Volltext Seite (XML)
Wtißentz-Mmg Die 80 gang Mittwoch den 9. September t9l4 Nr. 209 undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Ans» schlag. —Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. ^oerberitzZeitung-- erscheint täglich mit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- geben. Preis vierteljähr, lick 1 M. 60 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein» monatlich 50 Pf. Ein- -eine Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus- träger nehmen Vestel- lungen an. TaMitW md AlWM für WoWiM SlhMtdtkrg u. 1l. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeil^ Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Gara Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pf. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zelle 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische In Dresden-Aebigau ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Dresden, den 8. September 10 >4 Ministerium des Innern. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buckdruckerei Carl Jehne IZahltagdesKriegs-Hilfsausschusses ! Donnerstag den IO. September 1914 nachmittags von 4—6 Uhr im Rathaussaale. Maubeuge. Nun hat auch Maubeuge, die letzte Hoffnung der verbündeten Franzosen, Engländer und Belgier,im nörd lichen Frankreich, der deutschen Belagerungskunst nicht standhalten können und binnen wenigen Tagen nach dem ersten Angriff sich ergeben müssen. Die Beule ist recht ansehnlich: 40 000 Mann gefangen, darunter einige Generale, und eine stattliche Anzahl Geschütze erbeutet. Ob und wieviel Engländer unter den Gefangenen sich befinden, ist leider noch nicht mitgetetlt, hoffentlich hat John Bull auch an dieser Niederlage seinen Anteil. — Maubeuge, eine Festung ersten Ranges, liegt 8 Kilometer von der belgischen Grenze entfernt zu beiden Seiten der kanalisierten Sambre, 97 Kilometer südöstlich von Lille und 288 Kilometer von Paris entfernt. Sie ist von einer Anzabl vorgeschobener Forts umgeben, die ein befestigtes Lager bilden. Die Festung sperrt die über Mons führende Eisenbahnlinie Paris-Brüssel. Die Zahl der Außenforts beträgt sechs, zwischen denen sich eine Anzahl fest ausgebauter Redouten, Zwisckenwerke und Batterien befinden. Die Werke haben einen Umfang von 30 Kilometern. Die Stadt Maubeuge (sprich Mobösch) zählt über 22000 Einwohner. Ihre Geschichte geht bis ins 7. Jahrhundert zurück, sie kam 1678 an Frankreich, hat Waffenfabrikation und metallurgische Industrie. Die deutsche Ueberlegenheit. Rom, 8. September. Das Organ der englischen Radikalen „The Weekley" hatte eine Unterredung ihres Pariser Korrespondenten mit Iswolsky knapp vor dessen Abreise aus Paris. Der Jurnalist bemerkte dem Botschafter gegenüber, daß man doch nicht damit rechnete, daß die Deutschen Frankreich sobald erledigt haben würden. Darauf entgegnete Iswolsky: „O doch! Unser Armeekommando rechnete mit der deutschen Ueberlegenheit gegenüber Frankreich. Deutsche Truppen in Radom. Wien. (Prtv.-T.) Wie aus Krakau gemeldet wird, hatten die russischen Truppen am 20. August Radom süd. westlich Iwangorods in Russisch Polen verlassen. Am 27. morgens kehrten die Russen aber in Stärke von 2000 Mann wieder zurück. Als sich abends die Nachricht ver breitete, daß deutsche Truppen herannahten, entstand unter den Russen eine fürchterliche Panik. In großer Hast und Unordnung verliehen sie die Stadt. Die russische Infanterie hielt sechs Werst hinter Radom. Als sich nun russische Kavalleriepatrouillen zeigten, glaubte sie, es sei der Feind und begrühte sie mit einem Hagel von Ge schossen. Es gab viele Tote und Verwundete. Neun ver wundete Pferde kehrten am 28. ohne ihre Reiter in die Stadt zurück. Am 29. August besetzten die Deutschen Radom. Der deutsche Kommandant lieh sofort 18 politische Hästtinge, darunter zwei Frauen, frei. — Deutsche Truppen befinden sich außerdem in Lodz und Petrikau. Radom ist nur 55 Kilometer von Iwangorod an der Weichsel entfernt, Lodz 80 Kilometer