Volltext Seite (XML)
Klingt — „französisch". Pari«. Die Pariser Bläiter berichten in längeren Telegrammen, einen vergeblichen Versuch der Fcau Toselli bet ihrem ehemaligen Gatten, dem Könige von Sachsen gelegentlich seines Aufenthalts in Brüssel eine Audienz zu erhalten. (Daß die französischen Zeitungen zu solchen Sachen noch Zeit und Platz haben) Sebastopol durch türkische Kriegsschiffe beschossen. Paris Gestern erschienen türkische Kriegsschiffe vor Sebastopol und bombardierten die Stadt. Endlich! Berlin. Da England eine Note Deutschlands wegen der völkerrechtswidrigen Feltnahme Deutscher in Groß britannien und deren Unterbringung in Konzentrations lagern unbeantwortet gelassen ha», Ist nunmehr dis Fest nahme aller männlichen Engländer im Alter zwischen 17 und 45 Jahren in Deutschland angeordnet worden Sie werden nach dem Lager Ruhleben überführt werden. Englische „Wahrheit". Berlin. Die Morgenblätter sagen, während man in London meldet, die Deutschen hätten das linke Pier-Ufer geräumt, sagt der französische Generalstab, daß dort große deutsche Truppenmassen festen Fuß gefaßt hätten und daß die Franzosen oirl Gelände in der Umgebung von Bailly verloren hätten. Vom Balkan. London. Die Times melden aus Athen: Das.italie nische Geschwader hat sich von Rhodos zurückgezogen. Ein amerikanisches und zwei italienisch- Kriegsschiffe bleiben vor Beirut zum Schutze der Ausländer zurück In Südafrika stehts schlecht für England. Berlin. General Pierson, Generalquartiermeister der Buren während ihres Kampfes mit England, erklärte, daß die Dinge für England sehr schlecht in ganz Südafrika ständen. Eine provisorische Regierung sei bereits eingesetzt, ein Beweis, daß die Aufständischen nicht die geringste Be fürchtung für den Erfolg ihrer Sache hegen. Der französische und der englische Botschafter haben Konstantinopel verlassen. Athen. Der französische und englische Botschafter in Konstantinopel sind an Bord eines Dampfers der Messagerie maritime abgereist. Außer dem französischen hatte auch der englische Botschafter vor der Abreise eine Unterredung mit Venizelos. Der Heldenkamps im fernen Osten. . Tokio. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Beschießung von Tsingtau energisch fortgesetzt wird. Die Deutschen machten in der Nacht zum 3. November einen Ausfall. Ein Husarenstreich zur See. Basel. Zu dem Seekampse an dec englischen Küste sagen die Basler Nachrichten: Das Seegefecht an der eng lischen Küste war ein Husarenstreich dec deutschen leichten Kreuzer. Der moralische Eindruck erscheint beträchtlich. Russische Schiffe vernichtet. Mailand. Der Secolo meldet aus Bukarest: Ein türkisches Kriegsschiff bohrte den russischen Dampfer Groß- fürst Alexander in den Grund. Mannschaft und Passagiere wurden nach Konstantinopel gebracht. Wahrscheinlich ist auch das Schiff Jerusalem in den Grund gebohrt worden, da es seit Sonntag nicht mehr aus Funkenanruf ge- antwortet hat. Die englischen Maßregeln in der Nordsee. Stockholm. Die Presse fährt allgemein fort, gegen die englischen Maßregeln in der Nordsee Protest zu er heben. Ein gemeinsames Auftreten der neutralen Staaten erscheint einem Teile wünschenswert. Aus dem türkischen Hauptquartier. Konstantinopel. Der amtliche Bericht des türkischen Hauptquartiers besagt: Die Russen haben begonnen, ihre Stellungen nahe der Grenze zu beseitigen, wurden jedoch vollständig zurückgeworfen aus dem Gebiet von