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WHeritz-Mung TaMituW mH Achtr fir AstMiswMe, SMebttg u. ll 80. Jahrgang Freitag den 24. April 1914 abends Nr. 93 Die »Wttßerltz, Zeitung" erscheint täglichmit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Poftanstalten,Post- boten, sowie unsere Aus- träger nehmen Bestel lungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseittgem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mft 15 Pf., solche aus unserer Amtshailptmannschast mit 12 Pf. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zelle 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkoinplizierteI nserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 80 PH Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In die hiesige Handelsschule, die mit Ostern 1914 einen dreistufigen Ausbau mit je zwölf Wochenslunden erhalten hat, wurden gestern in Klasse 111 25 Schüler ausgenommen. Bemerkenswert ist, daß die Besuchszisfer dieser Anstalt sich in stetig aussieigender Richtung bewegt. Die Grenzen des Schulbezirks haben sich weit in den amtshauptmannschaftlichen Bezirk vorgeschoben, ein Beweis, welcher Wertschätzung sich die Anstalt in allen Geschäftskreisen erfreut. Das Königliche Ministerium des Innern hat auch im vergangenen Jahre sein ganz besonderes Wohlwollen für die hiesige Handels schule durch eine sehr namhafte Beihilfe bekundet. Auch der hiesige Stadtrat leistet vom 1. Januar 1914 ab einen erhöhten Beitrag für die Schule. — Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, hat Herr Motorbootsbesitzer Heinrich Reinarz in Königs- winter die Talsperre zur Ausübung des Wassersportes gepachtet. Er wird voraussichtlich schon in allernächster Zeit den Betrieb eröffnen. Es dürfte noch in Erinnerung sein, daß genannter Herr bereits mit der Stadt wegen Pachtung der Sperre in Verhandlungen stand, die jedoch abgebrochen werden muhten, weil die Weißeritztalsperren- genossenschaft Bedingungen stellte, die von der Stadt gemeinde nicht angenommen werden konnten. — Herein mit der Frühlingslufti Die jetzige, köst liche Luft soll man nicht nur draußen aufsuchen, wozu man leider nicht immer genügend Zeit hat, man soll sie vielmehr auch in die Zimmer hereinlassen. Alle Fenster auf, von früh morgens bis zum Abend! Und wer keinen Grund hat, sich vor der Nachtluft und vor dem Osfen- stehenlassen der Fenster zu scheuen, beginne von jetzt an bei osfencm Fenster zu schlafen. Will man die offenen Fenster nachts nicht im Schlafzimmer haben, so öffne man sie in einem anderen Raume und lalse die Verbindungs- türen offen, damit man die frische Luft wenigstens auf indirektem Wege haben kann. Luft und Licht sind Leben, bas ist nicht zu vergessen. — Bor der 2. Strafkammer des Königlichen Land gerichts Dresden hatte sich der 19 Jahre alte, bisher unbescholtene Handlungsgehilfe Alfred Oskar Hermann Drechsel aus Wilmsdorf bei Possendorf wegen Unter schlagung, Urkundenfälschung und Betrugs zu verant worten. Der Angeklagte lernte seit 13. April 1909 drei Jahre in der Chemischen Fabrik von Hornoss in Banne witz und war dann daselbst Handlungsgehilse bei einem Monatsgehalt von 75 Mark. Drechsel hat sowohl die Firma als auch andere Leute in der gröblichsten Weise geschädigt. Der Angeklagte unterschlug in Bannewitz 1800 Mark und zwei Schecks über zusammen 1013 Mark, die dem