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- Erscheinungsdatum
- 1923-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192310160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19231016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19231016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-16
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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Aelteste Zeitung -es Bezirks DttanlworMcher Redakteur: Setir Sehne. — Druck und Verlag: Carl Sehn« in Dippoldiswalde. Dienstag den 16. Oktober 1923 «g. Jahrgang IM- an- etwaS >uen haben 5 eten lork. K auf" «ltslohn WM I I. tober ö. berlNZ tgestcüt »trat. ,«st«llt ein« lellung V,f.B. albzett Hoyer i nach her um hr gut mißte. Iwalde. .linden. ok r eit an e An- erließ, aß er lutend >r di« ,'enfler Bezugspreis: Diese Woche 148 000 000 M. mit Zutragen. Einzelne Nummern 38 000 000 N!. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nummer 3. Gemeinde - Verband-- Girokonto Nummer S. Postscheckkonto Dresden 12 L4S. Anzeigenpreis: DI« 42 Millimeter breit« Petitzeile 120 M. X Schlüsselzahl 000 000, Eingesandt und Reklamen Zeil« 300 M. X je- weilige Schlüsselzahl. n zwei ist di« der Ge- Dieses Blatt euthSV die amtlichen Dekannlmachungea -er Amtshamitmannschafl, -es Amtsgericht» ««- -es Sta-trats zu Dippol-lswal-e gestern Das reltele hl der »el des > sehr anken- rl von h sonst lchwln- 'e Gkäu- eso deit, Jahre«, n Helm ! nachm. ne alver- loij.ntal- »re»- und mschatte- de» Nor. nz über ewinne^. ates 5. Melzing r „Bor- r Liqui- nn solche i Unter- Beein:- OertlicheS uu- Sächsisches. . Dippoldiswalde. Bet Hellem Himmel sank die Temperatur in vergangener Nacht ganz erheblich. DaS Thermometer zeigte heute morgen nur noch 3 Grad Wärme an. — Ueberfälle auf Kartoffelfelder werden uns von verschiedenen Seiten gemeldet. Auch bei Hellem Tage werden die Früchte vom Felde geholt. Der Karkoffelmaschine des erntenden Landmanns folgen die Leute und warten nicht ab, bis die Felder zum Stoppeln freigegeben werden. An einem Falle mußte um polizeilichen Schutz nachgesucht werden. Wenn man auch die Not und Sorge um den Wnterbedarf versteht, so ist doch wiederholt festgestellt worden, daß an den Kartoffeldiebstählen zum größten Teil Leute beteiligt sind, die noch ihren vollen Verdienst haben. Der Schaden trifft nicht nur die Landwirte, sondern auch in ganz besonderem Maße die Allgemeinheit. _ „ . Dippoldiswalde. Die Vereinigte Innung der Bauhandwerker hielt am gestrigen Montag im Fremdenhof „Stadt Dresden" eine Innungsversammlung ab, die mit Begrüßung der zahlreich Er schienenen vom Obermeister, Schlossermeister Hamann, eröffnet wurde. Zunächst mußte die Beitrags- und Äebührenfrage erledigt werden und wurde beschlossen, als vierteljährlichen Innungsbeikrag 60 Millionen, für Lossprechen von Lehrlingen 75 Millionen, für Aufnahme derselben 40 Millionen, für unentschuldigtes Fernbleiben von den Innungsversammlungen aber 120 Millionen zu erheben. — Unter herzlichen Worten wurden alsdann 21 Lehrlinge (17 Tischler und 4 Schlosser) zu Gehilfen gesprochen. Die Gesellen stücke sowie die schriftliche und die mündliche Prüfung zeitigten durchweg gute Ergebnisse, so daß den meisten Prüflingen die Zensur 1 verliehen werden konnte. Weiter wurden 4 Tischlerlehrlinge in die Innung ausgenommen. Die vorjährige Rechnung ist geprüft und richtig befunden worden, so daß der Kassierer von derselben entlastet werden konnte. Die Rechnung auf das 1. Quartal des laufenden