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- Erscheinungsdatum
- 1923-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192310159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19231015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19231015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-15
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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tscher Zagd iel in unter welt- Erde nders barer tarke impfe Sand- üßes, länge , der satten Iduna nach h be schlob ent- nereS Kunst r die , und lnuar > auf- mend n mit lpsin- rliger h ge- ingen höchst man chnell ereits l los- r der ußer- man nach- ver- bern, das bent- richen mtige d. wird ndere Dte Der- alten. agen. sein." hatte, iit zu Der iehalt tande hatte tgang , und rhalb man ier ist mehr f der n an- l ver sogar i, die euern den mgen, cechen chtnis , sein if der u, die und m sich innss- >se, in «ar er und Kaca- i sein ihliche tischen i, und nmen. st der kleines Als l, bat wäre igleich Der sie ge- e und gäbe. an zu es sich lutend, ähren, ei ein Man rt die , man WeitzeritzZeilung Tageszeitung un- Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmie-eberg U.1L Bezugspreis: Diese Woche 145»MOMM, mit Zutragen. Einzelne Nummern 30 000 000 M. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nummer 8. Gemeind« - Derbandt - Girokonto Nummer 3. Postscheckkonto Dresden 12548. Netteste Iettung -es Bezirk» Dieses Bla« enthüll -le amtliche« Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschaft» -es Amtsgerichts un- -es Sta-trats zu Dippol-tswal-e Anzeigenpreis: Dl« 42 Millimeter breit« Petitzeile 120 M. X Schlüsselzahl 600 000, Eingesandt und Reklamen Zeile 800 M X se- . wellige Schlüsselzahl. . »»»E« Veranlworllicher Redakteur: Felix Jehne. — Druck und Verlag: Tarl Jebne in Diovoldiswalbe. Rr 241 Montag den 16. Oktober 1923 IW ijjijlZ>i 89. Jahrgang »en mit der Tages- wurde ig auch in deq verlangt. (Da möchten wir einmal die Tatsache festktellen, daß z. B. in Leipzig Kurzarbeiter ihre Unterstützung erst nach mehreren Wochen ausgezahlt erhielten. Troß eines großen Beamtenapoa- rates und trotz guten Willens auf allen Seiten war eS eben früher nicht möglich. D. Schr.) Schließlich bezeichnet der Bürgermeister noch die Gerüchte, er habe ihm gemachte Kartoffelangebote abge- iehnt, als unsinnig und unwahr. Zschernig erwidert, nach seiner Ueberzeugung wäre es bei richtiger Organisation und rechtzeitigem Zugreisen möglich gewesen, den Kartoffeibedarf der Stadt aus dem Bezirke zu decken. Daran habe es gefehlt. Er habe nun heute Vorschläge des Nates erwartet, wie man der Not bei kommen könne, diese aber in der Nede deS Bürgermeisters ver- mißt. Nunmehr enlspinnt sich eine sehr, sehr lange Aussprache, in der alle durch die traurigen Zeitverhältnisse angesammelte Ver bitterung und aller Groll sich Luft machen. Wahres und Un wahres, Begründetes und Unoegründetes, Sachliches und Unsach liches und Persönliches schwirrt durcheinander. Alle Redner aus Arbeiterkreisen stimmen aber darin überein, daß der Rat und in sonderheit der Bürgermeister in der Kartoffelversorgung jeden Weitblick und alle Energie hätten vermissen lassen. Schwerste Fehler seien gemacht worden. Die Folge sei, daß, wenn die Stadt jetzt überhaupt Kartoffeln erhalte, so zu einem Preise, den die weitaus meisten nicht zahlen könnten. Alle diese Ausfüh rungen sind auch durchdrungen von einer starken Antipathie gegen die Person unseres Stadtoberhauptes. Worte von größter Scharfe fallen. Die Erwerbslosen Klagen, daß man auf dem Rathause das richtige Verständnis für die mißliche Lage nicht finde. Sozial rentner Weigel sagt, wohl habe man ihnen verbilligte Kartoffeln versprochen, erhalten hätten sie aber keine. Er bittet die Land wirte herzlich, das nunmehr von sich aus zu tun. Stadtver ordneter Erfurth sührt aus: Am 7. 