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Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Inserate werven mU 15 Pf., solche aus unserer Amtshmlptmanuschaft mit 12Pf.die Spaltzeil« oder deren Raum berech- . net. Bekanntmachungen auf der ersten Sette (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. WHeritz-Mmg WMiU ick AHM siir WMwM, SljMMg ll. ll. Die »weitzerltz - Zettung" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, cin- Monatlicy 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Mit achtseittgem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. ^Nr. 182 Sonnabend den 8. August 1914 abends 80. Jahrgang , ' — - r - -- l> " - ' 7 t- M— Es hat sich herausgestellt, daß die Nachrichten über französische Automobile mit Goldtransporten usw. anscheinend unwahr sind. Die angeordneten scharfen Sperrung«- Maßnahmen sollen umgehend fortsallen, weil sie lediglich den eigenen Verkehr stören, ohne irgendwelchen Nutzen zu haben. König!. Amtshauptmm.nschaft Dippoldiswalde, am 8. August 1014. Feuerwehr-ienstpflicht betreffend. PL Mit Rücksicht auf die eingetretene Mobilmachung muß zur Simerung eines aus- reichenden Feuerschutzes Lie Feuerwehrdienltpflicht auf alle männlichen Einwohner im Alter vom 20. bis zum 50. Lebensjahre ausgedehnt werden. Bei eintretenden Schadenfeuern sind deshalb auch die nach 8 2l der Feuerlösch- Ordnung bisher vom Feuerwehrdienste befreiten Personen zur Dienstleistung verpflichtet. Sie haben sich am Svritzenhause am Kirchplatze einzusinden. Zuwiderhandlungen werden nach § 40 der Feuerlösch-Ordnung bestraft. Dippoldiswalde, am 6. August 1914. Der Stadtrat. — Grutearveiter betreffend. Landwirte und Wirtschastsbesitzer, die zur Einbringung der Ernte Arbeitskräfte be nötigen, werden veranlaßt, sich im Rathaus, Zimmer Nr. 9, zu melden. Dippoldiswalde, am 7. August 1914. vor 8tacktrLt Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne In Börnchen bei Possendorf ist die Maul- und Klauenseuche erloschen. Die angeordneten polizeilichen Beschränkungen werden für Börnchen b. P. und Wilmsdorf hiermit aufgehoben. König!. Amtshauptmanschaft Dippoldiswalde, am 8. August 1914. Für morgen Sonntag den 9. August d. I. wird auf Ansuchen Erlaubnis zur Beschäftigung von Arbeitern kostenlos erteilt werden. Der Verkauf in den offenen Verkaufsstellen darf ausnahmsweise bi« abend» 8 Ahr stattfinden. Dippoldiswalde, den 8. August 1914. Der Etadtrat. Sparkasse zu Dippoldiswalde. Einlegerguthaben 7780V00 Mark. Geschäftszeit: Werktags 1/29—12 und 2—>/25 Uhr, Sonnabends ununterbrochen 1/29 bis 2 Uhr, sowie jeden letzten Sonntag im Monat 1/22—1/24 Uhr. Halbmonatliche Verzinsung nach jährlich 3^/2 v. H. Die am 1. und 2. eines jeden Monats bewirkten Einlagen, sowie die am letzten und vorletzten Monatstage erfolgten Rückzahlungen werden für den betreffenden Monat voll verzinst. König Friedrich August II. (Zur t>0. Wiederkehr seines Todestages.) Der 9. August wird allezeit für das Sachsenoolk ein betrübender Gedenktag bleiben. Durch einen beklagens werten erschütternden Unglücksfall wurde an diesem Tage vor nunmebr 60 Jahren einer der edelsten Herrscher aus Sachsens Königsthron aus diesem Leben gerissen: Friedrich August II, ein König von schier unerschöpflicher Herzens güte, ein Monarch, von dem die Zeitungen damals schrieben: Seine Sanftmut und Versöhnlichkeit kannte keine Grenzen überall da, wo nur sein eigenes Interesse in Frage stand,- denn da kannte er keinen Zorn nnd keinen Haß. Er antwortete auf Beleidigungen mit Verzeihung, auf Undank mit Wohltaten. Nur da, wo ein Recht seiner Untertanen oder das Wohl seines Landes berührt wurde, trat die ihm angeborene Gerechtigkeit in ihr volles Recht und ließ die Stimme des milden Herzens