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dem Bildnis Leopolds I. in Umlauf setzen. — Das hat nun eigentlich noch gefehlt, bah die Opfer der englischen Politik ihre holländischen Gastsreunde mit Papiergeld be trügen, da» nur noch Makulaturwert hat. Aber der Ver kehr mit dem britischen Krämervolk verdirbt selbst noch die schlechtesten Sitten. Womit Großfürst Nikolai den russischen Rückzug begründet. Der Korrelpondent de» „Observa" in Petersburg berichtet, Großfürst Nikolai habe beschlossen, die Entschei dungsschlacht auf russischem Gebiete zu schlagen und die russischen Truppen, die fast bi» Krakau vorgrdrungen waren, auf die Linie zurückgezogen, die von den Karpathen südlich Przemysl nach Norden lang» des San und der Weichsel in einer Entfernung von über 200 Meilen sich erstreckt. Wirds helfen? Die englische Regierung erhöhte nach Londoner Mel dungen die Prämie für Mitteilungen, welche eine Ver nichtung deutscher Kriegsschiffe zur Folge haben, auf 40 000 Mark. Anscheinend will man dadurch neutrale Schisse zum Spionagedienst heranziehen. — Pfui Teufel! Immer noch englische Angestellte in Berlin! Aus dem Briefe eines Mädchens, den der Berliner Lok.-Anz. veröffentlicht, erfährt man, daß englische Unter tanen noch vollkommen ungestört in Berlin ihren Ge werben nachgehen und arbeitslosen Deutschen das Brot wegnehmen. — Das müßte allerdings nachgerade auf hören. Zwei Ueberlebende der vernichteten deutschen Torpedoboote. Aus London wird gemeldet, der Fischereidampfer United aus Lowestofe hat zwei Ueberlebende der deutschen Torpedoboote aufgefischt. Die Japaner fallen über unsere Kolonien her. K? Kopenhagen. Amtlich wird dem B. L.-A. aus Tokio gemeldet, daß japanische Truppen außer den Marschall- inseln auch die Karolinen- und Marianneninseln besetzt haben. Eine deutliche Antwort an England. Laut Kölnischer Zeitung erteilt die römische Zeitung Wittoria auf einen Artikel der englischen Saturday Review «ine deutliche Antwort. Die englische Zeituug hatte erllärt, wenn Italien sich die Achtung Europas bewahren wolle, müsse es unverzüglich seine Absichten erklären, worauf die Vittoria sagt, jetzt würden die Illusionen, die man sich in Italien über England gemacht habe, zerstört. Englands Schwäche werde jetzt vorzeitig enthüllt. Da es nicht ge wagt habe, seinen gefährlichen Nebenbuhler Deutschland allein anzugreifen, habe es alle anderen in den Kampf geschickt. Es sei der wahre Anstifter dieses Krieges, aber Englands Krieg sei nicht der Krieg Italiens. England solle seinen Krieg nur allein führen und siegen, wenn es könne. Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit. . . Der „Manchester Courier" meldet, daß König Georg und der Prinz von Wales ihre deutschen Orden zurück- fandten. Ebenso schickte Lord Roberts den Schwarzen Adlerorden, den ihm der Kaiser verliehen hatte, zurück. Die Engländer sind ihnen zu schmutzig. Von einem Garnisonkommando ist folgender interessanter Dienstbericht eingelaufen: Die Franzosen im hiesigen Gefangenenlager wollten mit den Engländern nicht mehr zusammensein. Sie erklärten, diese seien ihn zu schmutzig. Sie möchten von ihnen getrennt werden. Ich habe erwidert, daß den Gefangenen keine Annehmlichkeiten ver schafft werden dürfen. Regierungsfeindliche Kundgebungen. Kopenhagen. „Politiken" meldet aus Petersburg: Am Sonntag wurden die schweren russischen Niederlagen in Ostpreußen zum ersten Male bekannt, auch die große Zahl der Gefangenen und in den masurischen Seen Umgekommenen. Auf dem Newsky-Prospekt kam es zu großen Kundgebungen gegen die Regierung. Man befürchtet den Ausbruch innerer Unruhen. Ein havarierter englischer