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verständigen zur Prüfung von Elsenbetonbauten soll ab gesehen werden. Zu einer Anzahl weiterer nicht zur Veröffentlichung geeigneter Vorlagen wurde Entschließung gefaßt. Dippoldiswalde. Zu der heute Freitag und morgen in unserer Gegend stattsindenden Felddienstübung ist da» Wetter ein sehr günstiges, wenn es auch in vergangener Nacht geregnet hat Die Mannschaften werden in den Sälen der Stadt vekgualtiert werden. — Vorläufig keine Soldatenpakete aufliefern! Die immobile Etappen-Kommandantur l Dresden macht be kannt: Da das ordnungsgemäße Sortieren und Verladen der bi» jetzt in übergroßer Zahl eingegangenen Soldaten- pakete durch Neuauslieferung sehr erschwert und verzögert wird, muß im Interesse der raschen Beförderung die An nahme neuer Sendungen noch für einige Tage gesperrt werden. Wiedereröffnung des Verkehrs wird bekannt ge geben werden. — In den Kirchspielen Reichstädt und Rein hardtsgrimma wird am nächsten Montag das Kirch weihfest begangen. — Die für den Heeresdienst unbrauchbaren Dienst und Beutepferde, die das Xll. und XIX. Armeekorps ab- geben, werden von den Generalkommandos dem Landes- kulturrate für das Königreich Sachsen zum Abschätzungs- Werte überwiesen und von ihm an die Landwirte abge geben. Erst wenn ein Bedarf an solchenPferden fürdieLand- wirtschakt nach Deckung ihres eigenen Bedarfes nicht mehr vor liegt, können die übcrschießenden Pferde in besonders geeignet erscheinenden Fällen vom Landeskulturrat an Handel und Gewerbetreibende ebenfalls zum Abschätzungswert abgegeben werden. Der Verkauf der Pferde wird im Amtsblatte des Landeskulturrates, der „Sächsischen Landwirtschaftlichen Zeitschrift", bekannt gegeben werden. — Zu besetzen: Die ständige Lehrerstelle zu Haus dorf bei Kreischa. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung im Schulhause und Gariengenuß (Ertrag mit l 0 M. kat.): 1500 M. Grundgehalt, 9 M. für kirchendienstliche Verrichtungen. Hierüber noch 100 M. Funktionszulage, 150 M. für Fortbildungsschul- und 75 M. für Turnunterricht, gegebenenfalls auch 80 M. für Nadelarbeitsunterrich! an die Frau des Lehrers. Ve< Werbungsgesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 20. November bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor zu Dippoldiswalde einzureichen. Schmiedeberg. (Wohltätigkeitsfestaufführung) Am kommenden Sonntag findet zu Gunsten des Roten Kreuzes im Gasthof Schmiedeberg eine Wohltätigkeitsfest- aufführung statt, unter Schutz des Herrn Gemeinde vorstandes Thiele. Es ist die hier (auch in Dippoldis walde) gut eingeführte „Vereinigung Dresdner Bühnen künstler", welche den schönen Abend vermittelt. Es sei darauf hingewiesen, daß die ganze Einnahme (abzüglich der Kosten) von der Gemeindeoerwallung eingezogen wird uud es jedem einzelnen bei den außergewöhnlichen billigen Kriegspreisen möglich ist, Helsen zu können. Die Auf führung, welche nur dies eine Mal stattsinden kann, wird durch eine Ansprache des Herrn Pfarrer Birkner einge leitet. Der Vorverkauf liegt in Händen des Herrn Drogisten Herrmann. Breitenau. Am vergangenen Kirchweihfestmontag fand in hiesiger Gemeinde der erste Kriegsfamilienabend statt. Deklamationen von Gedichten der jetzigen ernsten Zeit wechselten ab mit Volksliedern, umrahmt von bedeutungsvollen Abschnitten aus der reichen Literatur der Kriegsgeschichte, die zu Gehör gebracht wurden. Die Pause wurde benutzt, Kriegspostkarten an die Angehörigen im Felde zu schreiben. Manche Rote-Kreuz-Marke wurde den Karten aufgeklebt. Es war ein nettes Bild, die jungen Mädchen in schwarzen Kleidern mit schwarz-weiß-roter Schärpe, die Kinder in weißen Kleidern mit grün-weißer Schärpe durch den in den Reichssarben geschmückten Saal gehen zu sehen, eifrig Postkarten, Marken und Hausan- dachten zu verkaufen. Der Chor der jungen Mädchen fand sich