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WeitzeritzZeitung Tageszeilung mö Anzeiger für Dippol-iswal-e» Schmie-eberg u.U Verantwortlicher Redakteur: Neltr Sehne. — Druck und Verlag: Earl Jeh«« in Dippoldiswalde. Nr. 214 Donnerstag den 13. September 1923 89. Jahrgang Dieses BlaU «UHSll die amlltchen Bekarmtmachimgeu -er Amtshauplmannschafl» -es Amlsgertchl» un- -es Sla-lrals zu Dtppol-iswal-e : Bezugspreis: Diese Woche 1500 00V M. mit i Zutragen. Einzelne Nummern 250 000 M. — : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nummer S. Gemeinde - Verbands - Girokonto Nummer 3. Postscheckkonto Dresden 12 548. Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petit- zeile 200 000 M., außerhalb der AmtShaupt- mannschast 250000 M, im amtlichen Teile (nur von Behörden) Zeile 500000 M, Ein gesandt und Reklamen Zeile 800 000 M. »«««SS»«« .« . «.«««« « OertlicheS usd Sächsisches Dippoldiswalde. Gestern abend hielt der Hauserhal- tungsausschuß, dem vom Rate die bisher von diesem bezüg lich des Reichsmietengesehes erledigten Arbeiten zur selbständigen Erledigung übertragen worden sind, eine Sitzung ab. Unter anderem wurde festgestellt, daß in verschiedenen Fällen die für laufende Instandhaltung der Grundstücke für das 3. Quartal festge setzten Zuschläge selbst bei voller Ausnützung auch nicht annähernd ausrelchen. Dem Vermieter bleibt ein oft recht großer ungedeckter Fehlbetrag. Dem Anträge, diese Zuschläge nachträglich zu erhöhen, steht der Buchstabe des Gesetzes entgegen. Sich darüber hinwegzusetzen, hielt die Mehrheit des Ausschusses nicht für an gängig. Andererseits konnte man sich der Notwendigkeit nicht ver schließen, daß hier etwas geschehen müsse. In anoetracht dessen, daß die Erhaltung und Instandhaltung des vorhandenen Wohn raumes das vornehmste Ziel des Reichsmietengesehes und eine dringende Notwendigkeit an sich ist, wendet sich der Ausschuß an die Einsicht der Mieter und empfiehlt einstimmig, die nachge wiesenen Ausgaben für laufende Instandhaltungsarbeiten ohne Rücksicht auf die Zuschläge auf die Mieten umzulegen. — Die im Amtsgerichtsbezirk Dippoldiswalde wohnhaften Tischler streben auch für ihr Handwerk die Errichtung einer Zwangsinnung an. Das vorgeschriebene Verfahren ist von der Kreishauptmannschaft Dresden bereits eingeleitet. Als Kommissar ist Herr Bürgermeister Herrmann in Dippoldiswalde bestellt. Dieser hat bereits durch öffentliche Bekanntmachung an alle Tischler im Amtsgerichtsbzlrk Dippoldiswalde mit Ausnahme der jenigen in Cunnersdorf, Hausdorf, Iohnsbach und Luchau (die in diesen 4 Orten wohnhaften Tischler gehören bereits einer Zwangs innung an) die Aufforderung gerichtet, sich bis zum 22. September d. I. zu erklären, ob sie der Errichtung einer Tischler-Zwangs- innung zustimmen oder nicht. — Die Täfelung des sogenannten Konfirmandenzimmers in der Superintendeniur (für den ursprünglichen Zweck reicht der Raum schon lange nicht mehr aus) ist wirklich prächtig und ge schmackvoll ausgefallen. Am Mittwoch abend wurde die Stube zum ersten Male für die Bibelstunde in Gebrauch genommen. Nach allgemeinem Gesang gab Superintendent herzlicher Dank barkeit Ausdruck für wertvolle Unterstützung der Fertigstellung des Zimmers und schloß mit dem innigen Wunsche, daß der Herr allen Versammlungen in demselben (Bibelstunde, Kirchenvertrelung, Misflonsverein u. a.) gnädig sei und sie segne. Mit dem Gesang der Komposition Hellriegels über den 121. Psalm: „Sieh mein Äug' nach Zions Bergen", ausgeführt von . einem Doppelqnartett des Kirchenchors, schloß die kurze, würdige Weihefeier, worauf von dem Geistlichen die Erzählung von dem Kämmerer aus dem Mor genlande (Apostelgeschichte 8) eingehend besprochen und erläutert wurde. Innerlich erbaut und erquickt zogen die Besucher der Bibel stunde, deren Zahl der Raum kaum fassen konnte, ihre Straße wieder heim. — Auch in den Kirchfahrken Höckendorf, Seifersdorf und Possendors wird nächsten Sonntag das Enledankfest ge feiert werden. — Auf das Schreiben eines hiesigen Herrn um besseren Nachmitkags-Zugsanfchluß in Dresden aus Richtung Radeberg nach der Linie Hainsberg-Kipsdorf hat die Reichsbahndirektion unterm 8. September mitgeteilt, daß im Winterfahrplan der Zug 1108 ab Dresden-Hbf., jetzt 5°°, künftig 4" nachmittags abgelassen wird und Reisende in Hainsberg noch Anschluß an den Zng ab 5'b nach KipSdorf haben werden. Damit ist eine bessere Ver bindung von Zittau her hergestellt. Der Zug 4» hält nicht an den Unterwegsstationen bis Hainsberg. — Die Schlüsselzahl für den Buchhandel beträgt ab 10. Sep tember neun Millionen. — Die Diebstähle von Handgepäck in den Eisenbahnabteilen wollen nicht aufhören und alle Mahnungen der Reichsbahnver- waltung zur Vorsicht scheinen vergeblich. Neuerdings läßt die Reichsbahn einen Aushang folgenden Wortlauts Herstellen: .Hand gepäck-Diebe! Auf Handgepäck achten! Bei kurzem Verlaßen der Wagenabteile das Gepäck am Gepäckhalter festschließen. Wer «inen Gepäckdieb ergreist oder einen Gepäckdiebstahl anzeigt, so daß der Täter gerichtlich bestraft werden kann, erhält eine Be lohnung." Von der Möglichkeit, das Handgepäck anzuschliehen, wird leider kaum Gebrauch gemacht; eS genügt eine dünne Stahl kette, um den Griff des Gepäcks und den Gepäckhalter geschlungen und durch ein Schloß gesichert, um den Dieben ihr Handwerk wenigstens so zu erschweren, daß inzwischen Mitreisende oder Bahnbeamte aufmerksam werden; die meisten Diebstähle werden kurz vor der Anfahrt des Zuges ausgesührt, wenn der Reisende sein Gepäck abgesetzt hat, und dann sorglos das Abteil verläßt, in der Annahme, die Mitreisenden würden schon aufpassen; häufig sind jedoch gerade diese .Mitreisenden" die Diebe selbst oder ihre geschickten Helfer. — Der sicherste Schuh gegen Eisenbahndieb stähle bleibt die Reifegepückversicherung, die für jeden Schaden während der ganzen Reise, von der Abreise bis zur Ankunft, auch in den Hotels und auf dem Transport, hastet. — Wenn die Hausfrau zum Einkauf geht, dann wird es ihr im voraus schon bange, wie weit sie wohl mit ihrem Seide reichen werde. Und kaum hat sie einige Einkäufe bewirkt, viel weniger, als sie eigentlich vorgehabt, da sieht sie, daß ihre Paviermillionen hinschwinden, als wären sie nur Luft. Sobald der Dollar steigt, da klettern auch alle Preise in wilden Sprüngen mit in die Höhe, aber daS Dollarfallen hat bei den Preisen der meisten Lebens notwendigkeiten nicht die gleiche Folge. Es ist zu verstehen, wenn jetzt jede Frau, die selbst Ihren Hausbalt versorgt, also wirklich Hausfrau Ist, mit Sorgen an den nächsten Tag denkt, und was sie da auf den Tisch bringen kann, ohne die Ihr zu Gebote stehenden Geldmittel zu überschreiten. Noch nie war daS Amt der Hausfrau so reich an Bürde, wie jetzt In der Zeit der NohrungSmiltelnot und der Nahrungsmittelteuerung. Glashütte. Zu dem Ende dieser Woche bevorstehenden her vorragenden Festtage, dem Weihetage der hiesigen erweiterten Uhrmacherschule, sind die letzten Hände eifrig mit der Vollendung alles besten, was in und um daS Gebäude noch herzustellen lst. Auch wurde auf dem westlichen Teile des Schulplatzes das dort in Arbeit befindliche Brunnendenkmal mit der Hauptfigur besetzt, sodaß auch dieser Schmuck -es Platzes seine Fertigstellung finden wird. Am Sonnabend wird also Glashütte ein ganz besonderes Festkleid