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WHeritz-Mung Alle Postanstalten,Post- I V d yB Mzchff für WM»M, SAieüekrg I. ll. AlNlSÜItlU für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 247 Freitag den 23. Oktober 1914 80. Jahrgang - - - . 17. - "" - " Inserate werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pf. die Spaltzeile oder deren Nanni berech net. Bekanntmachungen auf der erj ten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag.-Eingesandt, im redaktionellen Teile, dis Spaltenzeile 30 Pf. Die Melherltz. Zeitung" erscheint täglich mit Aus- nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Großes Hauptquartier, 22. Oktober vorm. Die Kämpfe am Iser-Kanal dauern noch fort. 11 englische Kriegsschiffe unterstützen die feindliche Artillerie. Oestlich Dirmuiden wurde der Feind zurückgeworfen. Auch in der Richtung Ppres drangen unsere Truppen erfolgreich vor. Die Kämpfe nordwestlich Lille waren sehr erbittert. Der Feind weicht aber auf der ganzen Front langsam zurück. Heftige Angriffe aus Toul gegen Thieucourt wurden unter schwersten Verlusten für die Fran zosen zurückgeworjen. Es ist einwandfrei sestgestellt, daß der eng lische Admiral, der das Geschwader vor Ostende befehligt, nur mit Mühe von der Absicht, Ostende zu beschießen, von den Belgiern abgebracht werden konnte. Aus dem östlichen Kriegsschauplätze folgen Teile unserer Truppen dem Feinde in der Richtung Ossowiez. Mehrere hundert Gefangene und Ma schinengewehre sielen in unsere Hände. Bei Warschau und in Polen wurde gestern nach dem unentschiedenen Ringen der letzten Tage nicht gekämpft. Die Verhältnisse sind dort noch in der Entwickelung. W.T.-B. (Wiederholt, weil nur in einem Teile der gestrigen Nr. Eine unerhörte Frechheit. In der Aula des Stettiner Mar enstist-Gymnasiums hielt am Sonntag abend ein Prediger Frank aus Straß burg i. Els. einen kriegsgeschichtlichen Bortrag, in dessen Verlauf er sich in Schmähungen und Beleidigungen der Deutschen erging. Der größte Teil der Zuhörer oer- ließ den Saal. Hierauf erschien die Polizei und verhaftete Frank, gegen den wegen seiner hochverräterischen Aeuße- rungen ein Verfahren eingeleitet worden ist. Beschlagnahmtes englisches Staatseigentum. Aus Wiesbaden meldet ein Privatielegramm: Nachdem, wie gemeldet, in der vergangenen Woche die russische Kapelle beschlagnahmt woroen ist, hat nun die Regierung auch Beschlag auf die englische Kirche gelegt. Der eng lische Geistliche Freese wurde aufgefordert, ein genaues Verzeichnis der zu der Kirche gehörenden Ausrüstungs gegenstände aufzustellen. Wie man sich über die Gefangenschaft einigte. Aus den letzten Kämpfen an der ostpreußischen Grenze teilt ein Offizier dem „N. P. T." folgende Begebenheit mit, die für die Stimmung unter den russischen Truppen bezeichnend ist. Sieben deutsche Infanteristen waren beim Vorrücken gegen eine russische Stellung von ihrem Truppenteil abgekommen und sahen sich plötzlich von siebzehn russischen Infanteristen umzingelt, die aus dichtem Unterholz helvorsprangen. Da ein Entrinnen unmöglich war, gaben sich die biederen Ostpreußen mit schwerem Herzen gefangen. Kaum hatte der Abtransport begonnen, als unter den Russen Verhandlungen begannen, über deren Sinn sich unsere Infanteristen anfangs nicht im klaren waren. Zu ihrer größten Ueberraschung richteten dann aber plötzlich ihre russischen Ueberwinder die Frage an sie, ob sie eigentlich Wert darauf legten, in Gefangen schaft zu geraten. Unsere Leute verneinten diese Frage aus vollster Ueberzeugung. Daraus erklärten die Russen, sie wären durchaus nicht abgeneigt, in deutsche Gefangen- schäft zu gelangen, weil ihnen die gute Ernährung dort und die Aussicht, heil aus dem Kriege nach Hause zu kommen, weit verlockender erschiene, als unter beständigem Hungerleiden noch weiter allen Gefahren des Krieges ausgesetzt zu sein. Die Gefangenen und ihre Ueberwinder gelangten schnell zu einer Verständigung, die Rollen wurden vertauscht und stolz zogen unsere sieben Ostpreußen mit den gefangenen siebzehn Russen ihrem Truppenteile zu. Ein Sozialdemokrat als Offiziersstellvertreter. Wie die sozialdemokratische „Chemnitzer Volksstimme" mltleilt, ist ihr Redaktion-Mitglied Edmund Goldtchagg M Wmichl Ser Unkem. S Aus der Verlustliste Nr. 40 der Königlich Sächsischen Armee. Schützen-Füfilier-Reglment Nr. 1V8. 