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8V. Jahrgang Freitag den 16. Oktober 1914 Nr. 241 Die Zahl der Gefangenen in Oesterrelch-Ungarn. Wien, 15. Oktober. Die Zahl der russischen, serbischen und montenegrinischen Kriegsgefangenen in Oesterreich- Ungarn hat, wie die Blätter melden, am 10. Oktober 48000 überschritten, darunter über 3500 Ossiziere. der Königlich Sächsischen Armee. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100. 6. Kompanie. Ernst Fröhlich, Grenadier d. Res. aus Löwenhain, gefallen am 27. September bei Corbeny; >2 Kompanie. Arthur Berger, Grenadier aus Reinhardtsgrimma, gefallen am 10 September bei Sompuis. Mißlungener Vereinigungsoerfuch. Nach der Kreuzzeitung ist der Versuch der Belgier, in Fühlung mit der englisch-sranzöslschen Armee zu kommen, al« endgültig gescheitert zu betrachten. Die Japaner an der Schantnng-Bahn. Mailand, 15. Oktober. (Priv.-T) Der Londoner Daily Telegraph erfährt aus Peking: Line japanische Vorhut, die aus zwei Kompanien Infanterie bestand, hat Tsinanfu, die Endstelle der Schantung. Eisenbahn, besetzt. Sie hat sich ohne Zwischenfall des ganzen dort ver sammelten rollenden Materials bemächtigt. Die 5. Division des chinesischen Heeres, 10000 Mann stark, die in der Nähe lagert, ist auf Beobachtungspolten geblieben. Zwar sind fortwährend Zwischenfälle sorg,kommen, aber den japanischen Truppen ist dort kein offener Widerstand ent- Die Reise König Friedrich Augusts auf den Kriegsschauplatz. König Friedrich August wird sich voraussichtlich in den nächsten Tagen zum Besuche de« Kaisers und der sächsischen Truppen ins Feld begeben. Der Tag der Abreise ist noch nicht genau festgesetzt. Eine kurze Heldenlaufbahn . . . Aus Darmstadt meldet uns rin Privattelegramm: Im hiesigen Gefangenenlager sind heute hundert französische Gefangene angekommen. Es waren Rekruten, die noch nicht eingekleidet waren und die von den Deutschen ge fangen wurden, al» sie nach ihrer künftigen Garnison ge bracht werden sollten. Die Franzosen werben — lleberläufer. Ein höherer Offizier au« einem Generalkommando im Westen teilt der Kr.-Z. mit: Lin französischer Flieger warf «in Schriftstück in deutscher Sprache herunter: Es lautet: In Bohra (Amtshauptmannschaft Kamenz) und in Langenwolmsdorf (Amtshaupt. Mannschaft Pirna) ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Dresden, den 15. Oktober 1914. Ministerium des Innern. für König Carol ausfuhren, feuerte ein junger Türke namens Paschil-Hassan, der von Saloniki gekommen war und einen am 26. September in Konstantinopel visierten Patz besatz, vier Revolverschüsse auf sie ab. Der eine Bruder erhielt einen Schutz durch die Lunge, der andere wurde leicht ver letzt. Eine Kugel drang durch Geschows Hut. Der Täter ist verhaftet worden. Nledergeschossene Generale. Der Meldung eines bulgarischen Blattes aus Risch zufolge befinden sich unter den von ihren Mannschaften niedergeschossenen serbischen Offizieren der Brigade kommandant Budanovic und der Oberst des serbischen Infanterie-Regiments Maljevic. Der Verzweiflungskampf der Serben. „Deutsche Soldaten! Latzt Euch nicht von Euren Ofsizieren belügen und wie ein Vieh behandeln. Berlin brennt. Die Russen stehen vor Berlin. Eure Offiziere haben Euch gesagt, datz wir alle Gefangenen erschietzen. Das ist nicht wahr. Wir tun Euch nichts, wenn Ihr überlauft, und sorgen gut für Euch". Wie schlecht kennen doch die Franz männer unsere braven Soldaten! Russische Kampfsitten. Ein junger Offizier