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Weitzeritz-Mung Tageszeitung und Anzeiger siir HpvMalde, SljMekrg». U 80. Jahrgang" Mittwoch den 22. April 1914 abends Nr. 91 Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit 15 Pf., solche mrs unserer Amtshauptmannschast mit 12Pf. die Spaltzette oder deren Naum bcrech» net. Bekanntmachungen auf der ersteir Sette (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, tm redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Die «VMerltz - Zeitung" «scheint taglichmit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50Hs., zwei monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Der Vorstand der Höckenbach > Anterhaltungsgenossenschaft setzt sich folgender maßen zusammen: a, Baumeister Paul Werner, Höckendorf, zugleich Vorsitzender des Vorstandes, Stellvertreter Dampfmolkeretbesitzer Moritz, Ruppendorf, zugleich stellvertreten der Vorsitzender im Vorstände, b, der Eemeindeälteste Anton Dietrich, Ruppendorf, Stellvertreter Gutsbesitzer Oskar Fleischer, Ruppendorf, c., Baugewerke Paul Püschel, Höckendorf, Stellvertreter l)r. weck. Fischer, Höckendorf, ck., Gutsbesitzer Bruno Uhlemann, Höckendorf, Stellvertreter Kaufmann Emil Kohl, Höckendorf. Nr. 82 c l.. König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am l 5. April 1914. Willige ZitzW in FlMmMelcil z« HpMwMt Vono«r8l«t8 ckvll 2L. LprU 1S!4 abends 8 Uhr im Sitzungszimmer. Tagesordnung hängt im Rathause aus. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne Der österreichisch-ungarische Thronfolger. Die Augen der politischen Welt Europas sind nicht erst seit der letzten schweren Krankheit Kaiser Franz Josefs auf seinen Nachfolger, den Erzherzog Franz Ferdinand, gerichtet. Schon als sein Vater, der nur um drei Lebens jahre dem kaiserlichen Bruder nachstehende Erzherzog Karl Ludwig, der nach des Kronprinzen Rudolf tragischem Tode dem österreichisch-ungarischen Throne am nächsten stand, im Jahre 1896 starb und damit sein damals 33 jähriger ältester Sohn Thronfolger wurde, begann die eifrige Nachforschung nach des jungen Fürsten Lharakter- anlage, Neigungen und etwaigen Regentcnplänen. Allein der körperlich etwas schwächliche Erzherzog, der einige Jahre vorher erst auf einer Weltreise das Gespenst eines ernsten Lungenleidens glücklich gebannt hatte, hielt sich anfänglich von allen charakteristischen Betätigungen eigener Rcgierungskunjt weislich zurück und entzog sich beharrlich den wiederholten Versuchen, parteipolitisch abgestempelt zu werden. Nur im k. u. k. Militärwesen nahm er als eifriger Soldat alsbald eine führende Stellung ein und rückte dort bis zum „Generalinspekteur der gesamten bewaffneten Macht" auf. In die ersten Thronfolgerjahre fiel aber ein rein menschlich.persönlicher Akt, der für den selbständigen Charakter Erzherzog Franz Ferdinands sehr bezeichnend war: seine Vermählung mit einer Dame des böhmischen Hochadcls, Gräfin Sophie Chotek von Chotkawa, die den zahlreichen Erzherzoginnen des Habsburger Kaiserhofs von vornherein nicht ebenbürtig war. Nur wer die dort herrschende strenge Hofettkette einigermaßen kennt, vermag zu beurteilen, welche Charakterstärke für beide Teile des Thronfolgerpaares dazu gehörte, trotzdem die Heirat durch