0. haben die Stadtvrordneten mit der Kartoffelversorgung sich beschäftigt. Es wurde ein Rats- beschluß angenommen, nach welchem 10 000 Zentner aus dem Be zirk und 2500 Zentner durch Dersch gesichert seien. Gleichzeitig hätte Stadtverordneter Heeger zwei. Waggons von auswärts in .Aussicht gestellt, wenn man Wert darauf lege. Die Stadtverord- OertlicheS und SSchfischeS. DippolbiSwald«. Die Mitglieder der Preisprüfungsstelle und des Kontrollausschusses hatten für Sonnabend zu einer Einwohner versammlung nach der .Reichskrone' eingelaoen mit der T ordnung .Die Kartoffelversorgung der Stadt'. Zahlreich der Einladung entsprochen von Männern und Frauen. Ma, der Grund ZÄ einem Teil Neugier gewesen sein, so doch i Hauptsache ohne Zweifel die Notlage, in die weite Kreise der Be völkerung, ia, man kann wohl sagen, mit wenigen Ausnahmen alle geraten sind. Eröffnet und geleitet wurde die Versammlung von dem Preisprüfungsausschußmitglied Zschernig, der bekannt gab, daß die Tagesordnung erweitert worden sei und folgendermaßen laute: .1. Die Kartoffelversorgung der Stadt. 2. Das Wohnungs wesen der Stadt. S. Die Brot- und Fettversorgung der Stadt.' Zum ersten Punkte der Tagesordnung führte er aus, die Kartoffel versorgung der Stadt sei mangelhaft und habe Verhältnisse ge zeitigt, die zu den ernstesten Bedenken Anlaß geben. Er nahm an, daß dem Rate das ebenfalls bekannt sei, daß dieser mit der Frage sich beschäftigt habe, und erwartet heute von dieser Stell« aus Vor schläge zur Steuerung der größten Not und zur Abhilfe überhaupt. Bürgermeister Herrmann führt aus, er würde eine an den Rat gerichtete Aufforderung zur Einberufung einer solchen Verfamm- lungchegrüßt haben und ihr gern nachgekommen sein. Bereits im Mai, also gewiß rechtzeitig, habe der Rat sich erstmalig mit der Kartoffelsrage beschäftigt und dann immer und immer wieder. Man habe sich an eine ganze Anzahl der Stadt für die Kartosfel- belieferung zugewiesenen Bezirksorte gewandt, von dort aber Ant wort überhaupt nicht erhalten, auch nicht auf wiederholte Anfrage. Da sei man zunächst wieder aus den Lieferanten zugekommen, mit dem man im allgemeinen im Borjahre zufrieden gewesen sei, auf Dersch, und zwar zunächst wegen Frühkartoffeln für die Ueber- gangszeit. 2500 Zentner seien bei ihm hestellt worden. Der Land bund, den man ebenfalls anging, habe zwar Lieferung nach Mög lichkeit zugesagt, aber auch darauf hingewiesen, daß die Anbau fläche für Kartoffeln im Bezirk kleiner als im Vorjahre und die Ernte viel, viel schlechter sei. Da sei man an die Landwirtschaft liche Bank Tharandt herangetreken und habe schließlich bei dieser 5000 Zentner bestellt. Dersch habe geliefert, die Landwirtschaft liche Bank Tharandt noch nicht. Schwierig sei die Preisfrage swir hätten den Breslauer Marktpreis am Verladetage bezahlen müssen, vorher wisse man überhaupt keinen Preis), am schwierigsten sei aber die Beschaffung der zum Einkauf notwendigen Geldmittel. Bürgermeister Herrmann schildert die Schritte, die er und der Sächsische Gemeindekag wegen Kreditbeschaffung bei Staat und Reich unternommen haben, und den geringen Erfolg. Die Land bank Tharandt habe Lieferung in etwa 14 Tagen zugesagt, zu welchem Preise, wisse allerdings heute noch niemand. Nach Aus sage des Stadtrats Jäckel in der Ratssitzung hätten die Landwirte des Bezirks als Kartoffelpreis 2'/» Goldmark bestimmt, was heute einem Zentnerpreis von mehr als 2 Milliarden entspreche. (Hier wird der Redner voin Stadtrat Jäckel unterbrochen: Nicht um Goldmark, sondern um den