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Derankwortlicher Redakteur: Paul Jebne. — Dmck und Perlag -Lari Sehne tn Dlvvol-lswal-e. Sonnabend den 4 Mä:z 1922 Dieses DlaN enlhSll -le amtlichen DekannlmachiMKW -er AmlshauplmannschaN, -es Amlsgerlchüs uu- -es Sla-lrals zu Dipxol-iswal-e Weitzeritz-Jettmig rageszeiwng und Anzeiger sür MpMöiswatte, Schmieoeberg Lv A-IItskE NOAikUs »- Ri. 84 W-rleMbrllch ^WK.obn-3»- BrOllsshstlrls» jragen. — Einzelne Nummern LV Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Vemelndeoerdonds-Girokonlo Ar. 3. — Poisscheck» Konto: Dresden 12548. au»»e«»«a«wM«»»s- 88. Jahrgang Die ,«bsü«fpakteae VeSHM ff . ^aubechald-a«mi» ; Sauptmannsch^ : tm amUtchm Lett <«» : 7«a Bebördeu) die Zeile 200 Psg.— Eingesandt «M ff Reklamen 200 Pf«. ü «— »' Mliche ZckmtiiichMg. Auf Blatt 245 des hiesigen Handelsregisters, die Ftrina Sanatorium Kreischa bei Dresden, Sanitätsrat vr. Heinrich Krapf in Kreischa betr., ist heute eingetragen worden: Die Firma ist erloschen. l kex. I2s/22. Lmlügotladt Vlppvirliüw^lü», den l. Februar 1922. vloostag äeu 7. ALrr 1927 rorm 11 vür öffentliche Bezirlsausschutzsitznng im amtshauptmanuschastlichen Sitzungssaale. Oertliches und Liichfisches Dippoldiswalde. Nach Eröffnung der Versammlung des Landwirtschaftlichen Vereins am vergangenen Donnerstag, die erfreulicherweise recht zahlreich, auch von Besuchern der landwirtschaftlichen Abteilung der hiesigen Handelsschule, be sucht war, und nach Begrüßung der Erschienenen durch den Vorsitzenden, Hern Oekonomierat Melde, erteilte dieser sofort Herrn vr. Wernicke—Tharandt das Wort zu seinem Vor trage über «Das Htlfswerk der Landwirtschaft und seine Durchführung'. Ausgehend von der fortgesetzten Preissteige rung aller Verbrauchsgegenstände, namentlich der Lebens mittel, nach dem verlorenen Kriege und dem Vertrag von Versailles, betonte er, daß nur eine erhöhte Ausfuhr und eine verminderte Einfuhr, namentlich der Rohstoffe (Kohle, Eisen, Kali usw.) die Preisbewegung aufhalken könne. Sei es aber möglich, die Einfuhr von Lebensmitteln, zumal da die Futter mittel von auswärts bezogen werden Müßten, zu verringern? Trotz der Schwierigkeiten sei dies zu erreichen. Die Land wirtschaft werde hier Hilfe bringen: da die äußere Kraft ver loren sei, mühten wir sie im Innern wiederfinden, gerade wie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Es müßte dies durch intensiveren Betrieb der Landwirtschaft geschehen, also z. B. durch gesteigerte Viehhaltung und Hackfruchtbau, durch ratio nelle Fruchtfolge und Wiesenbau, soziale Fürsorge für die Arbeitsleute, durch Heranziehung von Maschinen, Verwen dung stets des besten Saatgutes, Bekämpfung von Tier- und Pflanzenkrankheiken und durch eine geregelte Buchführung, die nicht nur zum Zwecke der Feststellung der Einkommen steuer nötig sei; auch die Ausbildung des gesamten Genossen schaftswesens, das in Sachsen noch arg vernachlässigt sei, sei nötig. Die Landwirtschaft sei der Jungbrunnen der Nation, fle werde uns aufwärts führen! Sowohl reicher Beifall wie auch Worte des Vorsitzenden dankten dem Herrn Vortragen den, an dessen Ausführungen sich eine rege Aussprache an- schloß. — Die Jahresrechnung für 1921 wurde geprüft, für richtig befunden und der Kassierer von derselben entlastet. Sodann berichtet der Herr Vorsitzende über die Maßnahmen -er Regierung zur Hebung der Mtlchproduktion und den ab lehnenden Standpunkt der landwirtschaftlichen Kreise. Zur Prämiierung ist nur eine einzige Anmeldung eingegangen. Für ein abzuhaltendes Vergnügen war bei den Anwesenden keine Stimmung vorhanden. Berichte über Flachsbau, Er höhung der Feuerversicherungen und über Mißerfolge der Eingaben wegen Zugverlegung und Nachttelephonverbindung machten den Beschluß der Versammlung. — Tagesordnung