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Mittwoch den 9. Dezember 1914 80. Jahrgang Rr. 285 Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtteiligem „Illustrierten Unterhattungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. WcheritzMmlg ÄgeUitiW M AUW sür HMiM Mckberg u. U. Inserat« werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pf. dieSpaltzetl« oder deren Ramu berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag.— Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Die „welheritz. Zeitung erscheint täglichmit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. WMiHc NisW der ZIMlieriMM zu HMiDOt krottsg üvu 1l. vvLomdar 1914 abends 8 Uhr im Sitzungszimmer. Tagesordnung hängt im Rathause aus. Fortsetzung des amtlichen Teiles in der Beilage. ' Sf Ehrentafel sür dMe LlOrkeit und Treut Aus der Verlustliste Nr. 73 der König!. Sächs Armee. Infanterie-Regiment Nr 70. Hauptmann, Arno Aldin, Reservist aus Malter s 1. Jäger-Bataillon Nr. 12. 3. Kompanie. Ulbricht, Emil Curt, Gefreiter d. R aus Frauen stein, bisher schwer verwundet, s im Lazarett St. Marie au Py. Großes Hauptquartier, 8. Dezember vorm. An der flandrischen Front bereiten die durch die letzten Regengüsse verschlechterten Bodenverhältnisse den Truppenbewegungen große Schwierigkeiten. Nördlich Arras haben wir einige kleine Fortschritte gemacht. Das Kriegslazarett in Lille ist abgebrannt. Wahrscheinlich liegt Brandstiftung vor. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Behauptungen der Franzosen über ein Vorwärtskommen imArgonnerwaldeentsprechen nicht den Tatsachen. Seit längerer Zeit hat dort über haupt kein französischer Angriff stattgefunden. Da gegen gewinnen wir dort fortgesetzt an Boden. Bei Malancourt östlich Varennes wurde vorgestern ein französischer Stützpunkt genommen. Dabei ist der größte Teil der Verteidiger gefallen. Der Rest, einige Offiziere und etwa 150 Mann, wurden ge fangen. Ein französischer Angriff gegen unsere Stellungen nördlich Nancy wurde abgewiesen. Im Osten liegen von Ostpreußen keine be sonderen Nachrichten vor. In Nordpolen folgen die deutschen Truppen dem östlich und südöstlich schnell zurückweichenden Feinde unmittelbar. Außer den gestern schon ge meldeten außergewöhnlich starken blutigen Ver lusten haben die Russen bis jetzt 5000 Gefangene und 16 Geschütze mit Munitionswagen verloren. In Südpolen ist nichts besonderes vorgefallen. Oberste Heeresleitung. Berlin.KSe. Majestät der Kaiser hat seine sür heute geplante Wiederabreise infolge Er krankung an fieberhaftem Bronchialkartarrh um einige Tage verschoben, konnte aber gestern und heute die Vorträge des Chefs des Generalstabes des Feldheeres über die Kriegslage entgegen nehmen. Wien, 8. Dezember. Amtlich wird verlautbart den 8. Dezember mittags: Die Kämpfe in Weitgalizien nehmen an Heftigkeit zu. Nunmehr auch von Weiten her an- greifend, verjagten unsere Truppen den Feind aus seiner Stellung Dodczyce-Billczka. Der eigene Angriff dauert an. Die Zahl der Gefangenen läßt sich noch nicht übersehen, Bisher wurden über 5000, darunter 27 Offiziere abge schoben. In Polen wurden erneuerte Angrisfe der Russen im Raume südwestlich Ptotrkow von unseren und deutschen Truppen überall abgewiesen. Zn den Karpathen hat sich nicht» von Bedeutung ereignet. Der Stellvertreter des Chef» des Genrralstabe». v. Hüser, Generalmajor. Ein Dampfer verbrannt. Rotterdam. Au- London wird gemeldet, datz der Dampser „Vedra", mit einer Ladung von Petroleum aus dem Golf von Meriko nach Barrow bestimmt, bei der Insel Wolney an der Küste von Lancefter in Brand ge- riet. In der vergangenen Nacht wurden von der 66 Mann starken Besatzung zwei Mann gerettet, die schwere Brand wunden ouswiesen. Di« „Vedra" wurde gänzlich durch da« Feuer zerstört. Die Kalifornier gegen die Japaner. Frankfurt a. M. Wie der Frankfurter Zeitung aus Tokio indirekt gemeldet wird, kündigt das Organ des Ministeriums des Aeußeren an, es würden neue Gesetze des Staates Kalifornien gegen den Erwerb von Land besitz durch Japaner veröffentlicht. Die japanischen Diplomaten seien dadurch sehr beunruhigt. Die Kämpfe an der Kanalküste. Amsterdam. Aus Belgien wird der „Daily News" gemeldet: Hier wird wiederum heftig gekämpft. Die Ver bündeten haben an verschiedenen Stellen ihre Front ver stärkt, während die Engländer den Raum zwischen ihren und den feindlichen Laufgräben verkürzten. Verstärkungen sind an der Front angekommen und die Linien durch Auf stellen von schwerer Artillerie so kräftig gemacht, bah ein deutscher Vormarsch sehr schwierig sein wird. „Daily News" wird aus No-.dfrankreich depeschiert, daß die Franzosen südlich von Dirmuiden bedeutende Vorteile gewonnen hätten. Am Sonntag wurden von deutschen Fliegern Bomben auf Hazebrouck geworfen, durch die 16 Bürger getötet oder verwundet wurden. ^Holland im Verteidigungszustand. Essen/Ruhr. Ein Ministerrat unter dem Vorsitz der Königin Wilhelmina hat, wie der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" aus Amsterdam gemeldet wird, folgende wichtige Beschlüsse gefotzt: I. Die gesamte mobilisierte Armee in Stärke von 200 000 Mann bleibt auf Kriegsfuß; 2. Die bereits früher beschlossene Kriegsanleihe von 250 Millionen Gulden (420 Millionen Mark) wird im Dezember aufge legt und trägt für den Teilbetrag, der nicht durch frei- willige Zeichnungen gedeckt wird, den Charakter einer Zwangsanleihe. 