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80. Jahrgang Montag den 6. April 1S14 abends Nr. 79 Dienstag den 14. April 1914 vormittags 1/211 Uhr öffentliche Bezirlsausschutzfitzung im amtshauptmannschattlichen Sitzungrsaale. WHeritz-Mlmg TMeitW M AUM ßr WMiDMe, Schmekberg li. ll. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit 18 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannsqaft mit 12 Pf. die Spaltzeile oder deren Raum be rech net. Bekanntmachungen auf der ersten Sekte (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile SS bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. — Die «Mheritz - Zeltring" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- «eben. Preis vierteljähr lich 1 M. öO Pf., zwei monatlich 1 Mark, ein- monatlich SO Pf. Ein- zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post- boten, sowie unsere Aus- träger nehmen Bestel lungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In Begleitung des Herrn Super- intendent Hempel und säst der gesamten Lehrerschaft be gaben sich am Palmsonntage 65 Knaben und 57 Mädchen aus der Parochie von dem hiesigen Schulhause in feier lich ernstem Zuge nach der Stadtlirche zur Konfirma tion. Der Festgottesdienst erhielt diesmal eine besonders weihevolle Ausschmückung durch einen Sologesang der Gesanglehrerin Fil. Hering-Rabenau. Zum Tert der Konfirmationsrede hatte Herr Sup. Hempel Joh. 15, 9 gewählt: „Bleibet in meiner Liebe". Mit herzdurch dringenden Worten wußte er die Liebe der Konfirmanden zu entfachen und zu beleben für ihre Eltern, für die Herren und Nächsten, für das Vaterland, für den Kampf im Leben und für das Gebet. Setzen die jungen Christen die an sie gerichteten Worte jederzeit in die Tat um, dann erfüllen sich die auf sie gesetzten Hoffnungen. — Dütz der kirchliche Sinn in unsrer Parochie noch ein erfreulich »ger ist, zeigte auch am Abend der vollständig gefüllte Reichskronensaal. Weit über 800 Personen, meist Kon firmanden mit ihren Angehörigen, waren der Einladung der kirchlichen Vereine zu einer Palmsonntags-Auf- führung gefolgt. Nach Chorgesang. Prolog, Be grüßung und Deklamationen von Mitgliedern des Jüng lings- und Jungfrauenvereins wurden nach jedesmaligem Verlesen des biblischen Terte» durch Herrn Sup. Hempel 15 tranrparante Bilder aus dem Leben Jesu gestellt, die durch ihre Größe, Klarheit und künstlerische Aussührung die Herzen zu echter Palmsonntagsstimmung erregten, und diese Eemülsstimmungen fanden dann bei jedem Bilde Ausdruck entweder in einem allgemeinen Gesang oder in einem Vortrage des Kirchenchors mit Klavier- und Harmoniumbegleitung. In kurzer Ansprache stattete Herr Sup. Hempel allen Helfern am Abend, besonders Herrn Kantor Schmidt und seinem Kirchenchore, herzlichen Dank ab, bekundete seine Freude über den zahlreichen Besuch und führte dann mit überzeugenden Worten aus, wie das Christentum Freude und Friede bedeute und legte dringend den Erwachsenen ans Herz, den Neukonfirmierten diese Freude und diesen Frieden zu erhalten. Dann werden zur Wahrheit die Worte des Schlußgesangr: „Freue dich, 0 Christenheit!" — Gestern hatte die erste Schlagballmannschaft des Vereins für Turnen und Bewegungsspiele „Turnlust", Dresden eine Wanderung nach hier unternommen, um ein