zur 4. Sitzung des Bezirksausschusses der Amlshaupimannichaft Dippoldiswalde Dienstag den 7. März 1S22 vormittags 11 Uyr im hiesigen Sihungssaale. Oeffentliche Sitzung: Verteilung von Mitteln, die zur Verbilligung der Milch bez. zur Hebung der Milcherzeugung bestimmt sind. — Iledernahme der Hälfte des Gemeindefünftels bei der Sozialrentnerfürsorge auf den Bezirk. — Entscheidung des Oberverwaltungsgericyts In der Jagd- pachtsteuer - Angelegenheit des Buchhändlers Rechenberger- Dresden. — Einbezirkung der zum bisherigen selbständigen Guts bezirk Lauenstein gehörigen, in Flur Oelsen gelegenen Grund stücke in den Bezirk -er Amtshauptmannschaft Pirna. — 2. Nach trag zum Orksgesetz über die Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Hebammen sür den Hebammenbezirk Burkersdorf. — Nachträge zur Gemelnoesteuerordnung für Obercunnersdorf, Ober- frauendors, Theisewitz, Stadt Bärenstein, Gombsen, Fürstenwalde, Malter, Hänichen, Ulberndorf, Kipsdorf und Dittersdorf. — Ver äußerung von Gemeindeland in Seifersdorf zu Siedlungszwecken. — Ortsgesetz über die Errichtung einer Geschäftsordnung sür den Gemeinderat zu Dittersdorf. — Uebernahme bleibender Verbind lichkeiten durch die Gemeinden Gombsen, Höckendorf, Ober cunnersdorf, Ruppendorf, Seifersdorf, Wendischcarsdorf, Klein carsdorf, Kreischa und Quohren infolge Einräumung von Grund dienstbarkeiten aus Anlaß der Herstellung der Starkstromleitungen des staatlichen Elektrizitätsunternehmens. — Gesuch des Gasthofs- beflhers Walter Natzschka—Niederpöbel um Ausnahmebewilligung zur Grundstücksabtrennung betr. Blatt 4 des Grundbuchs für Riederpöbel. — Gesuche um außerordentliche Wegebauunter- stützungen. — Zusammensetzung der Grundsteuerausschaffe. — Höhe der Bezirksüarlehnsschuld für den Wettinstiftsumbau und deren Verzinsung bei der Landesversicherungsanstalt. — Rekurs des Prioatus Robert Neumann—Dresden-Zschachwitz gegen den Bescheid des Stadtgemeinderats Glashütte in Zuwachssteuersachen. — Gesuch Paul Näsers—Bienenmühle um Erlaubnis zur Aus übung der vollen Gasthofsgerechtigkeit sowie der persönlichen Be fugnisse zur Abhaltung von Tanzmusik und zur Veranstaltung von Singspielen pp. in dem Grundstücke Nr. 59 F der Ürtsliste für Bienenmühle (Uebertragung). — Gesuch des Schühenhaus- wirls AugustWehr—Lauenstein um Erlaubnis zum Beherbergen in seinem Gasthossgrundstück (neue Konzession). — Gesuch um eine Unterstützung aus der Stadt Allenberg. — Peter-Rosegger-Abend. Der Ruhm, sein schönes Heimatland Steiermark samt seinen Bewohnern in ihrer Treue, Liebe und Gemütstiefe bei aller Einfachheit und Schlichtheit geschildert zu haben, gebührt Peker Rosegger, dem ein literarischer Abend im Jugendring gewidmet sein soll. Herr Lehrer Götze wird in einem einleitenden Vortrage Roseggers armseliges Leben schildern und anschließend einige, besonders die Jugend fesselnde Erzählungen darbieten. Näheres wird später bekannt gemacht werden. — Beim Standesamt Dippoldiswalde wurden im Februar 7 Geburtsfälle und 8 Sterbefälle beurkundet. Eheschließungen erfolgten 3. — Wegnahme der Zeitung aus dem Hausflur ist Diebstahl. Daß die von den Zeilungslrägern in den Hausfluren nleder- gelegken Zeitungen von unbefugten Personen weggenommen werden, ist keine Seltenheit; es ist aber nach einem Gerichts urteil als Diebstahl anzusehen und strafbar. Die Straf kammer in Duisburg hatte einen Zeitungsmarder mit 300 M. Geldstrafe bedacht und nur deshalb dieses milde Urteil gefällt, weil es die Straftat als Unterschlagung betrachtete. Obercarsdorf. Der Männergesangverein Schmiedeberg veranstaltet am nächsten Sonntag tm hiesigen Gasthofe eines seiner stets gut besuchten Konzerte, dem sicher auch diesmal ein zahlreicher Besuch zuteil wird. Reichstädt. 