3. Kompanie. Zimmermann, Albin, Schütze der Landwehr aus Hartmannsdorf. 5. Fsld-ArtMerie-Negiment Nr. 64. 6. Bott-rie. Straube, Wilhelm Karl, Kanonier der Reserve aus Niederfrauendmf. am 16. Oktober auf einem Pairouillengang vor Blamont durch zwei Schüsse in den Hals schwer verwundet worden. Am Tage zuvor war er zum Offiziersstellvertreter befördert worden. Man kann es nur mit großer Genugtuung begrüßen, daß dis militärischen Behörden bei der Zuerkennung der Ofsizierequalifikaüon jetzt ohne Rücksicht auf gewisse Bedenken, die vor Kriegsausbruch am Platze waren, verfährt. Mißmut und Enttäuschung in Paris. Basel, 2l. Oktober. In einem Pariser Brief der Nationalzeitung heißt es: Der Befehl des Kriegsministsrs, betr. Schutz vor deutschen Flugzeugen beruhigt die Bevölkerung nichtmehrals die fortwährenden amtlichen Siegesnachrichten, welche durch die Erzählungen der Verwundeten und die Briese der im Felde stehenden Soldaten beträchtlich abgeschwächt wer den. Daher sei es kein Wunder, wenn an die Stelle der August begeisterung Enttäuschung und Mißmut getreten sei. Bei den Parisern kommen Nahrungssorgen hinzu. Die Arbeitslosigkeit sei ungeheuer. Die Lebensmittelpreise seien stark in die Höhe gegangen. Die Entscheidung in Galizien wird erwartet. Die Grazer Tagespost meldet: Die Vorteile, die wir bisher auf der Südfront bei Stryj errungen haben, sind wesentlich, und die Entscheidung wird bald fallen. Die Kämpfe dürften befriedigend für die Lage auf dem gali zischen Operationrplatz werden. Die strategische Gesamt lage ist den Russen nicht günstig. Sie sind mit starken Kräften an der Weichsel gebunden, während ihre galizische Armee von unseren Truppen erfolgreich angegriffen wiro Wir dürfen daher mit einer entscheidenden Wendung zu unseren Gunsten rechnen. Die „Emden" bei der Arbeit. London, 22. Oktober. Lloyds Agence in Colombo telegraphiert an die Admiralität, daß die britischen Dampfer Chilke, Troilus, Benmohr Clan Grant und der für Tas manien bestimmte Bagger Ponrabbel von dem deutschen Kreuzer Emden versenkt und der Dampfer Lrford gekapert worden seien. Eine Kaiserparade auf dem Schlachtfelde von Gravelotte. Metz. Der Kaiser hielt aus dem Schlachtfelde von Gravelotte eine Parade über die neugebildeten Regimenter ab. Er stand an der gleichen Stelle, wo am l8. August 1870 Kaiser Wilhelm I. die Schlacht bei Gravelotte leitete. Der Platz ist damals mit einem Gedenkstein geschmückt worden. Russische Wirtschaft. Auf einem östlichen Schlachtfelde In etwa 2000 Meter liegen sich russische und deutsche Truppen gegenüber. Hin und wieder knallt ein Schuß über das Gelände, sonst ist alles ruhig. Nur nachts gibt es einige Bewegung. Da schleichen In gebückter Stellung vermummte Gestalten heran, ohne Wassen, mit flehend erhobenen Händen. Russische Ueberläufer sind e-, die der Hunger zur Uebergabe zwingt. Sie erzählen, daß sie seit vier Tagen nichts gegessen hätten, selbst die Kohlrüben aus dem Felde würden schon knapp. Nacht für Nacht kommen lange Züge dieser Un- glücksgestalten, mal ein Dutzend, ost 60 bis 70 aus ein mal. Sogar Ofsiziere befinden sich darunter. 