jeweiligen Goldausschlag für di« Land abgabe handele es sich, dieser betrage etwa den vierten Teil der Goldmark. Die Landwirte auch des hiesigen Bezirks hätten nach einem Maßstab für den Kartosselpreis suchen müssen. Die ander wärts angewandte Goldmark sei ihnen in Rücksicht auf die allge meine Wirtschaftslage zu hoch erschienen, deshalb habe man zum Goldausschlag gegriffen, sei also bescheiden gewesen.) Bürger meister Herrmann gibt seiner Genugtuung hierüber Ausdruck und fährt fort, es werde nichts anderes übrig bleiben, als daß die jenigen, die auf die Kartoffeln der Tharandter LandwirtschaftS- bank reflektieren, darauf einen Vorschuß zahlen, der allerdings wertbeständig angelegt werden müsse. Die Stadt habe von sich aus kaum die Mittel. Er geht dann näher auf die Schwierigkeiten ein, die die Stadt wegen Beschaffung der Zahlungsmittel zur Lohn zahlung in den Betrieben und zur Auszahlung der Unterstützungen auf dem Rathause zu überwinden hat und die schließlich vergrößert werden dadurch, daß die neuen Sähe immer erst Sonnabend vor mittag in der Staatszeitung bekannt gemacht sind, wonach die Unterstützungsbeträge dann erst umgerechnet werden müssen. Die Empfänger aber drängen auf sofortige Auszahlung. Ost auch letz teres mit Rücksicht auf die Geldentwertung zu verstehen, so wird damit von den Beamten doch manchmal geradezu Unmögliches die fremden Kartoffeln , wirte der Umgebung um deswt len ni< war, daß diese bereits die Industrie bei Einkommen zum Leben, eine Aufwertung in den nächsten Tagen stehe zu erwarten. Die Kartoffes- und Geldnot bestehe nicht nur in Dippoldiswalde, sondern in ganz Sachsen. Uebrtgens ist in unserer Gegend die Kartoffelernte noch nicht beendet. Hoch: Unser Bezirk ist bezüglich der Kartoffeln Ueberschußbezirk. Allein daS Rittergut Berreuth müßte nach der Anbaufläche den Kartoffelbe darf der Stadt ziemlich decken können. Sethmacher schlägt einen versöhnlichen Ton an und fährt fort: Die Landwirte müssen sofort den Schweinebestand verringern der Kartoffeln wegen. Sie mögen sich übrigens nicht im unklaren sein über die Krists, die bevorstehk, wenn nicht geholfen wird. Können vielleicht die anwesenden Land wirte einen Vorschlag machen? (Beifall.) Frau Fritz und Händler Grahl sagen aus, sie wären mit ihrem Ersuchen an die Stadt um den Kartoffelgroßhandelsschein abgewiesen worden. So hätten sie der Stadt keine Kartoffeln besorgen können. Verwaltungsinspektor Zetzsche: Vorgenannte mußte ich an die KreiShauptmannschaft ver weisen, die diese Bescheinigungen ausstellt. Uebrgens befriedigte auch die Karioffelversorgung im Vorjahre nicht restlos, denn in der Niederschrift vom 8. 12. 22 ist gesagt, di« Landwirte in der Nähe hätten gut geliefert, die entfernter wohnenden aber versagt. Der Bürgermeister erklärt, von den Angeboten Fritz und Grahl zum ersten Male zu hören. Schließlich wird zwischen ihm und Grahl vereinbart, daß letzterer Kartoffeln versorgen soll im Auftrage der Stadt. Würzbach verlangt, dem Rat ein Ultimatum zu stellen; bis Montag habe er bestimmt Zusagen zu machen. Könne er das nicht, solle eine Kommission die Angelegenheit in die Han- nehmen, die heute zu wählen fei. Wiederholt nimmt Bürgermeister Herrmann zur Richtigstellung und Verteidigung das Wort. Das Ultimatum sei unsinnig, denn es verlange Unmögliches. Schuld an der ganzen Misere sei die Geldentwertung. Ueber das Mißtrauensvotum müsse er gelassen hinweggehen; für ihn müsse maßgebend sein das Gewissen. Schließlich findet das angeregte Mißtrauensvotum gegen den Bürgermeister auf Antrag Zschernigs widerspruchslose Annahme durch die Versammlung. Zum nächsten Tagesordnungs punkte weist Zschernig darauf hin, daß die Mitglieder des Woh