3m niederen Gasthofe wird am nächsten Sonn tag die hiesige Ortsgruppe des Zentralverbandes der Inva liden und Witwen Deutschlands eine Theateraufführung ver anstalten, deren Reinertrag für unterstützungsbedürftige Rentenempfänger bestimmt ist. (Siehe Inserat.) Reinhardtsgrimma. Unser rühriger Turnverein hielt am Sonntag im Vereinslokal seine diesjährige gutbesuchte Haupt versammlung ab. Nach begrüßenden Worten des Vorsitzen den wurden die Herren Kassierer Paul Flasche, Schriftführer Otto Rudolph, Bücherwart Max Küchler und Turnratsmit glied Josef Dreßler zu Ehrenmitgliedern ernannt und ihnen die diesbezüglichen Diplome überreicht. Alle 4 sind Gründer des Vereins und haben in den 27 Jahren ihrer Mitgliedschaft stets aufopfernd für das Wohl des Turnvereins gewirkt. Hierauf erfolgte nach Aufnahme neuer Mitglieder der Vor- trag des Jahresberichtes. Man ersah daraus, -aß der Verein zurzeit 203 Dereinsangehörige zählt. Im Jahre 1921 fanden 178 Turn- und Spielstunden statt, die einen Besuch von 3975 Turnern und Turnerinnen aufzuweisen haben. Eine Samm lung innerhalb des Vereins zur Aufbringung der Mittel zur Bezahlung des im Oktober auf dem Turnplatz errichteten Denkmals erbrächet die ansehnliche Summe von 2264,87 M. Elfmal gingen Turner bei Gau- und Bezirksveranstaltungen als Sieger hervor, während die Dereinsriege auf dem Kreis turnfest in Dresden mit «sehr gut' gewertet wurde. Der Bericht des Kassierers schloß mit einem Kassenbestand von 1045,89 M. ab, bei einer Einnahme von 10 677,59 M. und einer Ausgabe von 9631,70 M. Möge der Verein weiter blühen und gedeihen. Gut Heil! Dresden. Am Donnerstag stimmte der Landtag mit den Stimmen der Bürgerlichen der Strafverfolgung des Abg. Ellrodt wegen eines Artikels im «Roten Kurier' zu. Eine Anfrage Heßlern (Ztr.), religiöse Kindererziehung betr., wird regierungsseitig beantwortet. Die zweite Beratung des An trages der Unabhängigen, Rückerstattung verloren gegan genen Arbeitsverdienstes an Schöffen und Geschworene betr., ergab das Ersuchen an die Regierung, «ine gesetzliche Rege lung dieser Frage herbeizuführen. Nach schneller Erledigung einiger Etatkapitel wandle sich das Haus der Besprechung einer neuen Regierungsvorlage zu, den Schulbedarf betr. Minister Fleißner leitete den Kampf der Parteien um daS Für und Wider mit einer langen Begründungsrede ein. Hervorzuheben ist, daß die Vorlage auf große finanzielle Schwierigkeiten stoße. Die Vorlage will in die Besoldungs- Verhältnisse ein anderes Prinzip bringen. Im übrigen be sprach der Minister eingehend alle Einzelheiten des Gesetz entwurfs. Die Unabhängigen bemängelten, daß rein fis kalische Interessen berücksichtigt worden seien. Der Ausschuß müsse sich mit großer Sorgfalt seiner annehmen. Die Kommu nisten lesen aus dem Entwurf, daß der Staat fiskalische Interessen über die Erziehung der Jugend stellt. Auch der Demokrat vr. Seyffert übt eingehend Kritik an der Vorlage. Schließlich geht diese an den Aechtsausschuß. Zum Schluß wird ein Antrag Ebert und Genossen, Schulspeisung aller Kinder betr., und ein Antrag Ebert, Beihilfe zur Ausstattung der Schulentlassenen betr., dem Finanzausschuß überwiesen. Die nächste Sitzung findet Donnerstag den 9. März statt. — Die Zwangseingemeindung von Blasewlh, Loschwitz und Weißer Hirsch veranlaßt Mitglieder der deulschnatio- nalen und der Demokratischen Landtagsfraktion nachstehende Anfrage an die Regierung zu stellen: Der Reichstag hat -le Petition der Gemeinden Blasewlh, Loschwitz und Weißer Hirsch, betreffend Beschwerde gegen ihre Zwangseingemein- dung nach Dresden, der Reichsregierung zur Berücksichtigung überwiesen mit der Feststellung, daß die «Aufhebung der Selbstverwaltung dieser Gemeinden gegen die Garantte ver stößt, mit der die Selbstverwaltung der Gemeinden durch die Relchsverfassung umgeben wird'. Gedenkt