anzulegen allen Grund Haden. Fürstenwalde, 13. September. Heule vor 25 Jahren brannte das Wohnhaus des Schuhmachers Finze vollständig nieder. Frauenstein. Freilag werden es 25 Jahre, daß unsere Eisen bahnlinie eröffnet wurde. Dresden, 12. September. Zu den Unruhen teilt das Presse amt des Polizeipräsidiums mit: Nachdem am Montag abend in den Blumensälen eine von dem aus den organisierten Arbeitern gebildeten Erwerbslosenrat einberufene Arbeitsiosenverkammlung getagt hatte, die verschiedentlich von revolutionären Schreihälsen gestört wurde, fand am Dienstag vormittag im Tivoli eine von dem revolutionären Erwerbslosenrat einberufene Erwerbslosen versammlung statt, in der zuerst Bericht erstattet wurde über die am 10. d. M. im Ministerium des Innern stattgefundene Ver handlung. Sodann richtete das Mitglied des Aktionsausschusses Kraus überaus scharfe Angriffe gegen den Stadtrat Kirchhof des halb, weil dieser die gestellten Forderungen von sich aus nicht hak bewilligen können. Auf jeden Fall bestand man darauf, sich des Stadtcats K. zu bemächtigen. Von den Versammelten wurden die Ausführungen des Krause mit lebhaftem Beifall ausgenommen und beschiessen, einen Demonstrattonszug nach dem Rathause zu unter nehmen. Der Zug — zirka 1500 Personen — bewegte sich über den Postplah, Marienstraße, Iohannesring. Am Arbeitsnachweis schloß sich noch eine erhebliche Anzahl der dort aufhältlichen Er werbslosen an. In der Nähe der Schulstrahe kam es mit dem dort bereit gehaltenen Polizeikommando zu Zusammenstößen. Die Polizei bemühte sich, die Menge vom Ratyause fern zu halten. Als den verschiedenen Aufforderungen der Beamten an die Demon stranten, zurückzugehen, nicht Folge geleistet wurde, die Beamten vielmehr bedroht und einzelne mit Steinen beworfen wurden, machte die Polizei von dem Gummiknüppel Gebrauch und trieb die Masse bis zur Reformierten Kirche zurück. Hier wurde plötzlich die Polizei regelrecht mit Flaschen und Steinen bombardiert. Die Flaschen waren von einem auf der Straße stehenden Selterwasser slaschenwagen entnommen. Wie weiter festgestellt worden ist, sind die ersten Steine, die geworfen wurden, dem Rucksack eines Demonstranten entnommen. Plötzlich siel ein Schuß. Wie durch drei unabhängig sich meldende Zeugen behauptet wird, ist dieser Schuß aus dem 2. oder 3. Gliebe der Menge gekommen, und zwar aus der. Richtung der Reformierten Kirche her. Auch einige Polizeibeamte wurden angegriffen. Durch alle diese Ilmstände entstand unter den Polizeimannschaften eine gewisse Unruhe, und ohne daß ein Schießbefehl von feiten des Kommandoführers erging, fingen einzelne Beamte an, zu schießen, zum Teil in die Lust. Die Behauptung, daß ein Polizeiossizier zuerst geschossen habe, kann nicht als erwiesen betrachtet werben, da diejenigen, die diese Behauptung ausstellten, bei Gegenüberstellung mit dem Offizier fick widersprechende Angaben machten. Wie bis jetzt feslsteht, haben 13 Personen Schußverletzungen erlitten und sind in die Kranken häuser einaeliefert worden. Eine Person konnte sofort wieder ent lassen werden; die übrigen haben teils leichte, teils schwere Ver letzungen erlitten. Todesfälle sind glücklicherweise nickt zu ver zeichnen. Nachdem eine gewisse Ruhe unter den Demonstranten eingezogen war, beaab sich eine Deputation In das Ratdaus, um mit Bürgermeister Dr. Külz zu verhandeln. Während der Dauer dieser Verhandlungen wurden mehrmals weitere Deputation nor stellig mit der Erklärung, die erste Deputation hätte gar kein Recht, zu verhandeln, sie sollte zurückkommcn, die Masse hätte sie ab- geseht, und die neue Deputation verlange vom Bürgermeister nur ein glattes .ja" oder .nein" auf