3. Die Provinz Seeland wird in sofor tigen Verteidigungszustand versetzt. Die Scheldeöffnung wird mit verstärkten Armierungen versehen. 4. Die Ein führung der Zeitungszensur sür alle militärischen Nach richten. Andauernde Verluste der Russen. Budapest. Wie verschiedene Blätter melden, erlitt eine grötzere russische Heeresabteilung bei dem Ueberschretten des Rubaflusses schwere Verluste. Die Russen wollten die dortigen österreichisch-ungarischen Stellungen angreifen und kamen dabei nicht nur unter da» vernichtende Feuer der schweren österreichischen Artillerie, sondern beim Ueber- schreiten des Fluße» brach auch die Eisdecke, wobei viele Russen zu Grunde gingen. Wie groß find die russischen Verluste? Wien. Der Kriegsberichterstatter der „Neuen Freien Presse" rechnet bei der Ueberprüsung der Angaben der Ofsiziersoerluste, wie sie im „Rutzki Invalid" angegeben sind, au«, daß die Russen bi» zum 4. Dezember etwa 60000 Offiziere verloren haben. Die Gesamtoerluste müssen, nach dem Verhältnis von Offiziers- und Mann- schastsverlusten niedrig gerechnet, 2 bi» 2'/2 Millionen betragen. Die Verhältniszahl der verwundeten Offiziere zu der Mannschaft entspricht in dieser Rechnung den Kriegen 1866 und 1870. Verluste der englischen Schiffe im Kanal. Antwerpen, 8. Dezember. Es kann nicht bezweifelt werden, daß die deutschen Geschütze den englischen Kriegs schiffen im Kanal schwere Verluste zugefügt haben. Täglich werden zahlreiche Leichen englischer Seesoldatsn an der belgischen Küste angeschwemmt. Rumänien gegen den Dreiverband. Bukarrst, 8. Dezember. Sämtliche Blätter berichten, Ministerpräsident Bratianu habe die Vorschläge der Ge sandten des Dreiverbandes über eine Einmischung Rumä niens zugunsten Serbiens im Balkanstreit abgelehnt. Französische Beschuldigungen gegendieNeutralen. Kopenhagen. Die französische Presse verfolgt mit groher Aufmerksamkeit die Vorgänge in Skandinavien und besonders die skandinavische Ausfuhr. Fast täglich wissen die französischen Blätter zu berichten, daß Deutschland indirekt durch Skandinavien verproviantiert werde. So bespricht jetzt wieder der „Temps" den bedeutenden Durch gangshandel von Getreide über Golenburg. „L'Jntran- jigeant" erklärt, die schwedische Presse werde vollkommen vom Wolsfbureau beherrscht, während die französischen Meldungen der skandinavischen Presse unzugänglich seien. Nach dem genannten Blatt wünscht die dänische Kolonie in Frankreich, datz dänischerskits energische Maßnahmen getroffen werden, um diesen Beschuldigungen entgegen- zulreten. Belgien vor einer Finanzkatastrophe. Nachdem der belgische Staat die Auszahlung fast aller Beamtengehälter eingestellt hat, haben nunmehr auch die belgischen Städte zunächst eine Herabminderung der Bezüge der Gemeindebeamten und der städtischen Arbeiterlöhne um 25 von Hundert vorgenommen. Alle öffentlichen Kassen sind leer. Die Steuern gehen nicht ein. Nur wenige besitzen Barmittel. In Gent mit 200000 Einwohnern muß an 40 000 Menschen Suppe und Brot verteilt werden. Sollte der Krieg noch etliche Monate dauern, so würde Belgien von einer Finanz- katastrophe betroffen werden, wie sie die Weltgeschichte noch niemals zu verzeichnen hatte. Entsendung französischer Truppen nach Marokko? Frankfurt a. W., 8. Dezember. Wie der Korrespon dent der „Franksurter Zeitung" von spanischer diploma tischer Seite erfährt, soll Frankreich beabsichtigen, zwei Armeekorps nach Marokko zu senden zur Unterdrückung des Aufstandes. Russische Verstärkungen in Polen. Rom. „Messagers" berichtet aus Warschau: Unauf hörlich durchziehen neue sibirische und Kosaken-Regimcnter die Stadt. Ebenso zahllose Verwundete. Viele Fälle von Wundstarrkrampf kämen vor. Die 27 Lazarette des pol nischen Roten Kreuzes seien überfüllt. Warschau wimmel von Flüchtlingen und die Bevölkerung sei in äußerster Not. Der Papst wünscht einen Weihnachts- Waffenstillstand. Rom, 8. Dezember. Die gestern zum ersten Mal er- scheinende Korrespondenz „La Correspondenza" teilt mit, der Papst habe die Staatsoberhäupter der kriegführenden Staaten gebeten, zu Ehren des christlichen Friedensgedanken» am Weihnachtstage einen eintägigen Wasfen,tiUstand zu schließen. Die Befestigung Smyrnas. Athen. Aus Smyrna wird gemeldet: Unter Leitung von 15 deutschen Genieoffizieren, an der Spitze General von Weber-Pascha entstanden um Smyrna vier neue Forts. 30000 christliche Reservisten die noch nicht mit Wassen ausgerüstet sind, arbeiten am Bau. Alle Fort» sind bereit, mit 8-zölligen Geschützen versehen. Auf