die Regierung ihre Verfügung der Zwangseingemeindung der drei Ge meinden aufrechtzuerhalten, nachdem der Reichstag festgestellt hat, daß sie damit die Relchsverfassung verletzt hat?' Sebnitz. Besonders der Grenzbevölkerung hat sich große Erregung bemächtigt über die neue Prager Münzverordnung, wonach z. B. die eisernen 20-Heller-Stücke um 50 A ihres Nominalwertes, also auf 10 Heller herabgesetzt wurden. Be sonders die kleineren Kaufleute werden von der Verordnung hart betroffen, da viele von ihnen zahlreiche Eisenmünzen für Wechselzwecke und den Detailoerkauf vorrätig haben: desgleichen erleiden die Marken- und Etempelverschleißer sowie die Trafikanten erhebliche Einbuße, zumal die Post ämter Eisengeld für Umtauschzwecke nur in Höhe von zwei Kronen annehmen. In Nixdorf, Einsiedel, Warnsdorf, Wölmsdorf und anderen Grenzorten ist die Erregung und der Unmut über die neue Münzverordnung allgemein. Auch die sächsischen Kaufleute werden von der Verordnung arg be troffen, da sie tm Geschäftsverkehr notgedrungen böhmisches Eisengeld in Zahlung nehmen mußten. Riesa. Auf einem Sandhorst hinter dem Rittergut« wurden drei Urnen ausgegraben, die bei sachgemäßem Vor gehen tadellos geborgen werden konnten. Die keramischen Erzeugnisse sind über 1000 Jahre alt. Die drei Urnen waren mit verbrannten Knochenresten gefüllt. Außerdem befanden sich In ihnen Gegenstände aus Eisen und Bronze, ein Ring, eine sogenannte Fibel u. a. m. Wurzen. Der Wucher mit der kommenden Ernte hat auch in Sachsen schon eingesetzt. In der hiesigen Gegend wurde in den letzten Tagen, so lesen wir im «Waldh. Tgbl.', der erst im kommenden Sommer zu erbauende Doppelzentner Roggen mit 1600 M. bezahlt. Grimma. Dor einigen Tagen war auf der Klelnbahn- strecke Nerchau—Trebsen—Mügeln zwischen Trebsen und Gornewlh die 21jährige, in Neichen bedienstete Magd Martha Rödig in verstümmeltem Zustande tot aufgefunden worden. Man nahm zunächst Selbstmord an, da das Mäd chen mit einem Knechte aus Mutzschen ein Verhältnis unter halten hatte, das nicht ohne Folgen geblieben war. Nach dem Ergebnis der bisherigen Untersuchung ist jedoch damit zu rechnen, daß die Rödig einem Verbrechen zum Opfer gefalle« ist. Bei der Aufhebung des Leichnams fehlte eine Beutel handtasche, die das Mädchen mitgenommen hatte, als es von Neichen wegging, um die Eltern in Nerchau zu besuchen Die Leiche ist inzwischen mit kirchlichen Ehren beigesetzt worden. Pausa. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich dieser Tage in einem Eisenbahnzuge. In einem Abteil 4. Klasse sah ein junger Mann, der einen großen Stetnkrug mit Schwefel säure bei sich hatte. Der Krug zersprang und der Inhalt floß auf den Boden des Wagens. Die giftigen Gase hüllte« im Nu den ganzen Raum des Abteils ein, so daß ein Weiter- bleiben dort mit Lebensgefahr verbunden war. Alles flüch tete durch die Verbindungstür in das Nebenabkerl, aber auch dorthin strömten die Gase. Beherzte Männer hatten in zwischen die Notleine gezogen; in wenigen Augenblicken hielt der Zug und alles stürzte heraus in die frische Luft, um dm, etngeakmeten Giftstoff auszustoßen. Nach kurzem Aufenthalt nahmen die Fahrgäste in anderen Abteilen Platz und der ZuD setzte sich wieder in Bewegung. Burgstädt. Beim Abbruche der Turnhalle am Gasthaus« Flotte' stürzte eine Mauer ein. Hierbei wurden der Poli« Standhardt aus Burkersdorf und der Lehrling Schlimps« aus Mühlau getötet. Der Zimmermann Jakobi von hi« erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Lichlenstein-Lallnberg. Furcht vor der Ehe scheint et» hiesiger junger Mann gehabt zu haben, dessen Hochzeit stir Sonnabend bestimmt war. Alle Vorbereitungen waren hterz» getroffen, als aber der Festtag kam, fehlte der Bräutigam. Er hatte am Tage vorher die Stadt verlassen. Wohin «