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Flotten sind aus der Ferne schwer zu unterscheiden) ge wesen zu sein scheint, tktne dritte gestern abend (Mittwoch) in Bueno« Aire« verbreitete Meldung besagt, der Glasgow sei bei Punta Arenas auf der Fahrt nach der Westküste gesichtet worden. Au, diesen Meldungen Iaht sich mit vieler Wahrscheinlichkeit entnehmen, daß ein deutscher Kreuzer das englische Kriegsschiff Glasgow in den Grund gebohrt haben wird. Es ist ausgeschlossen, daß der Glas gow vorgestern bei Rio und gestern bei Punta Arenas gesichtet worden sein kann. Ein Kriegsschiff, welches nur flieht, wirft auch nicht Rettungsboote über Bord". — Das Kriegsschiff Glasgow ist ein moderner geschützter Kreuzer von 4900 Tonnen Wasserverdrängung und etwa 26 Seemeilen Geschwindigkeit, das 1909 vom Stapel tief. Der Kreuzer hatte eine Besatzung von 376 Mann. Von den Schlachten an der Marne. Ein Pariser Mitarbeiter de» Lorriere della Sera, der eine Fahrt durch da» Schlachtfeld an der Marne, soweit es zugänglich war, machte, teilt seinem Blatt einige Ein- drücke mit. Er bemerkt, die Schlachten an der Marne seien in einigen Teilen überaus heftig gewesen. „Das Dorf La Ferte ist zerstört, einige andere kleine Dörfer liegen in Asche. Stoch rauchen die Trümmer, da ich vorbeifahre. Die französischen Bauern, die nicht mehr fliehen konnten, sagen, daß es französische Artillerie war, welche die Häuser zerstörte, um die deutschen Maschinengewehre zu vernichten, die von den Häusern und Glockentürmen aus den Fran zosen grobe Verluste beibrachten. Der Widerstand der Deutschen war gewaltig. Bei Sezanne dauerte die Schlacht 18 Stunden. Sehr hatten die Franzosen auch hier unter den deutschen Maschinengewehren zu leiden. Das 63. fran zösische Regimeni wurde gänzlich vernichtet. In der Nähe von Sezanne war eine deutsche Batterie abgeschnitten. Anstatt sich zu ergeben, brachte sie ihre Geschütze in Stellung und eröffnete ein schreckliches Feuer, welches den ganzen Tag andauerte. Der heldenmütige verzweifelte Widerstand hörte ersi abends auf, als sämtliche Kanonen zum Schweigen gebracht und alle Soldaten tot oder verwundet waren. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der Nacht vom Sonntag zum Montag ist von einem Mädchen aus dem Aborte ein Kind geboren, welches später tot in der Abortgrube gesunden worden ist. Behufs Feststellung, ob das Kind lebend oder tot geboren war, ist am Donnerstag die Leiche im Beisein eines Vertreters der Königlichen Staatsanwalt- schast in Freiberg und des Königlichen Amtsgerichts hier, sowie des Gerichtsarztee, Medizinalrates vr. Nippolt in Freiberg, seziert worden. — Von ansteckenden Tierkrankheilen war am 15. September unser Verwaltungsbezirk frei. — Im König reich Sachsen trat am gleichen Tage die Maul- und Klauenseuche in 17 Gemeinden mit 38 Gehöften auf. — Ende der Gerichtsferien. Am vorigen Diens tag erreichten die diesjährigen Gerichtsferien ihr Ende. Es tritt nunmehr der Geschäftsgang in vollem Umfange wieder ein, so daß auch die weniger dringlichen Sachen zur Erledigung kommen. Die Straf- und Zivilkammern werden wieder von den ständigen Vorsitzenden und deren Stellvertretern übernommen und die Schöffengerichte halten in Gemäßheit de» Geschästsplanes ihre regelmäßigen Sitzungen ab. Selsendorf. Dütz auch in unserem Orte der Kriegs- hilfsausschuß nicht vergebens tätig ist, beweisen die in den letzten Wochen vorgenommenen Sammlungen. Es gingen seit Ausbruch des Krieges ein: Für die Zwecke des Roten Kreuzes 354 Mark 30 Pfg. Hiervon wurden laut Be stimmung der Spender (Korporationen) 50 Mark zum An kauf von Strickgarn verwendet, während 304 Mark 30 Pfg. an die Sammelstelle, die Königliche Amtshauptmann schaft eingezahlt wurden. Der Rote-Kreuz-Tag im Mai d. I. halte für Setfersdorf auch bereits einen Reinertrag von 240 Mark ergeben, außerdem konnte der Vorsitzende des Ortsausschusses an die Sammelstelle für Liebesgaben in Dippoldiswalde 53 Paar Strümpfe und 46 