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- Erscheinungsdatum
- 1922-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192209147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19220914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19220914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-14
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
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De«ElwoMilb«Red<ckleur: Paul Sebne. - Druck und Verlas- Earl Sehne in Divvotttswatte. Donnerstag den 14 September 1922 Nr. 215 »iil« übm >. vor Pfarr ¬ kirche: Frei- )iako- ne«. ter. rdorf: . vor ?Uhr: nnung Schluß VI8.S Ncklamen »h WS» >»«««, Vor- l, sind insge- - nvt- WaS l sogt- rartig erant- Frei- n, die liche» d bei ja der : Be- r soll, retene mlling ohlen- zwnr 2 M. mlten, n an- Ein- lichen e bei ieder- vom >ands- f. und einem h den ein- Weitzeritz-Jettung Laaeszewmg und Anzeiger fiir DWoldiswalöe, Schmiedeberg Lv NelleNE SellauE -<M Nezlrhrk 88. Jahrgang Dlerielsäbrllch >JMK.ohueZ». ^kaUövPleiv. tragen. - Einzelne Nummem 1'7"Vs. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde M. S. i LLemeindeverbands-Girokonto Ar. 3. PoktscheÄ" j Konto: Dresden 12548. Kieses Blatt enthüll die amtlichen DekannlmachmWM -er Amlshauplmannfchast.des Amlsgerlchk« und -es Sta-lrals zu Dippoldiswalde Bis- Sa. -v.^ ve. es wäre kaum jemand auf den Gedanken gekommen, daß auch Kommunisten und Anarchisten den Deutschnalionalen hier die Hände reichten, dah die Fraktionen hier in der Tat einen Kreis geschlossen hatten. Hier gab es wirklich keine Parteien mehr, nur Deutsche. * Ohne alkoholischen Getränke, sondern sich im kindlichen Spiele berauschend, ohne Zigarre, Zigarette, Pfeife,, so lasten sie klar und bewußt die jungen Herren beiseite stehen mit dem un bedingt nötigen Stäbchen im Antlitz, die Geldscheine locker bereit auf der Herzseite des modisch einwandfreien Jacketts. So be kundeten sie alle den Geist der Einigkeit, den Geist der inneren Freiheit, den Geist der Wahrheit, der uns so nottut. Wie mit beneidenswerter Delikatesse und erstrebenswertem Takt beiderlei Geschlecht sich tummelte, sich aneinander schmiegte und ineinander fügte, da fühlte ein jeder: Das ist der Geist, der unserer gesamten Jugend notlut Diesen Geist uns einmal vor Augen geführt zu Haven, das ist das Verdienst eines jungen Glashütter Kaufmanns, dessen Name ich auf seinen Wunsch hier nicht nenne, von welchem ich aber behaupten darf, daß er erreicht hat, was in seinem Willen lag: mit aufbauen helfen an unserem Vaterlande. Er hat mit geholfen, er hat erreicht, was, ach, so wenigen, selbst von gleichem Willen Beseelten möglich ist. Unsere Zeit braucht neue Dogmen, und in welcher Weise die neue deutsche Jugend diese Dogmen unter das Volk bringt, abge sehen vom Beispiel, das zeigte die Bacherausstellung auf grüner Wiese an der Nordseile der Pfarrscheune. Aus den Ansichts karten, die gleich den Büchern sirm Verkauf angeboken wurden, wählte ich unter anderem eine Wiedergabe des Uhdeschen Bildes aus: Die Jünger von Emmaus. Nimmer wieder kam mir das Wort aus dem Sinn, wie die zwei Jünger den Herrn der Heer scharen bitten, bei ihnen zu bleiben. Und als auf den verlassenen Wiesen lange Schatten lagen und die bunte Gesellschaft marsch bereit, ein langer bunter Zug, vor dem Schulhause stand, da wurden viele der Bedeutung dieses deutschen Tages, der