zusammen, um das alte, schöne Lied vom treuen deutschen Herzen zu singen. Die schöne aber ernste Feier wurde mit dem Lutherliede: „Ein feste Burg" begonnen und mit Gebet und dem gemeinsamen Gesänge des nieder ländischen Dankgebets geschlossen. Dresden. Das stellvertretende Generalkommando des 12. Armeekorps hat seine Verordnung, die Einführung einer Polizeistunde auf 2 Uhr nachts für Gast- und Schankwirtschaflen mit männlicher Bedienung betr., auch für solche eingesührt, in denen die Bedienung von weib lichen Personen oder von den Wirtsleuten selbst ausgeübt wird. — Kronprinz Georg von Sachsen wird auf ärztliches Verlangen wegen rheumatischer Erkrankung des Knie- und Handgelenks seine Feldstelle auf einige Zeit verlassen und sich zur Kur nach Wiesbaden begeben. Tagesgeschichte. München. Bier Französinnen befinden sich seit einiger Zeit im Gewahrsam der hiesigen Polizeibehörde Sie wurden in St. Quentin von bayerischen Soldaten gefangen genommen, weil sie auf deutsche Truppen geschossen hatten. Rom, 5. November. Die Zeitungen aller Richtungen und au» allen Teilen des Lande» einschließlich des Corriere della Sera stellen heute jedes Abkommen mit England wegen Aegypten in Abrede und zeigen sich vollkommen beruhigt wegen der Möglichkeiten im nahen Orient. Ruhland. Der Zar hat sich von neuem an die Front der Feldarmee begeben. Saubere Visitenkarten liefert Karl Zehne. Ans Feldpostbriefen. Lüttich, am 21. Oktober 1914. Zur Zitadelle Lüttich führt eine Treppe von ca. 500 Stufen in einer geraden Linie bergan. Diese Zitadelle beherrschte in früheren Zeiten das Maastal in ähnlicher Weise wie unser Königstein die Elbe. Große ausgedehnte Wälle nebst zugehörigen Gräben haben früher ihre Zwecke erfüllt, aber jetzt haben sie keinen großen Wert mehr. Der Beuch der Zitadelle selbst ist Militärpersonen und Beamten gestattet. Von dieser Erlaubnis wird viel Gebrauch gemacht, und ist ein Besuch der Anlagen lohnend, zumal von dort eine großartige Aussicht auf Lüttich und seine Umgebung ist. Die Gebäude des Zitadellenbereiches haben bis zum jetzigen Kriege als Kasernen der Belgier gedient. Sie sind im August dieses Jahres stark beschossen worden, die Spuren dieser Beschießung wird man noch längere Zeit sehen. Im übrigen sind im Ziladellen- bereiche große Vorräte an alten Geschützen, Wassen und Bekleidungsstücken in die Hände der Deutschen gefallen. In der Nacht vom 7. zum 8. Oktober 1914 hat man den Kanonendonner von der Beschießung Antwerpens hier im Schlafzimmer gehört, und zwischen nachts 12 und 4 Uhr war der Schall am stärksten. Am 8. Oktober mußte ich früh zeitig zum Bahnhof gehen und auch zu dieser Zeit hörte man noch einzelne Schüsse. Diesen Tag hatten wir auftragsgemäß eine Erkundungsfahrt von zirka 60 km Eisenbahnstrecken von Liers über Tongeres—St. Frond—Drieslinter nach Tirle- mont vorgenommen, um zu ersehen, ob auf diesen Linien teilen der Betrieb in absehbarer Zeit ausgenommen werden kann. Wir benutzten hierzu einen besonders vorbereiteten Zug und waren auch alle bewaffnet, da sich in jener Gegend noch Franktireurs herumtreiben sollten. Zu unserem Schutze nahmen wir unt rwegs auch noch eine Anzahl Soldaten mit, sodaß wir im ganzen zirka 25 Gewehre zur Verfügung hatten. Unsere Sicherheitsmaßregeln waren aber nicht nötig gewesen, denn die Eisenbahn war vorzüglich bewacht und die Bevölkerung freute sich, daß noch 7-wöchiger Pause wieder einmal ein Eisenbahnzug verkehrte. Allerdings war die Strecke von den Belgiern recht beschädigt worden, denn 10 Brücken und 1 hoher Damm waren gesprengt worden. Die Zerstörungen sind von den Etsenbahntruppen schon längere Zeit wieder hergestellt worden und zeigten eine sehr gute Ausführung. Den Bahnschutz stellten zu jener Zeit Landsturmleute aus Nürnberg und Umgegend. Da wir nun an der Spitze unseres Zuges in einem bayrischen offenen