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Freitag den 6. November LN14 80. Jahrgang Nr. 258 In dem Konkursverfahren über dos Vermögen des Villenbelitzers Julius Oswald einer Vergütung an die Mitglieder des Gläubigerausfchusses Königliches Amtsgericht. K 8/13. Maune in Kipsdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Er- Hebung von Einwendungen gegen das Schtußverzeiwnis der bei der Verteilung zu berück sichtigenden Forderunaen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwert baren Bermögensstücke sowie über die Erstattung der Auslagen und die Gewährung der Schlußtermin auf Mittwoch den 25. November 1914 vormittags >/2l1 Ahr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt worden. Dippoldiswalde, den 3. November 1914. WsierilMtmig TsMltW IIIIIIAUM fiir WMMe, WMttg ll. !l. Ainlsültttt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12Pf. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen ans der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 3P Pf- — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Die Melßeritz - Zeitung" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Zur gegenwärtigen Kriegslage. Frankfurt a. M., 5. November. Zur Kriegslage wird der „Frankfurter Zeitung" aus Berlin gemeldet: Der Feld- krieg ist zum Festungskrieg geworden und muß deshalb auch mit denselben Mitteln wie dieser geführt werden. Daß sich unsere Truppen auf diese Art des Kampfes ver stehen, haben die neuesten Erfolge an der Aisne bewiesen Auch die Stimmung unserer Truppen hat, wie man au Grund von Beobachtungen, die an Ort und Stelle ge macht worden sind, mitteilen kann, unter der Schwierigkeit und langen Dauer des gegenwärtigen Posilionskampfes nicht gelitten. Sie ist nach wie vor ausgezeichnet. Der Gesundheitszustand ist vortrefflich, und an allen Stellen funktioniert die Verpflegung vorzüglich. Die Mannschaften, die auf große Strecken der Front ziemlich ruhig liegen und sich auf die Abwehr beschränken, sich ziemlich passiv verhalten müssen, sind in ihrer Angriffslust nur schwer zu zügeln; der Osfensivgeist ist der alte geblieben. Die Verluste, die mir an den besonders heftig umstrittenen strategisch wichtigen Punkten stellenweise gehabt haben, sind gewiß groß, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, daß sie erst dann richtig gewertet werden können, wenn wir sie in Vergleich setzen zu den Verlusten, die unsere Feinde erlitten haben, und da können wir mit gutem Gewissen behaupten, daß die Verluste unserer Feinde ganz erheblich die unsrigen übersteigen. Alles in allem läßt sich über den heuigen Stand der Dinge sagen, daß wir durchaus Grund haben, zuversichtlich der weiteren Entwick lung der Dinge entgegenzusehen. DieEngländerund die Kühnheit deutscher Kreuzer Christiania. Der Korrespondent Aftonpost telegra- phiert aus London: Die gesamte Londoner Presse räumt ein, daß die Deutschen eine Erstaunen erregende Kühnheit an den Tag gelegt hätten, indem sie ihre Kriegsschiffe bis ganz an die Ostkaste Englands sandten. Was die Absicht der Deutschen eigentlich war, weiß man in Eng land nicht. Aber ein noch größeres Mysterium ist die Tatsache, wie es den deutschen Kchdfen eigentlich gelingen kann, ohne Schaden durch das Minenfeld zu kommen. Man glaubt Grund zu der Annahme zu haben, daß die Deutschen mit Hilse ihres umfangreichen Spionagesystems in den Besitz der. letzten Karle über das Minenfeld ge kommen sind. Diese Karte wurde erst in den letzten Tagen von der Admiralität ausgegeben. Man weiß ebenfalls nicht, wie cs den deutschen Schiffen bei ihrer Flucht vor den verfolgenden englischen Schiffen ergangen ist. Mehrere Granaten der deutschen Kriegsschiffe sind direkt in den Hafen von Parmouth gefallen. Sie sollen keinen großen (?) Schaden angerichtet haben. Das, meine man in London, scheine eine frühere Auffassung zu bekrästigen, daß die deutschen Kriegs^chisskanonen von schlechter Qualität seien (??). Der Türkenlrieg. Nach dem ersten Seegefecht im Schwarzen Meer herrscht fetzt eine Stille