zuführen, der ein eidlicher Verzicht auf die Thronnachfolge für etwaige Kinder vorausgehen mußte. Die zur Fürstin von Hohenberg ernannte Gräfin Chotek hat später den Titel einer Herzogin mit der Anrede Hoheit erhalten und durch ihren persönlichen Takt manche Etiketteschwierigkeiten überwunden, aber ihre Stellung ist bis heute schwierig geblieben, und die Tochter und die beiden Söhne, die sie ihrem Gattin in allgemein als glücklich geschilderter Ehe geschenkt hat, sind nach wie vor von der Thronfolge aus geschlossen. In den letzten 10 Jahren haben dann äußere Um stände, vor allem das hohe Alter seines kaiserlichen Onkels, den Erzherzog Franz Ferdinand wiederholt genötigt, aus seiner politischen Zurückhaltung herauszutreten. Auf dem Gebiet der inneren Politik wurde besonders seine Ueber- nähme des Protektorates über den katholischen Schulverein im Jahre 1901 als eine Parteinahme für katholischen Älerikalismus gewertet. Man hat daraus aus persönliche Intoleranz gegenüber anderen Konfessionen Schlüsse ziehen wollen und sogar eine tiefinnerliche Abneigung gegen das protestantische Deutschland und das kirchenfeindliche Italien ableiten wollen. In Wirklichkeit haben die nachfolgenden Toten des allerdings überzeugten kirchlich-katholischen Fürsten keine Stütze für jene Vermutungen gegeben. Man wird vielmehr, wenn man seine kirchcntreue Haltung nicht bloß rein menschlich erklären will, jenen inncrpolitischen Grundzug der Habsburger darin wiedererkennen dürfen, der das auseinanderstrebende Völkerkonglomerat der öster reichisch ungarischen Monarchie durch scharfe Betonung der katholischen Kirchlichkeit zusammenzuhalten bestrebt ist. Am wenigsten darf man Franz Ferdinand als inneren Gegner der Dreibundpolitik ansprechen. Mit dem Deutschen Kaiser verbindet den jetzt Fünfzigjährigen ein enges Freund- schastsband, das bei den wiederholten Besuchen und Gegen- besuchen der letzten Jahre Immer fester geknüpft wurde. Dabei Hot sich auch eine immer weitergehende innere Aebereinstimmung in den Aufgaben und Zielen des Drei bundes ergeben. Gerade die letzten beiden Jahre haben auch seine bundestreue Gesinnung gegenüber in» Helle Licht gesetzt und da» nach den Worten des Herrn v. Bethmann- Hollweg „glückliche Ergebnis" der kürzlich stattgefundenen österreichisch-italienischen Ministeraussprache haben sicher seine volle Zustimmung. Damit ist wohl auch das Ge rede widerlegt, daß der künftige Kaiser der Donau monarchie ein kriegslustiger Draufgänger sei, vor dessen militärischen Entschließungen man auf der Hut sein müsse. Gewiß gab es Zeiten, wo er einen Waifengang mit Serbien für zweckmäßiger hielt als die unbedingte Friedens politik des alten Kaisers. Allein das sind Episoden der Vergangenheit, von denen noch keineswegs feslsteht, wem die Geschichte einst rechtgeben wird. Bei einer Thronbesteigung fände selbst der neue Kaiser Oesterreich-Ungarns so schwierige innerpolitische und aus wärtige Aufgaben vor, daß schon um deswillen eine ganz neue, temperamentvolle Persönlichkeitspolitik ausgeschlossen wäre. Ein neuer, strafferer Geist würde wohl in die Wiener Hofburg mit dem neuen Herrn einziehen. Aber der Gesamtkreis der österreichisch-ungarischen Politik würde wohl der alte bleiben, weil das Schwergewicht der natür lichen Entwicklung stärker als ein noch so tatenfreudiger Kaiser ist. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Kgl Ministerium des Innern hat beschlossen, vom 1. Juli 1914 ab Herrn Regierungs amtmann Or. Sonnenkalb bei der hiesigen Kgl. Amts- hauptmannschc.fi zur Kgl. Amtshauptmannschast Zwickau und vom gleichen Zeitpunkte ab Herrn Regierungsassessor vr. v. Schuch, zurzeit bei der Kgl. Amtshauptmann schaft Chemnitz , zur hiesigen Kgl. Amtshauptmannschast zu versetzen. — Tagesordnung für die 7. Sitzung der Stadt verordneten am Donnerstag den 23. April 1914 abends 8 Uhr. Oessentliche Sitzung: Ein Dankschreiben. — Zwei Mitteilungen. — Bericht über Prüfung der neuen Wasser leitung. — Zwei Reoisionsprotokolle. — Vorlage, Ab gabe von Wasser an auswärtige Gemeinden betr. — Zwei Vorlagen wegen Abgabe von Wasser zu Feuer löschzwecken in Ulberndorf und Obercarsdorf. — Vor lage, Zulassung von Mantelrohren mit geringerer Zinn einlage bei Prtvatwasserleitungsanlagen betr. — Vorlage, Schuttablagerungsplatz an der Rabenauer Straße betr. — Vorlage, Anschaffung eines elektrischen Staubsaugers beim Elektrizitätswerke betr. — Zwei Vorlagen, veränderte Preisfestsetzung für Kraststrom aus dem städt. Elektrizitäts werke betr. — Hierauf: Nichtöffentliche Sitzung. Dippoldiswalde. Auf die gestrige Notiz, den Vasen diebslahl auf dem Friedhof betr., ist folgende Mitteilung eingegangen. Der unbekannte Täter ist mit den Basen am Montag vormittag gegen 10 Uhr in der Altenberger Straße gesehen worden. Beschreibung des Täters: 28 bis 30 Jahre alt, 158 bis 160 Zentimeter groß, rundes, blasses Gesicht, kleinen, schwarzen Schnurrbart mit Fliege. Bekleidet war er mit Hellem Jackett, dunkler Hose und Weste, sowie Schuhen. Derselbe hat sächsischen Dialekt gesprochen, ist vermutlich Bildhauer und hat hier um Arbeit nachgefragt. — Die Gesellschaft „Erholung" veranstaltet am morgen den Donnerstag einen Unterhaltungsabend, an dem zwei kleine Theaterstücke zur Ausführung kommen. Altenberg. In die hiesige Höhere Lehranstalt für künftige Berkehrsbeamte wurden 43 Schüler ausge nommen. Die Reifeprüfung an der Höheren BerkehrL- schule ist bekanntlich mit Verleihung des Einjährig Frei- willigen-Zeugnisses verbunden. Bon den neueingetretenen Schülern wurden 30 in die 3., IO in die 2, 2 in die 1. und 1 in die Obcrklasse ausgenommen. Geising. Als am Montag der Mittagszug auf dem hiesigen Bahnhof einfuhr, ereignete sich «ine Entgleisung, die jedoch weiteren Schaden nicht ungerichtet hat. Bei einem oierachsigen Güterwagen war eine Feder gebrochen und das herunlerklappende Bruchstück spießte sich gegen die Schwellen rin, wodurch das Hintere Achsenpaar, wie auch das vordere Achsenpaar des nachfolgenden Personen wagens aus dem Gleise gedrückt wurden. Nach mehr stündiger Arbeit war der Schaden wieder beseitigt. Dio Fahrgäile des betroffenen Personenwagens kamen ohne Verletzungen davon. Dresden. 