Elsenbahn- Eüterwagen mit der Aufschrift „Nürnberg" Platz genommen hatten, war die Freude der Soldaten unbeschreiblich. Bei der einen Kompanie sind besonders sangeskundige und gesangliebende Kameraden, welche unter Leitung eines mit im Felde stehenden Lehrers den Gesang pflegen. Wir freuten uns über den hübschen Gesang und schlossen mit den Kriegern bald Freundschaft. In Tirlemont, dem Ziele unserer Fahrt, hörten wie die Kanonen vor Antwerpen sehr deutlich. Wir haben die herrlichen alten Kirchen besucht und bewundert. Den ersten Sonntag im November hält ein evangelischer Feld geistlicher dort Predigtgottesdienst. Gegen abend fuhren wir nach Lüttich zurück, wo wir gegen 9 Uhr eintrafen. Die Verkehrsoerhältnisse werden hier von Woche zu Woche besser. Die Straßenbahnen verkehren schon bis abe.ids 8 Uhr, auch die Bewohner dürfen bis zu dieser Zeit auf der Straße bleiben, nach 8 Uhr trifft man nur noch Soldaten und Beamte unterwegs. Wie wir hier her kamen, mußten die Lütticher um 6 Uhr zu Hause ein- getrosfen sein. Eine Anzahl von Gasthäusern, die von den deutschen Osfizieren und Beamten besucht werden, dürfen ihre gast lichen Räume auch in späteren Stunden für diese Herren offen halten. Die Kaiserlich deutsche Reichspost hat in Lüttich und 20 Ortschaften der hiesigen Umgebung den öffentlichen Verkehr unter bestimmten Voraussetzungen ausgenommen. Die Eisenbahn hat bereits Strecken dem Personenver- kehr und Güterverkehr sreigegeben und wird in allernächster Zeit noch mehr Prioatverkehr gestatten. Die Gerichte haben ihren Dienst ausgenommen, die Schulen erteilen Unterricht, Gasanstalten und Fabriken sind im Betriebe. Allerorts wird Arbeit geschasst und die Zahl der Arbeitslosen wird immer weniger. Auch die Zuckerfabriken werden ab I. November den Betrieb ausnehmen, weshalb der Rübentransport zu dieser Zeit beginnt. Ehemalige belgische Eisenbahn-Beamte und Arbeiter werden in untergeordneten Stellen beschäftigt und werden nach und nach immer mehr solcher Leute eingestellt, aber die Leitung aller Verkehrsstellen und der Arbeiterkolonnen bleibt in deutschen Händen. Fleißige Hände regen sich zur Beseitigung der Verkehrs hindernisse an den öffentlichen Wegen und Wasserstraßen. Nach dem Falle Antwerpen» wurde ein großer Umschwung in der „timmung der hiesigen Bevölkerung zugunsten de» Deutschen bemerkt, möge es auf diesem Wege so weiter gehen, dann werden hier bald vollständige geordnete Verhältnisse eintreten. Morgen beginnt eine neue Erkundungsretse mit dem Ziele „Antwerpen", so Gott will kommen wir glücklich hin und zurück. Mit Grüßen an Alle Ihr Er. Sch. Literatur. In I. F. Lehmann» Verlag, München ist gerade zur rechten Zeit eine See- und Landkriegskarte de» südlichen Kriegsschauplatzes und der MItteimrere» von Oberstleutnant a. d. Rothamrl erschienen. Diese Karte ist in gleich schöner Weise ausgesührt wie die de» nördlichen Kriegsschau platzes und kann nur empfohlen werden. Der Preis der Karte beträgt M. 1. —. Gleichzeitig machen wir auch nochmals auf die Karte des nördlichen Kriegsschauplatzes (ebenfalls M. I. —) aufmerksam, die bei den jetzt kommenden Seekämpsen zum Nachschlagen gute Dienste leisten wird. Die im gleichen Verlag erschienen Kriegsflaggen (80 Stück M. 1. —) eignen sich wegen ihrer hübschen Ausführung und gefälligen Formganzbesonders zum Ausstecken. Vermischtes. " Berliner Humor. Daß unseren Berlinern und Märkern im Felde auch in der übelsten Lage der Humor nicht ausgeht, beweist folgende, der Täglichen Rundschau von der Belagerung von Antwerpen aus dem ... Reserve- Infanterie-Regiment zugegangene Mitteilung: Wir lagen schon drei Tage und drei Nächte im Schützengraben vor Antwerpen bei Regen und Kälte im hestigsten Granat- feuer. Da rief einer unserer Kameraden: „Kinder, wenn ick nach Hause komme, schlaf' ick mal erst acht Tage im Kohlenkasten, damit ick mir allmählich