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An die deutschen Arbeitgeber. Die Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände verbreitet folgenden Aufruf: .Nomens des Vorstandes der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände rufen wir die gesamte deutsche Arbeitgeber schaft auf, in feder nur möglichen Weise und in jedem Falle sich den unrechtmäßigen Forderungen und den auf Rechts- briichen sich gründenden Anordnungen der Franzosen und Belgier im alt- und neubcschten Gebiet zu widersetzen und ihnen nicht zu folgen. Nicht mit den Waffen in der Hand können wir deutsche Arbeitgeber uns wehren, aber unter Einsatz der Persönlichkeit jedes einzelnen, Mut und Verantwortungsfreudigkeit wollen wir zeigen und beweisen, daß es uns allen in Einigkeit mit der Re gierung und ihren Beamten, mit unseren Ar beitern und Ange st eilten ernst ist, den Widerstand gegen den unerhörten Nechtsbruch bis zum letzten durchzuführen. In gleicher Weise, wie die deutschen Staatsbeamten im Ruhr- zebiet. besetzten Rheinland und der Pfalz den Anordnungen der Regierung in ihrem Pflichtgefühl dem Vaterlande gegenüber folgten, so wollen auch wir deutsche Arbeitgeber nach dem vor bildlichen Beispiel unserer Führer an Ruhr und Rhein in selbst- verständlicher Opserfreudigkeit alle Folgen auf uns nehmen und keinen Drohungen nachgeben. Wir bitten die Lei- ningen unserer Verbände, soweit möglich, jedem Arbeitgeber diese Kundgebung zu übermitteln mit dem gleichzeitigen Hinweis, daß vir im Einvernehmen mit unseren Mitglicdsverbänden dafür ' Sorge tragen wollen, daß Mittel bcrcitgestellt werden, Ke wirtschaftlich Schwachen unter uns zu stützen. Der Wirtschaftskampf, an dessen Anfang wir stehen, wird hart werden, die Lage lst ungeheuer ernst, des sind wir uns rewußt. Trotzdem und gerade darum wollen wir zusammenstehen end diesen Kampf unserer Verantwortung dem Vaterlande und unseren Arbeitern gegenüber bewußt durchführen, dann werden end müssen wir in gemeinsamer Arbeit und gemein- amer Abwehr den Sieg unserer gerechten Sache erringen. Wir haben diese Kundgebung dem Herrn Reichskanzler, den Keichs, ud Staatsbehörden und dem Reichstag übermittelt, -es- zleichen sämtlichen Unternehmerverbänden auch der anderen Wirt- chaftskreise und den Gewerkschaften und Verbänden der Beamten, Arbeiter und Angestellten aller Richtungen. Berlin, den II. Februar 1023. gez. vr. Ernst v. Borsig, I. Stellv. Vorsitzender. Der Geschäftsführer: gez. vr. Tänzler.' Regierung und Parteien. Aon unserem Berliner politischen Mitarbeiter. Steht die Front? Jin Ruhrgebiet sicherlich, trotz der jetzt » durchgeftihrten Abschnürung; sie schließt Arbeiter und Zechen besitzer, Beamte und Angestellte, alle Klassen und Berufe nur noch enger im Widerstand zusammen, und einzelne Ab wehrakte, gegen die von den französischen Quälgeistern keine terroristischen Sühneversuche gewagt wurden, verraten, daß sich die Bevölkerung nicht einschüchtern laßt. Was für Maß regeln zur .Sicherheit der Besatzungstruppen" von den Ge walthabern auch ersonnen werden in Gestalt von Gewehr- kolben, Bajonetten, Schüssen und Reitpeitschen, unerschüttert, ungebeugt durch den Beginn der Hungerblockade, unzugäng lich gegen die Lockung mit Tagelöhnen von 4V 000 bis 50 000 Mark, verharrt die Rlasse nicht nur in passiver Resistenz, sondern ist sogar an verschiedenen Stellen, z. B. in Bochum, zum Verkaufsboykott gegen die Franzosen übergegangen. Sie lassen sich nicht unterkriegen, und wenn das übrige Deutsch land seine Pflicht erfüllt, wird jeder neue französische Truppen- Nachschub das Tohuwabohu in den feindlichen Reihen steigern. Was die Hilfsbereitschaft außerhalb des abgeschnürten Gebiets, besonders in Berlin, anbelangt, so läßt sie nichts zu wünschen übrig. Die Teuerungswelle, die alle deutschen