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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach einer vom Fürsorgeverband Dresden herausgegebenen statistischen Nachweisung über Stand und Bewegung der Fürsorgeerziehung im Jahre 1913 wnren am 3t. Dezember 1913 allein innerhalb dieses Verbandes 1287 männliche und 775 weibliche Für- sorgezöglinge vorhanden, von denen der größte Teil in Anstalten untergebracht war. Aus diesen Zahlen schon geht hervor, daß die Kosten der Fürsorgeerziehung, die nach den gesetzlichen Bestimmungen der Fürsorgeverband zu tragen hat, ganz erhebliche sind, zumal auf eine Rück- erstattung seitens der Fürsorgezöglinge selbst oder der S Unterhaltungspslichtigen in den meisten Fällen nicht ge- § rechnet werden kann. Zur Verminderung dieser Kosten ; werden daher künftig andere Maßnahmen ergriffen werden i müssen. — Das jetzt herrschende schöne Wetter lodet zu Aus- flügen in die nähere und weitere Umgebung förmlich ein. Es ist da kein Wunder, daß auch unsere Jugend ins Freie drängt und sich auf die üblichen jedes Jahr stattfindenden Klassenausflüge freut. Unter Führung der Klassen lehrer unternahmen gestern die Mädchenklasse II, heute die Mädchenklasse I und Knabenklassen l und ll ihren Aus flug. Auf das Ziel der Wanderungen kommen wir später noch zurück. — Der Jünglingsverein unternimmt Sonntag einen Ausflug nach Oberkipsdorf und Klotz Grab. — Gestern abend kurz nach 9 Uhr überquerte ein Luftballon unsere Gegend in der Richtung süd—nord oder vielleicht mehr südost—nordwest. Der Ballon fuhr sehr tief, sodaß schon die Hoffnung auf das Schauspiel einer Landung rege wurde, aber vergebens. Er berührte das Stadtweichbild nicht, sondern hielt sich mehr nach der Heide zu — Die Zirkus-Arena auf der Aue erfreute sich gestern abend noch recht guten Besuchs. Die Vorführungen fanden beim Publikum viel Anklang. Heute abend findet wieder Vorstellung statt — Das Konzert der Stadtkapelle gestern abend erfreute sich eines zahlreichen Besuchs. Bei dem schönen Wetter waren viele Bewohner zum Steinbruch hinaus gepilgert, um sich nach angenehmer Abendwanderung an den Weisen schöner Musikstücke zu erfreuen. Die Solistin des Abends, Fil. Hering (Tochter des Herrn Apotheker Hering-Rabenau) erfreute die Anwesenden durch stimmungs volle Lieder am Klavier, die allgemein ansprachen und reichen Beifall fanden. Man wird gern ein Wieder- kommen von Frl. Hering erhoffen. Auch unsere Stadt- kapelle bot ihr Bestes. Lange huldigte man nach dein Konzert noch des Tanzes. — Die fünfte Strafkammer des Dresdner Landgerichts unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Hettner verhandelte Donnerstag gegen den 38 Jahre alten Kaufmann Paul Richard Wirth aus Reinhardtsgrimma bei Dippoldis walde, jetzt in Neucöln wohnhaft, wegen falscher An schuldigung. Es waren sechs Zeugen au« Dresden vor geladen. Der Angellagte erstattete im Dezember vorigen Jahres bei dem Präsidenten des Dresdner Königl. Amts gerichts eine Anzeige, durch die er den Gerichtsoollzieyer- gehtlfrn Zimmermann wider besseres Wissen der Amts- Pflichtverletzung beschuldigte. Er habe bei Pfändung einer Kommode in der Wohnung des Angeklagten pflichtwidrig gehandelt. Wirth wurde mit einer sechswöchigen Gefängnis strafe belegt, auch auf Publikationsbesugnis erkannt. — Ein schwerer, eigenartiger Unglücks fall ereignete sich in Klingenberg. Der Gasthofs- und Gutsbesitzer Bruno Thomas war kürzlich mit dem Ausstreuen non KalksÜckstoff beschäftigt. Ein Gewitterregen überraschte ihn hierbei. Kalkstickstosf ist nun bekanntlich ein stark stäubendes Düngemittel, und an den durchnäßten Kleidern und dem Körper blieb der Düngerstaub hasten. Trotz baldigen Badens machte sich eine starke Hautentzündung bemerkbar. Am nächsten Tage mußte der bedauernswerte Mann bei voller Bewußtlosigkeit in ein Dresdner Kranken ¬ haus gebracht werden. An seinem Aufkommen wird ge- zweifelt. Der Fall möge jedem Landwirt zur Vorsicht raten! — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 3. Dekade Juni 1914: Bereinigte Weißeritz: beob. 27, norm. 28, Abwchg. — I; Wilde Weißeritz: beob. 27, norm. 32, Abwchg. —5; Rote Weißeritz: beob. 23, norm. 33, Abwchg. — 10; Müglitz: beob. 15, norm. 32, Abwchg.