2000 Mark für die Mannschaft des Zeppelin- luftschiffes, das zuerst über London erscheint. Aus Kassel wird geschrieben: Der aus Hessen stammende Konsul Karl Grebe hat eine Belohnung von 2000 Mark für die Mannschaft eines Zeppelinluftschiffes ausgesetzt, das sich zuerst über London kriegerisch betätigt. Ferner zahlt er für jede von Truppen des l l. Armeekorps erbeutete russisch? oder französische Fahne 500 Mark demjenigen, der die Fahne in deutschen Besitz gebracht hat, oder seinen Angehörigen, falls er selbst im Kriege fällt. Englands Spionenfurcht. Amsterdam. Die „Daily News" melden, daß wegen der Befürchtung, daß deutsche Spione als belgische Flücht linge nach England kommen könnten, das Ministerium des Innern versügte, daß keine belgischen Flüchtlinge mehr an der Ostküste Englands zugelasten werden. Line große Anzahl von belgischen Flüchtlingen, die sich bereits in Hull niedergelassen hatte, soll von dort entfernt werden. Angeblich sind 40 deutsche Spione, als Flüchtlinge ver kleidet, in Dover entdeckt worden. („Franks. Ztg.") Die schwedische Mißstimmung gegen England. Ein heftiger Preiseangrisf in einer englischen Zeitung hat die schwedische Mißstimmung derart verschärft, daß die englische Gesandtschaft in Stockholm den Artikel öffentlich desavouieren mußte. Die Kämpfe um Przemysl. Zu den letzten Ereignissen auf dem galizischen Kriegs schauplätze schreibt der militärische Mitarbeiter des „Neuen Wiener Tageblattes": Das feindliche Oberkommando wollte Przemysl mit allen Mitteln nehmen, um möglichst viele Kräfte für den nördlichen Kriegsschauplatz bei Warschau freizubekommen. Aber der „Sieger von Przemysl", General Dimitriew, erlitt bei Przemysl eine furchtbare Niedrrlage, deren Folgen sich in dem rastlosen Bvrwärtsdringen unserer Truppen bemerkbar machen. Nach Einnahme von My- ciniec, des Schlüsselpunkles der feindlichen Stellung, werden die Russen überall, auch nördlich der Karpathen, aus einer Feldbefestigung nach der anderen geworfen. Jetzt hat sich eine zusammenhängende, äußerst erbitterte Hauptschlacht auf einer über 150 Kilometer breiten Front entwickelt, die alle russischen Kräfte in Galizien festhält. Belgische Zeitungen erscheinen in London. London, 22. Oktober. Das früher in Antwerpen erschienene Blatt Metropole erscheint von heute ab in französischer Sprache als Beiblatt des Londoner Standard. Die Jndependance Beige, die gestern zum ersten Male in London erschien, vcrössentlicht eine Zuschrift des Premier ministers Asquith, in der er den Wunsch ausspricht, daß das Blatt bald wieder in Brüssel und Ostende erscheinen wird. Persiens Forderungen an Rußland. Konstantinopel, 22. Oktober. Der Jkdam bringt den Inhalt der persischen Zuschriften an Rußland. Sie umfaßt vier Forderungen: 1) Beibehaltung des alten persisch russischen Vertrages, in dem Rußland die Selb ständigkeit Persiens verbürgt und die Erklärung abgibt, daß es in Persien niemals eine Einflußzone anstreben werde; 2) müsse Rußland hiernach die englisch-russischen Abmachungen von 1008 und 1911, daß Rußland und England einander eine Einflußzone zuerkennen, als null und nichtig betrachten; 3) Rußland solle seine in Nord- persien stehenden Truppen zurückzichen und 4) Rußland soll jede Einmischung in die finanziellen und wirtschaft lichen Verhältnisse Persiens unterlassen. Bon diesen vier Punkten habe Rußland nur drei anerkannt. Jkdam er klärt nun, daß zwischen Persien und der Türkei nicht nur das mohammedanische Gesamtempfinden, sondern auch ge meinsame Vorteile bestehen, di- die Ausschaltung jedes fremden Einflusses in Persien bedingen. Die Türkei läßt sich nicht dreinreden. London, 21. Oktober. Das Reuterbureau meldet aus Konstantinopel vom 19. d. M.: Auf die britischen Vor- stellungen über die fortgesetzte Anwesenheit deutscher Mann schaften auf türkischen Kiiegsschisfen erwiderte die Pforte endgültig, daß dies -ine innereAngelegenheit fei. Vereins Drucksachen, fertigt Bnchdruckerei Carl Jehne.