Lande über flutet, vermag der Gebefreudigkeit keinen Abbruch zu tun; alle Klaffen steuern im Sinne echter Ueberparteilichkeit bei, und die überall ausgelegten Sammellisten füllen sich mit Ziamen und Zahlen. Jedoch dieser Erfolg allein wäre nicht durchschlagend, wenn nicht die politischen Parteien sich einmütig hinter die Regierung stellen. Die verflossenen Par lamentstage haben in dieser Hinsicht ein erfreuliches Bild von Einmütigkeit geliefert, wie die glatte Erledigung des Nach tragsetats über das Kapitel .Reichskanzler" beweist. Seine Position hat an Stärke während der kurzen letzten Parla mentspause zugenommen, und da er sie erfolgreich zu einer Reise nach Bochum und nach anderen Städten des Westens benutzt hat, seine Minister gleichfalls dort gewirkt haben, tonnte ein günstiger Eindruck dieser Tätigkeit nicht ausblei ben. Was di« ein« oder andere Partei auch noch auf dem Herzen haben mochte, es wurde entweder ohne Gehässigkeit vorgebracht oder zurückgestellt, und auch in der Presse be mühten sich die führenden Parteimänner, nicht die Gegensätze in den Anschauungen zu unterstreichen, sondern den Blick auf die Not des Vaterlandes zu lenken. Jetzt liegt der vom Reichsfinanzmtnister vr. Hennes an- g«Nindigte Entwurf eines Rotgesetze» dem Reichs- tage zur Beratung vor, nachdem der Reichsrat ihm zuge- sttmmt hat. Hoffentlich hält die Vorlage diese Prob« auf die Einigkeit der Parteien aus, und die Bekämpfung der von niemand geleugneten Auswüchse des Wirtschaftslebens, die durch die gegenwärtig« Notlage erheblich verschärft wird, kann schleunigst in die Wege geleitet werden. In erster Linie Han- -elt e» sich um die Mißstände im Schankwesen. Auf dem platten Lande, in Kleinstädten, in Städten, die nicht unter dem starken Zustrom von Ausländern zu leiden haben, dllrf- t«u die vorgefchlagenen Bestimmungen kaum Widerspruch fin- dem. Aber in Großstädten, wie z. B. in Berlin, regt er sich mächtig in den Kreisen der davon betroffenen Gewerbetreiben den. Wer gewisse Stadtteile durchwandert, könnte meinen, es herrscht in Berlin Ueberfluß und Wohlleben: Bars, Likör- staben, Tanzdielen, Schlemmerlokale wechseln von Hau» zu Hau» miteinander ab. Das dort verkehrende Publikum wirft mit dem mühelos erworbenen Gelbe um sich; der valutastarke Ausländer gibt den Ton an, die Schieberzunft stimmt ein, und iva» sich an Unsittlichkeit mit Nackttänzen im geheimen adspielt, wird gelegentlich durch Gerichtsverhandlungen auf. gedeckt. E« ist hier nicht der Ort, das Gesetz in seinen Tin- zslheite« zu beleuchten, aber die Gefahr liegt nahe, daß bet einem großen Kehraus mit polizeilichen Maßnahmen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und der ehrliche Gastwirt mit dem Besitzer von Lasterhöhlen getroffen wird. Seit Iah. ren wird über Schlemmerei in Berlin geklagt; aber jedes- mal, sobald deren Quellen verstopft werden sollen, wird der vorher angerufenen Regierung in den Arm gefallen. Es wird großer Vorsicht bedürfen, in diesem Punkt den richtigen Ausgleich zu finden, damit nicht der Gerechte mit dem Un- gerechten zu leiden hat; aber da alle Parteien vom bester; Willen beseelt sind, Abhilfe zu schaffen, und der Gegenstand wahrlich keine Parteisache ist, dürfte eine Einigung zu er zielen sein. Gefährdet könnte sie ernstlich werden von außerhalb, wenn nämlich auf die Sirenentöne der ausländischen Vermittlung gehört würde. Hin und wieder hören wir, der schwedische Ministerpräsident Branting sei ge neigt, in der Nuhraktion zu vernritteln; dann stellt sich ge legentlich, natürlich nicht offiziell, Herr vr. Benesch als Ver- ! ireter der Tschechoslowakei als Makler ein, und andere werden - folgen. Sie alle sind mit Mißtrauen anzusehen; denn ihr j Ziel ist nicht die — wie die Haltung PoincarSs verrät — , aussichtslose Vermittlung, sondern die