Jahres schließ! mit einem Fehlbeträge von 5021465 M. ab. Als Rechnungsprüfer wählt man Löwe—Ulberndorf und Friedrich—Dippoldiswalde, welche die Wahl annehmen. Schließlich finden mehrere innere Vereinsangelegenheiten ihre Erledigung. Da die Tischler sich in nächster Zeit zu einer eigenen Zwangs innung zusammenschließen und wohl kaum der nächsten Versamm lung beiwohnen werden, nimmt der Vorsitzende Gelegenheit, den Scheidenden für ihre jederzeitige rege Mitarbeit den herzlichsten Dank zum Ausdruck zu bringen, für den Tischlermeister Strubel —Dippoldiswalde im Namen der Austretenden erwidert. Dippoldiswalde. Die Kirchenkollekke vom vorigen Sonntage war bis jetzt die höchste erreichte, über 33 Millionen, darunter ein Fünf- und'ein Zwanzig-Millionenschein, aber auch ein eiserner Fünfer aus der Kindersparbüchse. Dank allen lieben Spendern. — Reform der Behördenordnung. Beim Ministerium des Innern wird im Anschluß an die Reform der Gemeindeverwaltung gegenwärtig eine Reform der Behördenordnung bearbeitet. Ge meinden über 12 000 Einwohner werden als Ämtsgemeinden be zeichnet und unterstehen in Zukunft nicht mehr der Amtshaupt- mannschast. Bezirksfrei sind ohne weiteres Orte von über 20 000 Einwohner. Mit Genehmigung des Ministeriums des Innern können aber auch Gemeinden von 12 000 bis 20 000 Einwohnern bezirksfrei werden, wenn sie die nötige wirtschaftliche Leistungs fähigkeit gewährleisten, und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Bezirks nicht durch ihr Ausscheiden gefährden. Eine größere Zahl mittlrer Gmeinden wird, wie anzunehmen ist, diese Bezirks freiheit erstreben. — Nächste Tuberkulosesprechslunde Mittwoch denß17. Okt. vormittags von 9—11 Uhr im Diakonat. — Wie aus Dresden gemeldet wird, ist das sächsische Gesetz über die Erbschaftssteuer von 1876 durch Verordnung des Gesamt ministeriums in vollem Umfange außer Kraft gesetzt worden. Es gilt also jetzt in Sachfen nur das Reichsgeseh über die Erbschafts steuer. — Wegen ihrer zum Teil recht eigenartigen Ausführung er regen zwei neue Briefaufgabestempel von Postämtern in unserer Aähe die Aufmerksamkeit des Beschauers. Der eine davon (Frei tal) ist in der Form eines Zahnrades ousgeführt und weist durch dieses Sinnbild rastloser Tätigkeit aus die Bedeutung Freitals für Industrie und Handel hin (ähnlich wie bei Glashütte der Stempel in Form einer Uhr). Der andere Stempel betrifft Altenberg im Erzgebirge und trägt die Zeichen der Beliebtheit, der sich dieser Ort in den Kreisen der Erholungsuchenden und Sportfreunde er freut, neben einem kurzen Vermerk über die Höhenlage des Ortes das Äild eines Schneeschuhläusers am Sprunghügel. 7^7777^ Kreischa. Bei der am Sonntag hier staktgefundenen Elkern- rakswahl wurden insgsamt 131 Stimmen abgegeben. Davon ent fallen auf die freie Schule 88, auf die kirchliche Schule 43 Stimmen. — Auf der Lockwitztalbahn blrägt der Fahrpreis für die volle Strecke jetzt 100 Millionen Mark. e-ckersrwrs im Pluuenschen Grund. Als der Gutsbesitzer Mör bitz mit seinem Jagdgewehr von der Zagd heimkehrte, gewahrte er fünf Kartoffeldiebe auf seinem Felde. Als er sie zur Rede stellte, versuchten die Männer, ihm sein Gewehr zu entreißen, indem sie Ihn auf die Finger schlugen, trotz wiederholter Warnung, daß das Gewehr geladen sei. Schließlich ging ein Schuß los, und die Schrotladung drang einem der Diebe in den Leib. Die Diebe waren keine Arbeitslosen, sondern vollbeschäftigte Arbeiter. Dresden. Die Kommunisten haben Im Landtage mehrere An fragen an ihre eigene Regierung