Paar Pulswärmer abgeben. — Die Sammlung für die not leidenden Familien des Ortes haben bis jetzt an barem Gelde 295 Mark erbracht, außer reichen Gaben an Ge treide, Kartoffeln, Kolonial-, Back- und Fleischwaren, so- wie Feuerungsmaterialien, sodaß auch hier manche Sorge gelindert werden kann. Bon den Ortsvereinen trugen zu den vorgenannten Summen bei: Turnverein Frohsinn 100 Mark, Orlsverein 60 Mark, Freiwillige Feuerwehr 50 Mark, Gesangverein Freie Sänger 50 Mark, Männer gesangverein Eintracht 30 und König! Sächs. Militär verein 20 Mark. Letzterer gewährt außerdem allen Frauen der im Felde stehenden Mitgliedern eine wöchentliche Unterstützung von einer Mark während der Dauer des Krieges. Der Kirchenvorstand hat aus der Kasse für kirchliche Armenpflege ebenfalls Mittel bewilligt zur Unter- stützung bedürftiger Familien. Die Sammlungen werden fortgesetzt. Oelsa. Unsere Kaufleute, Bäcker, Fleischer usw. werden ersucht, die von der „Kr egshilse Oelsa" ausgestellten Gut scheine al» Zahlungsmittel anzunehmen. Die Einwechse- lung erfolgt an den Monatsschlüssen zu geeigneter Stunde durch Oberlehrer Hentsch. Schmiedeberg. Das hiesige Eisenwerk ist erfreulicher- weise bemüht, auch tn der jetzigen schweren Zeit den noch vorhandenen Arbeiterstamm nach Möglichkeit zu be schäftigen. Zurzeit ist das Werk für Armeelieferungen mit herangezogen, indem ihm die Herstellung von gußeisernen Protzkasten sowie von Tragbahrengestellen übertragen ist. In der Gießereiabteilung ist deshalb ziemlich rege Be schäftigung vorhanden. Altenberg. Unser Erntedankfest wird übernächsten Sonntag am 27. September gefeiert. Kirchweihfest wird Heuer am Sonntag den 18. Oktober abgehalten (also nicht Montags.) Zinnwald-Georgenfeld. Unser Kirchspiel wird, da die Ernte zum allergrößten Teil schon eingebrachl ist, am nächsten Sonntag den 20 September das Erntedank fest feiern. Am Montag darauf den 21. September findet das Kirchweihfest statt. Bärenstein. Herrn Pastor Zinßer, welcher vor einigen Jahren hier amtierte und alsdann einem Rufe an die Deutsch-evangelische Gemeinde in Paris folgte, ist es durch rechtzeitigen Antritt seines Urlaubes gelungen, unbehelligt mit seiner Familie aus Paris zu entkommen. Derselbe dient jetzt als Unteroffizier im deutschen Heere. Der Ge nannte gab dieser Tage bei einer vaterländischen Feier in Dresden durch Schilderungen über den französischen Soldaten zur Kenntnis, daß das französische Militär durchaus nicht zu unterschätzen sei. Neben minderwertigen Soldaten haben die feindlichen Armeen auch viele ganz vortreffliche, kräftige Soldaten, die mit Todesverachtung für ihr Vaterland kämpfen, besonders hebt derselbe das Menschenmaterial aus der Normandie hervor. Dresden. Prinz Mar von Sachsen ist als katho lischer Feldprediger bei der sächsischen Armee eingetreten. Dresden, 17. September. Prinz Ernst Heinrich be suchte gestern mittag 1 Uhr die Kapelle des Josephinen- stiftes. Am Abend reiste der Prinz nach dem Kriegsschau platz ab. Waldheim. In der Strafanstalt hat eine Anzahl Gefangene 100 Mark gesammelt und an das Rote Kreuz abliefern lassen. Ein zu lebenslänglichem Zuchthaus Verurteilter gab unter den Worten: „Ich will auch etwas tun für unser Vaterland" 20 Mark für das Rote Kreuz. Trossen b. Zwickau. Die hiesige Jagdgenossenschaft hat ihren gesamten Jagdpacht von 1000 Mark für not leidende Familien Kriegsgesallener und kür notleidende Ostpreußen gespendet. Die Jagdgenossenschast der Nachbar gemeinde Oberrothenbach hat ebenfalls ihren Jagdpacht zur Behebung der Kriegsnöte gespendet. Waldenburg i. Sa. Fürst Otto Viktor v. Schönburg- Waldenburg Hot am 14. d. Mts. bei Reims, wo er als Offizier in einem Gardekaoallerie-Regiment miikämpfte, den Heldentod erlitten. Er ist auf dem Schlachtseide mit den üblichen militärischen Ehcen beerdigt worden. Fürst Otto Viktor wurde am 22. August 1882 in Potsdam ge- boren, solgte seinem Großvater am 13. Dezember 1893 im Besitze der Rezeßherrschaften Waldenburg, Lichtenstein