—17. — Die Maul- und Klauenseuche herrschte nach dem amtlichen Berichte des Landesgesundheitsamtes am 30 Juni in 17 Gemeinden und 30 Gehöften. Gegen den 15. Juni bedeutet dies einen Rückgang, da sie zu jener Zeit in 24 Gemeinden und 38 Gehöften festgestellt wurde. In der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde herrschte sie in Börnchen bei Possendorf, Hänichen und Wilmsdorf. Außerdem traten zur Berichtszeit noch vier verschiedene ansteckende Tierkrankheiten auf, darunter die Schweineseuche in der Stadt Dippoldiswalde. — Bei der Post brachte der I.Juli die Einführung des neuen Postscheckgesetzes und einer Postscheckordnung. Die wichtigsten Neuerungen sind folgende: Die Stamm- einlage wird auf 50 Mark ermäßigt. Die Zuschlaggebühr von 7 Pf fällt weg. Einzahlungen mit Zahlkarten kosten bis 25 Mark nur 5 Pf., darüber 10 Pf. Briefe der Kontoinhaber an die Scheckämter werden bis zu 250 Gramm für 5 Pf. befördert, wenn die vorgeschriebenen Umschläge benutzt werden. Diese bekommt man von der Post oder der Privatindustrie. Ebenso können auch die blauen Zahlkarten von der Privatindustrie hcrgestellt werden. Auf die Zahlkarten ist jetzt auch ein Vordruck für den Absender vorgesehen. Neu eingeführt werden: grüne Postaufträge zur Einziehung von Geld mit an- hängender Zahlkarle und blaue Postaufträge für den Post- protest, ebenfalls mit anhängender Zahlkarte. Bei der Post kosten 10 Stück dieser Formulare 5 Pf. Bei Briefen, Drucksachen in Briefform und Warenproben mit Nach nahme hat der Kontoinhaber blaue Nachnahme-Zahlkarten mit Klebeleiste zu verwenden. Neu zugelassen werden telegraphische Ueberweisungen und schriftliche oder tele graphische Benachrichtigungen des Empfängers einer Ueber- weisung durch das Scheckamt. Schecks sind bis 20000 Mark zulässig, telegraphische Zahlungsanweisungen bis 3000 Mark. — Kürzlich wurde in der Presse der Wunsch aus gesprochen, die Heeresverwaltung möge den aus dem Reichs- lande stammenden und entfernt von ihrer Heimat dienenden Soldaten eine finanzielle Vergünstigung für die Urlaubs reisen zuteil werden lassen. Demgegenüber ist daraus hin- zuweisen, daß nach einer seit dem I. April 1914 gültigen Bestimmung sämtlichen Unterosfizieren und Gemeinen im Falle der Urlaubserteilung in die Heimat oder nach dem Wohnsitz der Ellern und nächsten Angehörigen in jedem Dienstjahr eine freie Hin- und Rückfahrt auf den Eisen bahnen innerhalb Deutschlands zum Militärfahrpreise be willigt werden darf. Die Geldmittel oazu sind durch den Reichshaushaltsetat bereitgestellt worden. Die Kosten werden — einschließlich deren für die Rückreise — nach einer bereits einige Monate geltenden Bestimmung, grund sätzlich vor Antritt der Reiss gezahlt. — In Handwerkerkreisen wird bekanntlich sehr eifrig die Forderung auf Aushebung des § 100q der Reichs- gewerbeordnung vertreten, der den Innungen verwehrt, ihre Mitglieder bei der Ausführung oon Aufträgen auf bestimmte Preise zu verpflichten. Die Regierung will nun in den neuen Handwerkergesetznovellen dieser Forderung insoweit entgegenkommen, als es den Zwangsinnungen in Zukunft erlaubt sein soll, gewisse Richtpreise aufzu- stellen, daß aber kein Mitglied sich strafbar machen soll, wenn es diese Preise nicht rinhält. Dieser Vorschlag hat bereits die Zustimmung der von der Regierung ange regten Handwerkerkonferenz und auch die des deutschen Handwerks, und Gewerbekamwertags gefunden. Sie hoffen anscheinend, daß der moralische Druck, den, die Innung mit ihren Richtpreisen auszuüben vermag, schon ausreichen wird, den grotesken Unterbietungen ein Ende zu machen, die als „Submissionsblüten" den lokalen Teil der Blätter zieren. Und wir erwarten im Interesse de» ehrlichen, soliden Handwerks, daß dieser Wunsch ihn er füllt. Es wäre ohne Zweifel ein großer Erfolg für das Handwerk, wenn es gelänge, auch ohne Strafen zu einem Ergebnis zu kommen, daß die „Submissionsblüten" aus den Spalten der Tagespresse verschwinden ließe. — Folgender Fall dürste für viele Reisende eine Mahnung sein, bei der Aufgabe von Gepäck mit Vorsicht zu verfahren, um sich selbst und andere vor Schaden zu bewahren. Ein Gepäckträger hatte eine Kiste auf der Schulter vom Packwagen des angekommenen Zuges nach dem Gepäckaufbewahrungsraum zu tragen. Hierbei ent lief der Kiste eine Flüssigkeit, die sich über den Rücken des Arbeiters ergoß und seinen Rock im Rückenteil voll ständig zerfraß. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß die Kiste unter anderen Gegenständen auch eine Glas flasche mit Schwefelsäure enthielt. Auf dem Transport war die Flajche zersprungen und ihr Inhalt ausgelaufen. Als ein Glück muß man es bezeichnen, daß die Schwefel säure dem Arbeiter nur über den Rücken und nicht über den Kopf und das Gesicht geflossen ist, er hätte sonst schwere Verletzungen erlitten. Für den Eigentümer de» Gepäckstückes hatte aber der Vorfall noch unangenehme Folgen. Da nach den Bestimmungen der Eisenbahn- Verkehrsordnung die Ausgabe von allen ätzenden Flüssig keiten als Reisegepäck verboten ist, mußte der unvorsichtige Auflieferer nicht nur den beschädigten Rock des Gepäck trägers bezahlen, sondern er hatte auch noch einen straf- weisen Frachtzuschlag verwirkt, der im vorliegenden Falle über 200 Mark betrug. — Die Zeitungen Sachsens im Jahre 1914 haben die stattliche Anzahl von 926 Stück erreicht und machen beinahe den achten Teil aller in Deutschland er scheinenden Zeitungen aus. Hiervon entfallen 396 der verschiedensten Arten oon Zeitungen und Zeitichriflen auf den Verlagsort Leipzig, während in der Hauptstadt Dresden 140 sächsische Zeitungen erscheinen. 559 Zeitungen werden wöchentlich ein- und mehrmals und 367 Stück seltener, also monatlich oder halbmonatlich herausgegeben. Von den fremdsprachigen Zeitungen erscheinen 5 in Sachsen, nämlich drei wendische Zeitungen in Bautzen, eine spanische in Leipzig und eine Esperanto-Zeitung in Dresden. , Kipsdorf. (Waldbühne Bärenbura) Nächsten Sonn- tag den 5. Juli soll auf der Waldbühne Bärenburg die Erstaufführung von Karl Schönherrs Glaube und Heimat stattfinden. Ls erübrigt sich für uns, Worte der Aner kennung über dieses hochbedeutsame Werk Schönherrs hier niederzuschreiben.. Diese Tragödie aus der Gegenreforma tion in den Alpenlanden ist von Berufenen als ein künstlerisches Werk allerersten Ranges bezeichnet worden. Die Auswahl des Stosses, der Ausbau der Handlung, die markante Zeichnung der Charaktere verraten ohne weiteres das große dramatische Talent Schönherrs. So ist es selbstverständlich, daß das Werk bald nach seiner Urauf führung in Wien einen wahren Siegeszug über die deutschen Bühnen antrat und dem Dichter hohe Ehrungen einbrachte, Wie unsern Lesern ja schon bekannt jein wird, schildert der Dichter in diesem Drama in erschüttern der Weise die Folgen Religiöser Unduldsamkeit und fanati schen Glaubenshasses, durch den die tiroler Bauern ge zwungen wurden, ihr trautes Vaterhaus, ihre geliebte Scholle, ihre Bergheimat zu verlassen. Es sei nun darauf hingewiesen, daß die Ausführung der Werkes in unsern heimatlichen Bergen unter freiem Himmel zweifellos ein künstlerisches Ereignis werden wird, zumal uns der künstlerische Ernst und die außergewöhnliche Begabung de» Leiters der wundervollen Maldbühne Bärenburg eine sichere Gewähr dafür bietet. — Der Reinertrag des am 28. Juni hier stattge- sundenen Roten-ttreuz-Tages beläuft sich auf rund 300 Mark. Montag Den 6. In« 1914 nachm. 2 Ahr sollen im Bersteigerungsraume des König!. Amtsgerichts hier 2 Svkneibttsvkv, I Kklvnsvknsni«, 2 Spiegel, 7 Lv- mSI^v, l Svvsivvtisvk, t KI. Lissvknsnk, I vallsl. vieei'ne« Sv«, 2 Laknsvssvl, S Sessel in» kvelvi»- »itL, S Vssvn, l Stzan^uks-, l 2immvnbsvvimeKei', l «sniloline, l Leige, l vlvlr«^ ?lS«visvn, l Kenn els», 2 FlnLÜgv, l elvkßn. Tugksngvlsmpv, I Akk- mssvkinv, vevsokieilvne UnsktissgvnuGvnsiiivn, vingvkvvkßv knüvktv u s s. öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden^ Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Dippoldiswalde. Inserate werden mit 80. Jahrgang Freitag den 3. Juli 1914 abends Nr 151 Die -weißeritz - Zeitung« «scheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. net. Bekanntmachungen auf der ersun Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zette 85 bez. 80 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Meißtritz-Mling ÄMkitW ick AUM siir WölWM, SjmiMrg u. ll. Amtsblatt fiir die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschast mit 12Pf. die Spaltzetle oder deren Raum bersch-