gerichtet, in denen sie von Zchwarzer Reichswehr' in Sachsen sprechen, die in unerhörter Weise die Arbeiterschaft provoziere. So sei am Sonntag den 7. Oktober auf Probstheidaer Flur bei Leipzig eine Hebung abge halten worden von 160 Mann Reichswehr und 60—80 Zivilisten mit Hakenkreuzabzeichen. Die Gewehre seien dabei schußbereit auf den Ort Probstheida angelegt worden. Im anderen Falle handelte es sich um Haussuchungen bei acht Mitgliedern der kommunistischen Partei in Döbeln durch ein größeres Reichswehr- vufgebot, das ebenfalls eine Haussuchung im Parteilokal der KPD. vorgenommen hat. In beiden Fällen wird die Regierung gefragt, was sie zu tun gedenke, um solche Vorgänge unter allen Umständen Zu verhindern. .. — Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlel schreibt: Vor rund als der erste gemeinsame Aktionsausschuß der sozial- vemokratischen und der kommunjttschen Partei in Zwickau ge- und seit drei Zähren die Vertriebenen aus der Urkraine, Baltikum Sibirien, Posen und Westpreußen. Nunmehr sind dl« Flüchtlinge auf dem Lande untergebracht, zum Teil auch in andere Lager und in die Zittauer Ludwigs-Kaserne einqnortiert worden. Bautzen. Bei der Feldarbeit wurde in Kotitz an der Bauhner Landstraße ein alter Reichstaler mit dem Bilde König Sigismunds von Polen gefunden, eine Erinnerung an jene Zeiten, wo die Dresden—Görlitzer Landstraße eine der Hauptverkehrsadern des Landes war. Hertigvwald«. Freiwillig aus dem Leben ist Sonnabend die Frau Theresia Sch., die mit ihrem Manne im Lause des ver gangenen Sommers die diamantene Hochzeit feiern konnte. Man sagt, sie sei über den ihr abgeforderten hohen Brotpreis derart erschrocken gewesen, daß sie den Kampf mit dem Leben nicht weiter glaubte fortsetzen zu können. Grimma. Der Bürgermeister von Falkenstein Dr. Hornig wurde zum neuen Bürgermeister von Grimma gewählt. Insge samt waren 46 Bewerbungen um den Posten eingegangen. In die engere Mahl wurden zunächst 5 Bewerber genommen, doch kamen schließlich nur noch 2 in Frage, außer Genanntem noch der Roch litzer Bürgermeister. Die Wahl fiel auf ersteren. Dr. jur. Hornig war früher in Leipzig als Ratsasseffor und Skadtamtmann tätig, kam dann als Bürgermeister nach Dippoldiswalde und später als solcher nach Falkenstein. L«i»ni, Die Kinder des Gutsbesitzers Richter in Langenau hatten trotz des Verbotes des Vaters zu Hause einen Kastenwagen genommen, um Erde zu holen. Aut der leicht abschüssigen Straße kam der Wagen ins Rollen, da ihn die Kinder nicht mehr er halten konnten. Das die Deichsel führende 11 jährige Mädchen stürzte, wodurch ein Vorderad an ihren Kopf fuhr. Durch die dadurch hervorgerufene scharfe Wendung fiel der Wagen um und auf das Mädchen, dem der Kopf zerquetscht wurde, so daß das Gehirn heraustrat. Das Mädchen war sofort tot. Leipzig. In den Vormittagsstunden des Montags kam es erneut zu Lebensmiktelkrawallen. Wie an den Vortagen, so sammelten sich auch heute zunächst vor der Zentralmarkthalle eine große Menschenmenge an und versuchte die Lebensmitlel- stände und die Bauernwagen, die vor der Halle hielten, zu plündern. Ein großes Polizeiaufgebot war jedoch schnell zur Stelle und zer streute die Menge mit Gummiknüppeln. Die Markthalle wurde gesoerrt und ein großes Polizeiaufgebot zu Fuß und zu Pferde hielt die Zugangsstraße beseht. Hierauf zogen die Massen durch die Straßen der Stadt und drangen in die Lebensmittelgeschäfte ein, die geplündert wurden. Eine Anzahl Geschäftsinhaber gaben wieder freiwillig Ware heraus, um ihre