nungsausschusses ihre Aemter niedergelegk hätten. Er schlägt vor, die heutige Versammlung möge Vorschläge für die Mietervertrcter machen. Das erfolgt. Vorgeschlagen werden: Wesely, Gebauer, Würzbach, Kirschner, Walter Pietzsch, Zschernig. Die Stadtver ordneten werden drei davon auswählen. Biele, die als Wohnung suchende mit dem Ausschuß zu tun gehabt haben und mit keinen Entscheidungen nicht zufrieden waren, kritisieren ihn und seinen Vorsitzenden (den Bürgermeister) und seine Tätigkeit in schärfster und oft persönlichster Weise, wodurch die Geduld der übrigen Ver- sammlungsbesucher auf eine ziemlich harte Probe gestellt wird. Wir müssen all das hier übergehen und wünschen nur dem Woh nungsausschuß in seiner neuen Zusammensetzung das Beste. (Uebri- gens: Gewiß sind die WohnungSverhältnisse auch in Dippoldiswalde nicht gute. Die Wahrheit aber verlangt, daß wir aussprechen, daß diejenigen, die sie als gor so traurige im allgemeinen hinstcliten, doch wohl recht wenig Kenntnis haben von den Verhältnissen in anderen, besonders in größren Orten. Damt soll d)e traurige Lage der Wohnungsuchenden auch in Dippoldiswalde nicht verkannt werden.) Bezüglch der Brot- und Fetlversorgung wird über die hohen Brotpreise hier, besonders über den Sprung auf 750 Millionen, der Sonnabend abend auf 550 Millionen herabgesetzt wurde, geklagt. Es werden viele andere Orte genannt, in denen es billger sei. Einstimmig wird beschlossen, Preisprüfungs und Kontrollausschuß sollen untersuchen, wen die Schuld hieran trifft. Ein Bäckermeister legt dar, daß der Bäcker den Brotpreis so stellen müsse, daß er Mehl und Kohlen wieder kaufen könne, sonst sei er in kurzer Zeit fertig. Auch wird behauptet, der Kommunalverband habe 5 Waggon Getreide, die er als Umlage- getreide erhalten habe, nach Bayern usw. verschoben. (Der Kom munalverband teilt uns hierzu mit, daß dies nicht den Tatsachen entspricht, und daß er sich weitere Schritte vorbehalte. D. Schristl.) Ein Landarbeiter klagt, die Dipoldiswalder Bäcker hätten von jeher das höchste Backgeld berechnet. Bürgermeister Herrmann sagt, er habe Fettangebote gehabt, aber nicht das nötige Geld. In Dresden uw er deshalb vorsprach, bade man das Risiko für eine Kleinstadt als groß bezeichnet. Kaufe er jetzt das Fett und der Preis steiae l weiter, habe er eS gut gemacht; falle der Preis, lasse man ihn neten ersuchten darauf den Rat, auch dieser Anregung nachzugehen. Heut« erfahre er, daß die 10000 Zentner ja durchaus nicht fest- gestanden hätten. Der damals hohe Preis der städtischen Kar toffeln habe ansteckend auch auf die hiesigen Preise gewirkt. Die Schuld an der ganzen Misere liege an dem Rate und den Land wirten. Er schlage vor, das Versäumte so gut als möglich nachzu holen, sofort den Bedarf In der Stadt festzustellen und erneut mit dem Landbunde zu verhandeln auch bezüglich erschwinglicher Preise. Goldpreise können nicht bezahlt werden, dazu gehören Goldlöhne. Hoffentlich werden die Landwirt« di« nötige Einsicht haben. ES könnte sonst leicht passieren, daß die Not auch die Fesseln deS Be lagerungszustandes sprengt. (Vielseitiges Bravo!) Zschernig: Die Landwirte in der Nähe haben viel schon abgegeben, man muh dann in die entfernteren Orte gehen. Staiger: Män hätte den Land wirten Geld für die Ruhrabgabe oorschießen sollen gegenüber der Verpflichtung späterer Kartoffellieserung. Die Versammlung solle dem Bürgermeister ihr Mißtrauen aussvrechen. Stadkat Gieholt stellt fest, daß die im Laufe der Aussprache geschehen« Behauptung, die letzte Kartoffelsendung habe drei Tage auf dem Bahnhof« ge standen, sei nicht abgegangen, und die Kartoffeln seien dann so hintenherum verschwunden, den Tatsachen durchaus nicht entspricht; die