vor dem Sturm. Aber schon beginnt die Sachlage sich zu klären. Der türkische Angriff scheint auf die verwundbarste Stelle des englischen Weltreiches, auf den Suezkanal abzuzielen. Dieser trifft die Engländer natürlich nicht unvorbereitet. Schon seit Wochen darf niemand, d -r irgcndwieverdächtig ist.den Suezkanal auch an Bord neu traler Schiffe passieren und dieser ist natürlich durch Feldbefesti gungen und durch Zusammenziehungen von Truppen gegen einen Angriff von Osten her gedeckt. Ob dieser Schutz aber gegen einen Angriff größeren Stils ausreicht, bleibt abzuwarten. Jedenfalls haben sich die Engländer in Aegypten jetzt vollkom- men aus den Krieg eingerichtet und schalten, nachdem sie höchst überflüssiger Weise die völlige Besitzergreifung Aegyptens ausgesprochen haben, in dem eigentlich der Türkei ge hörenden Lande wie in einer englischen Provinz. Wahr scheinlich müssen sich aber die Engländer auf eine Ver teidigung Unterägyplens beschränken und werden wohl Oberägypten räumen, wo dann die Möglichkeit zu einer nationalen Erhebung der Aegypter geboten ist. Der englisch-französische Vorstoß auf die Dardanellen scheint nur den Charakter einer Rekognorcierung gehabt zu haben. Wenn Rußland Frieden schließen will . . . . Aus Petersburg meldet Reuter, daß der Zar ein Er- gebenheitstelegramm der Moskauer Kaufmannschaft, in dem ausgesprochen wurde, befriedigende Unterhandlungen seien erst dann möglich, wenn die Russen das Herz Deutsch- lands erreicht hätten, dahin beantwortet, daß er ganz ein verstanden sei. Die Erwartung eines Friedensschlusses vor völliger Vernichtung des Feindes entbehre allen Grundes. Geht haushälterisch mit Brot um. Berlin. Der Handelsminister und der Minister des Innern weisen in einem Erlaß an die Oberpräsidenten daraus hin, daß es unter den heutigen Verhältnissen eine selbstverständliche Pflicht sei. mit dem täglichen Brot haus zuhalten und es nicht zu vergeuden. Die Gepflogenheit, in Gast- und Speisewirtschaftrn den Gästen Brot und anderes Gebäck zum beliebigen Genüsse zur Verfügung zu stellen, sei geeignet, den verschwenderischen und gedanken losen Verbrauch des Brotes zu fördern. Werde für das genossene Brot besondere Bezahlung verlangt, so würde ein solcher überflüssiger Verbrauch des Brotes eingeschränkt werden. Das Gebot, eine vernünftige Sparsamkeit mit dem Brote walten zu lassen, sei täglich weiten Kreisen der Bevölkerung in Erinnerung zu bringen. Deutsche Flieger über Dover. Köln, 6. November. Ueber den jüngsten deutschen Fliegerstreich, der die kühnen Piloten sogar bis nach Eng land führte, wird der Kölnischen Zeitung noch berichtet. Am 26. Oktober überflog ein deutsches Flugzeug die in Nordfrankreich stehenden Truppen, Führer Leutnant der Reserve Caspar vom Dragoner-Regimcnt Nr. 5, Beobachter Oberleutnant Roos vom Infanterie-Regiment Nr. 75, den Kanal und warf nördlich von Dover zwei Bomben ab. Nach 51/2 stündiger Fahrt kehrte das Flugzeug unversehrt zu seinem Truppenteile zurück. Auf der Jagd nach der „Emden". Der in Neapel eingetrosfene italienische Dampfer „Roma" begegnete bei Aden einem englischen Geschwader, das auf die „Emden" Jagd machte. Die „Emden" habe wieder zwei Dampfer versenkt, nachdem sie sich vorher von diesen mit Lebensmitteln und Kohlen versorgt hatte. Ein japanischer Flibustierstreich. Nach dem „Nieuwe Notterdamschen Courier" wurde das deutsche Torpedoboot „8 90", das nach der Vernich tung des japanischen Kreuzers vor Kiautschou von der Besatzung in neutrale chinesische Gewässer ans Land gesetzt wurde, von China in Schutz genommen, indem Zieses auf dem Wrack seine Flagge hißte. Da drang ein «panisches Torpedoboot in die chinesischen Gewässer und vertauschte die chinesische Flagge mit der japanischen. Der chinesische Minister des Aeußern fordert nun die Auslieferung des japanischen Torpedobootes und seine Besatzung an China. Die englische Kriegserklärung an die Türkei. Rotterdam, 6. November. Die Londoner amtliche Stelle veröffentlicht, wie hierher gemeldet wird, eine Extraausgabe