nun zuraste ging, inne. Meine Abschiedsworte gipfelten in der Bitte: Bleibt bei uns, wenn es will Abend werden und der Tag sich zu neigen beginnt! Ein Lied noch und ein kräftiger Heilgruß, und der Zug wälzt sich den Schulberg hinunter — und auch dieser Sonnentag, der so vieler Herz und Sinne bereichert hak, gehört nun der Vergangenheit an. Schubbe. Dresden. In der Sitzung des Sonderausschusses des Land tages für die Vorlage 113, die Gemeindeordnung betreffend, am Dienstag erklärte der Minister des Innern Lipinski, daß die Negierung bedauere, daß die Vorlage über die neue Gemeinde ordnung unter den gegenwärtigen Verhältnissen vom Landtage nicht verabschiedet werden könne, denn eine sachliche Weikerbe- ratung sei nach Ueberzeugung der Regierung bei der gegen wärtigen oolilischen Konstellation unmöglich. Die Regierung werde aber die bisher vom Ausschuß gesüßten Beschlüsse, soweit sie für sie tragbar und mit der Tendenz der Vorlage vereinbar seien und den logischen Aufbau nicht gefährden, in die neue Vorlage Hinein arbeiten, damit sie dann so dem neuen Landtage voraelegt werden können. Der Ausschuß war einhellig der gleichen Meinung, dah eine sachliche Weiterberatung vor der über die Auflösung des Landtages entscheidenden Plenarsitzung am Donnerstag keinen Zweck habe und vertagte sich sofort wieder. — Wie aus dem sächsischen Steinkohlengebiet gemeldet wird, sind infolge der am 30. August vom Reichskohlenverband und dem großen Ausschuß des Reichskohlenrats beschlossenen Er höhung der Abgabe von Bergmannswohnungen von 12 M. aus 36 M. für die Tonne Steinkohle bis zum 30. Juni 1923 die Mittel für Zuendeführung fast sämtlicher Bergmannswohnungs bauten gesichert. Von den im Bau befindlichen Wohnungen können 93 Prozent vollendet werden. Für die Fertigstellung der restlichen Bauten sollen jedoch ebenfalls noch Schritte getan werden. In letzter Stunde ist somit die endgültige Einstellung der Bergmannswohnungen, die bei der außerordentlichen Wohnungs not unter den sächsischen Bergleuten katastrophal gewirkt und außerdem die Brachlegung großer Summen bedeutet hätte, glück licherweise vermieden worden. — Zum ersten Male fand am Sonntag in Dresden eine Demonstration für das Alkoholverbot statt. An einem Umzug be teiligten sich gegen 2000 Jugendliche. — Am Sonntag turnten in Dresden zwei junge Menschen an einem eisernen Gartenzaun, wobei sich ein 16jähriger Schuh- macherlehrllng eine Spitze in den Leib rannte. — Der 28 Jahre alte Kaufmann und Inhaber der Altonaer Fischhallen in der Scheffelstrahe Alexander Michael Winkelmann war Anfang dieses Jahres zur Anzeige gekommen, daß er unter der Wage kleine Gewichte bzw. Bleistücken angebracht habe, wodurch die Käufer benachteiligt wurden. Bei einer derartigen Nachprüfung wurde der Sachverhalt bestätigt gefunden. Die vier Metallstllcken wogen angeblich gegen 17 Gramm. Winkelmann batte daraufhin einen Strafbefehl über 500 M. erhalten, aber Einspruch erhoben. Das Schöffengericht erhöhte die Strafe in der Sitzung vom 10. Juli auf 2 Wochen Gefängnis. Hiergegen legte der Beschuldigte Berufung ein mit dem Teilerfolg, daß die Strafe in 2000 M. Geldstrafe umgewandelt wurde. Winkelmann gab an, daß er die Käufer gar nicht betrügen, sondern nur den Anschein erwecken wollte, er gebe seiner Kundschaft reichlich, indem er die Wage ordentlich heruntergehen ließ. In dieser Verhandlung vor der 