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- Erscheinungsdatum
- 1923-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192312293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19231229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19231229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-29
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Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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SSchstscheS Mark", meinte weitere Zertrümmerung wesens zu verhindern, daß aber darck druck gebracht werden fol durch Wohnungsnot «höhl und dte Widerstandsfähigkeit des lindes ist durch mangelhafte Ernährung geschwächt. Die eigent liche Ursache aber der erhöhten Mintersterblichkeit ist die Lungen entzündung und gegen sie hat sich daher in erster Linie der Kamps der Aerzte zu wenden. i Dies war der Fall; dte um das Vermögen ihrer Mereine stark beunruhigten Vorstandsmitglieder hatten Diese Verzeichnisse sogar schon mitgebracht und die Oreude war groß, als sich herausstellte, daß die in .»er Hauptsache aufgefundenen Banknoten bi» auf einige sausend Mark dte verschiedenen vermögenSbestände dar- Hellten. , »Aehle« immer noch viertausend Mr Rendant de» VorschußveretnS. hett Gestorbene kommen, dte Zahl der Verwundungen 31103, ole Zahl der Internierten und Gefangenen 1V6S. Die deutschen Schuhtruppen hatten 1170 Tote, dazu in Deutsch-Ostasrika etwa 13400 und in Kamerun 588 farbige Tote. Die Zahl der farbigen Toten in Togo war nicht festzustellen, da die Unterlagen in FelndeShand sielen. Dte Zahl der Verwundeten belief sich dort auf 1281. Vermischtes. * Die Mintcrgefahr für die Säuglinge. Dasz die Säuglinge in den heißen Sommermonaten besonders gefährdet sind, ist eine bekannte Tatsache. Daß aber auch die Wintermonate für die jüngsten Erdenbürger schwere, ja sogar noch schwerere Gefahren bergen, ist eine Tatsache, die bisher wenig bekannt war. In einem Aussah .lieber den Wintergipfel der Säuglingssterblichkeit' in der Klinischen Wochenschrift' weist Dr. Richard Guggenheim darauf hin, daß gegenwärtig die Gesundheit der Säuglinge durch den Winter mehr geschädigt wird, als durch den Sommer. Während zum Beispiel in Berlin in verschiedenen Jahren des lebten Jahr zehnts eine Zunahme der sommerlichen Sterblichkeit bei den Säug lingen überhaupt nicht vorhanden war, starben unter dem Einflug der Kohlennok im Winter 1S20 mehr Kinder als in den die größte Eterblichkeitsziffern aufweisenden Sommern 191k und 1917. Während die Sommersterblichkeit dank den hygienischen Maß nahmen immer mehr zurackging, prägte sich die Wintersterblichkett immer mehr aus. Die Kurve begann regelmäßig im Spätherbst langsam elnzusehen und erreichte im März oder April ihren Höhe punkt. Während im Sommer die Erkrankungen des Magens und Darmes die Hauptopfer unter unseren Allerjüngsten erfordern, ist es im Winter die Lungenentzündung, die als furchtbarer Feind unseres Nachwuchses auftritt. Je besser man mit dem Mesen der Ernährungsstörungen der Säuglinge bekannt wurde und Mittel dagegen fand, desto geringer ist die Sterblichkeit im Sommer ge worden. Die Lungenentzündung aber weist noch immer im Säug lingsalter mehr Todesfälle auf als sogar im hohen Greisenalter. Zweifellos haben die traurigen Verhältnisse unserer Gegenwart, Wohnungsnot und Kohlenmangel, eine wichtige Rolle bei dieser Zunahme der