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80. Jahrgang Mittwoch den 19. August 1914 abends Nl. 191 Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. WHeriWitmg TaMitW mH Anzeiger für HMM UMckrg n.U. — Die -Weiberitz - Zeitung" erscheint täglichmit Aus- nabme der Sonn- und Feiertage und wird anr Spätnachmittag ausge- geben. Preis vierteljähr lich 1 M. SO Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein- monatlich 60 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Inserate werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshanptmannschaft mit 12 Pf. die Spaltzetle oder deren Raun: berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Schwimmunterricht, der seit Beginn der groben Ferien von Gliedern des hiesigen Lehrerkollegiums auf Veranlassung des Schulausschusses erteilt worden ist, hat mit vorigem Freitag seinen Ab schlutz gefunden. Die Herren Lehrer Brodkorb und Lehmann veranstalteten aus diesem Anlab ein Schluß- schwimmen, das durch den Besuch von Vertretern unserer städtischen Kollegien und Freunden der guten Sache be sucht war. Mit Freuden konnte festgestellt werden, daß von den gemeldeten Knaben und Mädchen der beiden Oberklassen die meisten mit ersichtlichem Erfolge das Zie erreicht hatten. Besonders die Mädchen zeigten hervor- ragende Leistungen. Zu wünschen wäre gewesen, dab die Knaben regelmäßiger und mit mehr Eiser die Schwimm- stunden besucht hätten. Zum Schluß sei unseren städtischen Behörden, die die Mittel zu dieser segensreichen Veran staltung bewilligten, und den Lehrern, die sich während ihrer Ferien in den Dienst der Sache stellten, auch an dieser Stelle der Dank der Bürgerschaft zum Ausdruck ge bracht. Möge die Einrichtung der Schwimmkurse auch in den nächsten Jahren beibehalten werden. — Den Landslurmpflichtigen, die am 7. Landsturm tage (d. I. 22. August) in Pirna einzutresfen haben, ist nachgelassen, daselbst sich erst 9.30 vormittags zu melden. Deshalb können sie den früh 5.10 von Kipsdorf, 6.06 von Dippoldiswalde abgehenden Zug benutzen und brauchen nicht schon am Abend vorher abzufahren. — Wer eine Lebensversicherung besitzt und voraussichtlich in die Lage kommt, in irgend einer Eigen schaft an dem Kriege teilzunehmen, wird zwingende Veranlassung haben, sofort die Bestimmungen des Ver sicherungsscheins über Beteiligung der Versicherten am Kriege auf das genaueste durchzusehen, um dort erforderte Anzeigen oder Anträge, von denen unter Umständen der Versicherungsschutz für die ausAnlaß des Krieges eintrclenden Todesfälle abhängt, rechtzeitig bei der Versicherungsgesell schaft anbringen zu können. Ist der Versicherte schon zu Kriegsdienstleistungen eingezogen, so mögen die Angehörigen nicht versäumen, den Versicherungsschein in der erwähnten Weise zu prüfen und ungesäumt die erforderlichen Vor- kehrungen zu treffen. Die Hinterbliebenen bewahren sich dadurch unter Umständen vor Vermögensschaden. — Klagen über die Tätigkeit der Feldpost werden von verschiedenen Seilen laut. Unsere Truppen beschweren sich darüber, daß sie aus der Heimat keine Nachricht erhalten, und Angehörige der Krieger warten seit zehn Tagen vergebens auf Lebenszeichen von ihren Lieben. Demgegenüber wird darauf hingewiesen, daß die Feldpost bis setzt allerdings ihre Tätigkeit noch nicht voll aufnehmen konnte. Man soll