berichtet aus Ostpreutzen in di« Heimat: „Die Russen haben sich hier toll benommen. Am Sonnabend kamen wir durch ein Dorf. Als wir gerade den Eingang erreichten, ertönte wenige Schritte von uns ein Schutz, und ein russischer höherer Offizier, etwa Major, brach tot zusammen. Er hatte am T ge vorher die Dorf bewohner gezwungen, sich mit in die Schützenlinie zu be geben, um diese unseren Truppen stärker erscheinen zu lassen. Dann hatte er Frauen als Deckung für die russischen Soldaten vor die Maschinengewehre legen lassen. Kurzerhand wurde er erschossen." — Gewitz ein genügsam bezeichnender Beitrag für die Art, in der unsere wü .oigen Gegner das Kriegshandwerk treiben! Lodz unter deutscher Verwaltung.' Der Vormarsch d^r Deutschen in Russisch-Polen hat jetzt solche Fortschritte gemacht, datz Lodz bereits innerhalb des von den deutschen Truppen okkupierten Gebietes liegt und unter deutscher Verwaltung steht. Wie es mit der englischen Hilfe steht. Wien. Die Neue Freie Presse schreibt: Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie die englische Hilfe Die vierte serbische Armee, die über Visegrad nach den Festlandstaaten bekommt, so zeigt es der Fall von Bosnien eingefallen war, wurde unter schweren Verlusten Antwerpen. Sonst gilt es als die wichtigste Aufgabe von den Oesterreichern wieder hinousgeworsen und entfloh einer Verteidigungstruppe, die belagerte Stadt zu schützen in Unordnung Auch die in dem Raume von Krupani und vor dem Aeutzersten zu bewahren. Diesmal ist es in Serbien mit den Oesterreichern im Kampfe befindliche umgekehrt gewesen. Antwerpen mußte, nachdem eine serbische Armee befindet sich in einer sehr schwierigen Lage, wettere Verteidigung aussichtslos geworden war, die Die Serben verteidigen sich mit dem Mute der Ver- Beschießung über sich ergehen lassen, blos um den fliehenden zweiflung. König Peter hat die Regierung und die Führung Engländern den Rücken zu decken. Nur fremde Söldner, Die Siegesbeute in Antwerpen. Fortschreiten der Operationen im Osten. Großes Hauptquartier, 15. Oktober mittags. Bei Antwerpen wurden im ganzen 4000—5000 Gefangene gemacht. Es ist 'anzunehmen, daß in nächster Zeit noch eine große Zahl belgischer Soldaten, die Zivilkleidung angezogen hat, dingfest gemacht wird. Nach Mitteilungen des Konsuls von Terneuzen sind etwa 20000 Belgier und etwa 2000 Engländer aus holländisches Gebiet übergetreten, wo sie entwaffnet wurden. Ihre Flucht muß in größter Hast vor sich gegangen sein. Hierfür zeugen Massen weg- geworsener Kleidungssäcke, besonders von der englischen Royal-Naval-Division. Die Kriegsbeute ist groß: mindestens 500 Geschütze, eine Unmenge Munition, Massen von Sätteln und Woylachs, sehr viel Sanitätsmaterial, zahlreiche Kraftwagen, viele Lokomotiven und Wagen, 4 Millionen KZ Getreide, viel Mehl, Kohlen und Flachs, für 10 Millionen Mark Baumwolle, Kupfer und Oel im Werte von einer halben Million Mark, ein Panzer-Eisenbahnzug, mehrere gefüllte Verpflegungszüge, sowie große Viehbestände. Belgische und englische Schiffe befinden sich nicht mehr in Antwerpen. Die bei Kriegsausbruch im Hafen von Ant werpen befindlichen 34 deutschen Dampfer und drei Segler sind mit einer Ausnahme vorhanden, jedoch sind die Maschinen unbrauchbar gemacht worden. Angebohrt und versenkt wurde nur die „Gneisenau" des Norddeutschen Lloyd. Die große Hasenschleuse ist intakt, aber zunächst durch mit Steinen beschwerte versenkte Kähne nicht benutz bar. Die Hasenanlagen sind unbeschädigt. Die Stadt