die Forderungen. Gegen 3 Uhr nachmittags kehrte die erste Deputation von der Verhandlung zurück und erstattete Bericht über den Ausgang der Verhandlungen. Nach Entgegennahme des Berichts bildete fick ein DemonstrationS- zug von etwa 300 Personen, der ziel- und planlos durch die Stadl zog und sich nach und nach verlief. ES muß noch erwähnt werden, daß innerhalb des Demonstrationszuges selbst sich wieder eine ganze Reihe zweifelhafter Gestalten befanden, daß aber auch andererseits ungeheuer viel Neugierige die Demonstration unterstützten. — Zu den Unruhen am Dienstag teilt das Presseamt noch folgendes mit: Die Demonstranten haben sich am Abend wieder nach dem Fischhofplatz begeben, wo für 7 Uhr nachmittag in den Annenfälen eine Vollbetrtebsräte-Versammlung angesetzt war. Die Versamm lungsteilnehmer waren im Saale anwesend. Plötzlich drang ein Trupp Erwerbsloser unter Führung des Erwerbslosen Heinrich Kennicke und eines Unbekannten in einer Matrosensacke ln den Saal ein, um die Versammlung zu sprengen, was ihnen auch ge lungen ist. Hierbei hat Kennicke in der Versammlung öffentllch erklärt, daß di« Demonstrationen zurzeit nur ruhten und fortgesetzt würden. Die Erwerbslosen nähmen den Kampf mit der Polizei ans. Die Polizei müße entwaffnet und das Proletariat bewaffnet werden. Hierbei ist ein Versammlungsteilnehmer durch das Werfen eines Blumentopfes, angeblich von dem unbekannten Matrosen, erhehllch verletzt worden, sodaß dieser im Hauptfeuerwehrdepot verbunden werden mußte. Welter ist dem Matrosen ein Knüppel abae- nommen worden, den er unter der Matrosensacke mit sich geführt hat. Schließlich wurde die Versammlung durch VersammlungS- beschluß aufgelöst. Die Auflösung selbst erfolgte tumultartig, wo bei mit Stühlen auf die Versammlungsteilnehmer elngeschlagen und einige Inventarstacke des Lokals demoliert worden sind. Rach diesem Vorgänge machten sich in der inneren Stadt noch größere Diskutiertrupps bemerkbar. An dem Zentralarbeitsnachweis ist ein Plakat angebracht worden, wonach für Mittwoch 11 Uhr vor mittags nach dem Altmarkt zu einer Erwerbslosenversammlung aufaerufen wird. Zu Plünderungen und Demolierungen von Ge schäftshäusern ist es im Laufe deS gestrigen Tages nicht gekommen. Auch sind außer in den Annensalen weitere Sachschäden hier nicht bekannt geworden. Polizeibeamte haben Verletzungen nicht er litten, obwohl einzelne hart bedrängt und in der Nähe des Post- olatzes von Straßenbahnwagen heruntergeholt und von der Menge bedroht worden waren. Durch sofortigen Einsatz eines unifor mierten Kommandos konnte weiteres verhütet werden. — Am Mittwoch früh sandten die Erwerbslosen eine Deputatton ins Mini sterium, um mit diesem über die Erhöhungen der Unterstützungen zu - verhandeln. Soweit bis setzt festgestellt werden konnte, waren diese Verhandlungen für die Erwerbslosen erfolgreich. Ein grö ßerer Zug von Erwerbslosen bewegte sich dann durch die EtrAen der inneren Stadt und verlief völlig reibungslos. Nur in der See- straße, wo der bekannte ehemalige Journalist Müller-Heim, der sich auch in dem Zuge befand, einen ihm verhaßten Dresdner Journalisten den Erwerbslosen gegenüber fälschlicherweise als ihren Feind deimnzierte, kam es zu einem Zwischenfall. Der denunzierte IournalifMourde von der durch weitere Auspeitschungen Müller- Heims erregten Menge mißhandelt und mit fortgeschleift. Nur dem tatkräftigen Eingreifen von zwei Mitgliedern der Arbeiter- Sanitätskolonne und einigen besonnenen Erwerbslosen war es zu danken, daß der Zwischenfall kein tragisches Ende nahm. — Angesichts der Dresdner Vorgänge greift der kommunistische .Kämpfer" die Dresdner Polizei scharf an und