also nicht die Geduld verlieren. „Ein Leser, Teilnehmer am Feldzuge von l 870/71, schreibt dem „L. T": „Wie war es denn vor 44 Jahren? Vor mir liegt eine telegraphische Depesche, die ich am 5. Sep tember, also vier Tage nach der Schlacht bei Sedan, in Donchery erhielt: „E. den 23. August. Seit 7. (August) keine Nachrichten. Drahtantwort sofort. Dein Vater." Dabei hatte ich vom 7. bis 23. August mindestens 4 oder 5 Briefe und Karten nach Hause geschickt. Sie wurden aber von der Post zurückbehalten und erst ausgeliefert, als wir die Herrschaften bei Sedan im Sacke hatten. Also — nicht die Geduld verlieren. — Der Nationalliberale Landesverein für das König reich Sachsen kündigt an, daß er das Erscheinen seines offiziellen Parteiorgans „Sächsische Umschau" bis auf weiteres eingestellt hat. Zur Begründung dieses Entschlusses führt der Landesverein an, daß für parteipolitische Aus einandersetzungen jetzt kein Raum und keine Zeit sein dürfe. — Staatsbauten werden fortgeführt. Gegen über verschiedentlich aufgetauchten Gerüchten, als ob die Staatsverwaltungen die im Gange befindlichen Bau- s arbeiten Iniolge des Krieges im größeren Umfange ein gestellt und dadurch zur Vermehrung der Arbeitslosigkeit beigetragen hasten, erfährt man von maßgebender Seite, daß sich diese Annahme nicht bewahrheitet. Im Gegen teil ist für die staatlichen Bauverwaltungen, Eisenbahn- verwastung, Straßenbauverwaltung, Hochbauverwaltung usw. der Grundsatz ausgestellt worden, daß die einmal begonnenen Bauten im Interesse der dabei beschäftigten Arbeiterschaft fortgesetzt werden, vorausgesetzt natürlich, daß die erforderliche Zahl brauchbarer Arbeiter und das I nötige Aufsichtspersonal zur Verfügung stehen und ge nügend Baumaterial vorhanden ist. Hiernach ist damit zu rechnen, daß umfangreiche Staatsarbeiten ihren unge störten Fortgang nehmen werden. So sollen beispiels weise im Bereich der Staatseiscnbahnverwaltung der Um bau der Leipziger Bahnhöfe, sowie der mehrgleisige Aus bau der Strecken Mügeln—Pirna und Dresden—Klotzsche weitergeführt werden. Es sind aber auch ferner noch nach Ausbruch des Krieges einzelne Bauten im Bereich der Straßenbauverwaltung, sowie der Forstverwaltung neu in Angriff genommen worden, um Arbeitsgelegenheit zu schaffen. Es wird weiter zurzeit festgestcllt, ob es an gängig ist, zu demselben Zweck in noch größerem Um- fang Notstandsarbeiten vornehmen zu lassen; u. a. ist in Aussicht genommen, mit dem Bau der Schweinitztalbahn schon in allernächster Zeit zu beginnen. Hoffentlich ge lingt es, durch diese Maßnahmen die bestehende Arbeits losigkeit zu mildern. — Die Militärbauten wurden vor läufig eingestellt; hoffentlich ist auch hier recht bald die Weiterarbeit möglich. — Am Montagabend veröffentlichte der Reichsanzeiger die dritte Verlustliste. Sie umfaßt die der Infanterie-Re gimenter 17, 18, 20, 33, 35, 40, 41, 76, 131, 140, 143, 147, 151, 165 und 171, des Kürassier-Regiments Nr. 5, der Dragoner. Regimenter I, 5, 7 und II, der Husaren- Regimenter 5 und 7, der Ulanen-Regimenter I und 12, des 4. Jäger-Regiments zu Pferde, der Feld - Artillerie- Regimenter I, 60, 82, des Fuß-Artillerie-Regiments 16, der Pionier-Bataillone 4 und 24. Die schwersten Ver luste weist das Infanterie-Regiment Nr. 20 auf, bet dem allerdings eine ganze Reihe von Mannschaften als ver