Wintersterblichkeit der Säuglinge gespielt. Dabei dürften die Temperaturverhältnisse nicht so gefährlich sein wie die Infektion, die den Säuglingen durch die Erkältungen Erwachsener -roht. Besonders die Schwere der Erkältungskrankheiten ist im Winter bei Säuglingen ungleich größer, und man darf wohl kn- nehmen, daß der Organismus der Säuglinge in den Winter monaten weniger widerstandsfähig ist und daher einer Infektion leichter erliegt. So kommen die verschiedensten Momente in der Nachkriegszeit zusammen, um die Gefahren für das Leben unserer Kleinsten im Winter zu vermehren. Die Kälte wird verschärft durch Wohnungsnot und Kohlenmangel; die Infektionsgefahr ist Er' war kaum damit fertig geworden, als sein längerer Kollege ihn ins Schlafzimmer entbieten ließ. Dort fand er eine Anzahl angesehener Neustadter Bürger, unter ihnen auch einen seiner Geschicklichkeit wegen gerühmten Schlossermeister: dieser hatte sich bis her vergeblich gemüht, den Kassenschrank zu öffnen. »8«, so, daraus vergaß ich ganz", meinte Martini, sich vor dl« Stirn schlagend, „hat Krau Bindewald denn nicht den Schlussel?" Diese war mit eingetreten; nun verneinte sie. Ihr Mann hatte ihn am Nachmittag zuvor mttg»- nommen, er war ja noch zuletzt mit dem Kassenschrank beschäftigt gewesen. Martini ließ sich dte vorhin in Mehlig» Wohnung /ortgenommene Tasche geben; er entsann sich, unter anderen Wertsachen aucq den Schlüsselbund des Toten gesehen zu haben. Die Aufregung der Lammwirtin war eine große, als sie nun nacheinander Uhr und Sette, Ring und Taschenfeuerzeug sowie den immer von ihrem Mann getragenen Schlüsselring erblicken mußte. Kopfschüttelnd hörte sie an, was ihr der Llmtsrat kurz über die Herkunft der Sachen berichtete. >„DaS begreife ein anderer... auf Mehlig hat mein Mann immer große Stücke gehalten, der war bereits seine rechte Hand, als ich Bindewald geheiratet habe; stch habe mir nicht viel au» ihm gemacht, mag sein, weil er ein so unverbesserlicher Trunkenbold ist . . . aber an eine Schlechtigkeit glaube ich nicht. Ta wird -die Sanna, so heißt seine Tochter nämlich, das Bündel mit den Sachen hier schon im Hofe gefunden haben, wie pe sagt — und das viele Geld!" unterbrach sie sich. ^DaS ist ja ein ganzes Vermögenl" i „ES sind mehr als vierzigtausend Mark", bo- Mtigte der Amtsrat. Die Lammwirtin hatte den Schlüsselring zur Hand igenommen. „Das ist ja der Kassenfchlüssel." Sie ging selbst zum Schrank und öffnete ihn ohne jegliche Mühe. In lebhafter Erregung umdrängten die Anwesen den den Amtsrat, als dieser sich nun daran mauzte, Ven Geldschranktnchalt zu sichten. Von einem solchen konnte indessen kaum die Rede sein. Im Tresor lagen ßrinige Umschläge, von der Hand des Lammwirts ba- schrieben und als Eigentum verschiedener Kassen aus drücklich bezeichnet; aber die Kuverte waren leer, nur jwertlose Notizen fanden sich in ihnen. ' Zuerst war dte Aufregung eine große; dte an- »esenden Bürger, zumeist AufsichtSratSmitglieder der don Bindewald verwalteten Kaffen, ergingen sich über diesen in mehr oder weniger anzüglichen Redensarten, »lS der AmtSrat all dem unerquicklichen Durcheinander durch dte Frage ein Ende machte, ob denn ein doppelte» sNummernverzeichnt» der Banknoten geführt worden Ri, wie man die» bei den Vermögensbeständen ge meinnütziger Institutionen doch immer zu tun pflege. Was bestimmt ven Lohn k; Die erhebliche Preissenkung, die in den