Spaltung Deutsch- i lands, das niemals vergessen darf, daß es nur auf sich selbst ! gestellt ist und keine Unterstützung einer fremden Macht zu erhoffen hat. Dies zu durchschauen, dürfte nicht schwer hal ten, und bis jetzt hat noch kein deutscher Politiker Neigung gezeigt, aus der Einheitsfront auszutreten. Wachsende Ltnzufriedenheii in Paris. Poincare wird dem Ausschuß Rede stehen. Daily Expreß berichtet aus Paris, die dort herrschende Un zufriedenheit über die negativen Ergebnisse der Nuhrbesetzung werde täglich deutlicher. Die Besetzung, die zuerst begeistert un terstützt wurde, werde immer mehr mit Zweifel und Argwohn angesehen. Niemand in Frankreich glaube, daß dir Entsendung von annähernd SOOO Transportfreiwilligen in das Ruhrgebiet das Problem lösen könne. PoincarL erklärte Zettungsvertretern, daß er dem Wunsch des Kammcrausschuffes für Auswärtige Angelegenheiten Rechnung trage und sich demnächst vor ihn begeben werde, um Aufklärungen über sein« auswärtige Politik zu erteilen. Die Ursache feiner Sinnesänderung fei, daß deutsche Zeitungen aus seiner Weigerung, vor der Kammerkommission zu erscheinen, den Schluß gezogen hätten, daß zwischen ihm und der Kommission Meinungsverschieden heiten bestehen. Gr werde diese Annahme Lüge strafen und sich in der nächsten Sitzung der Kammerkommission, die am 21. d. M. stattfinden foll, in kurzen Ausführungen äußern. Die dreigliederige Unterkommission, die vom Kammerausschuß für auswärtige Angelegenheiten zur Ausstellung des Fragebogens für den Ministerpräsidenten Poincare betreffs der Ruhrbesetzung, der Konferenz von Lausanne usw. bestimmt worden war, hat ihre Arbeiten beendet. Der Fragebogen hat vorher verschiedenen be teiligten Kammerkommisstonen Vorgelegen und soll veröffentlicht werden, um dann am Dienstag an die Vollversammlung zur vs- nebmiauna zu gehen. Vas schlechte Gewissen Frankreichs. Der deutsche Geschäftsträger in Pari» ist angewiesen worden, der französischen Regierung ein« Note zu überreichen, in der es u. a. heißt: »Die Deutsche Negierung muß seststellen, daß di« Französssche Regierung es jetzt ein und für allemal ad le h»t, deutsche Vorstellungen gegen di« von ihr getroffenen oder noch beabsichtigten Maßnahmen auch nur anzuhören. Di« Fran- zösische Regierung erhebt damit den Anspruch, daß alles, was si« nach ihrem beliebigen Ermessen getan hat oder tut, von Deutsch land stillschweigend hingenommen werden muß. Di« Deutsche Regierung kann in diesem Verhalten, das allen Regel» des friedlichen internationalen Verkehrs widerspricht, nur ein An zeichen dafür scheu, daß sich die Französische Regierung im Be - wußtsein der Schwäche ihres Rechts standpunk te» der Notwendigkeit zu entziehen wünscht, ie ein« sachliche Erörterung des deutschen Vorbringens einzutreten. Die Deutsche Regierung kann und wird sich hierdurch nicht hindere lassen, den französischen Maßnahmen auch in Zukunft das ent gegenzuhalten, was ihnen nach Recht und Gerechtigkeit entgegen gehalten werden muß." Geistliche vor dem Kriegsgericht. Ausweisung sämtlicher Lehrer eine» Trierer Gymnasiums. Vor dem Koblenzer französischen Militärgericht standen an Freitag als di« ersten Geistlichen die evangelischen Pfarrei von Bacherach und Simmern unter der Anklage der Auß wiegelung, der Störung von Ruhr und Ordnung und der Beleidi gung der Besatzungstruppen. Das Urteil lautete gegen den Psav «r von Bacherach auf 10 000 M., gegen den Pfarrer von Sin» -«-n ->uk 20000 M. Geldstrafe. Die Lehrer de» Hindenburg-Gymnasiums ii Trier erhielten am Freitag von den Franzosen Ausweisung» befehle. Sie betrafen die folgenden Herren: Direktor Profess« Kirstein, den katholischen Religionslehrer Professor Eise» die Studienrüt« Schuh und Christoffel. Studienassessor v> Lottewitz, Gymnasiallehrer Laas und Hausmeister Alt. Di Herren