Karaklissa und Jzhan. Stimmung und Ausbildung unserer Truppen sind ausgezeichnet. Nach einer späteren Nachricht nahmen an der Beschießung des Dardanellenforts die eng- lischen Kriegsschiffe Inflexible, Jndesatiaable, Gloucester, Defense und einige Torpedoboote, die französischen Linien- schiffe Republique und Bouvet, sowie zwei französische Kreuzer und drei Torpedoboote teil. Sie gaben 240 Schüsse ab. Es gelang ihnen nicht, irgend einen be- deutenden Schaden zu verursachen. Unsere Forts feuerten nur zehn Schuß, von denen einer ein englisches Panzer schiff traf. In Aivaly (Kleinasien) wurde ein englischer Dampfer zum Sinken gebracht, nachdem die Besatzung und Ladung gelandet war. Die Bemannung der Korolova (Olga), die hier verhaftet worden war, ist kriegsgefangen gemacht worden. Trotz der Ueberfchwemmung kein Stillstand. Amsterdam. Nach übereinstimmenden Berichten in der holländischen Presse ist der Vormarsch der Deutschen nach Südwesten durch das Ueberschwemmungsgebiet westlich des Pser-Kanals wohl verlangsamt aber nicht unterbrochen worden. Den Morgenblättern zufolge ist Nordschoole von den Deutschen besetzt. Der türkisch-russische Kriegsschauplatz. Durch das Eingreifen der Türkei in die kriegerischen Ereignisse hat der Weltkrieg eine neue Ausdehnung er- fahren. Unsere Skizze zeigt die Gegenden, in denen die ersten Zusammenstöße zur See zwischen Türken und Russen stattfanden, und in denen sich vermntlrch auch zu nächst die weiteren Ereignisse abspielen werden. Die kriegsereignisse im Oktober, n. 11. Oktober. Der russische Panzerkreuzer „Pallada" vor dem Finnischen Meerbusen durch das deutsche Unter seeboot „O 26" zum Sinken gebracht. Entsetzung der galizischen Festung Przemysl; flucht- artiger Rückzug der Russen gegen den San. Die Zahl der bei den Kämpfen um die Festung umgekommenen Russen übersteigt 40 000. 12. Oktober. Heftige Angriffe der verbündeten Fran zosen und Engländer östlich Soissons abgewiesen. — In den Argonnen finden andauernd erbitterte Kämpfe statt; unsere Truppen arbeiten sich mit allen Mitteln des Festungskrieges Schritt für Schritt mühsam vorwärts. — Die Angriffe gegen unsere Stellung bei St.-Mihiel wurden sämtlich unter schwersten Verlusten für die Franzosen zurückgeschlagen. Ein erneuter Umfassungsversuch der Russen bei Schir- windt abgewiesen; der Feind verliert 3 000 Gefangene, 26 Geschütze und 12 Maschinengewehre. Lyck ist wieder in deutschen Händen, Bialla vom Feinde geräumt. Der russische Vorstoß auf Ostpreußen ist also als gescheitert an zusehen. — Weiter südlich sind beim Zurückwerfen russischer Vortruppen auf Warschau 6000 Gefangene und 25 Ge schütze erbeutet. Die österreichischen Truppen erreichen bei der Ver folgung der Russen nach dem Entsatz Przemysls den San- Fluß ; Jaroslaw und Legajsk in österreichischem Besitz. Russische Versuche, die Weichsel aus und südlich von Iwangorod zu überschreiten, abgeschlagen. 1A. Oktober. Gent in Westflandern von deutschen Truppen besetzt. — Etwa 5000 Mann der Besatzung von Antwerpen sind als gefangen festgestellt. Im ganzen wurden 500 Geschütze, eine Unmenge Munition und Vor räte verschiedenster Art im Werte von vielen Millionen Mark erbeutet. Die geflohene Einwohnerschaft kehrt aus Holland langsam zurück. Die Zahl der in Holland Ent waffneten beträgt nach den bisherigen Nachrichten 28 000, unter denen sich nach amtlicher Londoner Meldung 2000 Engländer befinden. Die nordfranzösische Festung Lille wird nach heftigen Kämpfen von den Deutschen wieder besetzt, wobei 4500 Mann Gefangene gemacht werden. 