letzten Wochen statt gefunden hak, hat die Frage praktisch entschieden, wo der große Abbau' anzufangen habe, bei den Preisen oder bei den Löhnen. Von der Arbeitnehmerschaft wird nun unter Hinweis auf das gegenüber der Vorkriegszeit gedrückte Lohnniveau gefordert, daß erst einmal eine weitere Preissenkung abzuwarten sei, ehe ein Avbau der Löhne in Angriff genommen werden könne. Die starke Herabsetzung -er Beamtengehälker wird von den gewerblichen Ar beitnehmern als ein Signal zur baldigen Herabsetzung des Ar beitslohn-Niveaus angesehen. Der Streit der Interessenten über tönt die Stimme der sachlichen volkswirtschaftlichen Kritik und zieht einen künstlichen Vorhang vor die unabänderlichen Tatsachen, von denen die Bemessung des Arbeitslohnes abhängt und ab- hängen muß. Im Volke lebt die Vorstellung, daß der Lohn .auskömmlich ' sein muß. Hieran ist folgendes richtig: Werden einem Arbeiter die aufgewandten Kräfte nicht durch ausreichenden Lohn ersetzt, so zehrt er von seinem gesundheitlichen Kapital und richtet sich ! zugrunde. Darum muß im Lohnmesen und in der gesamten Wiri- > schäft die allgemeine Tendenz herrschen, daß der Arbeitnehmer ourch Gehalt oder Lohn seine dringenden Lebensbedürfnisse decken kann. In der Praxis wird allerdings die Lohnhöhe noch durch andere wichtige Faktoren beeinflußt, die mit dem Existenz minimum' nichts zu tun haben. Die derzeitige Wirtschaftsform wird von ihren Gegnern als .Prosikwirtschaft' bezeichnet. Ohne polemische Spitze gesprochen, würde man die heutige Wirtschafts form eine .Rentabilitätswirtschaft' nennen. Eine Produktion findet nämlich nur dann statt, wenn dabei über die Kostendeckung hinaus ein Gewinn erzielt wird. Nun wird allerdings häufig die Produktion auch dann fortgesetzt, wenn kein Gewinn erzielt wird oder gar Verlust eintritt. Dies ist darin begründet, daß selbst bei völligem Ruhen des Betriebes Aufwendungen zu erfolgen haben (für Bewachung, Instandhaltung, Reinigung usw.) Häufig sind diese Leerlaufkosten Höher als die Verluste bei voller oder parti- zleller Wetterführung des Betriebes. Sehr häufig wird aber auch der Betrieb fortgesetzt, weil der Unternehmer ein persönliches Verhältnis zu seinem Werke besitzt, die Stillegung als ein ihm persönlich widerfahrenes Leid empfindet und seinen Mitarbeitern die Arbeitsgelegenheit und damit das Arbeitseinkommen nicht nehmen will. Ist die Wirtschaft gezwungen, mit verschwindendem Nutzen oder gar mit Verlust zu arbeiten, so ist es unvermeidlich, daß die Besitzer -er Produktionsmittel, aber auch die Arbeit neymerschaft .vom Kapital zehren', h. einen Produktionsaus- l wand treiben, der nicht durch den Erlös bezw. Lohn voll wieder eingebrachl wird. Es liegt auf der Hand, daß ein solcher Ans wand nur eine beschränkte Zeit forlgeführt werden kann und bald durch normale Verhältnisse wieder abgelöst werden muß. Es zeugi aber von Kurzsichtigkeit und Starrköpfigkeit, wenn der Eingriff in die Substanz (des Vermögens wie -er Arbeitskraft) grund sätzlich abgeiehnt wird. Jede Zeit hat Ihre .volkswirtschaftlich gerechtfertigte Lohn höhe'; es ist allerdings in jedem Falle schwierig, diese Höhe zahlen mäßig festzulegen. Es wird in -er Oesfentlichkeit viel darüber ge stritten, ob es für die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft und die Beseitigung -es Massenelends notwendig sei, die Löhne möglichst knapp oder möglichst reichlich zu halten. Es