schweigen vor dem strengen Ruse der Pflicht. Wenn es galt, un veräußerliche Rechte des Landes und der Krone zu ver teidigen, zeigte er mutige Entschlossenheit und felsenfeltcs Beharren. In seinem Privatleben war er das Vorbild eines Hausvaters: würdevoll, aber nicht stolz, freigebig zum Wohltun, aber nicht verschwenderisch zu eitler Pracht, ein zärtlicher Gatte, ein milder Herr, ein treuer Freund, unsträflich und fleckenlos in seinem Wandel. Die Werke Gottes in der Natur zu bewundern und zu erforschen, das war seinem Gemüt die höchste Freude, die schönste Er- holung. So war dieser edle Fürst. So mußte aber auch ein König sein, den Golt zu der Sendung erwählt hatte, die Friedrich August II. erfüllte. Denn seine Sendung war die Versöhnung' Lin Versöhner war er, als er in stürmisch bewegter Zeit neben seinem Oheim den Thron bestieg; ein Versöhner, als er diesen Thron unter vielen An fechtungen der Feinde der Vaterlands behauptete und immer und überall Vertrauen gab und Liebe spendete, wo jene Haß, Zwietracht und Mißtrauen säeten! „Ver- traue» erweckt Vertrauen", ist ein Wort von ihm, das seither gern, auch von Fürsten, zitiert wurde. Auf den zu seinem Gedächtnis geprägten Sterbetalern steht der be zeichnende Spruch: „Er säte Gerechtigkeit und erntete Liebe." Als der Feinde Bosheit, von auswärtigen Ereignissen unterstützt, im kühnen Anlauf gegen das Ge- letz und den Thron sich erhob, als das deutsche Vater land von wilder ^Empörung bedroht wurde, da war er abermals zum Versöhner ausersehen. Wohl mußte er erst im Kampf der deutschen Fürsten Recht erslreilen, aber nach dem Siege war er wiederum der Erste, der mild und gnadenvoll die Wunden heilte, die in dem Streite hatten geschlagen werden müssen. Und abermals ward er zum Vermittler, als der kaum beseitigten Gefahr des Aufruhrs unter den Völkern Gefahr des Zwiespalts im deutschen Bunde folgte, beschwor die aufflammende Zwietracht und stellte sich ver mittelnd zwischen die durch unseliges Mißverständnis ent zweiten Freunde. So hat er allezeit den Frieden ge- fördert, die Eintracht gerettet, der Macht und Ehre des deutschen Reiches gedient, bis in seine letzten Tage, wo leider wieder Wetterwolken aus Osten den politischen Horizont trübten, welcher kaum erst von dem aus dem Westen aufgestiegenen Wetter gereinigt worden war. Wieder setzte man die Hoffnung auf diesen Friedensfürsten, da fährt ein furchtbarer Schlag hernieder, — das treue Herz stockt, — die Lippe verstummt, — sein Tage werk ist aus! Warum das furchtbare Geschick gerade diesen traf, für dessen Aufgabe noch ein so großer Wirkungskreis offen lag? Hätte er das Unwetter vertrieben, dos schließlich doch hereinbrach und durch seine reinigenden Gewitter Deutschlands heutige Einheit und Macht begründete ? Eine treffliche Charakterisierung des einfachen, schlichten und leutseligen Wesens des edlen Königs gibt eine Schilderung seiner beiden letzten Lebenslage. Friedrich August ll. liebte, wie schon angeführt, die Natur und war ein großer Freund Tirols, das er nach allen Richtungen durchstreifte. Im August des Jahres 1854 weilte er wieder (zum 10. Male) in dem von der Natur besonders bevorzugten Lande. Er traf am 7. August gegen 10 Uhr vormittags über See feld ganz unvermutet in Zirl ein, wo er in der Pos abslieg. In seiner Begleitung befand sich der Major und Flügeladjutant von Zezschwitz, ein Kammerdiener und zwei Bediente. Bald nach seiner Ankunft trat er in Begleitung eines Tiroler Geistlichen, der schon zwei Jahre vorher die Tour auf den Solslein mit dem König mitgemacht hatte, des Priesters Alois Moriggl aus Zirl, dessen Niederschrift über sein zweitägiges Königsgeleit wir hier zum Teil benutzt haben, heiter und wohlgemut zu Fuß die Wanderung an. Auf