mißt angegeben werden. Ebenso schwer sind die Verluste des Füsilier-Regiments Nr. 33 und des Füsilier-Regiments Nr. 35. Truppen des Königreichs Sachsen sind in der Verlustliste noch nicht angeführt. Schmiedeberg. In Anwesenheit des Herrn Gemeinde- Vorstand Thiele, sowie der auf besondere Einladung erschienenen Vertreter des Zentralvereins von Seiten der hiesigen Arbeiterschaft, vereinigte am Montag abend im Hotel „zur Post" unter dem Vorsitze des Herrn W. Müller der nationale Ausschuß seine Mitglieder zu einer Aussprache über die Frage: In welcher Art und Weise gedenken die Vereine Schmiedeberg's bei Linderung der durch den Krieg eintretenden Not in unserer Gemeinde hilfreich mit zu wirken. Nach längerer, eingehender Debatte gelangte man einstimmig zu folgendem Beschluß: Die Vorstände der zur Zeit hier bestehenden Vereine erklären sich bereit, bei ihren Mitgliedern dahin zu wirken, daß aus den Vereinskassen, je nach Kräften und Ver mögen, Geldmittel für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Diese Spenden sollen der gemeinsamen Kasse eines Hilsskomites im Orte zufließen, jedoch nur nit dem ausdrücklichen Wunsche, daß genanntes Komite ich nicht nur au» Vertretern der Behörden, sondern auch aller anderen Stände, sowohl der Arbeiterschaft, als auch der Geschäftswelt zusammensetzt. Die Versammlung über- äßt Herrn Gemeindevorstand Thiele Mittel und Wege, dies einzuleiten. Altenberg. Am Montag begann der Unterricht an )er hiesigen Höheren Lehranstalt für künftige Nerkehrs- ieamte wieder, zu dem die Schüler vollzählig eingetrosfen waren. Der Unterricht ist trotz der Einberufung der Lehrer Lieber, Escher und Hötzel — natürlich unter Beschränkung der minder wichtigen Fächer — völlig gesichert, da der bis vor wenigen Jahren an der Lehr anstalt tätig gewesene Herr Oberlehrer Aßmus den fremd- prachlichen Unterricht liebenswürdiger Weise wieder über nommen Hal und der hier auf Ferien anwesende stuck, paeck. Gröger mit Unterricht erteilt. Für einige Schüler wird, die ministerielle Genehmigung vorausgesetzt, noch in dieser Woche eine Notreifeprüfung abgehalten, da solche ihren Heeresverpslichtungen nachkommen müssen. Der als Ersatzreservist eingezogene c-mck. neopbil. Hötzel, der in Pirna zur Feldarlillerie ausgebildet wurde, hatte das Unglück, von einem Pferde an den Unterleib geschlagen zu werden. Er liegt im Pirnaer Lazarett, befindet tich aber nunmehr außer Lebensgefahr. Hermsdorf (Erzgeb) Die am vergangenen Sonntage für das Rote Kreuz gesammelte Kirchenkollekte ergab in hiesiger Parochie 107 Mark. Die Kapelle in Reheseld- Zaunhaus trug 63 Mark dazu bei; denn dort wurden im Rachmittagsgostesdienste 39 Mark in deutschem G-lde und 28 Kronen in österreichischem Seide in die Sammel büchse eingelegt. Zschieren bei Dresden. Der Sohn der Witwe En e, der sich als Kriegsfreiwilliger gestellt hatte und jetzt ein- treffen sollte, ertrank am Tage vorher beim Baden in der freien Elbe. Hartha». Das hiesige Lehrerkollegium hat einstimmig beschloßen, auf die Geldbeträge für Kombinations- und Ueberstunden zugunsten der Schulkasst auf die Dauer des Krieges zu verzichten. Leipzig. Die hiesige Kraftomnibus-Gesellschaft hat ihren gesamten Betrieb eingestellt. Die Wagen werden zu Kranken- und Verwundeten - Transporten verwendet werden. Auerbach. Eine Versammlung