muß ein leuchten, daß -ie Ersparung von Lohnteilen bei den beschäftigten Arbeitnehmern die Möglichkeit gewährt, den Erwerbslosen Ein kommen und damit Deckung ihrer Lebensbedürfnisse zu bieten. Anderseits wird durch Ermäßigung der Löhne die Kaufkraft des Volkes vermindert und einer etwa gesteigerten Produktion der innere Absatzmarkt geschmälert. Menn aber durch die Ermäßigung des Lohnniveaus Mittel frei werden, um neue Produktion zu chaffen, so entsteht eine Vermehrung und anschließend eine Ver billigung der Waren und nachträglich eine Rechtfertigung der früher vorgenommenen Lohnabstriche. Menn wir heute den Sah aufstellen müssen, daß wir das Lohnniveau auf dem niedrigsten, mit der Volkswirtschaft verträglichen Stand hallen müßen, so ist dem hinzuzufügen, daß eine solche Politik nur berechtigt ist, wenn dadurch der Wirtschaft neues lebenspendendes Blut zugesührt wird. Von der Tllbcrmart zum Ncntenpfcnnist. Zm letzten Monat dieses Jahres der wirtschaftlichen Not ist nun nach langer Vorankündigung auch das jüngste Kind der deutschen Geldwirtschast, der Rentenpfennig, ans Licht des Tages gelangt, — wenigstens offiziell, denn auf seiner spiegelblanken Reversseite findet stch auch das Prägezelchen 1923. In Wahrheit werden wohl die wenigsten deutschen Staatsbürger bisher das blitzende Ding, das so manche wehmütige Erinnerung an den blankgeputzten .Glückspsennig' unserer Kinderzeit wachruft, zu Gesicht benommen haben. Dennoch werden 1, 2, 5, 10 und 50 Rentenpfennige in allernächster Zeit im öffentlichen Verkehr aus- treten, und energische Maßnahmen dürften zu verhindern wissen, daß ihnen das Schicksal gewisser früherer Münzen zuteil wird, d. h. von Liebhabern gehamstert und verhökert zu werden, wie etwa jenes Aluminium-Drei-Markstück, das vvm deutschen Reiche im August 1922 zum Jahrestage der Weimarer Verfassung in 40 Millionen Stücken ausgegeben wurde, und das kurz darauf nur noch in Münzhandlungen und Münzsammlungen zu sehen war, und wie der kleine Aluminiumpfennig, den der Weltkrieg gebar. Das Erscheinen des Rentenpfennigs, der als Scheidemünze der Rentenmark einem wichtigen ökonomischen Zwecke dienen soll, veranlaßt unseren Blick, auf die gesamte Entwicklung unserer Währung vom Gold zum Aluminium, dann zum Papier bis zu dem Glanz des bescheidenen Rentenpsennigs zu schweifen, der seinerseits ja auch nur eine Ileb.ergangsstation zur kommenden Goldwährung fein soll. , Bis zur Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts wurden von den zahlreichen deutschen Staaten ebenso zahlreiche eigen» Münzsorlen ousgegeben. Erst die großen Vorteile, die der Zoll verein der wirtschaftlichen Entwicklung den ihm angeschloffene» Staaten bot, ließ den Wunsch erstehen, auch im Münzwesen zu einer Einigung zu gelangen. Die große Schwierigkeit, die nor allem darin bestand, daß Deutschland nicht genug Gold besaß, wurde erst durch den siegreichen Krieg 1879/71 und die aus ihn« sich ergebende französische Kriegsenlsch-digung behoben. In stnfen- welser Entwicklung wurde das Reichsgesetz vom 4. 12. 1871, da« Münzgeseh vom 9. 7.1873, und endlich durch die Bekanntmachung vom 27. 7. 1907 sendgültige Einziehung des Thalers) die deutsch« Goldwährung durchaesükrk. Eine leiste Regelung der Verhält nisse erfolgte noch durch das neue Münzgeseh vom 1. 1. 1909. Nebenher besahen wir auch Banknoten. Ende 1874 zählte man in Deutschland noch 33 verschiedene zur Herausgabe eigener Roten berechtigte Zeltelbanken, vis durch das Banngesetz öom 14. 