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Mar betätigt sich im Felde. Er hat freiwillig die Stellung eine« Feldgeistlichen bei der 29. Division übernommen und erfüllt seine Pflichten in aufopfernder Weise unter Außer achtlassung jeder Gefahr. Dafür sind ihm, wie schon be kannt, bereit» das Eiserne Kreuz und das Ritterkreuz l. Klasse des Albrechtsorden» mit Schwertern verliehen worden. Reims wieder in deutschen Händen. Daß unsere Truppen auf der Hauptsront in langsamem, ober stetigem Vorrücken begriffen sind, dafür bietet ein Bericht de» Generals v. Gersdorf an das „Leipz. Tgbl." einen interessanten Beleg. Seine Veröffentlichung ist durch das Hauptquartier gestattet und meldet u. a., daß Reims zum 2. Male in deutschen Besitz geraten ist. Oesterreichische Erfolge in den Karpathen. Amtlichen Berichten zufolge haben die österreichisch- ungarischen Truppen die in Marmaros-Sziget eiugebrochenen russischen Heeresteile geschlagen und bereits bis Nagybocsko verfolgt. Die Verwaltungsbehörden werden im Laufe des Tages die amtliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Die Beerdigung der indem jüngsten Kampfe bei Uzsok gefallenen Russen dauert fort. Bisher wurden 8000 Russenleichen begraben. Es ist erwiesen, daß die russischen Truppen nur auf Schleichwegen, die ihnen von Verrätern gezeigt wurden, über die Karpathen in ungarisches Gebiet einbrechen konnten, Ein Meisterstück englischer, d. h. nieder trächtiger Staatskunst. Die Blätter berichten übereinstimmend von der An kunft indischer Hilfstruppen auf franzö'iichem Boden. Eng lische und französische Blätter wetteifern in Lobsprüchen für diese braven Hilsstruppen. Ob sn's Kraut fett machen, wird die Zukunft leh.en. Welchen Zweck verfolgen nun die Engländer mit dieser Hilfeleistung? Sie tresfen zwei Fliegen mit einem Schlage. Erstens stopfen sie den französischen Schreiern eine Weile den Mund, die sich nicht mit Unrecht darüber beklagten, daß England durchaus nicht die versprochene und notwendige Hilse leiste. Das wird also erreicht werden, ist aber für dle Engländer nur ein Nebenzweck Im Grunde läßt es sie kalt, wenn ihre lieben Verbündeten jammern und schimpfen. Der Haupt zweck, den die Engländer dabei verfolgen, ist ein ganz anderer. Diese indischen Hilistruppen rekrutieren sich in der Hauptsache aus der mohammedanischen Bevölkerung Indiens, die allein kriegerisch genannt werden kann und die auch vor etwa 60 Jahren den furchtbaren Ausstand der Sepoy verursacht hatten. Nun weiß England genau, daß diese Truppen zu Tausenden im Feuer der Deutschen fallen werden und daß die übrigen dem rauhen, ihnen ganz ungewohnten winterlichen Klima Europas erliegen werden. Aber dies eben soll so sein. Die Engländer wissen, daß ein Aufstand in Indien gerade jetzt besonders verhängnisvoll sein würde. Sie wissen auch, daß es in der gesamten mohammedanischen Bevölkerung gährt. Des halb eben mutzten diese Truppen nach Frankreich gebracht werden. Der beste Teil, der kriegslustige Teil der indischen Bevölkerung, der den Kern für einen etwaigen zukünftigen Au stand bilden könnte, ist aus dem Wege geräumt. Sie sollen in Frankreich sterben und verderben, je mehr es sind, desto besser für England und für seine Herrschaft in Indien. Die Kriegsanleihe. Berlin, 8. Oktober. Tas Ergebnis der Zeichnungen auf die Kriegsanleihe lätzt sich nunmehr im einzelnen übersehen. Die Gesamtzeichnung von 4460 70 t 400 Mark besteht aus l 177 233 Einzelzeichnungen Hiervon entfallen auf Einzelbeträge von 100 bis 2000 Mark 926059 Zeich nungen mit einer Summe von 733 776400 Mark und auf Einzelbeträge von 2100 bi^ 20000 Mark 233 342 Zeichnungen mit einer Summe von 1336738 700 Mark. Der Rest besteht aus Zeichnungen von über 20000 Mk. König Friedrich August begibt sich ins Feld. Se. Majeität der König gedenkt im Laufe dieses Monats eine Reise zu dem Kaiser in das Große Haupt quartier anzutreten und von dort aus sich zu allen bei der jetzigen Kriegslage erreichbaren sächsischen Truppen des westlichen Kriegsschauplatzes zu begeben. Portugals Neigung zum Dreiverband. Wien, 8 Oktober. Wie au» diplomatischen Kreisen verlautet, besteht eine ernste Spannung zwischen Portugal und dem Deutschen Reich. England will die portugiesische Regierung bewegen, aus ihrer Neutralität herauszutreten und an den Kämpfen teilzunehmen. Neue deutsche Truppen nach Frankreich. Haag, 8 Oktober. (Puv.