Fabrikbesitzer Hansen gehörten, sowie einen Wert brief über 1003 Mark. Drechsel unterzeichnete auch Post- quittungen unbefugt mit dem Namen seines Prinzipals und lieh sich die Beträge, insgesamt mindestens 1200 Mark, bei der Post auszahlen. Der junge Mann hat dann unter der wahrheitswidrigen Angabe, er sei Dar- lehns- und Hypothekenvermittler, sowie unter noch anderen falschen Vorspiegelungen, teils auch mit Benutzung ge- fälschter Schriftstücke Firmen in Berlin und anderwärts, sowie Geschäftsleute um Darlehen und Waren im Ge samtwerte von ungefähr 700 Mark betrogen. Drechsel führte ein lockeres Leben, er kaufte sich ein Fahrrad für 420 Mark und verausgabte viel Geld. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 9 Monate Gefängnis; 6 Monate gelten als verbüßt. 7 ^ - . 7—7^ Schmiedeberg. Unter zahlreicher Beteiligung hielt Sonnabend den 18. April im Hotel zur Post der deutsche Turnverein seine diesjährige ordentliche Hauptversamm lung ab. Nach Begrüßung der Anwesenden gab der Vorsitzende, Herr W. Müller, einen kurzen Bericht über da» verflossene Bereinsjahr. Demselben war zu ent nehmen, daß der Turnbetrieb im allgemeinen ein be friedigender gewesen ist. Dem Verein wurden vier Mit- glieder durch den Tod entrissen. Man ehrte deren An denken durch Erheben von den Plätzen. Aus den vor- genommenen Neuwahlen gingen hervor: Turngenosse Engelmann als stellv. Vorsitzender, Turngenosse Schulze als Turnwart, Turngenosse Stengel als Schriftführer, Turngenosse Starke als Turnratsmitglied. Sämtlich wiedergewählt. Neugewählt wurde al» Zeugwart Turn- genosse Walter Beyer. Sodann erfolgte die Ausnahme vier neuer Mitglieder. Außerdem wurden zehn der bis ¬ herigen Zöglinge als Mitglieder überschrieben. Für regel mäßigen Turnstundenbesuch erhielten vier Mitglieder je eine besondere Auszeichnung und weitere zehn Mitglieder als auch acht Zöglinge schlichte Eichensträußchen als Lohn für ihre Turnertreue. Auf Anregung des Turnrats wurde beschlossen, an Stelle des üblichen Anturnens, am 17. Mat eine Turnfahrt nach Ladenmühle, verbunden mit Geländespiel und nachfolgendem Tanz, zu veran stalten. Ferner wurde ein Lichtbildervortrag über das 12. Deutsche Turnfest in Aussicht penommen. Zum Schlüsse regte man an, einen Teil der Kunstblätter aus der Turnfestzeitung 1913 in der Schulturnhalle auszu hängen, den anderen Teil aber an Turnwart und Vor turner zu verteilen. Hartmannsdorf. Am nächsten Sonntag findet hier Kirchenvisitation durch Herrn Superint. Hempel, Dippol diswalde, statt. Kreischa. Der unter dem Vorsitz des Herrn Pfarrer Richter tagende Ausschuß für Abhaltung des Roten-Kreuz- Tages beschloß in der Sitzung am 22. April, das Wohl tätigkeitsfest Sonntag den 10. Mai in Kreischa zu veran stalten. Man plant am Morgen Platzmusik und Morgen sprache, am Nachmittag Festzug, Marktfest, Konzert und Vorführungen, Volksbelustigungen, und am Abend Theater und Ball. Die Helferinnen werden in liebenswürdiger Weise den Verkauf von Blumen und Postkarten über nehmen. — Zum Vorsitzenden des Ausschusses für Jugendpflege wählte man Herrn Postsekretär Greif; zum Kassierer er nannte man Herrn vr. weck. Krapf und zum Schriftführer Herrn Lehrer Nickel. Der Ausschuß wird sich zunächst be mühen, seinen passenden Spiel- und Turnplatz für unsere Jugend zu gewinnen. — Der Landwirtschaftliche Verein von Kreischa und Umgegend