3. 1875 die Verhältnisse einheitlich dahin gestaltet wurden, daß neben der Reichsbank nur noch die Sächsische, Bayerische, Würltem- bergische und Badische Notenbank ein geringes ÄbtenkontingenI behielten. Im Münzgeseh vom 1. 7. 19Ü9 wurden die Noten -er Reichsbank zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. Währen des Krieges hat nun der Staat selbst seine Goldwährung zer schlagen. Es würde zu weit führen, wollten wir hier den tra gischen für unsere gesamte Wirtschaft so katastrophalen Abstieg unserer Währung von Station zu Station verfolgen. Die deutsche Valuta wurde mehrfach zum Tode verurteilt: In Versailles, ir» Evao, in London, in Paris und — an der Ruhr. Das neue Jabr läßt uns währungspolitisch vielleicht in eine bessere Zukunft blicken. Leichtfertiger Optimismus wäre heute auch bet Erscheinen des metallenen Rentenpfennigs nicht am Platze. Äur hingehender Opfermut und letzter Wille zur Pflichterfüllung geben den Maß nahmen ihre Stütze, die zur Wiedergesundung unser« Währung führen KSnnen. Ein Jahr der Not — ein Jahr der Grmanmmg (Wirtschaftspolitische Neujahrsbetrachtung.) Die Jahreswende regt zu Gedanken darüber an, was uns das alte Jahr gebracht hat und wie es im neuen Jahre werden soll. Wirtschaftspolitisch war das Jahr 1923 vor seinen Vorgängern ausgezeichnet durch einen so rapiden Verfall, wie wir ihn seit dem unglückseligen Herbst 1918 nicht erlebt haben. Jin Jahre 1923 ist die Papiermark gestorben. Es klingt heute unglaublich, daß der Dollarkurs Ende 1922 noch nicht 7000 M. betragen hat, während er bis Ende 1923 die gigantische Höhe von 4,2 Billionen erkletterte. Die Paviermark ist seit 1'/- Monaten durch die stabile Rentenmark ersetzt, deren innerer Festigung letzten Endes das finanz- und wirt schaftspolitische Streben von Regieruiig und Volk gilt. In einem Punkte glich das Jahr 1923 seinen Vorgängern aufs Haar: Die Hoffnung darauf, daß sich unsere Lage auch ohne unser Zutun .von selbst' oder .durch oie Hilfe anderer Länder' bessern würde, hat wieder getrogen. Wir setzten uns gegen Vertrags- und Rechts- bruch unserer westlichen Nachbarn zur Wehr, die behaupteten, die Fortnahme unserer reichsten Wirtschaftsvrovinz sei eine Garantie für die Erfüllung unerfüllbarer Verpflichtungen. Man hört jetzt ! ehr oft die Meinung, der Abwehrkampf an Rhein und Ruhr i ei vergeblich gewesen und hätte deshalb gar nicht begonnen werden dürfen. Wir haben allerdings durch die Verweigerung jeglicher Mitarbeit an -er französischen .Erschließung' der Westmark die ungebetenen Gäste nicht über die Grenze zurückkomplimentieren können, wir haben aber unser Volk in all seinen Teilen vor eine praktische Ausgabe gestellt und ihm Gelegenheit gegeben, für ein großes Ziel zu streben und zu leiden. Das war es, was uns all die früheren Jahre hindurch gefehlt hat. Unser Volk pochte auf seine Rechte und verstand es nicht, daß ihm aus der Niederlage und dem furchtbaren Friedensvertraa nichts anderes erwachsen könnte als erhöhte Pflichten und Entbehrung. Neben diesem Kampf nach außen hat auch der Reformanlauf, den das deutsche Volk im Herbst 1923 unternahm, und der nicht, wie schon mancher frühere Anlauf, in den Anfängen stecken ge blieben ist, die politischen und geschäftlichen Kreise des Auslandes für uns interessiert. Die zahlreichen Regierungskrisen