Torpedobootszerstörer. Mailand. Nach Blättermeldungen ist in den Hasen von Molfetta ein schwer havarierter englischer Torpedo bootszerstörer, dem beide Schlote weggeschossen waren, ein- gelaufrn. Man nimmt an, daß das Boot bei Lattaro beschädigt wurde. Antioari von den Oesterreichern beschossen. Mailand. Wie der hiesigen Zeitung Italia aus Antioari telegraphiert wird, haben am Sonntag morgen zwei österreichische Schiffe, denen es offenbar gelungen war, die Blokade der Bocche di Lattaro zu durchbrechen, Antioari sehr heilig beschossen und große Zerstörungen an gerichtet. Kommt den Hindus zart entgegen. Die französische oberste Heeresleitung ließ durch die Agrnce Havas die Presse ersuchen, nicht mehr von Hindu- Truppen zu schreiben, da der Name Hindu eine Be- leidigung gleicher Art wie Wackes für die Elsässer sei. Man solle „englische Indier" sagen. Fahnenflucht und Pest unter den indischen Truppen. Unter den indischen Truppen, die nach Aegypten transportiert wurden, nimmt, wie aus Kairo gemeldet wird, die Fahnenflucht immer mehr zu. An einem einzigen Tage wurden von ihnen wegen diese» militärischen Verbrechens 30 Mann gehängt. Auch die Pest greift immer weiter unter den Indern in Äegyptern um sich. Durchschnittlich sterben täglich 20 bis 25 Mann indischer Soldaten an dieser Seuche. Lokales und Sächsisches. — Getrieben« Kartoffelpreise! In letzter Zeit sind die Kartoffelpreise ständig in die Höhe gegangen, obwohl nach Feststellungen im ganzen Reiche eine weit ausreichende Ernte zu verzeichnen ist. Die Händler scheinen aber zu glauben, daß auch die Kartoffelpreise steigen müssen, wenn die Preise für Kakao, Zucker usw. in die Höhe gehen. Sie übersehen dabei jedoch, daß sie damit selbst behördliches Eingreifen verschulden, das dann natür lich nicht zu ihren Gunsten ausfallen kann. Die Haus wirtschaften sollten sich dagegen auch vor übertriebenen Masseneinkäufen hüten, weil damit manchen Verkäufern nur ein Borwand zur Preissteigerung geliefert wird. Deutschland besitzt tatsächlich genug Kartosfelvorräte! — Eine zeitgemäße Warnung ist jetzt am Platze. Be kanntlich jist die direkte Zufuhr von Petroleum aus Amerika nach Deutschland abgeschnitten und auch in Oesterreich-Ungarn ist ein Ausfuhrverbot für Petroleum erlassen worden. Obwohl nun die in Deutschland vor handenen Petroleumbestände al« ausreichend anzusehen sind, so ist es doch ratsam, mit diesem Leuchtmittel äußerst sparsam umzugehen. — Pflanzt Obstbäume. Schon längst ist Obst kein Luxusartikel und keine Delikatesse mehr, sondern ein wichtiges Nahrungsmittel für alle Schichten der Bevölkerung. Der enorm gestiegene Verbrauch kann daher auch lange nicht durch die Produktion im Inland« geheckt werden; sür rund 100 Millionen Mark ist in den letzten Jahren durchschnittlich alljährlich an -Obst und Obstprodukten aus dem Auslande zu uns gekommen. Der Krieg wird auch hier hoffentlich Wandel schassen und zu vermehrtem Obst bau im Jnlande anregen, um diese vielen Millionen dem Baterlande zu erhalten, besonders da fast alle Gegenden und Orte, wo intensiver Obstbau getrieben wird, sich durch Wohlhabenheit auszeichnen. Man soll aber nicht warten mit der Anpflanzung, bis der Krieg beendet ist, jetzt, diesen Herbst noch gepslanzt, damit bald geerntet werden kann, besonders da gerade der Herbst die beste Pflanz-eit ist. Darum, ihr Grundbesitzer, pflanzt Obstbäume! Ihr legt dadurch euer Geld gut an, schafft euch eine sichere Einnahme quelle und tut ein gutes, echt nationales Werk! — Schlägel und Eisen. Allen Voraussagen unserer Feinde über unseren wirtschaftlichen Zusammenbruch zum Trotz wird nun vckü überall her ein Wiederaufblührn unserer