge bctr. die Zollerhöhungen für Lebensmittel, weiter die Anträge, die den Bau von Eisenbahnlinien von Leipzig nach Merseburg und von Adorf nach Hof fordern, sowie die An fragen wegen der Beschlagnahme des ersten Dezemberblattes der «Grund- und Hausbesitzer-Zeitung für Sachsen". Pirna. Am Dienstag früh kam der Arbeiter Heine aus Gersdorf auf seinem Rade von Lindigt her auf dem Ver bindungswege nach der Zehistaer Straße zu gefahren, über sah jedenfalls in der Dunkelheit, daß die über die Seidewitz führende Brücke für Radfahrer nicht passierbar war und stürzte die hohe Böschung hinab in die nur wenig Wasser führende Seidewitz. Er erlitt eine schwere Gehirnerschütte rung und wurde dem Krankenhause zugeführt. Bad Schandau. Dem Verkehrsverbande für die Säch sische Schweiz und das östliche Erzgebirge ist jetzt auf Grund wiederholter Besprechungen mit -er Sächsisch-Böhmischen Dampfschifsahrts-A.-G. von dieser die Mitteilung gemacht worden, -aß mit Beginn des Sommerfahrplanes im nächsten Frühjahr zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz ein Schnellbootverkehr eingerichtet werden soll. Die Booke sollen mit 80 bequemen Sitzplätzen versehen werden und auf -er Fahrt zwischen Dresden und Herrnskretschen auf allen größeren Stationen halten. Borna. Auf eine nicht alltägliche Weise verunglückte hier ein Motorradfahrer aus Leipzig. Er hatte sich der Kälte wegen einen Sack um die Füße gelegt. Dieser Sack fing plötzlich, vermutlich infolge EinwirkenS des Motors, zu bren nen an. Der Fahrer versuchte nun, den brennenden Sack während der Fahrt herunterzustoßen, fuhr aber an eine Straßenbahn an und trug schwere Verletzungen davon. Borna. Im benachbarten Kitzscher hantierte ein bei einem Gutsbesitzer beschäftigter jugendlicher landwirtschaftlicher Ar beiter mit seinem Revolver. Plötzlich krachte ein Schutz und das Geschoß drang der in der Nähe stehenden Dienstmagd S. in den llnkerleib. Das Mädchen mußte sofort operiert werden. Born«. Ein bisher noch unbekannter Mann verübte in den Zedtlitzer Wiesen an einem 20 Jahre alten Mädchen, da-' eine Stelle antreten wollte, ein Sittlichkeitsverbrechen. In folge Herannahen eines Mannes muhte der Täter von fei nem Opfer ablassen und ergriff die Flucht. Leipzig. Der Ausbruch des Grohfeuers im Leipziger Volkshause, über das wir gestern berichteten, hat eine recht eigenartige Ursache: Die Kriminalpolizei hat festgestellt, daß zunächst einmal eine brennende Zigarre oder Zigarette, die man achtlos beiseite gelegt hatte, das Packmaterial eines auf dem Boden liegenden Dampfheizungskörpers entzündete. Das so entstandene Feuer griff langsam um sich, bis es an eine Sauerstoff-Flasche gelangte, die zu Schweiszarbeiten Ver wendung gefunden hatte. Durch die Hitze wurde der Ver schluß der Flasche gelöst, und -er von ihr umschlossene Sauer stoff fachte die Flammen verstärkt an. Meerane. Ein Handwerksbursche, der mit einem Kollegen von hier nach Gößnitz ging, wurde von einem in schnellster Fahrt befindlichen Auto auf der Chaussee zwischen Guteborn und dem Dreierhäuschen angefahren und hierbei so schwer verletzt, daß der Tod kurz darauf eintrat. Der Führer des Autos ist unerkannt entkommen und wird von der Gen darmerie gesucht. Löbau. Am Dienstag erfolgte in Löbau vor versammeltem Bezirkstag, Bezirksausschuß, Spitzen der Behörden und der Beamtenschaft durch Kreishauptmann vr. Richter aus Bautzen die Einweisung des neuen Amtshauptmanns Oberreglerungs- rat l)r. von Burgsdorff, Sohn des früheren Kreishauptmanns von Burgsdorff in Leipzig. Der bisherige Amtshauptmann von Löbau vr. Kuntze ist nach Dresden als stellvertretender Kreishauptmann versetzt worden.