Kartoffeln seien vielmehr restlos in verhältnismäßig kurzer Zeit verkauft worden, der letzte Zentner an Hach. Ferner stellt er fest, daß von dem städtischen Feldbesttz nur ein kleiner Rest, etwa acht Scheffel, von Auswärtigen bewirtschaftet wird. Nach Ablauf der betreffenden Pachtverträge kämen auch hierfür nur Hiesige in Be tracht. Vorher sei das nicht möglich. (Auch diese Feststellung war hervorgerufen durch Aeußerungen der Debatteredner.) Dr. Arnold: Wenn für dis Bedürftigen der Stadt bisher nicht mehr geschehen ist, so nicht deshalb, weil der Nat kein Herz für sie hatte, sondern aus Mangel an Mitteln. Verhandlungen mit den Erwerbslosen usw. müssen das .Wie' der Hilfe beraten. Sache der städtischen Kollegien ist es dann, wegen der Mittelbeschaffung sich den Kopf zu zerbrechen. Der Vorschlag Erfurth sei aut, aber inan soll deshalb die fremden Kartoffeln nicht ab agen. Der Rat trat an die Land- ' ickt heran, weil ihm bekannt eliefern. Heute reiche kein auf dem Fett sitzen, und er bekomme womöglich noch ein Miß trauensvotum. Auf Vorschlag Zschernigs beschließt dl« Versamm lung, daß Preisprüfungsousschuß und Konkollausschuß bet d«r Regierung um Berteihung des Beschlagnahmerechts nachsuchen. Mährend der Aussprache von mehreren Rednern und zmn Schluß vom Versammlungsleiter wird dem Bürgrmeisker vorgehalten, daß es den Anschein erwecke, als betrachte er das Mißtrauensvotum als einen Scherz. Es sei aber bitterer Ernst damit. Damit habe man ihm gesagt, daß man ihm nicht mehr zutraue, daß er dte Fähigkeit besitze, das Amt des Bürgermeisters hier zu bekleiden. Er möge die Konsequenzen hieraus ziehen. Bezüglich der Brvt- und Fettversorgung erwarte er, Zschernig, vom Rat ebenfalls Vor schläge. Den Versammelten ruft der Versammlungsleiter zu: Handelt, wie Ihr eS für gut befindet, wir lehnen die Verantwortung ab. Dann wird die Versammlung geschloffen. Mitternacht ist vorüber. — Tagesordnung zur 22. Etadtverordnetensihung DienStag den 16. Oktober abends 8 Uhr: Gaspreiserhöhnng. — Waffer- preiserhöhung. — Verkauf von Altmaterial im Elektrizitäts werke. — Neuzusammensehung des WohnungsausschufseS. — Nach Befinden weitere Vorlagen. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. — Das hiesige Zollamt ist von der Mühlstraße nach der Schuhgaffe verlegt worden. — An der Deutschen Müllerschul« hat heute der Unterricht im Wintersemester 1421/24 begonnen. Dre Anmeldungen hezw. Neu- aufnahmen waren wieder zahlreich. Zinnwald. Am vergangenen Montag abend in der zehnten Stunde wurde auf der Straße von Zinnwald nach Geising mitten im Walde ein schwerer Raubüberfall verübt. Der Schmiedegeselle Richard Schelle aus Löwenhain wurde von drei Männern ange- balten und zur Herausgabe der Barmittel genötigt. Im Verlauf« des sich entspinnenden Kampfes erhielt der Ueberfallene plötzlich einen schweren Schlag in die Magengegend, sodaß er besinnungs los zusammenstürzte. Darauf nahmen die Angreifer ihrem Opfer die Barschaft, Uhr und verschiedene Kleidungsstücke <w und ent kamen unerkannt. Die Uebeltäter scheinen Kenntnis davon gehabt zu haben, daß der genannte Schmiedegeselle einen hohen Geld betrag, dem Vernehmen nach 850 Kronen, bot sich führte. -«M» M»— Dresden, den 1S. Oktober. Der Befehlshaber des WehtkreiS- ' Kommandos IV hat heute au die sächsische Regierung folgendes ^Schreiben gerichtet: „An die Regierung des Freistaates Sachsen, Dresden. DemWehrkreiskommando sind auS allen Teilen Sachsens, vor allen Dlugen aber aus dem westlichen Sachsen, insbesondere aus der Gegend Chemnitz, Werdau, Aue und Annaberg, von ein wandfreien und ruhigen Persönlichkeiten, sowie auch von Staats behörden Schilderungen und Meldungen über die Lage in den