arbeitsloser Familien väter sollte hier auf dem Neumarkte stattfinden, doch wurden die Teilnehmer aufgefordert, sich zu zerstreuen. Daraufhin ging die Versammlung auch ruhig auseinander. Den Arbeitslosen wurde mitgeteilt, daß sie Ünterstützungs- gesuche an den Stadtrat zu richten haben, worauf diese dann sofort erledigt werden. Marienberg, 18. August. In der Nähe der soge nannten Schlat ist der 19 jährige Kontorist Lenk beim Veerensuchen an einem Steinbruch abgeglitten und rücklings in einen etwa 5 Meter tiefen Teich gestürzt, wo er ertrank. Gersdorf bei Hohenstein-E. Die hiesigen dreizehn Gemeindebeamten gewähren zur Unterstützung bedürftiger Kriegerfannsten monatlich 106 M. 50 Pf., das sind 6V4 vom Hundert des Einkommens. Es ist dies eine hohe Leistung, wenn man bedenkt, daß das monatliche Ein kommen eines hiesigen Gemeindebeamten durchschnittlich nur 130 M. beträgt. Stolpen, 18. August. Am Waldessaums unweit Seeligstadt sammelte ein 15 Jahre altes Mädchen Reißig. Plötzlich wurde es von einem 20 Jahre alten Manne überfallen, der ihm die Kleider vom Leibe riß und die Erschrockene mit Messer und Revolver bedrohte, falls sie schreien würde. Der Angreifer wurde jedoch durch das Hinzukommen eines Geschirrs verscheucht. Tagesgeschichte. Berlin, 18. August. Das Generalkommando des ersten Armeekorps meldet, daß am 17. August bei Stallupönen ein Gefecht stattfand, worin Truppen teile des 1. Armeekorps mit unvergleichlicher Tapferkeit kämpften, sodaß der Sieg erfochten wurde. Mehr als 3000 Gefangene und 6 Maschinengewehre fielen in unsere Hände; viele weitere russische Maschinengewehre, die nicht mitgeführt werden konnten, wurden un brauchbar gemacht. (Stallupönen, im Kreise Gumbinnen, hat 5300 Ein wohner und liegt 11 Kilometer von der russischen Grenze entfernt) Berlin. Der Stellvertreter des Reichskanzlers, vr. Del brück erläßt folgenden Aufruf: Durch die deutsche Presse gehen zahlreiche Nachrichten über Gewalttätigkeiten, denen unsere Landsleute an Leben, Leib und Gut in den ersten Tagen des August dieses Jahres in Belgien ausgesetzt gewesen sind. Das öffentliche Interesse ersordert, daß amtlich festgestellt werde, inwieweit diese Nachrichten auf Wahrheit beruhen. Es ergeht daher hiermit an alle die- jenigen, die aus eigener Wahrnehmung Mißhandlungen oder Grausamkeiten der belgischen Bevölkerung und Be hörden gegen deutsche Neichsangehörige oder Angriffe auf ihr Eigentum bezeugen können, die Aufforderung, hre Wahrnehmungen bei der Polizeibehörde ihres Auf- enthaltsor'es zu Protokoll zu geben. Die Landesregierungen ind ersucht worden, die Ortsbehörden mit der Entgegen- nähme der Bekundungen zu beauftragen und die Protokolle an das Neichsamt des Innern gelangen zu lassen. Von der patriotischen Gesinnung und Wahrheitsliebe des deutschen Volkes wird erwartet, daß alle diejenigen, aber auch nur diejenigen, die wesentliche Mitteilungen aus eigener Wahr- nehmung zu machen haben oder zuverlässige briefliche Nachricht erhalten haben, dieser Aufforderung bereitwiiltgst Folge leisten. — Der Kölnischen Zeitung zufolge mangelt es Eng- and an geeigneten Leuten für seine Schisse. In Aber deen boten die Engländer den dortigen Fischdampser» matrosen 800 M. monatlich, wenn sie sofort in englische Kriegsdienste treten würden. Die Matrosen haben dieses Ansinnen abgelehnt.