Gesellschaftsspiel mit der ersten Mannschaft des Turnvereins Dippoldiswalde auszutragrn. Diese Dresdner Mannschaft ist zur Zeit eine der besten Mannschaften Deutschlands. In Leipzig beim Deutschen Turnfeste konnte sie alle ihre Gegner überlegen schlagen. Das Spiel, das ziemlich scharf geführt wurde und hochinteressant war, endete auch hier mit dem Siege der Dresdner. Aber auch der Zwölf vom Turnverein Dippoldiswalde gebührt für ihr tapferes Spiel Anerkennung. — Die griechisch-römische Sage erzählt von einem Jüngling namens Narkissos, Narcissus oder Narziß, der von so wunderbarer Schönheit war, daß er, nachdem er die Liebe der Nymphe Echo verschmäht hatte, zu sich selbst in unbezähmbarem Verlangen entbrannte, als er sein Herr- lichrs Spiegelbild in einer klaren Quelle erblickt hatte. Es war eine ungetrübte Quelle mit klaren Silbersluten; um sie her war Gras und Wald, der keinen Sonnenstrahl durchlteß. Hier ließ sich Narziß, müde von der Jagd und der Hitze, nieder; und al» er seinen Durst löschen wollte, sah er in dem klaren Wasser das Bild seiner eigenen Gestalt, die schönen Augen, die lockigen Haare, die zarten Wangen, auf denen mit der Weitze bes Schnees vermischt, liebliche Röte flammte. Er wünscht, diese Gestalt in seine Arme zu schließen, und sie scheint von derselben Neigung erfaßt zu sein, wirft ihm, wie er ihr, Küsse zu, aber bald muß er erkennen, daß da» Geschaute nicht Wirklichkeit, sondern nur ein Abbild seiner selbst ist, da» — so nah — doch ewig unerreichbar sür ihn bleibt. So schmilzt er in unbefriedigter Sehnsucht dahin. Mit seiner Kraft schwindet schließlich auch sein Körper. An seiner Stelle aber sproßt eine zarte Blume aus dem Boden hervor, auf den er ge- funken war, deren safranfarbige Mitte von zarten weitzrn Blättern umgeben ist. Diese finden seine Schwestern, die Najaden, und geben ihr seinen Namen. Es ist die Nar- zisse, die im jugendschönen Frühling ihre hängenden, hin- abichauenden Blüten entfaltet. Zwei deutsche Arten sind von der Pflanze bekannt, die aber beide äußerst selten, z. B. in Süddeutschland auf Bergwiesen, wildwachsend an zutreffen sind: die echte oder Dichter-Narzisse, weil viele Dichter sie besungen (dlarcissus poeticus), und die falsche oder gelbe Narzisse (Narcissus pseuckonsrcissus) Die tat sächliche Herkunst des Namens Nazisse führt auf das griechische Wort narkos — Erstarrung, Betäubung zurück (vergl. Narkose, narkotisch, Narkotika) und erklärt sich aus dem betäubenden Geruch der erstgenannten Art, während die zweite geruchlos ist. Sie gehören beide zu der den Liliengewächsen nahestehenden Familie der Amaryllir- gewächse, bei denen der Fruchtknoten unterständig und von dem röhrenförmigen Blütenboden umgeben ist, von dessen Rand sich 6 Blütenhüllblätter ausbreiten, die bei der echten Narzisse weiß, bei den andern gelb sind. Eine sogenannte Nebenkrone von gelber Farbe, bei der echten Narzisse mit rotem Saum, erhebt sich kragenartig inner halb des Kieises der Blütenhüllblätter. Sechs Staub gefäße im Innern der Blütenröhre und der zu einer drei- fäcbrigen Kapsel auswachsende Fruchtknoten vollenden den Bau der Blüte. Die Narzissen sind Zwiebelgewächse, die Wurzel der gelben bewirkt Erbrechen und wird daher auch als Brechmittel benutzt; aus den Blüten der echten Nar zisse