75. Sitzung der Zweiten Kammer am Dienstag den 21. April 19l4 nachmittags 2 Uhr. Am Regierungstische: Minister v. Seydewitz und Kommissare. Präsident vr. Bogel eröffnet die Sitzung Auf der Tagesordnung stehen 20 Eisenbahnangelegenheiten. Abg. Wittig (kons) berichtet über die Verlängerung der Müg litztalbahn von Geising nach Altenberg. Die Kosten be tragen 531000 Mark. Nach Empfehlung des Entwurfes durch den Finanzminister beschließt die Kammer ein stimmig und ohne Debatte, den Plan und die Kosten zu bewilligen. Nach dem Berichte des Abg. Rentsch (kons.) werden 806000 Mark zur Herstellung eines schmal spurigen Industriegleises zwischen Schmiedeberg und Bärensels einstimmig und ohne Debatte bewilligt. Abg. Castan (soz) bittet namens der Finanzdeputation 8, die angesorderten Kosten zur Erweiterung des Werkstätten» bahnhoss Zwickau in Höhe von 2265 000 Mark zu be willigen. Die Kammer beschließt dementsprechend. Abg. Castan (soz.) berichtet sodann über die Rechnungsforde rung bezüglich der Versorgung des Bahnhofes Chemnitz mit Lokomotiospeifewasser. Redner bemängelt einige Einzelheiten. An der Aussprache beteiligten sich die Ab geordneten Mehnert, Claus, Ministerialdirektor Elterich und der Finanzminister. Schließlich genehmigt die Kammer die Kosten einstimmig. Abg. Castan (soz.) be richtet sodann über die Einrichtung von Krastwagenlinien, wofür 1800000 Mark angefordert sind. Am Ende der Finanzperiode sollen 550 Kilometer Kraftwagenlinien vorhanden sein. Es sind insgesamt 19 Linien vorge sehen. Es sprechen zu diesem Titel — immer unter Be tonung lokaler Interessen und Wünsche — die Abgeord neten Barth, vr. Seyfert, Günther, Wittig, Rentsch, Hauffe, Bleyer, Uhlig, vr. Böhme, vr. Schanz, Dr. Spieß, Heymann, Bär, Finanzminister v. Seydewitz. Sodann wird der Titel nach der Regierungsvorlage angenommen. Die Petition des Grmeindevorstandes Maune in Pennrich bei Dresden um Errichtung einer staatlichen Kraftwagen- linie von Dresnen über Gorbitz, Pennrich, Steinbach, Kausbach nach Wilsdruff (Berichterstatter Abg. Castan, soz.) wird der Regierung als Material überwiesen. Eine Petition aus Rotschau i. V um Errichtung einer Kraft wagenlinie von Reichenbach nach Netzschkau mit Fort setzung nach Langenbach bei Mühltroff wird als durch die Erklärung des Finanzministers vom 27. Februar er ledigt erklärt (Berichterstatter Abg. Schnabel, natl). Der Regierung als Material überwiesen wird die Petition aus Zöbigker, Prödel und Zwenkau um Errichtung einer Motorwagenlinie Leipzig-Zwenkau (Berichterftatter Illge, soz). Die Stadtgemeindcn Rochlitz und Mittweida München durch eine Kraftwagenltnie verbunden za werden. Die Petition wird der Regierung in dem Sinne zur Kenntnisnahme überwiesen, daß der Landgemeinde Königshain ein höherer Beitrag zum Straßenbau zu teil werde (Berichterstatter Abg. Möller, soz). Das Ersuchen des Gemeinderats Gelenau um Verbindung dieses Orte« mit Chemnitz durch eine Kraftwagenlinie wird der Regie rung als Material überwiesen (Berichterstatter Abg. Mehnert, soz ). Der Wunsch auf eine staatliche Kraft wagenlinie Zwickau-Lichtenstein-Oelsnitz i. E. wird vom Hause als erledigt erklärt durch die Erklärung des Finanz« Ministers vom 26. Februar (Berichterstatter Abg. Mehnert, soz). Eine weitere Petition fordert eine Automobilver bindung zwilchen Freiberg und Frauenstein. Nach dem Berichte des Abg. Mehnert (soz) wird sie der Regierung als Material überwiesen. Dasselbe Schicksal hat die Peti tion vm Errichtung einer Krastwagrnlinie von Weigs- darf nach Hirschfelde (Berichterstatter Abg. Rentsch, k»ns.>