sollten um 11 Uhr Trier verlassen haben. Die Familie« der Ausgewiesenen müssen innerhalb vier Tagen da» besetzte D« biet verlassen haben. Ferner wurden au» Trier ausgewiesen Bür germeister Oster, ferner vom Hauptzollamt Zollamtmann R» .binchon und di» Oberzollsekretar« Büttner, Ronde u» ß-lf'l. j Die Frankfurter Zeitung berichtet aus Wiesbaden: Die Ober- regierungsräte Walther, Schul, und Völker wurden von den Franzosen ausgesordrrt, ihre Dienstzlmmrr zu räu men, widrigenfalls sie verhaftet werden würden Oberregierungs rat Walther verließ das Zimmer unter Protest. Di« beiden an- deren Herren erklärten, daß sie den Befehl nicht ausführen wür den. Eie wurden daraufhin sofort verhaftet. Bruialiiäisatte -er Gol-aieska. Aus Recklinghausen wird gemeldet: Auf der Mar» tinistrah« wurde ei« alter Bergimvalide, der auf dem Wege «ach feiuer Wohnung war, von fran zösischen Soldaten mit Reitpeitsche« und Kolben so Übel zugerichtet, daß er blutüberftrömt zusamme«- brach. Als sich die Anwohner der Straße um de« Maa» bemühen wollte« u«d versuchte«, ih« i« ei«e« Hausflur zu trage«, wurde« sie mit vorgehalte- ««« Bajonetten daran gehindert. In Herne wurde eine Anzahl junger Leute festgenommen und unter schweren Mißhandlung«« abgeführt. Sie wurden dabei mit Kolbenstößen derart traktiert, daß man ihre Schreie mehrer« Straßen weit hören konnte. Gegenwärtig streifen stark» französische Abteilungen durch die Stadt. Drei betrunkene französische Soldaten versuchten ebenfalls in Herne ein Mädchen in einen dunklen Hausflur zu ziehen und zu vergewaltigen. Mehrere Personen, die dem Mädchen beiz«, stehen versuchten, wurden von den Franzosen angehalten und ge schlagen. Die Wüstlinge mußten aber von dem Mädchen ablassen. Ein zweiter Vergewaltigungsversuch ist in Mombach bei Mainz zu verzeichnen. Ein Mann, der mit seiner Frau auf dem Wege nach Mainz war, wurde von einer französischen Patrouille angehalten. Zwei Soldaten versuchten, die Frau zu vergewaltigen. Als auf die Hilferufe Leute herkamen, entfernten sich die Franzosen eiligst. Der Oberbürgermeister in Fesseln. Freitag mittag gegen 11^ Uhr erschien im Dienstzimmer des Oberbürgermeisters von Oberhausen der Ortskommandant, ein französischer Major, in Begleitung eines weiteren französischen Offiziers. Die von dem Kommandanten gestellte Forderung einer , Lieferung von Heu und Stroh mußte vom Oberbürgermeister ab- ! gelehnt werden, worauf er sofort verhastet und trotz seines entrüsteten Protestes an den Händen gefesselt wurde. Da sich di« anwesenden Beamten dem Protest anschloffen, wurden ihm /die Fesseln wieder abgenommen. Mit den Worten: „Ich bin ein Deutscher und tue als solcher meine Pflicht", worauf kü« Fran zosen entgegneten: „Und wir sind Franzosen", wurde der Ober- bürgermeister abgeführt. In einer bald darauf abgehaltenen Der- sammlung der gesamten Angestellten, Arbeiter und Beamten der Stadtverwaltung Oberhausen wurde gegen die Verhaftung des Oberbürgermeisters schärfste Verwahrung eingelegt und beschlossen, sofort in einen Proteststreik einzutreten. Das Opfer feiner Treue. Der Regierungsdirektor und Vorstand der Re- gierungsforstkammer der Pfalz Htamminger, der vor einigen Tagen trotz seines schwer leidenden Zustandes mit seiner Familie aus der Pfalz ausgewiesen worden war, ist infolge der seelischen Erregungen und der damit verbundenen Verschlechterung seines Gesundheitszustandes in der Heidel berger Klinik gestorben. 