und Stein und vermählte sich am 30. November 1904 mit Eleonore Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Perleburg. Da die Ehe des Dahingeschiedenen kinderlos war, geht die Rezeßhrrrschaft auf den Bruder des Fürsten, den Prinzen Günther, über, der am 30. August 1887 in Potsdam geboren wurde. Prinz Günther ist noch un vermählt und steht ebenfalls als Offizier im Schlacht felde. Tagesgeschichte. Berlin. Der Redaktion der „B. Z. a. M." ist folgendes Telegramm zugegangen: Bitte um Sammlung und baldige Nachsendung großer Mengen wollener Unterkleider und Strümpfe für meine Soldaten. Gruß! Wilhelm, Kronprinz. Berlin, 17. September. Die Heilung der Schußwunde des Prinzen Joachim, der sich im Schlosse Bellevue be findet, nimmt einen normalen Verlauf. Komplikationen sind nicht eingetreten. Die Heilung dürfte jedoch noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Berlin. Wie zuverlässig verlautet, ist dem Bundes rat ein Antrag zugegangen auf Veschließung von Gegen- Maßnahmen Deutschlands gegen die finanziellen Handlungen Englands gegen Deutschland, wonach England Zahlungen an Deutsche Firmen verbietet und Zuwiderhandlungen mit Zuchthaus bis zu 7 Jahren bestraft. Der Antrag kommt bereits in der nächsten Sitzung des Bundesrats zur Beschlußfassung. — Der Goldbestand der Reichsbank hat in der letzten Woche eine Zunahme von rund 24 Millionen Mark erfahren, sodaß oie Gesamtzunahme seit dem ersten Kriegsausweis bereits über 100 Millionen Mark beträgt. Insgesamt verfügt die Reichsbanl jetzt über 1580 Millionen Mark Gold. Diese Goldeinzahlungen sind ein erfreuliches Zeichen des gefestigten Vertrauens zu unserer Finanzlage. Oesterreich-Angarn. Eine Ehrung für den Deutschen Kaiser. In einer der nächsten Sitzungen des Gemeinde rats zu Agram wird der Antrag eingebracht werden, einem der schönsten Plätze Agrams den Namen „Kaiser- Wilhelm-Platz" zu geben. Wien, 17. September. (W. T. B.) Die von der ser bischen Presse verbreitete Nachricht, daß die Serben bei ihrem Einbruch in Semiin von der Bevölkerung mit Begeisterung begrüßt und daß sogar ein Tedeum abge- halten worden sei, ist ebenso dreiste wie lächerliche Ersin- düng, die durch die Tatsache widerlegt erschein«, daß die einheimische Bevölkerung Semlins die österreich-ungarischen Truppen bei Vertreibung der Serben überall werktätig mit Begeisterung und durch Beteiligung an den Kämpfen unterstützt hat. Saloniki, 17. September. (W. T. B.) In Nisch ist die Cholera ausgetreten. Es wurden bereits zahlreiche Fälle sestgestellt. Die Serben ziehen in Monostir auch die 45jährigen Männer zum Militärdienste heran. Albanien. Alle Diplomaten und Konsuln haben Durazzo verlassen, da niemand die Aufständigen als Regie rung Albaniens anerkennen will. WMM liksnt Karl Mac. Kirchen-Nachrichten. Freitag den 18. September. Oelsa. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde. Schmiedeberg. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. Hilfsgeistlkcher Booch. 15. Sonntag nach Trin, 20. September 1914. Kreischa. Vorm. 8 Uhr Beichte und Feier des hei ligen Abendmahls. — Vormittags 9 Uhr Predigtgottes, dienst. — Nachmittags 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Jünglingen aller dazu verpflichteten Jahrgänge. — Nachmittags 3 Uhr Taufgottesdienst. — Kollekte für den Kirchenbau in Bernbruch. Possendorf. Borm. «/29 Uhr Beichte und Abendmahls feier. Pfarrer Nadler. — Vorm. 9 Uhr Predigt. Derselbe. — Nachmittags 1/22 Uhr Kindergottesdienst. Derselbe. Kriegshilfsstellen auf dem Lande (Schluß.) Fließen die staatlichen Unterstützungen nur spärlich und langsam an die in Frage kommenden Familien ein, so ist dieser Bestand in erster Linie dazu da, die erste Not zu lindern. Schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe! Für die im Felde stehenden Väter, Männer und Brüder fällt auch etwas aus der Kasse ab, ihnen werden Kistchen gepackt mit Sachen, die sie sich auf direkte Anfrage der Hilfsstelle hin gewünscht haben. So sehen