4. Ferienstrafkammer erklärte Kaufmann und Wagenbau meister Käseberg als Sachverständiger, 90 Prozent aller Wagen gehen falsch und stimmen nicht, und ein ebenso hoher Prozentsatz von Geschäftsleuten suche durch Unterlegen von kleinen Gewichten oder Mekallteilen, sich auf diese Weise zu helfen, um etwaige teure Reparaturkosten zu sparen. Das Gutachten des Sachver ständigen, daß 90 Prozent aller Magen unrichtig gehen, rief im Gerichtssaale begreiflicherweise Aufseyen hervor. — Angestellkenkagung. Am 16. und 17. September führt der Gewerkschasksbund der Angestellten sG. D.A.), Gaube zirk Dresden, seine Mitglieder in Bautzen zu einer Heerschau zu sammen. Der Zeit des Unfriedens und der Zerrissenheit soll durch eine mächtige Kundgebung erneut der Weg gewiesen werden, auf dem allein die Möglichkeit liegt, aus der Verworrenheit heraus zukommen. Die auf dem Boden der Arbeitsgemeinschaft stehende größte Einheitsgewerkschaft aller männlichen und weiblichen kauf männischen, Büro-Angestellten und Werkmeister wird erneut in imposanter Kundgebung Zeugnis ablegen, wie stark der Wille unter den deutschen Angestellten vorhanden ist, auf dem Wege der Einheit die verlorene Freiheit wiederzuerlangen. Neben arbeits reichen Stunden, die sowohl mit Berufsfragen als auch mit volks wirtschaftlichen und sozialpolitischen Erörterungen ausgefüllt sind, wird in einem Festabend das starke Bekenntnis zum deutschen Volk und Vaterland einen Niederschlag finden, wie das in der Richtung des G. D. A„ nämlich der freiheitlichen, nationalen, sozialen Grundlage zielbewußt verfolgt wird. Freiberg. Zu dem Denkmalsentwurf des Professors Wrba faßte die freie Vereinigung ehemaliger Freiberger Jager am Sonnabend im Brauhof eine Entschließung. Darnach soll von der Errichtung eines Ehrenmals nach bem jetzt im Kaushaussaale ausgestellten Entwurf abgesehen werden, da der Entwurf nicht den Beifall der Anwesenden gesunden Hal und zurzeit der hoyen Kosten wegen die Verwirklichung des Planes auch nicht ausführbar ist. Die Entschließung wurde dem gemeinschaftlichen DenkmalsauS- schuß der Jäger und I82er überfandt. Wilsdruff. Um die enormen Kosten der Zeitung in etwas zu verringern, wird das hiesige Tageblatt' zunächst im September wöchentlich zweimal nur zwei Seiten umfassen. — In Wilsdruff gehören der Pflichtfeuerwehr alle männ lichen Personen von 20—25 Jahren an. Weinböhla. Hier waren am Donnerstag in -er Fortbildungs schule in einer Klasse nur 9 Schüler erschienen: die fehlenden 20 waren in einen .Proteststreik' elngekrelen, well sie wünschten, dah der Unterricht nicht am Vormittag abgehalten, sondern auf die Stunden des Spätnachmittags verlegt werde. Meißen. Eine Krastwagenführers-Ehefrau hatte eine Hand tasche gefunden und auf der Mache abgelieferk. Von 5000 M„ die in der Tasche gewesen waren, fehlten 2400 M. IM wurde sestgestellt, daß bis 13jährige Tochter der Finderin die Tasche er brochen und das Geld an sich genommen Halle, das bis auf 900 fehlende Mark versteckt worden war. Radeberg will zur Erweiterung des Gas- und Wasserwerkes einen Kredit von mehreren Millionen in Anspruch nehmen und zwar auf Anteilscheine über mindestens 1000 M. Pirna will das Schulgeld an der Höheren Mädchenschule ab 1. 10. für Einheimische auf 2000 M., für Auswärtige auf 3600 M. und am Realgymnasium auf mindestens 2000 M. er höhen. — Ab 1. 