bereitet man in Südsrankreich Parfümerien; bei uns dient besonders die letztere als geschätzte Zierpflanze. — Vor die Entscheidung einer seltsamen Frage werden demnächst die Dresdner Gerichte gestellt. Es handelt sich um die interessante Frage, ob in der Ueberreichung einer Wurst aus Pferdefleisch eine Beleidigung zu erblicken ist. Im vorliegenden Falle soll sogar die Pferdewurst eine Körperverletzung zur Folge gehabt haben. Der Sachver halt ist folgender: In einem Dresdner Kegelklub sollte «in Preiskegeln veranstaltet werden. Jeder Kegler hatte zu diesem Preiskegeln einen Preis zu stiften, der in irgend einem Gegenstände aus der Genußmtttelbranche bestehen sollte. Ein Mitglied des Kegelklubs leistete sich nun den Scherz, eine Pferdewurst, das heißt eine aus Pferdefleisch hergestellte „Cervelatwurst", zu stiften. Das Preiskegeln nahm seinen Anfang und die Pferdewurst sand ihren Sieger. Dieser hatte natürlich keine Ahnung, daß die von ihm gewonnene Wurst aus dem verpönten Pferde fleisch hergestellt war. Er nahm sie mit nach Hause und überreichte sie seiner freudestrahlenden Gattin. Am nächsten Morgen prangte die Wurst auf dem Frühstücks- tische. Die fürsorgliche Haussrau schnitt sie an und über reichte die erste Scheibe dem Galten und dann aß sie selbst davon. Aber bald fiel dem Ehepaar der eigenartige süßliche Geschmack der Wurst auf. Ein furchtbarer Ge danke tauchte in beiden auf. Sollte es etwa Pferdewurst sein? Schon dieser Gedanke wirkte derartig auf die Ehe frau ein, daß sie sich sofort erbrechen mußte. Lin heftiges Unwohlsein machte sich bemerkbar, ein Arzt mußte zu Rate gezogen werden und erst nach drei Tagen war die Frau einigermaßen wieder hergestellt. Inzwischen hatte der Gewinner der Wurst durch eine Untersuchung beim ltädtischen Nahrungsmitteluntersuchungsamt festgeslellt, daß dieselbe aus Pferdefleisch hergestellt worden ist. Er hat gegen den Stifter der Pferdewurst die Beleidigungsklage erhoben und macht denselben ferner für den durch den benutz der Wurst verursachten Schaden an der Gefund- »eit seiner Frau haftbar, eventuell will er Strafantrag wegen Körperverletzung stellen. Man darf gespannt fein, welchen Ausgang dieser gewiß noch nie dagewesene Prozeß nehmen wird. Seifersdorf. Bei der hiesigen Gemeindeverbands, parkasse wurden im Monat März 1914 93 Einzahlungen m Betrage von 1277! Mark 37 Pf. bewirkt. Dagegen erfolgten 34 Rückzahlungen im Betrage von 3964 Mark 07 Pf. Schellerha«. In der hiesigen Kirche kommen folgende Motetten zur Ausführnng: Am Karfreitag: „Der Tod des Erlösers" von Fr Silcher (1789—1860) mit Verwendung de« Chorals „O Lamm Gotte», unschuldig" von Nikolaus Deciua (f 1541 in Stettin), eingerichtet für dreistimmigen a cspella-Kinderchor von Joh. Neumann. Am I. Oster- feiertag: „Der Herr ist auferstanden", Ostermotette für vierstimmigen a capells-Kinderchor von Joh. Neumann (Uraufführung). Am 2. Osterfeiertag: „Der Tod ist ver schlungen in den Sieg", Oster-Cantate von F. M. Gast op. 119, mit Sopransolo (Frau Kirchschullehrer Neumann) und Orgelbegleitung, eingerichtet für gemischten Chor von Joh. Neumann. Liebenau. Zum Pfarrer unseres Kirchspiels ist Herr Diakonus Stempel in Oberneukirch gewählt worden und wird vier Wochen nach Ostern bei uns seinen Einzug halten. Kreischa. Aus