der Jnnbrücke wendete er sich und betrachtet mit Wohlgefallen den von ihm am 3. August 1852 erstiegenen Solstein. An einen Zaun gelehnt zeichnete er den Solstein mit der Martinswand ab. Um 11 Uhr war die Skizze fertig. Die Weiterreise ging über Ferklehen nach Oberperfuß. Der Weg durch den kühlen Wald gefiel dem König besonders, „eine wahre Promenade", äußerte er. In fünf Viertelstunden war Oberperfuß erreicht, dann ging es weiter nach Seilrain. Auf dem Wege dorthin bestieg der König den sogenannten „Tschaipen-Bichl", der herrliche Aussicht bietet. In aber mals l l/4 Stunde war man in Seilrain, wo im Bade hause Mitlagsrast gehalten wurde. Bald trat der königliche Tourist den Weitermarsch nach Gries an, das in 11/2 Stunde erreicht war. Auf dem Wege dahin hatte sich das Wetter verschlimmert und in Gries mußte im ersten besten Hause Zuflucht gesucht werden. Gegen 5 Uhr hatte der heftige Regen etwas nachgelassen, so daß die Wanderung fort gesetzt werden konnte. Auf dem Wege nach der Alpe Lisens befand sich beim kleinen Weiler Rötz eine berüchtigte Felsen- absitzung, der gefährliche Gang wurde glücklich passiert; in der Nähe des Weilers Prarmar fing es jedoch wieder heftig zu regnen an, und durch und durch naß erreichte der König um 8 Uhr das Alpenhaus Er setzte sich in der Küche auf eine Bank, um sich am Feuer zu wärmen. Der Senner kochte ein kräftiges Alpenmus und stellte dabei an den König alle möglichen Fragen, wie: ob er auch Kühe habe, ob es in Sachsen auch Alpen gäbe usw. Der Monarch gab auf alle Fragen bereitwilligst Antwort. Er trug sich nach dem Nachtmahle in das Fremdenbuch ein und begab sich zur Ruhe. Am andern Morgen wurde bereits 1/26 Uhr das Frühstück eingenommen. Während der Nacht war wieder starker Regen niedergegangen, dieser ließ am Morgen nach, und der König fing von einem Fenster aus an zu zeichnen, um einen kurzen Umriß der Landschaft, deren Glanzpunkt der Ferner bildet, auss Papier zu bringen. Leider ent hüllte sich der gewaltige Bergriese nicht. Um 9 Uhr wurde der Rückweg nach Gries angetreten. Der König machte mehrmals Halt, um verschiedene schöne Alpenblumen zu pflücken. „Wissen Sie, Hochwürden," sagte er zu dem ihn führenden Geistlichen, „damit will ich den Kindern meines lieben Bruders (des nachmaligen Königs Johann. Die Red.) eine Freude machen. Ich selbst habe keine Kinder, und nun sind die Kinder meines Bruders auch meine Kinder. Ich versichere, wir leben so ganz in Frieden und Eintracht. Sind ja Frieden und Eintracht köstliche Güter aus dieser Welt!" Nach diesen Worten zählte der Fürst alle seine Neffen und Nichten namentlich auf, sagte ihr Alter und setzte zum Schluß hinzu: „Denken Sie nur, vor acht Tagen befand ich mich auf der Enten jagd hart an der preußischen Grenze, und heute steh ich weit von meinen Angehörigen entfernt mitten in der Alpen welt von Tirol." Unter solch traulichen Gesprächen wurde der Weiler Rötz erreicht. Kaum war man eine Strecke über jene Stelle hinaus, wo einige Tage vorher ein Felsblock in den vorbeitosenden Bach gestürzt war, so ging eine furchtbare Steinbatterie los. Ohne Erregung blickte oer König auf dieses furchtbare Schauspiel, das ihm hätte zum Verhängnis werden können. Die herrliche Aussicht, die man von Gries aus auf den Fernerkogel hat, war an diesem Tage durch da» trübe Wetter vereitelt. „Aus Bescheidenheit will er sich heute nicht sehen lassen," meinte nach längerem vergeblichen Warten der König und lächelte. Bon Gries aus ging» St. Sigmund zu. Der doitige Seelsorger führte dem hohen Besuch einige weißgekleidete Mädchen vor, die nach IMödeltriuuport I' SrL Hodlev « LriLetts Mtkl. ä. Vvulsek-OvstsrrÄeli. UAdol-VrLvsport-Vord. I I Roks :: Lvlr osv. u Vvtrviäv- miü kuttkrmjtivl-Vvrirlsd