9. kostet ein Wannenbad 18, ein Brausebad 9 Mark. Pirna. Ausgesprochenes Pech hatte ein Spitzbube, der den Feldern eines Landwirts in der Umgegend einen Besuch abstattele und dabei Kraut mikgehen hieß. Bei dieser Gelegenheit verlor er am Tatort seine Brieftasche mit Geld und Notizbuch. Unter diesen Umständen war es ein Leichtes, den Spitzbuben zu ermitteln. Das Kraut, das er gestohlen hatte, war übrigens durch seinen Verlust gut bezahlt. Postelwitz. Beim Befestigen einer Girlande stürzte am Sonn abend abend ein junger Mann 5 Meter tief auf die Straße und erlitt einen Schädelbruch und Blutsturz. Stadt Wehlen. Einem hiesigen Einwohner waren in letzter Zeit zu wiederholten Malen von zwei verschiedenen Feldern Kar toffeln gestohlen worden, ohne daß man des Diebes habhaft werden konnte. Man zog deshalb den Gendarmeriespürhund zur Ver folgung herbei. Der Hund nahm eine Spur auf, die durch den felsigen Teufelsgrund führte und stellte als Dieb einen hiesigen Arbeiter. Dieser hatte nun doppeltes Pech, denn beim Abstieg in den Teufelsgrund war er gestürzt und hakte sich dabei einen Arm gebrochen. Roßwein. Dor kurzem hakten die hiesigen städtischen Kolle gien beschlossen, zur Beschaffung von Wohnungen das alte Brau haus in der Querstraße umzubauen. Die Arbeiten wurden sofort i» Angriff genommen und der Abbruch des einen Gebäudes vorige Woche beendet. Da der Stadt jedoch zurzeit Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen und anscheinend auch die stadträtliche Be kanntmachung vom 26. August d. I. bekr. Gewährung von Dar lehen an die Stadt wenig Erfolg gehabt hat, mußte der Bau bis auf weiteres eingestellt werden. Döbeln. Der hiesige Anzeiger' enthält folgendes Eingesandt: Offene Anfrage an den Stadtrat zu Döbeln. Wie man laut Be kanntmachung im .Döbelner Anzeiger' lesen kann, ist der Preis für Briketts mit sofortiger Wirkung aus 236 M. pro Zentner ab Lager des Kohlenhändlers festgesetzt worden. Der hochgeehrte Stadtrat wird hierdurch höflich gebeten, diesen Wucherpreis — denn anders kann man diesen überhaupt nicht nennen — in seiner genauen Kalkulation bekannt zu geben und zwar so, daß die alte und neue Kalkulation sich aegenüberstehk! Man dächte doch, der letzte Preis wäre schon hoch genug gewesen, aber der neue Preis schlägt doch in dieser Höhe dem Faß den Boden durch. Wie viele alte Leute wird es in Döbeln geben, die sich da keine Kohlen kaufen können. Mehrere Bürger. Plauen i. V. Ein Opfer allzuweitgehender Gutmütigkeit ist ein junger Kaufmann von hier geworden, der am Sonnabend von einem Mensche», den er am Freitag kennen gelernt und aus Mitgefühl zur Ersparung der hohen Hotelkosten über Nacht be herbergt hatte, in der gemeinsten Meise bestohlen wurde. Der Gauner hatte angegeben, daß er nach Berlin Weiterreisen wollte, und er erhielt von dem Vertrauensseeligen zum Abschied noch 500 Mark ausgehändigt. Statt abzusahren, kehrte er aber in die Wohnung seines Gastgebers zurück, spiegelte der Wirtin etwas vor und räumte, als ihn diese für kurze Zeit allein ließ, die Schränke des jungen Mannes aus. Der Werl der gestohlenen Gegenstände beläuft sich auf rund 80000 M. Greiz. Die Gemeinderatswahlen stellen hier einen glänzenden Sieg der bürgerlichen Einheitsliste dar. Die Hoffnung der Sozial demokraten, durch die zwangsweise Eingemeindung einer Anzahl Ortschaften der Ilmgegend mit meist sozialdemokratischer Mehrheit zum Siege zu gelangen, hat sich nicht