-Tel) Die Times berichten von einer fehl wichtigen Bewegung der deutschen Truppen durch Belgien nach Süden. Gestern mittag zogen 20000 Mann aller Gattungen mit drahtlosen Telegrapheneinrich- tungen ausgerüstet über Templeuve nördlich Doornik (Hennegau) in der Richtung nach der französischen Grenze. Es waren lauter junge Leute. Man vermutet, daß sie das französisch-englische Heer, das aus der Linie iArras- Albert—Roye steht, von der Hauptmacht abschneiden sollen. Ein norwegischer Kohlendampfer aufgebracht. Stettin, 7. Oktober. Gestern vormittag brachte ein deutsche» Torpedoboot den norwegischen Dampfer „Nodig", der ungefähr 1800 Tonnen Kohlen an Bord hat und sich auf der Reise von England nach Rutzland befand, in der Ostsee auf und schleppte ihn nach Swinemünde. Antwerpen abgeschnitten. Amsterdam, 8. Oktober. Di« telegraphische Ver bindung und ebenso der Zugverkehr mit Antwerpen sind seit heute früh unterbrochen. Der Telegraphenoerkehr ist von hier nur noch mit Ostende und Gent möglich, und zwar über London. Hunderte von Antwerpenern sin din Rotterdam und Amsterdam angekommen. Amsterdam, 8 Oktober. (W. T -B) Telegraaf meldet aus Rosendaal von gestern: Das diplomatische Korps hat Antwerpen verlassen und sich auf einem Regierungsdampfer nach Ostende begeben. Die Bürgergarde wurde entwaffnet. Rosendaal gleicht einem groben Flüchtlingslager. Den ganzen Tag über kamen Züge aus Antwerpen an. Bis nach Mitternacht waren schätzungsweise 18000 Belgier, namentlich Frauen und Kinder, eingetroffen, die in Kirchen, Lichtbildtheatern, Eisenbahnschuppen und Privathäusern untergebracht wurden. Die lästigen belgischen Flüchtlinge in England. Die Engländer spielen den Belgiern wirklich übel mit. Ihrer planmätzigen politischen Verhetzung haben diese es zu verdanken, daß sie in die Lage gerieten, in der sie sich heute befinden. Man sollte nun meinen, datz man in England wenigstens für di« belgischen Flüchtlinge, die dort Zuflucht suchen, wirkliches Mitleid empfinden würde. Aber man lätzt diese im Gegenteil spüren, wie. wenig ernst Englano seine Beschützerrolle meint. Die Daily News spricht sich offen über die Sorgen aus, die die bel gischen Flüchtlinge ihren englischen Wirten bereiteten. Es sei nicht passend, diesen Leuten Arbeitsstellen anzubieten, da es die einheimischen Arbeiter erbittern müsse, in solcher Weise fremde Konkurrenten auf den Hals zu bekommen. Der einzige Ausweg sei, daß der Staat den Flüchtlingen Land gebe,- das könne keine Zurücksetzung einheimischer Arbeitskräfte mit sich bringen. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie hier verlautet, soll Herr f Baumeister Arno Faber hier am 17. September in Frankreich gefallen sein. Eine amtliche Bestätigung liegt aber noch nicht vor. — Arthur sBöhme, Landwehrmann aus Fürstenau, 6. Kompanie des Landwehr-Infanterie Regiments Nr. 102, der in einer früheren Verlustliste als gefallen aufgesührt worden ist, ist glücklicherweise nur verwundet, wie jetzt be richtigt wird. — In seiner letzten Sitzung am Donnerstag den 8. d. M. beschäftigte sich der Militärverein nur mit dem Veland von Zeitungen und Ertrablättern. Weiter nahm man mit Dank vom Eingang vieler Liebesgaben Kenntnis, die noch recht viel Nachahmung finden möchten. Hierauf brachte der Vorstand die vielen aus dem Felde eingegangenen Kartengrüße und Dankschreiben sür bereits erhaltene Liebesgaben zum Vortrag. Besonderes Inter esse erregte ein ausführlicher, umfangreicher Bericht vom Kameraden Schmidt aus Lamsdorf. Ferner beschloß der