und empfinden sie mit besonderer Freude, daß man auch daheim ihrer dankend und würdigend gedenkt, sie wissen, daß den Ihrigen im Falle der Not mit Rat und Tat geholfen wird, und dies Bewußtsein läßt sie ihre Entbehrungen leichter tragen und facht sie zu neuen Taten für das geliebte Vaterland, für die Heimat an. Ein weiteres, großes Gebiet für Kriegshilfsstellen ist die llebernahme von schriftlichen Arbeiten. Der durch die harte Arbeit schwer gewordenen Hand des Bauern fällt das Führen des Federhalters schwer. Sie möchten aber gern den Ihrigen vor der Front ein Lebenszeichen von sich geben. Wenn sie vielleicht noch selbst den Tert des Brieses oder der Karte spärlich mit Bleistift zusammen- belommen, bei der Adresse aber heißt es: Deutliche Schrist! Da hilft die Hilfsstelle gern. Wieder ein anderer hat lange nichts von seinem Soldaten gehört! Da geht es zur Hilfsstelle, diese läßt eine Anfrage an das Nachweis bureau des Kriegsministeriums los — und 3 Tage später ist die Antwort in den Händen der sorgenden Eltern oder Frauen: Bon Verwundung oder Erkrankung des Ange fragten hier nichts bekannt! — Wie viele Tränen sind damit schon getrocknet worden, und wieviele werden es noch durch diese segensreiche Einrichtung. Damit nun die Bewohner des Dorfes auch immer über die Vorgänge im Osten und Westen rechtzeitig unter richtet werden, hat die Hilssstelle eine Verbindung mit der nächstgelegenen Amtszenung zu suchen, von der sie telephonisch oder telegraphisch das Neueste erfährt. Diese Neuigkeiten sind sofort an einigen besonders belebten Stellen des Dorfes anzuschlagen. Zur besseren Orientie rung der Truppenbewegungen sind in der Schule oder im Gasthofe je eine Karte des westlichen und östlichen Kriegsschauplatzes auszuhängen. Aller 2 oder 3 Wochen ist eine Versammlung einzu berufen, in der die Kriegshilssstelle zunächst Rechenschaft über ihr Wirken der letzten Wochen ablegt, ferner ist ein Gemeindemitglied als Kassenreoisor und 3 weitere als Finanzausschuß zu wählen, die zu bestimmen haben, in wie weit eingegangene Unterstützungsgesuche zu berück sichtigen sind. An den geschäftlichen Teil reiht sich der gesellige an, das heißt: Es werden Briefe und Berichte unserer Sol daten aus dem Felde vorgelesen, besondere Zeilungsaus- schnitte werden bekannt gegeben, auch wird hin und wieder eine kleine Ansprache zu halten sein, besonders um leicht verzagenden Naturen etwas Mut zuzusprechen und die neu erwachte patriotische Gesinnung weiter zu fördern und zu stählen. Und zum Schluß wird ein kräftiges deutschen Lied gesungen, dessen Klänge für die nächsten Wochen noch den braven Bauern in den Ohren klingen: „Lieb Vaterland magst ruhig sein." Licht und Schatten. In den ersten Wochen des Krieges hatte das blitz- gleiche Vordringen unserer Heere im Westen und die außer ordentliche Leistung des Generals von Hindenburg im Osten nicht nur die Gegner, sondern auch weite Kreise des deutschen Volkes selbst betäubt. Das Tempo, in dem wir Belgien und Nordfrankreich durchdrangen, beflügelte die Phantasie der Zurückgebliebenen und ließ viele über dem Rausch des Erfolges den Ernst und die Schwere und die Größe des Krieges um die Weltstellung des deutschen Volkes verkennen. Die Ration, die sich so mächtig erhoben hat, darf aber nicht einen Augenblick das Gröbenmaß des Kampfes ver lieren. Ein starker Gegner nach dem andern hat sich gegen uns gestellt; aber Helfer hat der mitteleuropäische Bund bisher nirgends gesunden. Französische Heere sind ge schlagen; Frankreich ist nicht bezwungen. Die zähe Flut der russischen Massen wird in mühevollem Ringen von unseren Bundesgenossen und von uns selbst abgcwehrt. England zu salsen, ist ungeheuer schwer, Japan zu fassen, ganz unmöglich. Die Haltung mehr al» eines neutralen Staates ist tn ein zweifelvolles Halbdunkel gehüllt.. So sind die Tatsachen, die die Gedankenlosigkeit vor eiliger Triumphrufe totschlagen müssen. Zu ihnen tritt noch der Feldzug der organisierten Lüge, der um den