Industrie und unseres Gewerbes, ein Rückgang der Arbeitslosigkeit gemeldet. So kommen auch in un'erem bedeutendsten Industriegebiet, dem Ruhrrevier, Schlägel und Eisen wieder in Gang. Gleichsam versinnbildlicht wird dieser Aufschwung dadurch, daß die Werke von „Schlägel und Eisen" eine Kohlenwäscherei, die sie vor dem Kriege geplant hatten, die sie aber wegen des Krieges nicht ausführen ließen, bis zum I. April nächsten Jahres feriigftrllen wollen. Die Betriebskosten vermindern sich durch Schichtverlängerungen und durch Beschäftigung Jugendlicher. Hierüber kam es hier und da allerdings zu Reibungen zwischen Zechen und Arbeiterschaft, aber diese wurden bisher überall beigelegt, ohne daß ernsthafte Konflikte sich ergaben. Man darf zuversichtlich erwarten, daß der überaus erfreuliche Aufschwung unserer schweren Industrie auch fernerhin nicht durch Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beeinträchtigt werde, daß der Geist der Einigkeit über alle politischen und wirt schaftlich sozialen Gegensätze siegt, Deutschland und der deutschen Volkswirtschaft zum Heile, dem Auslande zur Trauer. Dresden. König Friedrich August hat folgenden Armeebefehl erlassen: Im Augenblicke, wo Ich auf dem westlichen Kriegsschauplätze eintrefse, drängt es Mich allen Truppen Meiner Armee, die in den letzten Monaten an den mit Gottes Hülfe so erfolgreichen Kämpfen der deutschen Armee ruhmreichen Anteil genommen haben, Meine vollste Anerkennung und Meinen wärmsten Königlichen Dank auszusprechen. Nicht achtend der schweren Verluste haben Sie getreu der Ueberlieferung unserer Vorfahren zum Teil in denselben Gegenden wie 1870/71 neue unverwelkliche Lorbeeren erworben. Die veränderte Kampfweise ver bunden mit großen Verbesserungen der Wassen haben die Truppen aller Massen, besonders die Infanterie vor ganz neue Lagen gebracht. Aber dessen ungeachtet haben Sie alle im festen Vertrauen auf den Schutz Gottes, des all mächtigen Lenkers aller menschlichen Geschicke, und auf unsere gerechte Sache in freudiger Begeisterung Ihre Pflicht voll und ganz erfüllt. Das Jahr 1914 wird für alle Zeiten ein hellleuchtendes Blatt in der Geschichte Meiner Armee bleiben. Der liebe Gott wird uns auch weiterhin schützen und uns helfen unsere schwere Aufgabe zu vollenden. Friedrich August. Freiberg. Amtshauptmann Or. Vollmer ist in die Zioilverwaltung der von unseren Truppen besetzten Gebiete in Belgien berufen worden und hat heute schon die Reise nach Belgien angetreten. Chemnitz. In seiner letzten Sitzung hat sich der städtische Fürsorgeausschuß mit der Frage beschäftigt, ob von der Stadt Lhemnitz «in eigener Lazarettzug aus gerüstet werden soll. Der Gedanke wurde im allgemeinen mit Freude begrüßt, und es soll nach Vornahme der nötigen Erörterungen demnächst auch elu Aufruf der Stadt erscheinen, in dem zur Unterstützung diese» wohltätigen Unternehmens durch die Bürgerschaft ausgefordert wird. Der Rat unserer Stadt rechnet dabet auch in dieser Be ziehung auf den bewährten Gemeinsinn der Bürger von Chemnitz. Plauen. Bei der Inbetriebsetzung einer neuen Gar- relnigungsmaschine der Gasanstalt II. wurden am Montag durch ausslrömende» Gas sechs Arbeiter betäubt. Einem von ihnen gelang es, ins Freie zu entfliehen. Er erstattete Meldung. Schnell herbeigerufener ärztlicher Hilfe gelang es, die Bewußtlosen zu retten, so daß bei keinem mehr Lebensgefahr besteht. Plauen. Die Abhaltung von Tanzvergnügungen hat den Rat in seiner letzten Sitzung wiederum beschäftigt. Obwohl wiederholt darauf hingewiesen worden ist, daß Tanzvergnügungen jeder Art mit dem Ernste und der Schwere der jetzigen Zeit unvereinbar sind, hatten einige Saalwirte am Sonntag, den 27. September, trotzdem öfsentlichen Tanz abgehalten. Daraufhin hat die Stadt verwaltung in Gemeinschaft mit der König!. Amtshaupt mannschaft die Tanzsperre dergestalt angeordnet, daß alle öffentlichen und nichtöffentlichen Tanzvergnügungen bis auf weiteres verboten sin.d Tagesgeschichte. Berlin. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Der Bundesrat hat die Vorschriften über die Beschaffenheit der zum Verpacken, Versenden und Lagern des Thomas- schlackenmehles dienenden Säcke bis auf weiteres aufge hoben. Es handelt sich dabei um eine vorübergehende Maßnahme, die infolge des Krieges notwendig geworden ist. Sie soll lediglich dazu dienen, der Landwirtschaft den Bezug des für die nächste Ernte unbedingt notwendigen Thomasschlackenmehles zu ermöglichen. Durch den Krieg ist die Zufuhr von Jute unteibunden, aus der die Säcke für das Thomasschlackenmehl hergestellt werden. Da nun auch kein genügender Vorrat vorhanden ist, müssen alle einigermaßen brauchbaren Säcke benutzt werden. — Die Kriegsoorlagen des preußischen Land tages sehen Schatzanweisungen bis zur Höhe von 1500 Millionen Mark zur Verstärkung des Betriebsfonds der Generalstndskosse vor Württemberg. Fünf Brüder fürs Vaterland. Wieder hören wir die erschütternde und doch erhebende Kunde, daß alle Söhne eines und desselben Vaters ohne Ausnahme auf dem Felde der Ehre für Kaiser und Reich starben. Die fünf Brüder der Familie von König in Zörnigall (Kreis Wittenberg) waren als Offiziere sreudig in diesen Kampf kür Deutschlands Ehre und Freiheit gezogen. In rascher Folge erlitten vier von ihnen den Soldatentod. Und nun ist auch der letzte von ihnen, Hauptmann Ernst von König, dahingerasft worden. Die Brüder starben für ihre Pflicht gewiß wie viele Tausend andere es auch taten. Aber die Größe des gewaltigen Blutopsers, das unser Volk in diesen Tagen bringt, wird einem gerade an solchen Beispielen des Opfertodes einer ganzen Generation einer Familie recht augenscheinlich. Nicht klagen und jammern sollen wir darum; nicht Kleinmut muß uns befallen, wenn wir von den Opfern hören, die eine Familie dem Baterlande bringen mußte. Im Gegenteil wir sollen dadurch bestärkt werden in dem Willen, weiter zu kämpfen, bis uns ein Friede gesichert ist, der des edlen deutschen Blutes würlig ist, das dem Baterlande dargebracht wurde. Amsterdam, 21. Oktober. „Telegraaf" meldet aus Bergen-op.Zoom von gestern: Die Rückkehr der Belgier nimmt einen riesigen Umfang an. Gestern reisten über 8000 Flüchtlinge ab. Die ersten vier Züge, die heute früh abgingcn. nahmen weitere 8000 mit. Leyte Nachrichten. Großes Hauptquartier, 22. Oktober vorm. Die Kämpfe am Mr-Kanal dauern noch fort. 11 englische Kriegsschiffe unterstützen die feindliche Artillerie. Oestlich Dirmuiden wurde der Feind zurückgeworsen. Auch in der Richtung Mres drangen unsere Truppen erfolgreich vor. Die Kämpfe nordwestlich Lille waren sehr erbittert. Der Feind weicht aber aus der ganzen Front langsam zurück. Heftige Angriffe aus Toul gegen Thieucourt wurden unter schwersten Verlusten sür die Fran zosen zurückgeworsen. Es ist einwandfrei festgestellt, daß der eng lische Admiral, der das Geschwader vor Ostende befehligt, nur mit Mühe von der Absicht, Ostende zu beschießen, von den Belgiern abgebracht werden konnte. Aus dem östlichen Kriegsschauplätze folgen Teile unserer Truppen dem Feinde in der Richtung Ossowiez. Mehrere hundert Gefangene und Ma schinengewehre sielen in unsere Hände. Bei Warschau und in Polen wurde gestern nach dem unentschiedenen Ringen der letzten Tage nicht gekämpft. Die Verhältnisse sind dort noch in der Entwickelung. W.T.-B.