Verein, nicht nur alle auf dem Felde der Ehre gefallenen Vereinsmitglieder, sondern alle aus Dippoldiswalde Ein berufenen, die für ihr Vaterland den Heldentod finden, durch Kranzspenden, die in der Smdtkirche niedecqelegt werden folien, zu ehren. Am Totensonntage soll eine Kirchenparade mit Gedächtnisfeier für alle gefallenen Kameraden statlsinden. Der weitere Versand von Paketen erfolgt nächsten Donnersiag. — Nach genauer Zählung standen am 1 September von den Vereinen des Mitlelelbegaues der Deutschen Turnerschaft, dem ein großer Teil der Turnvereine der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde angehört, insgesamt 3370 Mitglieder im Felde. Einige Vereine haben beson ders viel Mitglieder darunter. So hat z. B. die Turn gemeinde Kötzschenbroda-Niederlößnitz 86 Kämpfer gestellt, der Turnverein Dresden-Löbtau 110, die Turngcmeinde Pirna 120 und die beiden Meißner Turnvereine zusam men 127. — Behandlung des Papiergeldes. Durch die Ein- führunq der neuen Darlehnskassenscheine haben wir in Deutschland bez. in Sachsen gegenwärtig Kassenscheine über 1000, 500 (Sächsische Bank), 100, 50, 20, 10, 5, 2 und I Mark. Diese Scheine werden vom Publikum ein-, zwei-, drei-, auch viermal gebrochen, gerollt, zerknittert in die ost kleinen Börsen, Beutel, Westentaschen usw. gezwengt. Infolge dieser unverständigen Behandlung werden diese Scheine rasch abgenutzt. Das Papier wird an den Stellen der vielen Brücke Kalo rauh und nimmt Schmutz, Bakterien usw. leicht auf. Das Auf- und Nachzählen derartig be handelter Kassenscheine ist bei den Kassen zum großen Aerger aller Kassierer sehr zeitraubend. In Oesterreich werden die Kassenscheine schon immer von jedem Kauf mann, Kellner und den Privat- und Geichäftrleuten un gebrochen in Brieftaschen oder Mappen aufbewahrt. Könnte sich diese Sitte nicht auch bei uns einbürgern? Dann würden die Kassenscheine nicht so schnell beschmutzt und unbrauchbar werden. (Der Vorschlag ist ganz schön, was für Brieftaschen müssen da» aber sein, um die eilen- langen 100-Mark Kassenscheine ohne Bruch unterzubringen?) Kipsdorf. Das Eiserne Kreuz erhielt der Hilfslehrer an unserer Schule, Herr Mar Ritter, Unterossizier d. R. im 2. Res.-Reg Nr. 103. Leider wurde er mehrere Tage nach seiner Auszeichnung durch zwei feindliche Kugeln ziemlich schwer verwundet. Ferner erhielten da» Eiserne Kreuz der früher hier tätig gewesene Postassistrnt, Herr Kunze, Offizier-Stellvertreter im Reserve-Regiment Nr. 106, sowie Herr Major Kückens, der, mit einer Nichte der hier wohnhaften Geschwister Barthol verheiratet, im Jahre 1908 als erster in unsrer neuen Kirche getraut wurde. Bärenburg. Die hiesige Kriegergenesungsstätte, jdie von Fräulein v. d. Hagen in» Leben gerufen worden ist, wurde gestern vom Roten Kreuz mit 18 pflegebedürftigen Soldaten und einem Offizier belegt. In zwei Sanitäts- Automobilen kamen sie von Dresden an und nahmen Be sitz von den schönen, warmen, für sie eingerichteten Räumen. Rehefeld. In aller Stille ließ unfer verdienstvoller Herr Vorstand Walther den 1. Oktober vorübergehen, den Tag, an dem er da» 30. Jahr die Leitung des hiesigen Gemeindewesens in umsichtiger Weise zum Wohle unseres Ortes geführt. Kreischa. Das Wohltätigkeitskonzert der hiesigen Männergeiangvereine findet am Sonntag, den 18. Okto ber, abends 8 Uhr im Saale des hiesigen Erbgerichtes statt. Das reichhaltige Programm bietet außer einigen Solovorträgen für Gesang, Violine, Klavier, mehrere Quartetts und eine Reihe von heimatlichen, vaterländischen Männerchören Die Chöre werden gesungen von Mitglie dern des Männe»gesangvereins, der Sängerlust, der Freien Sänger in Kreischa und des Männergesangvereins zu Lungkwitz. Glashütte. Bei der Kriegsbetstunde am vorletzten Mittwoch wurde auch das Gedächtnis des ersten auf dem französischen Kriegsschauplätze gesallenenGlashütterKriegers, des Arbeiters Paul Otto Reichel, in erhebender Weise geehrt. Possendorf. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß die 2. Rate des Kirchspiels Possendorf (266 Mk.) zugunsten des Roten Kreuzes, über die in Nr. 231 der Weißeritzzeitung quittiert ist, aus den Orten Wendischcars- dorf, Hänichen, Börnchen und Bärenklause stammt. Ein herzliches „Vergelt's Gott" allen freundlichen Spendern in diesen Orten. Possendorf. Nach 14 tägigen Michaelisferien beginnt nächsten Montag den 12 Oktober der Unterricht des kommenden Winterhalbjahres an unserer Schule wieder. Auch der Fortbildungsschulunterlicht wird im Winter halbjahr nun wieder erteilt. Dresden. Wie man hört, wird in der nächsten Zeit die Personenbeförderung aus der sächsischen Staatsbahn abermals eine wesentliche Verbesserung erfahren. Es sollen bis 70 Prozent der srüheren Züge wieder eingestellt werden, auch sollen auf vielen Strecken, wo seit der Mobilmachung umgestiegen werden mutzte, die Züge durchgechhrt werden. — Das „Weiße Schloß" in Blasewitz, das dem immer noch in Haft befindlichen Grundstücksspekulanten Chr. Friedrich Lorenz früher gehörte, soll demnächst zur Zwangsversteigerung kommen. Das Grundstück ist 54,5 Ar groß und auf 148 500 M. geschätzt worden. Das Grundstück war früher zum Betriebe eines Hotels und Pensionats eingerichtet, steht aber jetzt leer. Freiberg Von der 1. Strafkammer des Kgl. Land gericht!- hier sind verurteilt worden: 1. Der Kuhwärter Viktor Woldemar Wetzel aus Crimmitschau wegen Rück- fallsdiebstahls zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis — wo von l Monat als verbüßt gilt — und 2 Jahren Ehren- rechteverlust; 2. der Gelegenheitsarbeiter Friedrich Hermann Käseberg gen. Thümmler aus Laas bei Oschatz wegen Rückfallsbetrugs zu 2 Jahren Zuchthaus, 600 M. Geld- strase oder weiteren 40 Tagen Zuchthaus und 5 Jahren Lhrenrechtsoerlust, 6 Wochen Untersuchungshaft sind an gerechnet worden. Leipzig. Eine weihevolle Ruhestätte werden die in den Leipziger Lazaretten gestorbenen Krieger erhallen. Der Rat hat beschlossen, auf dem Südsciedhofe unmittel bar am Fuße des Bölkerschlachtdenkmals eine besondere Abteilung anzulegen. Die Pflege der Grabstätten wird von der Stadtgemeinde Leipzig übernommen. Lengefeld. Ein außerordentlich lebhafter Geschäfts- gang ist in der hiesigen Industrie zu verzeichnen dadurch, daß größere Militärausträge für Militärtuche, Filzdecken für Lazarettzwecke und Garne für Futterstoffe, Verband gaze, Hemden- und Köperstosse u dgl. eingegangen sind. Zwickau. Zwöls frühere Schüler des Zwickauer Real gymnasiums sind bereits im Felde gefallen. — Von den hier untergebrachten französischen Kriegs gefangenen sind zwei Männer im Aller von 78 Jahren und 87 Jahren gestorben, während eine gefangene Fran zösin eines Knaben genesen ist. Hohenstein-Ernstthal. Bon Montag den 12. Oktober d. I. ab tritt für die offenen Verkaufsstellen aller Geschäfts zweige unserer Stadt der Achtuhr-Ladenschluß in Kraft. Ausgenommen sind die Sonnabende und die besonders festgesetzten Ausnahmetage. - ..7. Adorf. Eine übermäßige Ausfuhr von Nahrungs mitteln nach Böhmen findet seit Aufhebung der Grenz- ! sperre stati. Ganze Karawanen, ost 15 bis 25 Mann, s kommen gezogen; sie nehmen nicht nur das gesetzlich Er- laubte über die österreichische Grenze mit, sondern ganze Zuckerhüte, Mehl, Brot, vor allem Petroleum — alles in ! großen Mengen. Die Grenzwache ist gegen diese Völker- j Wanderung machtlos, denn zahlreiche Beamte sind zu den Fahnen einberufen. Die übertriebene Ausfuhr hat hier in den Grenzorten bereit» eine Preissteigerung der not- -1 wendigsten Lebensmittel zur Folge gehabt. K Sayda i. E. Die städtischen Kollegien beschlossen, die I diesjährigen Stadtoerordneten-Ergänzungswahlen trotz de» K Krieges stattfinden zu lassen; ferner sollen die im Felde» stehenden Krieger von hier aus städtischen Mitteln eine» Sendung Zigarren und Nahrungsmittel erhalten. > Kirchen-Nachrichten. W ———-K Freitag den 9. Oktober. H Oelfa. Abend» 7 Uhr Kriegsbet- und Bibelstunde» (Psalm 85).