schreibt, das Blut bad wäre zu verhindern gewesen, aber in der Polizei des sozial demokratischen Polizeipräsidenten Menke säßen reaktionäre Offi ziere, die auf Arbeiter losgelassen würden. Schließlich fordert -er Landesvorstand der KPD. Sachsen die sächsische Regierung auf, das Demonstrationsverbot sofort aufzuheben und spätestens bis zum 15. September die an dem .Blutbad schuldigen Offiziere sowie die faschistischen Provokateure in der Polizei" zu entlassen. Tue die Regierung dies nicht, dann entziehe die kommunistische Partei der Regierung sofort ihre Unterstützung. Freiberg. Hier ist eS am Montag wieder zu Ausschreitungen gekommen. Die .Freiberger Volkszeitung" berichtet darüber: Nach der bekannten Mendebefreiung aus dem Amtsgericht, der Prügelei mit den Polizeibeamten sowie den Drohungen mit der Selbsthilfe der Erwerbslosen sahen sich die Stadt und die Regie rung genötigt, eine Hundertschaft Grüne Polizei auf kurze Zeit nach Freiberg zu verlegen. Der Anblick der Beamten erregte die sowieso schon erhitzten Gemüter noch mehr. In der 8. Stunde versammelten sich auf dem Obermarkt — die Polizei lag im Rats keller — wieder die bekannten Elemente. Da keine sichtbare Wache ausgestellt war, versuckten verschiedene Leute Eintritt zu erlangen. Der wachthabende Beamte hielt die Eindringlinge vor ihrem Vorhaben in ruhiger Weife ab. Das führte dazu, daß nach einem Steinhagel aufs neue versucht wurde, in die Wache zu ge langen. Trotz den Verletzungen, die 5 Beamte durch Steinwürse und Stockscklägc erhalten hatten, versuchten sie immer noch, durch Drängen und Schieden die Leute auseinanderzubringen. Alle Be mühungen waren jedoch ohne Erfolg. Da die Situation immer be drohlicher wurde, sahen sich die Beamten gezwungen, nachdem sie mit dem Gummiknüppel versucht hatten, den Platz zu räumen, Schreckschüsse in die Luft abzugeben. Nach dieser Maßnahme und vielen Aufforderungen von Selbstschutzleuten verlief sich die Menge nach und nach. Meißen. Wie die heutige Jugend mit dem Gelde umgeht, zeigt ciN- Hall, der sich am Freitag nachmittag an der hiesigen Proten-cvchule abspielte. Einige Schüler, die aus dem ersten Stock werk des Schulhauses schauten, warfen untenstehenden Kindern etwa 30—40 Hundertmarkscheine zu. Selbstverständlich herrschte unter den Kindern, von denen jedes einen Schein erwischen wollte, ein großes Durcheinander, und oben freuten sich die Bengels über ihren Unfug. Ein trauriges Zeichen der Zeit! Werdau. Nach längerem Sträuben weiter Kreise wird hier die kostenlose Totenbestattuna eingeführt werden, weil die Be stattungskosten von einem großen Teil der Einwohner nicht mehr aufgebracht werden können. Die einfachste Beerdigung eines Er wachsenen oder größeren Kindes kostet mehr als 86 Millionen Mark. Flöha. Im Anschluß an die letzte Bezirksausschußsitzung fand hier eine schlichte Äbschiedsfeier für den nach Dresden als Ober verwaltungsgerichtsrat berufenen Amtshauptmann Dr. Schettler statt, bei der von den Rednern sämtlicher im Bezirksausschuß ver tretenen politischen Richtungen der scheidende AmtShauptmann als vorbildlich in jeder Beziehung gefeiert und geehrt wurde. Das Beamtenheim in Flöha wird zum dauernden Andenken den Namen Scheltlerheim" führen. Des weiteren wurde aus Kreisen der Be zirkseingesessenen Mit l85 Millionen Mark der Grundstock zu einer Schettlerstiftung geletzt. Wölnisch bei Meißen. Hier fielen Spitzbuben bei einer nächt lichen Streife insgesamt 1 Zentner geräucherter Speck, 20 Pfund Butter und Schweinefett, ein großer Posten sogenannter Bauern brot- und Blutwurst, fast ein halber Zentner Zucker, 30 Pfund Seife und andere derarttge begehrenswerte Sachen in die Hände.