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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung unö Anzeiger fiir Di-M-iswal-e, SchMe-eberg LR Dlerlellahrlich ^MK odrieZw» BkilUgSptriS. tragen. — Einzelne Nummer« 80 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. S. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — PMch«k- Konto: Dresden 12548. Netteste Ieir««q -e» Bezirks Dieses Blatt enthSN -le amlttchen BekannlmachmW« -er Amlshauplmannschafl, -es Amtsgerichts un- -es Stavlrals zu Dippol-lswal-e VemnkworLichsr Nsdakleur: Paul 8eb«e» — Druck und Verlag Earl Tebne in DluVol-lswal-e. Nr 103 Donnerstag den 4 Mai 1922 88. Jahrgang OertlicheS »uS Sächsisches Dippoldiswalde. Nun sag mir noch einer, daß das hiesige Konzertpublikum an guter, klassischer Musik keinen Gefallen fände. Der aus allen Bevölkerungsschichken dicht besetzte Reichskronensaal am Dienstag und die musterhafte Ruhe während der Aufführungen hat ihn gewiß eines Besseren belehrt. Dort hatten die städtischen Kollegien einKonzert zur Stärkung des Kriegerdenkmal-Fonds Dippol diswalde veranstaltet. Mag auch der Zw^ck der Veranstal tung zu dem starken Besuch mit beigetragen haben, der mäch tigste Anziehungspunkt bildete sicher das Auftreten namhafter, zum größten Teil hier schon bekannter und beliebter Künstler. Nach zwei von der Kapelle des 1. (Jäger-)Bakaillons, Inf.- Reg. 10 unke.Mitwirkung von 3 Feldtrompeten ausgeführten Parademärschen, die an den Ausmarsch unserer Krieger er innerten, begrüßte Herr Bürgermeister Herrmann freudigen Herzens die zahlreiche Besucherschaft und sprach den Mik- wirkenden und allen, die zur Verwirklichung der Veranstal tung tatkräftig beigetragen haben, herzlichen Dank aus. Nun begann die Vorlragsordnung mit dem Molto allegro aus dem cl-moll Trio von Mendelssohn für Violine (Herr Prof. Pelle grini), Cello (Herr Kammermusiker Wohlrab) und Klavier (Herr Kantor Heerklotz, der auch die folgenden Solis be gleitete), das besonders an das Klavier hohe Anforderungen stellt, die aber mit Bravour bewältigt wurden. Dabei nahmen die Streichinstrumente, die die Motive mehr anzudeuten als auszuführen hatten, die Gelegenheit wahr, sich in die Herzen der Zuhörer einzuschmeicheln. Es war, als Knospeken die Frühlingsblumen im Garten und auf der Wiese. Vielleicht hätten sich die Knospen des Cellos in Anbetracht dds vollbe setzten Saales doch etwas kräftiger entfalten können. Zum vollen Aufblühen brachte die blumigen Frühlingsboten die Konzertsängerin Fräulein Doris Walde mit ihrem schönen, vollen Sopran in Schuberts Frühlingstraum, dem noch Lieder von Schubert und Schumann folgten. Darauf bot Herr Pelle grini auf der Violine einen herrlichen, musikalischen Blumen strauß in Martinis Andantino, Bachs Prälidium und in einem Beethovenschen Menuett. "Atmete sein ganzes Spiel den angenehmen Duft eines üppigen Blumengartens aus, so rief seine ausgezeichnete Technik in der Wiedergabe Bachs mit seinen schwierigen Doppelgriffen große Verwunderung hervor. „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht", aber nicht etwa auf den nun kommenden musikalischen Genuß, sondern das botanische Gleichnis weiterspinnend, in Hindeutung auf unsere Helden. An ihre freudig und fröhlich dahinfliehende Kindheit, bald aber an den Wettstreit der Gegner, dann an den Ernst und das Trommelfeuer des Krieges konnte man ge denken beim nokenfreien, technisch gewandten, mit ganzem Herzen erfaßten Klavierspiel des Herrn Kantor Heerklotz, der die Beethovensche as-Dur-Sonate (Thema mit Varia tionen und Scherzo) mit dem Trauermarsche schloß. Nach einer 10-Minuten-Pause begann der 2. Teil mit Mozarts Adagio und Boccherinis Rondo für Cello und Klavier, von den