Hauptindustriegebieten zugegangen, aus denen hervorgebt, daß ein großer Teil der Bevölkeruog — auch der Arbeiterschaft — stark unter dem Drucke einer gewalttätigen Minderheit zu leiden hat. Die Arbeitgeber und dte verständigen älteren Arbeiter fühlen sich durch diese Minderheit, dte vorwiegend durch die radikale Zugend verkörpert wird, bedrückt. Sie fühlen sich dauernd bis in ihr Familienleben hinein verfolgt, überwacht und bedroht. Sie wagen es nicht, ibre Ansichten offen auszusprechen oder Widerstand zu leisten. Aus Furcht vor Racheakten unterlassen sie sogar dte An zeige strafbarer Handlungen. Das Wehrkreiskommando hat auS diesen Schilderungen und aus Gerichlsakten die Beweise erhalten, daß dte sogenannten proletarischen Hundertschaften zum großen Teile den Rahmen für diese terrorausübende radikale Jugend abgeben. Die Verhängung des Ausnahmezustandes hat nur äußer lich einige Ordnung geschaffen. Das öffentliche Auftreten der Hundertschaften und Uebergrlffe einzelner ihrer Angehörigen tst im allgemeinen dort, wo Truppen liegen, unterblieben. In den anderen Gebieten haben sich die Hundertschaften um den Aus nahmezustand wenig gekümmert. In einem Aufruf des proviso rischen Zentroiousschuffes der sächsischen Hundertschaften vom 12.10. wird die Bildung einer gemeinsamen Kampsleitung der Hundertschaften bekanntgegeben. Es unterliegt darnach keinem Zweifel, daß mit dem Aushören des Ausnahmezustaudes überall wieder die Hundertschaften stärker denn je hervortreten werden. Eine endgültige Gesundung der Verhältnisse kann daher nur her- beigeführl werden, wenn die Einrichtung der Hundertschaften ebenso wie die aller anderen Selbstschutzorganisattonen überhaupt aufhört. Ich ordne daher durch beifolgende Verfügung ihre Auflösung an. Der Befehlshaber: Müller, Generalleutnant." — Die Verfügung verbietet die Bildung oder den Zusammenschluß der sogenannten proletarischen Hünderftchaften, der republikanische» Notwehr und anderer ähnlicher Organisationen. Etwa bestehende derartige Orga nisationen werden aufgelöst und jede Beteiligung an solchen Or ganisationen wird nntersagt. Eine welkere Verfügung verbietet die Bildung oder den Zusammenschluß von Aktionsausschüssen, Abwehrausschüffen oder ähnlichen Organisationen, die den Zweck haben, neben den verfassungsmäßigen Behörden oder gegen diese zur Vorbereitung oder Durchführung politischer Maßnahmen Schritte zu tun. — DaS Wehrkreiskommando teilt mit: Von be hördlicher Sette sind Zweifel an der Rechtsgültigkeit der Ver ordnung des Militärbefehlshabers vom 13.10. über das Verbot der proletarischen Hundertschaften und der Aktionsausschüsse er hoben worden, weil an diesem Tage für Sachsen der ÄeichkagS- abgeordnete Meier als Zivllkommlssat ernannt worden sei und diese Verordnungen seiner Zustimmung bedurft hätten. Um alle Zweifel zu beheben, wird hierdurch bekannt gegeben, daß kür Sachsen bisher kein Zivilkommlssar ernannt worden Ist und die Verordnungen vom 13.10. rechtskräftig sind. — Auch im 5. Wehr kreise (Hessen-Nassau, Erfurt, Thüringen, Württemberg, Baden) sind dte Hundertschaften aufgelöst, Verbände von Sturmtrupps verboten worden. — Vom Wehrkreiskommando 4 wird mitgetetlt: Der Be fehlshaber im Wehrkreis 4 hat den für den 14. Oktober nach Chemnitz elnberufenen Kongreß der Proletarischen Abwehrorga- nisotionen, da er eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ruhe bedeutet, verboten. Aus gleichen Gründen find ln Zwlkau ür den 15. Oktober geplante Massenkundgebungen der Arbeiter- chaft und damit verbundene Umzüge untersagt worden. Die zu- tänoigen Polizeibehörden sind mit der Durchführung dteser Ver- »ote beauftrag» worden.
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