Lokale vor der Demo lierung zu schützen. Die Polizei schritt wiederholt eln und nahm auch einige Verhaftungen vor. Die meisten Geschäfte schloffen infolge der Krawalle ihre Läden. Dle Plünderungen dauerten mittags noch an. Meuselwitz. Die gesamten Belegschaften des Meuselwitz- Bornaer und Altenburger Braunkohlenreviers fordern durch ihre aus der Belegschaft herausgewählten Vertrauensleute: Einführung des Sechsstunden-Arbeitstages infolge der Ueberproduktion und Einlegung von Feierschichten: Zahlung der Löhne in Goldwährung, sofortige Zahlung des Lohnes und nicht erst nach 14 Tagen, so fortige Auszahlung deS noch restlichen Tariflohnes mit Ent wertungsfaktor. Buraftädt Die Landwirte Göppersdorfs sammelten für be dürftige Einwohner unter sich für 90 Milliarden Mark Naturalien. Die Landwirte von Hartmannsdorf spendeten den Armen und Sozialrentnern 125 Milliarden Mark in Naturalien und beab sichtigen, den Bedürftigsten auch eineWeihnachtsfreude zu bereiten. Glauchau. Rach Unterschlagung der Tageskasse von fast 700 Millonen Mark ist hier eine Kellnerin aus einer Gastwirtschaft heimlich verschwunden. Sie hat auch noch einen Herrenschirm im Werte von 2 Milliarden mitgehen heißen. Man hält es kaum für möglich, das, heute noch ein Mensch so dumm sein kann und wegen 700 Millionen, die schon am anderen Tage entwertet sind, zum Dieb zu werden. Glauchau. In einzelnen Städten der Amtshauptmannschaft Glauchau wurden gegenüber den Gewerbetreibenden willkürliche Steuerexckutionen zur Unterstützung der Erwerbslosen vorge nommen. Von den Gewerbetreibenden wurde innerhalb drei Tagen die Abführung deS 15 000 fachen Betrages der Landesae- wcrbesteuer einschließlich der Gemeindezuschläge, bzw. des 30000- fachen Betrages der Grundsteuer verlangt. Diese unglaubliche Zu mutung wurde den Gewerbetreibenden in einer kurzer Hand von den Erwerbslosen einberufenen Versammlung eröffnet. Derartige Zustände bringen die Gewerbetreibenden, die unter der wirtschaft lichen Not ungeheuer zu leiden haben, in Verzweiflung. Der Landcsausschuh des Sächsischen Handwerks hat gegen dieses unge setzliche Vorgehen schärfsten Einspruch beim sächsischen Finanz ministerium erhoben und beantragt, daß die gezahlten Steuerbe- Iräge entweder sofort zurückgegeben, oder bei der Bezahlung der nächsten Steuerraken zeitgemäß angerechnet werden: Aus dem Erzgebirge. Dem „Leipziger Tageblatt' wird aus Prag berichtet: Wie aus dem Erzgebirge gemeldet wird, wurden dieser Tage die Grenzwachen in den Bezirken längs deS KammeS des Erzgebirges durch Gendarmerie, die aus verschiedenen Be zirken der tschecho-slowakischcn Republik zusammcngezogen wurde, verstärkt. Als Zweck dieser Maßnahme wird eine genaue Ueber- wachung und Durchführung der Gernzübertrittsbestimmungcn ange geben. In der Grenzbevölnerung bringt man diese Maßnahme mit drohenden Wirren in Sachsen in Zusammenhang, die durch die linksradikalen Strömungen entstehen könnten. Zwickau. Wege» der außerordentlichen Zeiten, die zur Ver hängung deS Ausnahmezustandes geführt haben, ist dem hiesigen Polizeidirektor ein aus drei Stadtverordneten gehildeter Beirat zur Seite gestellt worden. Er besteht aus einem Sozialdmokraten (Bäckergehilse) als Obmann, einem Kommunisten und einem Demo kraten. Der Obmann soll in engster Fühlung mit dem Polizei direktor bleiben. In der vorletzten Stadtverordnekensihung bean tragten bereits die Kommunisten die Absetzung des Polizeidlrek- torS, weil bei dem Mehlkaub der Arbeitslosen in der Erlmühle auf Anrufen der Mühlenbefltzer