der letzten Monate haben allerdings zum Verlust kostbarer Zeit geführt. Erst Anfang Dezember wurden die Finanzverordnungen erlassen, durch welche der Reichshaushalt in Ordnung gebracht und die neue Währung auf , eine solide Grundlage gestellt werden soll. Der Sanierungskredit, welchen die Rentenmarkbank dem Reiche ge währt hat und über den sie nicht hinausgehen will und kann, ist nahezu erschöpft und innerhalb weniger Wochen müllen die regv7 i lären Einnahmequellen so reichlich fließen, daß damit -er öffentliche ! Bedarf voll ge-eckt wird. Dies wäre sicherer und ohne allzu ! große Uebergangsschwierigkeiten erreicht worden, wenn die Not verordnungen der Äeichsregierung schon zwei Monate vorher er- gangen wären. Die Bereitschaft zum Opfer ist zwar im deutschen Volke gewachsen, aber erst in den letzten Wochen des alten Jahres hat man auf jeden Verzögerungsversuch verzichtet. Wenn etwas geeignet sein könnte, die in unserem Volk immer noch vorhandenen Gegenströmungen zu hemmen, so ist es die Rede Poincarees ge wesen, die am 21. Dezember in der Pariser Deputiertenkammer gehalten wurde. Frankreich wird unter der heutigen Regierung nie freiwillig das Joch von unserem Nacken nehmen; es wird dazu nur durch andere Kräfte gezwungen werden, und diese anderen Kräfte mobil zu machen, liegt wesentlich bei uns. Die heutigen Machthaber in Frankreich und Belgien streben nach einer weiteren Verelendung und Knechtung des deutschen Volkes; die anderen großen Wirtschaftsländer der Welt suchen Deutschland und über haupt ganz Mittel- und Osteuropa wieder in den Weltverkehr und -ie Weltwirtschaft einzubeziehen. Diese Tatsache ist ein Licht am außenpolitischen Himmel, das uns noch bei keiner Jahreswende so deutlich wie diesmal geschienen hat. Vielen Deutschen schwebt die bange Frage auf den Lipoen: .Wird es im neuen Jahre bester werden?* Hierauf kann allein unser Volk selbst die Antwort geben. Sehen wir unverdrossen den Weg der Reformen und der Opfer, der Arbeit und der äußersten Seiostbeschränkuna fort, fo wird nach einigen schweren Monaten sich -ie Lage für Deutschland bessern. ' ^Neuregelung des Lohnsteucrabzugtsj ab 1. Januar 1924. Durch die zweite Steuernotverorünung sind die Bestimmungen über den Steuerabzug vom Arbeitslohn mit Wirkung vom 1. 1. 24 ah geändert worden. Bisher waren vom gesamten Lohnbetrag 10A, abzüglich fester Papiermarkermäßigungen nach dem Familien stand und -es sogenannten Merhungskostenpauschsahes als Steuer einzubehalten. Künftig dagegen bleibt ohne Rücksicht auf den Familienstand des Arbeitnehmers und die Höhe des Arbeitslohnes ein bestimmter Teil des Arbeitslohnes, nämlich bei Zahlung^ des Arbeitslohnes für volle Monate 50 Goldmark monatlich, für volle Wochen 12 Goldmark wöchentlich, für volle Arbeitstage 2 Gold mark täglich, für kürzere Zeiträume OHO Goldmark für je zwei angefangene oder volle Arbeitsstunden vom Steuerabzug frei. Dieser sogenannte .steuerfreie Lohnbetraa' tritt an die Stelle der bisherigen Ermäßigung für den Arbeitnehmer selbst und für Wer- hungskosten. Von dem den steuerfreien Lohnbetrag übersteigenden Teil des Arbeitslohnes, also von dem Ue-erschuß, sind bei jeder Lohnzahlung bei einem ledigen oder kinderlos verwitweten Arbeit nehmer 10H, bei einem verheirateten Arbeitnehmer ohne Kinder 9^, mit einem Kind 8^, mit zwei Kindern 7H und für jedes , weitere minderjährig« Kind 19L weniger