erfüllt. Man hatte erwartet, daß die bürgerliche Mehrheit in Greiz gebrochen werden könnte. Diese Erwartung ist nicht in Erfüllung gegangen. Die bürgerliche Mehrheit ist stärker als zuvor. Es wurden gewählt von der bürgerlichen Einheitsliste 20 Kandidaten, von der Gemeinschasts- liste der Unabhängigen und Mehrhelkssozialdemokrakie 13 Kandi daten und von den Kommunisten 2. Die Wahlbeteiligung war sehr stark. OertlicheS und SöchsischeS Dippoldiswalde. Die gegenwärtige Witterung, die sich seU einigen Tagen mit Ausnahme des Sonntags "nfreuiMch aestaltete, scheint wenig Aussicht auf Besserung Zu haben Das erneute Vordringen des Mittelmeertiefes in nördlicher Richtung und die Verschiebung des Hochdruckkerns in reich des nordeuropäischen Maximums hatte auch in Norddeutsch land den Wiedereintritt von Regenfällen zur Folge-An der Nacht zu heute Mittwoch hat wieder starker Regen eingesehkder wohl bald bedeutendes Anschwellen der Gewässer zur Folge Hab-Esd'will alles gelernt sein, und erst recht die Gewöhnung, mit viel Geld umzugehen, wie es jetzt bei den Auszahlungen in den Verkehr kommt, wobei mancher Wochenbetrag den übertrifft, der früher im Jahr^ auf den Tisch gelegt wurde. Der erste Ge danke dabei ist, das Geld wird nicht alle. Es wird aber alle, und leider früher, als man denkt, sodaß mit doppelter Sorgfalt gerechnet werden muh, denn die Löcher, die die Ausgaben eines Tages in den Kassenbestand reißen, sind mitunter recht groß. Eine fernere Notwendigkeit ist, genau zu rechnen. Kopfrechnen ist nicht jedermanns Sache, und bei diesen großen Summen >st das Verrechnen recht leicht möglich. Man solle auch Kindern nicht große Scheine in die Hand geben, sie bekommen eine ganz falsche Anschauung vom Gelds. Aus Weimar wurde letzthin berichtet, daß ein Junge mit einem Tausender zum Kaufmann kam, um Bonbons zu kaufen. Wie wird der Junge später damit umgehen? — Der Verkehr bei den sächsischen Sparkassen im 2 Vierteljahr 1922. Durch Vereinigung der politischen Gemeinden Großzschocher-Windorf, Leutzsch, Paunsdorf und Wahren mit der Stadt Leipzig und durch die Eingemeindung Reichenbrand nach Siegmar wurden 5 Sparkassen aufgelöst. Am 1. April wurde die Derbandssparkasse Liebschwitz sAmtsh.Zwickau) eröffnet, sodaß die Zahl der Sparkassen nuninehr 351 beträgt. Im Berichtszeit raum wurde ein Einzahlungsüberschuß von 206 604 369 M. erzielt. Das Vorvierteljahr wies einen Ueberschuh von 218 449 892 M„ der gleiche Zeitraum des Vorjahres einen solchen von 121 376 402 Mark auf. Wie schon in der vorigen Mitteilung sestgestellt, nehmen wiederum die Ein- und Rllckzahlungsfälle ab, die Geld beträge dagegen zu, so daß in Verbindung mit der Geldentwertung von einem Rückgang der Sparbetätigung gesprochen werden muß. — Als ein Zeichen der wachsenden Not immer weiterer Volksschichten kann es wohl bezeichnet werden, daß sich viele jetzt von ihrem letzten Besitz an Silbermünzen trennen. Wer noch ein Silberstllm, vielleicht als teures, bisher sorgsam aufbe wahrtes Andenken, besah, ist oft genug gezwungen, es nun zu ver kaufen. So wurden z. D. allein beim Postamt in Ostrih in der vergangenen Woche 2800 M. in Silber abgeliefert. Fürstenwalde. Ein selten schöner Tag im Jahre war der 27. August, ein Sonnentag, der nahezu 400 Wandervögel aus allen deutschen Gauen und aus dem deutschen Böhmen in unserem Dörflein Fürstenwalde versammelte. Windstill — gleichsam, als