hat wenig gelitten. Die Bevölkerung ver hält sich ruhig und scheint froh zu sein, daß die Tage des Schreckens zu Ende sind, besonders da der Pöbel zu plündern begann. Die Neste der belgischen Armee haben bei Annäherung unserer Truppen Gent schleunigst geräumt. Die belgische Regierung mit Ausnahme des Kriegsministers soll sich nach Havre begeben haben. Ein Angriff der Franzosen in der Gegend von Albert wurde unter erheblichen Verlusten für sie abgewiesen. Sonst ist im Westen keine Ver änderung. Im Osten ist der russische, mit starken Kräften unternommene Vorstoß aus Ostpreußen als ge scheitert anzusehen. Der Angriff unserer Schulter an Schulter mit den Oesterreichern kämpfenden Truppen befindet sich im Fortschreilen. Unsere Truppen stehen vor Warschau. Ein mit etwa 8 Korps aus der Linie Iwangorod-Warschau über die Weichsel unternommener russischer Vorstoß wurde auf der ganzen Linie unter schweren Ver lusten für die Russen zurückgeworfen. Die in russischen Zeitungen verbreiteten Gerüchte über erbeutete deutsche Geschütze entbehren jeder Ve- gründung. (W.T.-V.) Ein Attentat auf Burton. ««karrst, 15. Oktober. (Rumänische Telegraphen - Agentur). Als die Brüder Burton mit einem Sohne ! Geschows im Automobil zur Teilnahme am Leichenzuge < Die «MMeritz - Zeitung- «scheint tSglichmit Aus- nakme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- aeben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein- monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanftalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Inserat« werden mit 18 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschast mit 12Pf. die Spaltzeue oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag.—Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. WtWtz-Mung TUszeitW M Anzeigtr ftr AMtdeberg ii.ll. Amtsblatt für die Königliche Ämtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseittgem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. der Armee wieder übernommen. die kein Herz für die Bürger des ihnen innerlich fremden Staates haben, konnten so handeln. Das mag für Serbische Mißstimmung gegen Rußland. Frankreich eine bittere Mahnung sein, wie es Paris Die Südslawische Korrespondenz meldet aus Nisch: ergehen wird, wenn es unter englischem Schutze ver- Der Narodni List veröffentlicht einen von der Zensur ge teidigi wird. nehmigten Artikel, in welchem ausgesührt wird: Wenn wir die militärische Lage auf dem Hauplkriegsschauplatze Wenn die Engländer Mit den BaySM ins Auge saisen, so müssen wir zu dem Urteil kommen, zusammenkommen. . . daß die russische Osfensive gescheitert ist. Rußland hat sich Wie einem Münchener Blatte geschrieben wird, traf mehr zugemutet, als es leisten konnte. Was die ver- der Kaiser kürzlich in Frankreich mit dem kommandierenden kündeten französischen Armeen andelangt, so sind diese fast General des 1. bayerischen Armeekorps v. Xylander und vollständig geschlagen. Die unwiderstehliche Kraft Deutsch- dessen Generalstabsches v. Nagel zusammen. Hierbei lands hat in diesem Momente Belgien schon sozusagen äußerte der Kaiser unter Anerkennung der Tapferkeit der von der europäischen Landkarte gestrichen. Das muß uns Bayern: „Ich wünsche nur den Engländern, datz sie einmal zu denken geben. Man könnte schon jetzt jene Leute fest- mit den Bayern zusammenkommen." stellen, die allein dafür verantwortlich sind, datz die Serben das Schicksal Belgiens teilen werden. Diese Erkenntnis kommt etwas reichlich spät.