Herren Wohlrab und Heerklotz meisterhaft vorgekragen. Darauf gab dann Fräulein Walde 3 Lieder zum Besten, und zwar eine Komposition von unserm Herrn Kantor Heerklotz: Heimat (Gedicht von Beyschlag), in dem die Bedeutung der Vaterstadt in dem Wiedersehen der Eltern so innig zum Aus druck kommt, dann Kaskels „Wir drei" und Brahms Wiegen lied. Konnte sich die Sängerin in jenem mehr von der necki schen Seite zeigen, so gab dieses ihr Gelegenheit, ihre kräf tige Sopranstimme bis zum Hauche des Pianissimo zu mäßigen. In Wagners Preislied aus Meistersinger, Kreislers Liebesleid und Jenkinsons Elfentanz bewies sich Herr Pelle grini wiederum als Meister auf der Violine und in dem darauffolgenden Trio für Gesang, Violine und Klavier: «Der Fink" wußte er als Komponist und Spieler mit seinen Partnern die Vogelstimmen recht natürlich nachzuahmen. Zum Schlüsse führte uns Schütts «Walzermärchen", Trio für Vio line, Cello und Klavier in das Leben der Märchenwelt. Wir hörten die Gnomen einherstampfen, die Elfen tanzen, und uns umgaukelten die herrlichsten Märchenbilder. War die ganze Aufführung nur ein Märchen, war das Wirklichkeit? Das Publikum, das sein Entzücken über den reichen Genuß stürmisch kundgab, muhte sich in der Tat eine Meile zu seiner irdischen Wirklichkeit zurückbesinnen. Dazu verhalf eine reichbeschenkte Tombola und schließlich ein Tänzchen, dessen finanzieller Ertrag nicht für den Hauptzweck des Abends, sondern zur Bestreitung der bedeutenden Kosten benötigt wurde. — Nach oberflächlicher Schätzung wird die Veranstaltung der Stadivertretung zur Stärkung des hiesigen Kriegerdcnk- malsfonds am Dienstag in der „Reichskrone" einen Uebcr- schuß von rund N500 M. bringen. 1 — Am Sonntag den 30. April hielt die Vereinigte Bau handwerker-Innung in «Stadt Dresden" ihre Frühjahrsver sammlung ab, die vom Obermeister Hamann V- 3 Uhr eröffnet und geleitet wurde. Durch Erheben von den Plätzen ehrte man das Andenken der durch den Tod ausgeschiedenen Tischlermeister Arnold—Schmiedeberg, eines Mitbegründers der Innung, Tischlermeister Lorenz—Hirschbach und Maler meister Kukschenreuter—Rabenau und hörte dann den vom Schriftführer, Malermeister Götting, erstatteten Jahresbericht. Als neue Mitglieder wurden ausgenommen die Klempner meister Rößner—Ruppendorf und Friedrich—Dippoldiswalde, ! Schlossermeister Friedrich—Brösgen, Malermeister Böhme— Dippoldiswalde und Tischlermeister Franke—Hänichen. Hier auf wurden 3 Schlosser-, 1 Maschinenschlosser-, 2 Malet-, 5 Tischler, 1 Klempner und 1 Ofenseher-Lehrling mit herz lichen Wünschen für ihre Zukunft vor offener Lade durch den Obermeister losgesprochen und darnach 33 Lehrlinge, die bis her höchste Zahl, in die Innung ausgenommen (26 Tischler-, 2 Schlosser-, 3 Maler-, 2 Klempner-Lehrlinge). Die aus scheidenden Vorstandsmitglieder, Obermeister Hamann, stellv. Obermeister Burkhardt, Kassierer Bieberstein und Beisitzer Malke werden einstimmig durch Zuruf wiedergewählt und nahmen die Wahl auch an. Es wurden dann die von der Gewerbekammer Dresden ernannten, vom Innungsausschuß gewählten Mitglieder der Gesellenausschüsse verlesen, und an schließend vom Schriftführer gebeten, alle Prüflingsanmel dungen in Zukunft rechtzeitig zu besorgen, auch nahm man Kenntnis von einer Zuschrift der Versicherungsanstalt säch sischer Gewerbekammern, Krankenversicherung der selbstän digen Meister und ihrer Familien bekr., zu der Beitritt von verschiedenen Seiten warm empfohlen wurde. Die Leistungen sind bei geringen Beiträgen außerordentlich hoch. Zustim mung gab die Innung zur Angliederung der Töpfermeister ihres Bezirks an die in der Bildung begriffene Zwangs- innung des Töpferhandwerks im Bezirk der Kreishaupkmann- schaft