14. Oktober. Von Gent aus zieht sich der Feind, darunter ein Teil der geflüchteten Antwerpener Besatzung, in eiliger Flucht gegen Westen zur Nordsee-Küste zurück; unsere Truppen folgen. Sie besetzen Brügge. Ein erneuter Vorstoß der Russen gegen Lyck zurück geschlagen. In den Karpathen erobern die Oesterreicher nach viertägigen Kämpfen Tormya und in Galizien die Höhen voll Starosol. Infolge Rebellion eines kleinen Kommandos unter Führung des Burenobersten Maritz, das gegen Damara- Land vorrücken sollte, ist für ganz Britisch-Südafrika das Kriegsrecht verkündet worden. 15. Oktober. Ostende von unseren Truppen besetzt, die hier, wie in Brügge einige Tage vorher, reichliches Kriegsmaterial erbeuten. In der Gegend von Albert werden heftige Angriffe der Franzosen unrer erheblichen Verlusten für sie zurück geschlagen. Die vereinigten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen haben einen mit acht Armeekorps aus der Linie Iwangorod-Warschau über die Weichsel unternommenen russischen Vorstoß zurückgeworfen und rücken gegen Warlcbau vor. Der englische Kreuzer „Hawke" durch das deutsch« Unterseeboot „O 9", das bekanntlich bereits drei andere englische Kriegsschiffe gleichen Typs vernichtet hatte, zum Sinken gebracht. 16. Oktober. In der Gegend nordwestlich Reim« werden heftige Angriffe der Franzosen abgewiesen. Bei einem erneuten Versuch der Russen, sich in den Besitz von Lyck zu setzen, werden diese zurückgeschlaaen, wobei 800 Gefangene, ein schweres Geschütz und drei Maschinengewehre in die Hände der Deutschen fallen. — Die Zahl der bei Schirwindt eingebrachten russischen Ge fangenen hat sich auf 4000 erhöht. 17. Oktober. Die deutschen, von Ostende längs der Nordsee-Küste vorgehenden Truppen stoßen am Pser- Abschnitt bei Nieuport auf französisch-englisch-belgische starke Streitkräfte. Beginn langwieriger erbitterter Kämpfe. Die deutschen Torpedoboote „8115", „8 117", „8 118" und „8 119", sämtlich bereits vor mehreren Jahren al» ersatzfähig erklärt, werden in einem Kampfe an der hollän dischen Küste von überlegenen englischen See-Streitkräften zum Sinken gebracht. Die Oesterreicher schlagen die Russen nördlich Wyszkow, bei Podbuz und Stary Sambor. Sie fassen auf dem öst lichen San-Ufer festen Fuß. Der japanische Kreuzer „Takatschio" van einem älteren deutschen Unterseeboot in der Kiautschou-Bucht vernichtet. 18. Oktober. Die Deutschen in der Gegend von Lykk im Vorgehen. In der deutschen Bucht der Nordsee wird da» englische Unterseeboot „L 3" vernichtet; auf unserer Seite keine Verluste. Die Oesterreicher schlagen in der Schlacht beiderseits des Strwiaz-Flusses mehrere Nachtangriffe der Russen zu rück. Gleichfalls erfolgreich war für unsere Bundesgenossen eine Schlacht gegen die Russen östlich von Chyow und Przemysl. Bei Jaroslaw scheiterte ein russischer Angriff vollständig. Nach einer „Reuter"-Meldung sind die Tsingtauer Forts „Iltis" und „Kaiser" durch englisch-japanische Ge schwader zerstört. 19. Oktober. Angriffsversuche der Franzosen in der Gegend westlich und nordwestlich von Lille unter starken Verlusten für den Gegner von unserer Westarmee abge wiesen. Westlich Warschau ein russischer Kavallerieangriff mit großen Verlusten für die Russen zurückgeschlagen. Siegreiche Kämpfe der österreichisch-ungarischen Trup pen am San-Flusse in Galizien. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß die Musel manen des Somali-Landes die Stadt Berbero, den Haupt ort der englischen Kolonie, besetzt und die sämtlichen Offi ziere der Garnison aefanaenaenommen haben. Ein deutscher Kreuzer vor Dschibuti; seine Mannschaft zerstört die Bauanlagen und das Material der von den Franzosen in Angriff genommenen Bahn nach Addi» Abeba, der Hauptstadt Abessiniens. 20. Oktober. Brand der Marinewerft von Sheernetz an der Südostküste Englands. Ueber Las Palmas wird gemeldet, daß die heftigen Kämpfe zwischen den englisch-französischen und den deut schen Kolonialtruppen in Kamerun fortdauern. Aus aller Welt. Die findigen deutschen Flieger. Während dieser Tage nahe bei Trümmern der flandrischen Stadt Furnes französische und belgische Truppen vor König Albert, Poincars und Joffre defilierten, warfen zwei deutsche „Tauben" Geschosse ab, deren Wirkung unbekannt ist. — Weiter besagt eine Depesche aus London das Fol gende : „Der König der Belgier bezog in voriger Woche eine kleine Villa. Die Deutschen erfuhren dies; am Mitt woch erschien ein Flugzeug über der Villa und warf zwÄ, Bomben hinab, die aber in den Garten fielen, angeblich ohne Schaden zu verursachen. Endlich hat ein „Taube"-Flieger Compiögne über flogen. Er wurde verfolgt und gezwungen, nach den deutschen Linien umzukehren. - - Vermischtes. Ein Museum im Schützengraben. Die „Barbaren* haben doch noch manche Gepflogenheiten, die von fern an Kulturmenschen erinnern. So haben sich unsere Soldaten, wie aus dem Westen geschrieben wird, in ihren Schützen gräben sogar ein Museum geschaffen, wie es wohl di» Welt noch nicht gesehen hat. Es ist naturgemäß ein echtes, rechtes Kriegsmuseum, da nur Dinge, die sich auf den Krieg beziehen, hier ausgenommen worden sind. A» einer der schönsten Stellen in den Schützengräben ist von den fleißigen Mannschaften ein schöner „Saal" ausgehobe» worden, der 4 Meter lang und 3 Meter breit ist. Dieser Raum erhielt den Ehrennamen eines Museums. Di» Wände wurden mit kriegerischen Darstellungenderillustrierten Zeitungen geschmückt. Außerdem wurden eine Menge Sockel errichtet, auf denen die Ausstellungsstücke de» Museums ausgestellt morden sind. Es sind hauptsächlich Geschosse, die hier Aufstellung gesunden haben. Naturgemäß handelt es sich nur um solche, die in irgendeiner Weise ge schichtliches Interesse haben. An jedem einzelnen aufge stellten „Kunstwerk" befindet sich ein Zettel, auf dem Nam« und Art des.Ausstellungsstückes vermerkt sind. Auch ander« aus den Krieg bezügliche Kunstgegenstände haben hier Aufstellung gefunden, wie z. B. sehr gelungene Büsten der hervorragendsten Heerführer. Sie wurden von künstlerisch veranlagten Mannschaften aus allerlei Material, wie Holz^ Kohle, Lehm und Kalk, hergestellt. Der Eingang dieser seltsamen Stätte wird durch ein großes Schild geschmückt auf dem zu lesen steht: „Museum." Gefchichtskalender. Freitag, 6. November. 1550. Ulrich, Herzog von Würt temberg, f. — 1730. H. H. o. Katte, Vertrauter Friedrichs d«» Großen, zu Küstrin Hingerichtei. — IÜ32. Gründung des Gusto»- Adois-Vereins in Leipzig. — UW. I. P. o. Tschaikowsky, ruff. Komponist, s Petersburg. — 1300. Wilhelm, Herzog von Württem berg, österr. komm. General, f Meran. — 1901. Li Hung Tschany chinesischer Staatsmann, f Peking. — 1903. Ludwig Nallinl. Aquarellmaler, f Venedig.