erst wieder an den Komfort gewöhne". - Sonst nischt! Von einem Berliner Arzt wird einem dortigen Blatte geschrieben: In die königliche chirurgische Klinik in der Ziegelstraße kommt ein neuer Verwundeten- transporl, meist schwer Verwundete, die sorgsam in ihren Betten getragen werden. Nur ein strammer Vaterlands verteidiger klettert ohne Hilfe aus dem Wagen und kommt zum aufnehmenden Arzt. „Na, Mann", sagt dieser, „Sie haben wohl nicht viel abbekommen? — „Nee", antwortet der Feldgraue, „man bloß drei Kolbenschläge auf den Kopp, zehn Bajonettstiche und einen Schuß durch die Brust. Sonst nischt!" " Kriegshumor. Liebe Jugend. Der Kriegsfreiwillige Müller muß beim Turnen einen Bauchaufschwung machen. Der Kriegsfreiwillige Müller wiegt, gelinde gesagt, hundert- zehn Kilo und ist im Zivilleben sicher ein entschiedener Feind solcher Experimente. Aber er schasft's! „Kruzineser!" flucht er, als er ins Glied zurücktrat. „Laßl's mich nur erscht gegen d' Franzosen kommen! Wenn ich dene Kerl alles verzieh» häit' — der Bauchaufschwung bleibt ihnen aufg'schrieben!" ' Der Abonnent. Die in Bologna erscheinende illu strierte Zeitschrift „II Mulo" (Der Maulesel), die im Gegen satz zu anderen italienischen Witzblättern eine deutschfreund liche Gesinnung in Wort und Bild lehr energisch zum Ausdruck bringt, bringt folgenden Scherz: Lin deutscher Soldat besteigt einen Eisenbahnzug, auf dem in großen Lettern „Nach Paris" steht. Der Schasfner ruft ihn an: „Sie wollen nach Paris! Bitte Ihren Fahrschein! ' Worauf der Soldat antwortet: „Aber Sie wissen doch! Auf dieser Strecke bin ich abonniert!" Sparkasse zu Dippoldiswalde. Lepedittons-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonnte > Im Monat von >/,2 bis y-4 Uhr, an allen Wochentagen vv» 8Y» bis 12 Uhr und 2 bi» V-5 Uhr, Sonnabends ununterbroch« U vor- 9 bi« 2 Uhr. Bolks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Bürgerschule (altes Gebäude, parterre links). Jeden ersten Wochen tag abends 7—8 Uhr geöffnet. Altertumsmuseum. Geöffnet: Sonnta g» von 11—12 Uhr im hiesigen Nathause. , Stadt-Bav. Täglich geöffnet: wochentags, außer Sonnabends, 8—9 Uhr, Sonnabends bis 10 Uhr, Sonntags bis mittags 12 Uhr. Leyte Nachrichten. Prognose: Südwestwind, meist heiter, zeitweise Nebel, Temperatur wenig geändert, vorwiegend trocken. Türkische Truppen-Konzentration. London. Wie hier gemeldet wird, sollen die Türken bei Smyrna eine Armee von 70 000 Mann zusammen gezogen haben, die augenblicklich mit der Verstärkung der Befestigungen beschäftigt sei. Vertrauen erweckend. Mühlhausen. Infolge der an der Grenze Kerrschen den Unsicherheit wegen der Kriegslage war im Oberlfaß der Wiederbeginn des Schulunterrichts bis auf weitere» verschoben worden. Da nun in letzter Zeit die Lage sich wesentlich gebessert hat, wird der Unterricht am 9. November wieder ausgenommen. Auch die Reichsbankslelle, die seit Einbruch der Franzosen geschlossen war, nimmt ihren Be trieb in Mühlhausen wieder auf. — Ein größerer Trans port von französischen Flüchtlingen, die infolge der Kämpfe bei St. Mihiel obdachlos wurden, trafen in Saarbrücken und Zabern ein, von wo sie auf verschiedene Distrikte verteilt wurden. Die vornehmste Aufgabe. Rom. Der Messagers erfährt, die vornehmste Auf gabe de» neuen Minister sdes Aeußern, Sonnino, müsse sein, den ^Zusammenschluß saller neutralen Balkanstaaten unter Italien» Führung herbeizuführen, Die „Brüder". Pari«. Anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung de» Zaren fand ein Depelchenwechsel zwischen Polncarrä und dem Zaren statt. Um einen familiären Ton zu schaffen und um nach außen die Einigkeit darzutun, ließ Poincarre in der allerlächerlichsten Weise die ganze Zaren familie grüßen. In dem Netze der Verbündeten scheinen sich aber doch einige Maschen gelockert zu haben, denn de» Zaren Antwort ist durchaus rein formell.