Dresden und zur Gründung einer Zwangsinnung für das Malergewerbe in der hiesigen Amkshauptmannschaft. Die Klage eines Meisters, daß es immer noch Lehrmeister gebe, die die vorgeschriebcne Lehrzeit von 3V- Jahren nicht ein- halken und ihre Lehrlinge bereits nach 3 Jahren losgeben, führte zu längerer Debatte, ebenso auch ein Abwägen der Vor- und Nachteile einer Zwanginnung für die verschiedenen Berufe. Anträge waren nicht eingegangen, doch wurde während der Versammlung noch der Antrag um Erhöhung des Innungsbeitrags auf 24 M. gestellt, um allen Mitgliedern die Zustellung des «Innungsboten" zu ermöglichen. Dieser Antrag wurde auch angenommen. Zum Schluß wurden Ober meister Hamann nochmals — eine Abordnung hakte bereits am Jubiläumstage gratuliert — herzliche Glückwünsche zu seinem 25 jährigen Geschäfksjubiläum dargebracht, was die Anwesenden durch Erheben von den Plätzen bekräftigten. Seinen Dankesworken fügte Obermeister Hamann noch die Anregung bei, in einem Vierteljahr wieder zusammen zu kommen, um da über geschäftliche Angelegenheiten Gedanken auszutauschen. Er fand damit allgemeinen Beifall. — In seiner Sitzung am 28. April genehmigte der Kreis- ausschuß einen Nachtrag zur Vczirkssteuerordnung für den Vezirksverband Dippoldiswalde t25 Prozent Zuschlag zur staatlichen Gewcrbeste^er) und einen 10. Nachtrag zur Ge meindesteuerordnung für die Stadt Dippoldiswalde (25 Pro zent Zuschlag zur staatlichen Grundsteuer). — Die nächste Mülterberatungsstunde des Wohlfahrts pflegeverbandes Dippoldiswalde-Stadt und Umgebung findet am Donnerstag den 4. Mai 1922 nachmittags 2—3 Uhr im Diakonat statt. — Stern-Lichtspiele. Die Donnerstag-Norstellung bringt einen ö aktigen Film, ein Drama aus dem Zirkusleben, mit dem Titel: Die Vencsiz-Dorstellung der vier Teufel. Dazu kommt noch ein Lustspiel: Kasperl auf Reisen. — Die Verstöße regen das Rauchverbot in den Nichtraucher- und Frauenabteilen, in den Seitengängen der k)-Zugwagen sowie in den Räumen für Nichtraucher auf den Stationen haben derart überhandgcnommen, daß sich die Eisenbahnverwaltung gezwungen sieht, schärfere Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Das Reichsverkehrsministerium hat des- halb nach vorübergehender Ergänzung der Eisenbahnverkehrs- ' ordnung angeordnet, daß künftig bei jeder Uebertretung des Rauchverbots ohne vorherige Verwarnung eine sofort zahl bare Buße von 20 M. gegen Abgabe besonderer Karten zu erheben ist.^ Schmiedeberg.' Mit einem gutbesuchten, wohlgelungenen Konzerlabend trat Sonntag den 30. April der Männergesang- . verein „Eisenwerk" an die Oesfentlichleit. Unter bewährter Leitung des Liedermeisters,^Herrn Lehrer^ Oppelt, ^kamen j mehrere prächtige Männerchöre und Doppelquartetts zu Gehör. Humoristische Gesangsvorträge des Herrn K. Schröter sorgten für reichliche Abwechselung in der Vortragsfolge. 3n aus giebigster Weise verstand es der Herr Vortragende aus dem fast unversiegbaren Quell seines ausgezeichneten Humors die Konzertbesucher auf das Trefflichste zu unterhalten. Alle Dar bietungen ernteten lebhaftesten Beifall. An das Konzert schloß sich noch eine Tanzbelustigung für die Teilnehmer an. — Zur Feier des 1. Mai erfolgte in der Frühe ein Weck ruf durch eine Musikkapelle, worauf der Arbeitergesangverein einige Gesänge von Bergeshöhe herab über den Ort er schallen ließ. Kurz nach Mittag stellten sich die Festteilnehmer in großen Scharen am Lettengründel (Pöbeltalstraße) und zogen im langen Festzuge, den einige Radfahrergruppen er- ösfneten, mit Fahnen und Standarten durch den Ort nach Dönschten, woselbst die Festrede gehalten wurde. Den Schluß des Tages bildete im Saale des Schenkschen Gasthofes ein zahlreich besuchter