1 Ver Kohlenraub. Auf dem Dahnhof Wanne beschlagnahmten di« Franzosen 40V Wagen mit Kohlen un- führten sic über Recklinghausen ab. Die Beschlagnahme des Kohlenlagers der Firma Heinrich Heck- mann-Werden ist endgültig ausgesprochen worden, trotzdem die Lagerbestände größtenteils an Krankenhäuser, Waisen häuser und andere gemeinützige Anstalten ver kauft waren. Die Hinweise hierauf wurden von den Franzosen nicht beachtet. Di« Wirkung ist um so schlimmer, als in den nächsten Tagen eine große Kohlenpreiserhöhung emtritt, so daß die Versor gung dieser Anstalten in Frage gestellt sein wird. Die im Bereich der Stadt Duer liegenden Echachtanlagen d«r Gewerkschaft Bismarck und Ewald wurden erstmals von den Fran zosen aufgesucht. Ein französischer Offizier in der Begleitung von 10 bis 12 bewaffneten Soldaten betrat den gechenplatz und ver langte die HGrausgab« von 300 Zentnern Kohle, angeblich für die Besatzungstruppen. Auf der Zeche Bismarck wurde dem Offizier von den Detriebsratmitgliedern bedeutet, daß bei dem geringsten Versuch, auch nur einen Zentner Kohle sich g» waltsam anzueignen, die Belegschaft sofort ausfahren und den Betritt stillegen würde. Nach längeren Verhandlungen, wobei der Offizier die Arbeiter durch allerleiVersprechun- gen zu überreden versuchte, mußt« di» französische Abordnung unverrichteter Dinge wieder abrücken. Nunmehr versuchte man auf der Zech« Ewald das gleiche Manöver. Aber auch hier scheiterte das Vorgehen -er Franzosen an dem energischen Vorgehen der Arbeiterschaft. „Schärfere" Mahnahmen? Aus Brüssel wird gemeldet: Der belgische Außenministr» Jasper reiste in Begleitung von Le Trocquer nach Pari» ob Sonnabend morgen um V Uhr erschien er bei PoincarL und nah« au der täglich stattfindenden Besprechung am Ouai d'Orsey teil. Zu di«ser Reise verlautet: Die belgisch« Regierung sei mit dm Milde, die Frankreich bisher an den Tag legte, sehr unzufried« sund wolle schärfere Maßnahmen. Man will jedenfalls mit Masse» ausweisungen von Eisenbahnern aus dem besetzten Gebiet beginnen. Insbesondere sollen die Direktoren der verschiedei .n Eisenbakn- »ircktionsbezirke ausgewiesen und durch französische und belgische Beamte ersetzt werden. BeschlagnahmevonEisenbahnerlöhnen Di« Arbeitsruhe im Eisenbahndirekttonsbezirk Mainz besteht weiter. Die Hauptverkehrslini«n und die Bahnhöfe bleiben weit« von französischem Militär besetzt, das di« deutschen Eisenbahner am Betteten der Bahnanlagen hindert. Mehrere Eisenbahn-«- beamte wurden bei der Auszahlung der rückständigen Löhne, Ge- H8lt«r, Witwen- und Waisengelder usw. verhaftet. Hierbei wur den erhebliche Beträge, außerdem ein für den gleichen Zweck vorhandenes Banttonto in Höhe von 01 Millionen Mork beschlagnahmt. Ein schlagender Beweis des von den Franzosen in Flugblättern fortgesetzt betonten „Wohlwollens" für Beamt« und Arbeiter. Neue Berhaftunge« vo« Zeehenkelter«. Essen, 10. Februar. Heut« morgen tst auf d«r Zeche Helene Amalie der Bergasfessor vr. Beißel und der Leiter der Gewrrk- schastKonstantin berGroße in Bochum, General direktor Hoppstädter verhaftet und weggebracht worden. Di« Belegschaft«» sind in einen 24stündige» Proteststreik eingetreten. Eisendahnzwischenfälle i« der englischen Besatz»»»-,»««. KSl«, 10. Februar. Im Eisenbahnbezirk KSln kam es zu einigen Zwischenfälle«. InBrühl forderten bei der Ankunft eines französischen Miliük- zuges französische Eisenbahner von dem Bahnhofsvo»- sicher ein« Zuglaterne, dir verweigert wurde, worauf di« Franzosen den Beamten für verhaftet erklärten. Der anwesend« enal ch »Posten verhinderte ab« di« Verhaftung. — In Worringen kam ein Transport mit fünfzig deutsche» Schupobeamt« n an, di« im Ruhrgrbiet wegen Grußver - welgerung verhaftet worden war und nun vor «i« Kriegsgericht gebracht werden sollten. Da der Zug aber durch da» engltschbesetzteGebietnichtdurchgelassen wurde, fuhr er wieder zurück Reise des Reichspräsidenten »ach Bade«. Karlsruhe, 1V. Februar. Am kommenden Montag wlrd Reichspräsident Ebert A» Karlsruhe eintreffrn, um mit der Regierung, den Gemeinde» Vertretern und den Berufsständen über die Log« in dem neu b»» setzt«» Gebiet von Offenburg und Appenweier beraten. s