einzubehalten. Alle Arbeitgeber, mit Ausnahme derjenigen, die zu Beginn des Kalenderjahres 1924 nicht mehr als drei Arbeitnehmer beschäftigen, haben die einbehaltenen Beträge in bar oder durch Ueberweisung an die Finanzkaffe abzufahren, und zwar jeweils für eine Monats dekade spätestens bis zum fünften Tage nach dem Ablauf der Dekade. Arbeitgeber, die zu Beginn des Kalenderjahres nicht. mehr als drei Arbeitnehmer beschäftigen, haben wie bisher Steuer marken zu kleben. Im Gegensatz zu früher unterliegen dem Steuer abzug auch die Aufwandsentschädigungen, die dem im privaten Dienst- oder Auftraasverhältnis stehenden Personen gewährt werden. Die Arbeitgeber haben lediglich den ihren Arbeitnehmern ausbezahlten Lohn und die einbehaltene Steuer unter Angabe des Zahltages fortlaufend auszuzeichnen, wie dies in der Mehrzahl der Betriebe bereits jetzt der Fall ist. i Die Besteuerung der Betriebe fällt fort. Die Arbeitgeber abgabe, ist zum letztenmal für die Zeit vom 21. bis 31. Dezember : zu entrichten. Deutsche verlustzahlea aus dem letzten !«rieqe Auf Grund der amtlichen Verlustlisten stellte stch die Zahl der Menschenverluste des deutschen LandheereS bis zum 31. Okt. 1922 auf 1 821 922; die Zahl der Verwundungen, soweit sie nicht tödlich verlaufen sind, beläuft stch auf 4 215 498, die der Ge fangenen und Vermißten, ohne die als in der Kriegsgefangen- - schäft gestorbenen Festgestellten, auf 1037 312. Die Zahl der in -er Kriegsgefangenschaft Gestorbenen steht noch nicht endgültig fest. Bis zu obengenanntem Zeitpunkt waren von -en ehemals feindlichen Staaten 55 008 Todesfälle deutscher Kriegsgefangener gemeldet. Von diesen sind 40(100 in die Verlustlisten ausge nommen, der Rest ist in der Zahl der Gefangenen und Vermißten enthalten. Es ist nach dem Statistischen Jahrbuch für 1923 nun anzu nehmen, daß der größte Teil der noch vermißten HeereSanaL- hörigen 1180000) tot ist, und daß stch daher -ie Zahl der Toten auf annähernd 2 Millionen erhöht. In -er -rutschen Kriegsmarine i betrug die Zahl der Toten 30278, wozu noch 419V infolge Krank- — Gemetndewahlen am 13. Januar. Nur noch reichlich zwei Wochen trennen uns von dem bedeutungsvollen Sonntag, an dem in allen sächsischen Gemeinden das Gemeindekollegium neu zu wählen ist. ES ist an der Zeit, die Wahlarbeit mit aller Energie . iu die Hand zu nehmen. Jeder wahlberechtigte Mann und jede wahlberechtigte Frau sollte sich klar darüber sein, daß es sich bei -en sächsischen Wahlen am 13. Januar in allererster Linie darum handelt, -ie weitere Zertrümmerung deS sächsischen Gemeinde- ih aber darüber hinaus zugleich zuni Aus- . . m, wie überdrüssig das sächsische Volk der -in den letzten 5 Jahren getriebenen ozialistisch-kommunistischen Herrschaft ist. Aber auch auf -ie Reichspolilik wird der Ausfall -er sächsischen Wahl am 13. Januar nicht ohne Einfluß sein. Die Gemeindewahl ist symptomatisch für die 1924 noch zu erwartenden Wahlen, ins-esondere die Aeichstägswahl, die im Laufe von 1924 vorzunehmen ist. Es ist ein un-edingtes Erfordernis, daß Sachsens Wählerschaft schon jetzt sich auf ihre Pflicht am 13. Januar einstellt und daß -ie berufenen Organisationen ihr möglichstes tun, aus die rechte Einstellung der Mähler und Wählerinnen hinzuwirken. Ver sagt das Bürgertum am 13. Januar abermals, -an wird es sich später bittere Vorwürfe zu machen haben.
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