hätte der Herrgott seine Hand ausgerecket: .Schweig und ver stumme heute, Sturm! Laß die besorgten Deutschen einmal Ruhe finden, damit sie vernehmen, was das kommende Geschlecht, die deutsche Jugend, uns singt und sagt und spielt und klingt!' Wolkenlos — die deutschen .Jungen und Mädel' hatten dis Wolken für einen Tag gebannt, die am deutschen Himmel jetzt hängen und die deutsche Sonne nimmer scheinen lassen wollen. Der Sonnenschein, die deutschen Jungen und Mädel '.achten in unser Herz hinein, und all unsere Wiesen waren Heuer abermals bunt von den Blusen und Bändern der Mädel, von ihren Haar- reifen und Kränzen, von den Jacken und Hosen und Kragen der Jungen, von den Fiedeln und Klampfen, Flöten und Mandolinen. Am Sonnabend abend '/-9Uhr haben sie Hugo von Hotmanns- thals Drama .Der Tor und der Tod' gespielt, das Gedicht eines Neunzehnjährigen, also Gleichaltrigen. Gespielt unter dem ge stirnten Himmel, vor dem Kircheneingange, im Lichte eines Schein werfers und einer ruhig brennenden, nicht flackernden Kerze! Weil sie Dilettanten sind, haben sie das Stück mit wirklicher Lebenskraft gespielt: der ganze Mensch strömte in eine Tätig keit und sättigte sie mit seinem ganzen Wesen. So entstand eine wirkliche, mit Blut gesüllte Schöpfung, nicht frei von sachlichen Fehlern und Ungeschicklichkeiten — die aber kein gelernter Fach mann zustande bringt. Die Wandervögel beschäftigten sich mit ollem und können auch alles: sie soieien Geige und Klampfe, Guitarre und Flöte, sie können spielen und taNzen und mimen. Sollten auch wir eine Renaissance, eine Wiedergeburt erleben? In dankenswerter Weise haben noch in letzter Abendstunde unsere Bauern ihre Scheunen geöffnet, den lieben Gästen zur Bleibe', und wir dürften dessen gewih sein: Gottes Segen blieb zurück in den durch deutsche Gastfreundschaft geweihten Räumen. Der Sonnentag wurde nach germanischem Brauche mit einem Gottesdienste begonnen, und die, die ihn begehrt, die deutschen Jungen und Mädel, hatten die Goltesdienstordnung aufgestellt, die Lieder ausgewählt, Flöte und Violine selbst bedient und Ge sang und Sprüche selbst dargeboten. O komm, du Geist der Wahr heit! Dieser Pfingstchoral durchbrauste unser Kirchlein, dessen Mauern wie der Pfarrer sagte, eine solche Versammlung noch nie gesehen hatten. Und die Hunderte von Männern, Frauen und Kindern waren in jener Stunde die Sprecher für die oetnmke Menschheit: O komm, du Geist der Wahrheit! Nur an solchem Wesen kann die Welt wieder genesen! Dann flog der Tag mit seinen Landsknechts- und Minne liedern, seinen Sprüngen und Tänzen und Spielen vorüber wie eins Landschaft aus den Tagen Walters von der Vogelweide oder Luthers, wie eine Spitzweasche oder Thomasche Landschaft an der unser Lebensschifflein auf dem Strome der Zeil pfeilschnell vorüberglitt. Menschen, die sich nie gesehen, aus Hannover und Berlin, aus Leipzig und Brüx, aus dem Egerlande und aus Süd- mähren — begrüßten sich hier mit goldiger Herzlichkeit und mit vertrautem Du, tanzten und hopsten und musizierten zusammen, M wie Freunde, die ein Wiedersehen feiern. Die 29-30- lährigen spielten mit Zehnjährigen, Burschen mit Mädchen, Gym- nallasten und Banklehrlinge miteinander, Ingenieure und Arbeits- Haustöchter und Angestellte, Reiche und Arme, und «ans es auf schwarzem Wimpel der rote Stern nicht verraten
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