die Echutzmannschaft ihnen zu Hilfe kam. — Der Unterricht bei den hiesigen Volksschulen ist zur Kohlen ersparnis auf die ersten fünf Wochentage zusammengelegt worden. ihren Wühlereien und Kundgebungen behindert werden. — Das in Dresden erscheinende kommunistische „Sächsische Volksblatt" ist vom Wehrkreiskommando IV wegen der aufrühre rischen Sprache in seinen verschiedenen Artikeln auf die Dauer von 14 Tagen verboten worden. — In seiner auf Weißer Hirsch gelegenen Wohnung erschoß sich ein 86j»Zahre alter Prlvatus. Der Druck der Zeitverhält- nisse und vermutlich Mangel an Nahrungsmitteln sind die Ursache. P snih Dem „Pulsnitzer Wochenblatt" wird aus Ohorn ge schrieben : Während in geordneten Zeiten das Fischen des Ober mühlteiches Immer ein frohes Schauspiel für eine neidlose Zuschauer- schast aus der Umgegend war, warf die gestrige Fischerei ein grelles Schlaglicht auf die unsicheren Zustände, in denen wir leben. Offenbar hatte es eine große Zahl mit Fischereigeräten Ausgerüsteter darauf abgesehen, gewaltsam in die Fischereiarbeiten einzugreifen. Sie wurden unterstützt von Hunderten am Teich damm stehenden Zuschauern, die jeden Diebstahl eines Fisches mit Freudengeheul begrüßten und die die oft Zugendlichen zum Diebstahl noch ermunterten. Das nahm auch dann noch kein Ende, als der Flschereileiter — der aus der Menge heraus in feiger Meise mit Steinen beworfen wurde — diese auf das Unsinnige ihres Tuns aufmerksam machte und sie dahin aufzuklären suchte, daß der Karpfen nicht an den Händler, sondern an einzelne Ver braucher, insbesondere zum Ohorner Kirchweihfeste pfundweise zu einem billigen Preise abgegeben werden sollten. Nur durch «iu rechtzeitiges Zusesehen des Teiches konnte ein größerer Schaden verhütet werden. Zittau. Das Barackenlager Großporitsa steht nunmehr fast leer. Bei Krieasbeginn errichtet, nahm es zunächst die gefang enen Russen auf später dle helmgekehrten deutschen Gefangenen Sir. 242 Weitzeritz-Zettrmg ^-sz-nmig mit Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg u. ll bildet worden war, wurde vom Wehrkreiskommando IV der Säch sischen Regierung ein Schreiben gesandt, worin gesagt wurde, daß sich solche Aktionsausschüsse erfahrungsgemäß Exekutivgewalt zumaßen pflegten, und gefragt, ob die Sächsische Regierung et gegen den Aktionsausschuß zu veranlassen gedenke. Das Wehr kreiskommando habe eventuell die Absicht, ihn zu verbieten. Die Sächsische Regierung hat tn ihrer Antwort vom 2. Oktober erklärt, -aß nach den bisherigen Erfahrungen Aktionsausschüsse, die sich auf die Organisationen der Arbeiterschaft stützen, eine Garantie gegen öffentliche Unruhen bedeuten. Sie zu verbieten, würde die Sächsische Regierung für außerordentlich unklug halten. Bei anderer Gelegenheit ist dem Wehrkreiskommando ebenso erklärt worden, daß die Sächsische Regierung ein Verbot der Proleta rischen Hundertschaften für eine durchaus unzweckmäßige und große Kreise der Bevölkerung beunruhigende Maßregel halten müßte. Trotz dieser ihm bekannten Stellung der Sächsischen Regierung hat das Whrkreiskommando IV nun kurz vor der Ernennung des Zivilkommissars für Sachsen das Verbot der Proletarischen Hun dertschaften und der Exekutivausschüsse ausgesprochen. Zunächst war strittig, ob diese Verordnung überhaupt Rechtsgültigkeit habe. Die Sächsische Regierung vertrat die Auffassung, daß der Zivil- Kommissar schon am Sonnabend ernannt worden sei, denn aus dem Vüro des Reichsministers des Innern ist im Auftrage des Mini sters Sollmann am Sonnabend