unternimmt am 16. und 17. Mai eine Reise nach dem Spreewald. Die Führung übernimmt von Kottbus aus Herr Lehrer Matuschka, der Vorsitzende vom Spree waldverein in Kottbus. — Bei Beginn des Schuljahres wurden in die hiesige Fortbildungsschule neu ausgenommen: 37 Schüler, davon gehören 7 in die gewerbliche Klasse l (Zeichner), 15 in die gewerbliche Klasse II (Nichtzeichner), 15 in die land wirtschaftliche Abteilung. Die Gesamtzahl unserer Fort- bildungsschüler beträgt 91. Possendorf. Wenn der Frühling ins Land zieht und alles wieder neu belebt und verjüngt, dann wollen auch viele Leute ihrer Behausung ein schmuckes Gepräge geben. Auch in unserem Orte kann man diese Wahr nehmung machen, denn an verschiedenen Wohnhäusern werden jetzt bauliche Verbesserungen vorgenommen, neue Scheunen sind entstanden, überall regt sich Bau- und Verbesserungslust. Und so werden wohl mit den Jahren auch bei uns die älteren und baufällig werdenden Gebäude nach und nach verschwinden. — Wer in dieser blumen- und blütenreichen Frühlings zeit seine Schritte hinauslenkt auf Felder und Wiesen, der wird auch von früh bis abends den Landmann treffen, denn für ihn gibt es jetzt vollauf zu arbeiten und zu schaffen. Ein Blick aus die Saatfelder und Wiesen über zeugt uns dabei, daß in diesem Frühjahre alles recht gut bei uns steht: Ueppiger Klee- und Grnswuchs und die jeden Tag immer mehr und mehr zunehmende junge Saat. Bald kann auch schon mit der Erünfütterung begonnen werden, zeitiger als in anderen Jahren! So kann der Landmann in diesem Jahre hosfnungssreudig in die Zu kunft schauen und darf, mit Gottes Hilfe, eine gute Ernte erwarten. Dresden, 23. April. Die Erste Kammer nahm heute vormittag 11 Uhr in ihrer 33. öffentlichen Sitzung zunächst die Wahl von drei Mitgliedern und zwe: Stell vertretern zum Staatsgerichtshof vor. Auf Vorschlag des Herrn Vizepräsidenten Oberbürgermeister vr. Dr. ing. Beutler wurden zu Mitgliedern gewählt die Herren Ministerial direktor a. D. Wirkt. Geh Nat vr. Jahn, Exzellenz, Land gerichtspräsident a. D. Hartmann und Rechtsanwalt Geh. Justizrat Ullrich (Chemnitz), zu Stellvertretern die Herren Justizrat Barth und Rechtsanwalt Geh. Jusiizrat Or. Mittasch. Wester wurden verschiedene Etsenbahnsachen erledigt, über die namens der zweiten Deputation Kommerzienrat Dr. ing. Reinecker berichtete. Endlich standen verschiedene Petitionen zur Beratung, die nach den An trägen der Deputation erledigt wurden. Schluß der Sitzung l/21 Uhr. — Nächste Sitzung: Dienstag, 28. April, vor mittags II Uhr: Eisenbahnsachen. Weitere Sitzungen finden am Mittwoch und Donnerstag nächster Woche statt. — Am 25. Mai vormittags 10 Uhr findet zu Ehren des Geburtstages des Königs auch auf dem Truppen übungsplatz Königsbrück eine Parade über die dort anwesenden Truppenteile des 12. Armeekorps statt. Die Parade wird vom Kommandeur der 3. Division Nr. 32 Generalleutnant Edler von der Planitz abgenommen und vom Kommandeur der 5. Jnfanteriebrigade Nr 63 General major v. Gersdorfs befehligt werden. Es nehmen teils: Infanterieregimente! Nr. 102 und Nr. 103, 3 Bataillon des Infanterieregiments Nr. 177, Maschinengewehrkompanie des Infanterieregiments Nr. 178, 2. Bataillon des In fanterieregiments Nr. 182, ein Zug des Husarenregiments Nr. 20, die reitende Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 12 und die 2. Abteilung