von Warscha. (B. Z.) Die deutsche Herrschaft in Czenstochau. Krakau, 8. September. Der „Naprzod" meldet aus Czenstochau: Hier herrscht vollkommene Ruhe. Das Militärkommando liegt in den Händen des deutschen Oberstleutnant Baron Sedlitz. Die Russen und griechischen Orthodoxen haben Befehl erhalten, innerhalb 24 Stunden sich bei den Militärbehörden zu melden. In Czenstochau wird in den nächsten Tagen ein Rekrutierungsbureau für die polnischen Legionen errichtet. — Das oberste National- komitee hat den Generalmajor Baczinski mit dem Kommando über die polnischen Legionen betraut. In der Garnison kirche St. Peter-Paul fand ein feierlicher Gottesdienst statt, nach welchem die Beeidigung der polnischen Legionäre auf freiem Felde erfolgte. I Die deutschen Berichte setzen sich durch. Das Kopenhagener konservative Blatt Borland bringt einen Artikel über die Berichterstattung durch da» Rrutersche Bureau, die Agence Hava» und Wolff» Telegraphisches Bureau und sagt: Man kann nicht leugnen, daß Wolff» Meldungen das größte Vertrauen beim Publikum genießen. Allerdings ist es für den Sieger am leichtesten, die Wahr heit zu sagen. Ein Kaisersohn im Güterwagen. Das beste Zeugnis für den kameradschaftlichen Geist, der im deutschen Heere Offiziere und Mannschaften ver bindet, dürste eine Tatsache sein, die bei einem Truppen transport beobachtet wurde. Ein Sohn unseres Kaiser paares fuhr bei diesem Transport nicht, wie der englische General French im Salonwagen, sondern im Güterwagen mitten zwischen seinen Soldaten, mit denen er sich auf das beste unterhielt. Daß unsere braven Streiter sich über die Gesellschaft ihres Kameraden Kgl. Hoheit königlich gefreut haben, versteht sich von selbst. Sie nutzten diese Kamerad schaft auch weidlich in harmloser Weise aus, denn so viel Ansicht«- und Feldposlkarten dürste der hohe Offizier und Hohenzollernprinz lange nicht unterschrieben haben. Ruhmestaten deutscher Eisenbahner. Wie der Kölniichen Zeitung von vertrauenswürdiger Seite mitgeteilt wird, wurden allein Im Eisenbahndirektions- bezirk Köln während 19 Mobilmachungslagen und über fünf Rheinbrücken westwärts über 26000 Militärzüge be fördert. Diese Züge schafften über zwei Millionen Streiter und die zu ihnen gehörigen Geschütze, Pferdematerial, Bagage, Munition, Proviant usw. zur Grenze. Zur Verteidigung von Kiauschou. Aus Schanghai wird gemeldet, daß alle wehrpflichtigen Deutschen aus den deutschen Niederlassungen in den Vertrags- Häfen Chinas sich nach Tsingtau begeben haben, um dort ihrer Dienstpflicht zu genügen. 63000 deutsche Freiwillige in New-Dort. Ueber Holland erhält ein Bremer Herr von Verwandten in Amerika die Nachricht, daß in den ersten fünf Tagen noch der Kriegserklärung sich bereits 63000 deutsche Freiwillige in New-Pork dem deutschen Konsul zur Ver fügung stellten, die aber leider nicht mehr nach Deutschland transportiert werden konnten. Die Belagerung Lublins dauert fort. Meldungen aus dem Kriegspressequartier besagen, daß die Belagerung Lublins sortdaucrt. Die geschlagenen russischen Armeen verteidigen die Stadt verzweifelt, da ihre Einnahme einesteils den Weg nach Warschau und Iwangorod, anderntells nach Vresl-Litowsk sreimachen würde. Flucht aus Antwerpen. Aus Rotterdam wird gemeldet, daß seit den letzten Tagen Schisse mit Flüchtlingen aus Antwerpen die Western scheide htnabfahren. Der Hafen von Archangelsk durch versenkte deutsche Schiffe gesperrt. Kopenhagen. Die „Berlinske Ttdende" meldet: Der Dampfer „Madwig" ist soeben von Archangelsk in Aar- Hut angekommen. Der Kapitän berichtet: Deutsche Schiffe wurden benutzt, den Eingang des Hafens von Archangelsk zu sperren. Kurz nach Kriegsbeginn tauchten Gerüchte auf, daß ein deutsches Geschwader auf dem Wege nach Archangelsk sei. Der Stadtkommandant versenkte darauf drei deutsche Handelsschiffe im Einlauf, so daß nur eine schmale Rinne blieb. Ein viertes Schiff hielt er zum Ver senken bereit. Das deutsche Geschwader kam aber nicht. Die