mit der Kriegserklärung an die Türkei. Reuters Büro meldet, daß der türkische Botschafter in London gestern früh mit dem Personal de' Botschaft nach tzlissingrn abgereist ist. Aus dem Bahnhofe war Sir Edward Grey bei der Abfahrt anwesend. England stiehlt weiter. London. Amtlich wird milgeleilt, daß England Cypern annektiert hat. Der türkische Vormarsch auf Aegypten. London, 5. November. Exchange Telegraph Co. meldet aus Kairo: Es verlautet gerüchtweise, die Türken sammelten 100000 Kamele an der Grenze, um sie zu einem Vorstoß durch die Wüste zu benutzen. Britische Kriegsschiffe liegen bereit, um einen Angriff zu erwidern, falls es den Türken gelingen sollte, bis zum Suezkanal oorzuoringen. Schwerer Unfall des Feldmarschalls French? Ein aus Holland nach Berlin zurückgekommener Herr berichtet dem Berl. Lok.-Anz., daß nach zuverlässigen Meldungen der Oberkommandierende der englischen Armee in Frankreich, Feldmarschall French, vor einiger Zeit bei einem Autounsall schwer verunglückte und noch an der persönlichen Ausübung des Oberkommandos verhindert ist. Schwere Beschädigung von drei englischen Kreuzern beim Bombardement vor Nieuport. Genf, 5. November. Pariser Nachrichten besagen, daß gelegentlich des Bombardements der englischen Flotte vor Nieuport deutsche Geschütze drei Kreuzer schwerer als anfangs geglaubt wurde, beschädigten. Man berichtet, daß die Kriegsschiffe unbrauchbar seien. Doch handelt es sich nur um „Falcon", „Brilland" und „Rinaldo". Es seien Kreuzer von höchstens 3600 Tonnen und älteren Typs. Die Bahnanlagen von MarkirH von französischer Artillerie beschossen. Straßburg, 5. November. Wie die „Straßburger Post" berichtet, wurden am Montag die Bahnanlagen von Markirch von französischer Artillerie beschossen, wöbet ein Weichensteller durch eine Granate getötet wurde. Eine russische Kosakenabteilung durch die Türken vernichtet. Konstantinopel, 5. November. An der russisch türkischen Grenze in der Nähe von Ordulia drang eine Abteilung Kosaken in mehrere türkische Ortschaften ein und plünderte sie. Eine Redos-Abteilung stellte die Kosaken, als sie auf der Flucht einen stark angeschwollenen Fluß überschreiten mußten und rieb sie vollständig auf. Die Türken überschritten dann die Grenze und nahmen auf russischem Boden eine günstige Stellung ein. Die russische Presse zu dem russisch-türkischen Krieg. Stockholm, 5. Oktober. Ueber den Krieg mit der Türkei liegen russische Presseäußerungen vor, die Konstantin opel etwas voreilig als Siegespreis fordern Das Kcdetten- organ Rjetsch schreibt: Der jetzige Mächtegruppering be rechtigt zu der Hoffnung, daß die für Rußland so un geheuer wichtige Frage eines Weges zum Mittelmeer nun endlich auf eine der Größe Rußlands würdige Weise ge löst wird. Der liberale Kurier schreibt: Nun muß auf geräumt werden mit den Bedrückern des orthodoxen Thrones und die Slavenwelt Europas muß von den letzten Resten eines degenerierten Astatenlums befreit werden. Lokales und Sächsisches. — Auszug aus den Niederschriften über die 42. Rats sitzung am 4. November 1914. Anwesend die Stadträte: Liebel, stellvertretender Bürgermeister, Süß, Schwind, Thorning. Die Tapesordnung enthält 15 Beratungsgegen stände. Nach Kenntnisnahme von einer Ministerialoerordnung über die Beschäftigung von Kriegsgefangenen wird zu einer Anzahl von Steuergestundungs- und Lrlassungs- gesuchen, sowie zu einem Gesuche um Ermäßigung eines pachtbetrages Entschließung gefaßt. Zur Bezahlung von Zußwegherjtellungskoslen für ein Grundstück wird Ge- tundung erteilt und beschlossen, von der Herstellung eines Springbrunnens am Müllerschulgebäude, wofür die Mittel m diesjährigen Haushaltplan fichergestellt worden ind, bi« auf weiteres abzufehen. Ebenso soll die Ein richtung von Waschgelegenh-iten für die Kaffenzimmer vorläufig unterbleiben. Ein Ammahmebewilligungsgefuch in Bausachen wird befürwortet und von der Niederschrift über die Prüfung der Stadtkaste mit Befriedigung Kenntnis genommen. Von der Verpflichtung eine» besonderen Sach-