des Feldartillerieregiment» Nr. 28 — im ganzen acht Bataillone Infanterie, drei Maschinengewehrkompanien, ein Zug Kavallerie, zwei Ab teilungen Feldartillerie. Aufstellung und Parademarsch erfolgen hart nördlich des Lagers; der Zivilbevölkerung wird das Ansehen der Parade gestattet werden. — Die Ankunft des Kronprinzen Rupprecht von Bayern in Dresden zum Besuche des König» von Sachsen ist für Sonntag den 3. Mai 8 Uhr 35 Minuten vor mittags in Aussicht genommen. — In mäßiger Höhe kam am Mittwoch gegen 8 Uhr von der Meißener Richtung her eine Militärtaube das Elbtal entlang geflogen. Das Flugzeug bot den vielen Baumblutausflüglern im Scheine der untergehenden Abend sonne ein prachtvolles Schauspiel. Plötzlich verstummte über der Gohliser Windmühle das laute Gnattern des Motors und die Taube senkte sich in steilem Glritfluge zur Erde. Vor einem Gute geriet der Apparat auf einem kurz vorher bestellten Acker in eine Furche. Dadurch konnte das Militärflugzeug nicht auslaufen, überschlug sich und wurde stark beschädigt. Beide Flieger, Osfiziere der Garnison Metz, kamen mit dem Schrecken davon. Das Flugzeug mußte abmontiert werden. Der Trümmerhaufen wurde während der Nacht von Polizeibeamten bewacht. Viele Schaulustige waren zur Unfallstelle geströmt, zumal recht rasch das Gerücht von einem neuen Fliegerunglück sich verbreitet hatte. Die unfreiwillige Landung soll an geblich in einem Motordefekt bestanden haben. Cossebaude. Ein schwerer Unfall trug sich Mittwoch nachmittag auf der Dresdner Straße zu. Lin junger Mann überfuhr mit seinem Fahrrad das siebenjährige Töchterchen eines hiesigen Arztes. Das Kind Hal dabei beide Beine gebrochen. r - Meißen. Die Entstehung des Feuers in der Näh- maschinenfabrik von Biesolt L Locke wird jetzt aus eine Erplosion des Erhaustors zurückgeführt. Brandstiftung wird nicht vermutet. Schon am Dienstag nachmittag 5 Uhr wurde der Fabrikinspektion gemeldet, daß sich in der Trockenkammer der Tischlerei eine starke Rauchent wicklung gezeigt habe. Von den Maschinisten wurde fest- gestellt, daß der Exhaustor gebrannt hatte, daß das Feuer aber mit ein paar Eimern Wasser wieder gelöscht werden konnte. Der Raum, in dem der Erhausior steht, wurde abgesucht und die Apparate außer Betrieb gestellt. So wohl der Fabrikinspektor wie Tischlermeister und Schleifer meister nahmen eine eingehende Kontrolle der Räume vor. Es ließ sich aber nichts Verdächtiges entdecken. Als der Fabrikwächter nachts gegen 11 Uhr unterwegs war, hörte er plötzlich einen furchtbaren Knall: der Erhausior war offenbar explodiert und hatte die gesamte Tischlerei in Flammen gesetzt. Das Feuer verbreitete sich dann mit riesiger Schnelligkeit weiter. Unter großen Schwierigkeiten wurde zunächst in dem engen Hof versucht, die Lackiererei zu retten. Es war aber vergebens, die Lackiererei brannte vollständig nieder. Die ganze Anlage bietet ein wüster Bild. Siebenlehn. Das Königliche Ministerium hat der Betriebswerkslätte der hiesigen Deutschen Schuhmacher- achschule 2000 Mark Unterstützung für dieses Jahr ge währt. Leipzig. Die Seilerinnung kann am 3. Mai auf ein 400 jähriges Bestehen zurückblicken. 22. April. Aus dem Postamt 7 in der stranksurter Straße in Leipzig riß gestern abend ein junger Bursche einer Kontoristin, die eine Postanweisung aufgab und als Einzahlung zwei Hundertmarkscheine vor sich