Einfahrt mußte die ganze Zeit durch Bagger offen gehalten werden. Frankreich macht Kriegsgefangene. Berlin, 8. September. Die „Gazelta del Popolo" in Turin weiß zu berichten: Die im Atlantischen Ozean kreuzende französische Flotte wurde durch Funkspruch davon unter- richtet, daß ein holländischer Dampfer mit 400 einberufenen Deutschen und 250 Oesterreichern sich nach Neuyvrk aus der Heimreise befinde. Dem französischen Panzerkreuzer „Savoie" gelang es daraufhin, den holländischen Dampfer auf hoher See auszubringen und ihn zu zwingen, ihm nach Brest zu folgen, wo die 650 Deutschen und Oester- reicher augenblicklich gefangen gehalten werden. Ferner hat der französische Panzerkreuzer „Frianl" im Atlantischen Ozean den mit Kaffee und Silberbarren beladenen hollän dischen Dampfer „Forinna" aufgebracht und nach Brest geführt. Englische Berräterei. Nach der Schlacht von St. Quentin wurde von unseren Truppen ein englischer Armeebefehl gefunden. Darin werden, wie es in dem Privatbrief eines höheren Offiziere» heißt, die englischen Soldaten aufgefordert, im Kampfe mit den Deutschen recht bald die weiße Fahne zu zeigen, um die Deutschen aus der Deckung zu locken und dann niederzuschießen. Wieder ein englischer Dampfer auf eine Mine gelaufen. London. Die Admiralität gibt bekannt, daß der Passagierdampfer Runo der Wtlsonlinie am 5. September, nachmittags, nahe der englischen Ostkaste auf eine Mine gelaufen und gesunken ist. Die Bemannung und die Passagiere seien gerettet, bis auf 20 Russen, die aus Paris geflüchtet waren. Die englischen Verluste bei St. Quentin. Rotterdam. Ein Berichterstatter des „Daily Lhronicle" orahlet aus Rouen Einzelheiten, die er von einem englischen Infanteristen und einem Artilleristen über die Schlacht bei St. Quentin vernommen hat. Der Infanterist erzählte, daß das Bedfordshire-Regiment bei St. Quentin schreckliche Verluste erlitten habe. Der Artillerist sagte, daß die deutschen Flugzeuge ihrer eignen Artillerie die Stellung der Engländer angeben. Fast die ganze 124. Feld- artilleriebatterie wurde in Namur vernichtet. Der kommandierende Major erteilte schließlich den übgrigge- bliebenen Mannschaften den Befehl, die Kanonen un brauchbar zu machen und zu fliehen. Sofort darauf wurde er getötet, nach ihm auch der Hauptmann. Mit fünf oder vier anderen Kameraden entkam der Artillerist. Die bulgarische Presse wird deutlicher. Sofia. Zu der russischen Protestnote wegen der Durch reise deutscher Matrosen sagt das Blatt Kambana, es sei ungehörig, daß der russische Gesandte Sawinsky den Tert der Note vorher den russophilen Zeitungen zur Veröffent lichung gegeben und damit dieselben zu seinen Organen gemacht habe. Sollte Sawinsky darin sortsahren, dann würde die bulgarische Presse auch ihm gegenüber alle Rücksichten fallen lassen und erzählen, in welchen Be ziehungen Sawinsky zu unverantwortlichen Faktoren in Bulgarien und selbst zu Revolutionären stehe. Das Admiralschiff der russischen Ostseeflotte außer Kampf. Von einem aus H-lsingsors zurückgekehrten Herrn wird berichtet: Die ganze Stadt wimmelt von Militär. Im Hasen liegt die russische Ostseeflotte, mit Ausnahme des Admiralschiffes „Rurik", welches auf den Klippen gescheitert ist. Der frühere elsässische Abgeordnete Preiß verhaftet. Wie aus Kolmar gemeldet wird, ist dort der frühere Abgeordnete Preiß am 2. September verhaftet worden. Justizrat Preiß halte den Wahlkreis Kolmar von 1893 bi» 1912 im Reichstage vertreten, wo er Mitglied der elsässischen Partei war. Verwirrung in Paris. Kopenhagen, 8. September. (Plio.-T.) Gestern er schienen in Paris zwei offizielle Mitteilungen über die Kriegslage, eine von der Regierung in Bordeaux, die andere vom Militärgouoerneur in Paris. Mit Bitterkeit stellt die Presse fest, daß weder die Regierung noch der Militärgouoerneur über die wirkliche Lage genaue Kenntnis besitzen. Die durch beide Berichte angesliftete heillose Verwirrung wird noch dadurch erhöht, daß beide Bekannt-