nachmittag '/2 3 Uhr der Sächsischen Regierung mitgeteilt worden, daß der Reichstagsabgeordnete Meier—Zwickau zumZivilkomnussar für Sachsen ernannt werde. Diese Mitteilung brachte die Sächsische Regierung zu der An nahme, daß die Ernennung des Zivilkommissars schon am Sonn abend erfolgt fei. Deshalb war dle Sächsische Regierung über rascht, daß die Verordnung, dle das Verbot enthält, erlassen wurde, ohne daß der Zivilkommiffar gehört wurde. Sie wäre, wenn der Zivilkommissar schon ernannt war, nur dann rechtsgültig gewesen, wenn der Zivilkommissar gefragt worden wäre und zugMmmt hätte. Deshalb hat dle Sächsische Regierung sofort beim Äelchs- wehrkommando IV Protest gegen" die Rechtsgüttigkeik der Verord nung erhoben. Darauf ist vom Wehrkreiskommando die Antwort ergangen, daß ihm von der Ernennung des Zivilkommissars nichts bekannt sei. Am Sonntag vormittag ist der Reichstagsabgeordnete Meier—Zwickau beim Reichswehrkommandeur Müller vorstellig geworden. Auch in dieser Besprechung hat der Reichswehr kommandeur erklärt, daß ihm amtlich über die Ernennung des Zivilkommissars noch nichts mitgeteilt worden sei. Er könne daher mit Herrn Meier nur als Privatperson verkehren. Tatsache ist, daß Abgeordneter Meier am Montag in Berlin die Ernennungs urkunde über seine Berufung zum Zivilkommissar ausoefertigt be kam. Damit wäre also formell der Einwand, daß die Verordnung vom Zivilkommiffar gegengezeichnet werden mühte, um rechtsgültig zu sein, hinfällig, aber es ist sehr bedauerlich, daß eine solche Ver ordnung von solcher Bedeutung noch kurz vor der Ernennung des Zivilkommissars herausgegeben wurde, obgleich der Reichswehr- Kommandeur auch darüber unterrchtet war, daß die Ernennung des Zivilkommissars für Sachsen unmittelbar bevorstand. Die Regie rung hat grundsätzliche Äedenken gegen das Verbot der Proleta rischen Hundertschaften Und Aktionsausschüsse, deren Verfassungs treue und Entschlossenheit, die Republik gegen alle Angriffe zu verteidigen, nicht bestritten werden kann. Diese Bedenken wird die Regierung auch in Berlin ernstlich zum Ausdruck bringen. Dazu kommt noch, wie die Erfahrungen der letzten Tage zeigen, daß Anhänger der rechtsgerichteten Organisationen in großer An zahl zur Ausfüllung der Reichswehr in Sachsen herangezogen worden sind. Die Sächsische Regierung hat sich über diese Ein ziehungen beim Neichswehrkommando befragt und darauf die Ant wort erhalten, daß es sich nur um die Besetzung der Fehlstellen der Reichswehr handle. Ungesetzlichkeiten fänden in keiner Weisel statt. Trotz dieser Erklärung des Wehrkreiskommandos sind dies Oeffentlichkeit und namentlich die breiten republikanischen Kreisel beunruhigt über die Auffüllung der Reichswehr gerade durch solche ' Personen, die man kaum als Anhänger der Republik betrachten kann. Die Regierung findt es besonders befremdlich, daß auf der, einen Seite die Organisationen, die sich ausdrücklich die Ver teidigung der Republik zu ihrer Aufgabe gemacht haben, aufgelöst werden, während andererseits eine Menge von Anhängern solcher Organisationen, deren Verhältnis zur Republik mindestens zweifel haft ist, in die Reichswehr ausgenommen werden. Und zu allem kommt noch, daß zur gleichen Zeil, wo solche Maßnahmen in Sachsen erfolgen, in Bayern die offenen Feinde der Republik, die schwer bewaffneten Rechtsorganisationen, nicht im mindesten in fjlchksrat. 4 Fischer Ä! Zukunft leb«, sich n, usn., lertrauen . Lebens- Kark nid m, Astro- Deube», - l!8.
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