Unterhaltungsabend. Durch Dresdner Künsüer wurden Instrumental- und Gesangsvorträge dargeboien. — Am 1. Mai feierte Herr Schuldirektor Kadner sein 25 jähriges Ortsjubiläum. Anläßlich dieses ehrten den Jubilar der Männergesangverein, sowie das Lehrerkollegium durch einen Morgengesang und Uebcrreichung eines Geschenkes. Dienstag früh, vor Beginn des Unterrichtes, fand darauf in der Schule eine kurze Feier statt, bei der Herr Gemeindeoorstand die Glück wünsche der Gemeindevertretung, sowie des Schulausschusses überbrachte. Ober- und Niederfrauendorf, 3. Mai. Nach einem Um- und Anbau des Schulhauses wurde heute vor 25 Jahren das neue Lehrzimmer seiner Bestimmung zugeführt. . Dorf Bärenstein, 3. Mai. Heute vor 25 Jahren brannte infolge Blitzschlags das Anwesen des Wirtschafts- besitzers Bretschneider, am gleichen Tage und aus gleichem Anlaß in Friedersdorf das Wohnhaus des Wirtschafts besitzers Geißler. Börnchen be Possendorf. Am 26. April war es unserem Herrn Lehrer Adam vergönnt, sein 25 jähriges Amtsjubiläum zu feiern. Dieser Tag, an welchem die gesamte Gemeinde freudigen Anteil nahm, gestaltete sich für den Jubilar zu einem Ehrentag. Schon am frühen Morgen wurde er von seinen Schülern durch Gesang und Ansprache, gehalten von Herrn Lehrer Kunze, Großölsa, überrascht und ihm im ge schmückten Klassenzimmer ein von der Gemeinde und den Schulkindern gestiftetes kostbares Geschenk überreicht. 3m Laufe des Vormittag überbrachten die Herren Gemeindevorstand Wolf und Wi-tschaftsbesitzer Kästner im Namen der Gemeinde und des Schulausschusses herzliche Glück- und Segenswünsche. Herr Bezirksschulrat Sturm, Dippoldiswalde hatte dem Jubilar ein Ehrenschreiben zugesandt und Herr Pfarrer Nadler, Possen dorf, der frühere Ortsschulinspektor, der sich stets als ein warmer Lehrersreund erwiesen hat, war mit seiner Frau Ge mahlin gekommen und drückte seine Wünsche in herzlichste'- Weise aus. Außer zahlreichen Beglückwünschungen von ein zelnen Ortsbewohnern, Kollegen, Freunden und Bekannten von auswärts, wurden von allen Seiten kostbare Blumen spenden überreicht. Abends erschien der Vereinigte Männer- gesangvercin „Arion", Possendorf und erfreute sein lang jähriges Mitglied durch ein Eesangständchen. Möge Gott Herrn Lehrer Adam noch recht lange Gesundheit, Kraft und Stärke zum ferneren Wirken verleihen und mögen ihm Tage des Sonnenscheins und der Freude in seiner Familie be- schieden sein! Dresden. Der geschäftsführende Ausschuß der Sächsischen Zentrilmspartei hat in seiner Sitzung vom 29. April zur Frage des Antrages auf Landtagsauflösung einstimmig nachstehenden Beschluß gefaßt: „Die Sächsische Zentrumspartei ist der Ueber- zengnng, daß durch Ablehnung des Justizetats in der Landtags sitzung voin 5. April die Regierung nicht mehr das Vertrauen der Mehrheit des Landtages besitzt und nach parlamentarischem Brauch die Umbildung der Negierung Pflicht gewesen wäre. Da die Regierung sich nicht dazu entschließen konnte, hält die Sächsische Zentrumspartei den gegenwärtigen Zustand für verfassungswidrig und ist deshalb gezwungen, sich dem Volks begehren auf Landtagsauflösung anzuschließen. — Am 7. Mai begeht In seltener Kraft und Rüstigkeit der Führer der sächsischen Landwirtschaft Wirkt. Geh. Rai vr. jur. et mecl. E. h. P a u l M e h n e r t das Fest seines 70- jährlgen Geburtstages. Auf dem Rittergut Kösterlein bei Au« geboren, studierte er in Leipzig und Bonn Rechtswissenschaft absolvierte den Vorbereitungsdienst an den Gerichten i» Dresden und Schandau und wandte sich der Rechtsanwalt schaft zu. Jedoch galt schon früh sein reges Inleresse den» Lande und dem landwirtschaftlichen Berufsstande. Sein Vater, der bekannte Oekonomierat Carl Mehnert, war in d«