hiesiger Volksschule wurden in diesem Jahre 63 Konfirmanden (32 Knaben und 31 Mädchen) entlassen. Herr Schuldirektor Meißner hielt an der Hand eines seiner Gedichte die Entlassungsr.de. Dasselbe lautete: Der Kindheit Tor hat sich für Euch geschlossen, der Ernst des Lebens naht, 0 gebet acht; schafft rüstig weiter, unverdrossen. daß Ihr den Eltern immer Freude macht. Dankt denen, die bis hierher E ch geleitet, vergeßt es nicht, was sie an Euch getan, und nehmt den Herrn zum Hirten, denn er weidet Euch tten und sicher auf der Lebensbahn. Kinderchöre und Solis umrahmten die schöne Feier, sechs Knaben und neun Mädchen wurden mit Bücherprämien beschenkt. — Der frühere Postkutscher Herr Ernst Maukrsch in Klein-Kreischa feiert Dienstag den 7. April mit seiner Ehe frau die goldene Hochzeit. Waren. Gauturnsest. Der hiesige Turnverein (D. T) hielt am vorigen Freitag seine Monatsversammlung ab. Herr Vorsitzender Nestler erösfnete die Versammlung mit dem Liede .Turner, aus zum Streite' und begrützle die erschienenen Mitglieder. Hierauf sand nähere Besprechung über die Vorbereitungen zum Gauturnfest statt, und wurde die Abhaltung des Gauturnfestes auf die bestgeeigneten Tage, den 20., 21. und 22. Juni, festgesetzt. Außerdem wurde beschlossen, für heute Montag eine Versammlung einzuberufen, in welcher die Wahl der Ausschüsse vor genommen werden soll. Nach Erledigung verschiedener Bereinsangelegenheiten wurde die Versammlung geschlossen. Gut Heil! vrrsden, 4. April. König Friedrich August hat folgendes bestimmt: 1. Die Trainbataillone erhalten vom 1. April d. I. ab die Bezeichnung „Trainabletlung", die Trainkompanien die Bezeichnung „Eskadron". 2. Die zu zweijähriger Dienstzeit eingezogenen Mannschaften des Trains werden von demselbm Zeitpunkt ab „Trainreiter", die zu einjähriger Dienstzeit eingezogenen Mannschaften „Trainfahrer" genannt. 3. Zur Förderung des gegen seitigen Wasfenversländnisses sind nach Maßgabe der oer- sügbaren Mittel alljährlich Offiziere des Trains zur Infanterie, Kavallerie und — im Vernehmen mit den betreffenden König!. Preußischen Dienststellen — zum König!. Preußischen Kraftfahrbataillon und umgekehrt Offiziere dieser Truppen zum Train zu kommandieren. Die näheren Festsetzungen hierüber trifft das Kriegs ministerium. 4. Die an Paraden teilnehmenden Fahr zeuge des Trains sind künftig durch zwei Reseroefahrer mit umgehängtem Karabiner zu besetzen. 5. Die Militär- bäcker tragen im Frieden zu ihrer bisherigen Uniform zitronengelbe Schulterklappen mit der Nummer des Armee korps in römischen Ziffern. Dresden. Die Maßnahmen, die der Rat zu Dresdeir in den letzten Jahren zur Abwehr der im Dresdner Wasser sich zeigenden Algenbildungen getroffen hat, haben der Stadt etwa 300000 Mark gekostet und den Ueberschutz aus dem Jahre 1912 in Höhe von 410196 Mark auf 74 578 Mork im letzten Jahre herabgemindert. — Der Rat zu Dresden hat gegen die Aufschließung und Bebauung des Geländes de» Schlosses Albrechtsberg Widerspruch erhoben. — Der Reingewinn der Rat-kellerei in Dresden im Jahre 1913 bktrng 104 456,21 Mark. Zur Tilgung des beim städtischen Betriebsvermögen aufgenommenen Darlehen» und zur Vergrößerung de, städtischen Wein- lager» wrrden im Haushaltplan für 1914 82230 Mark gegen 76050 Mark im Jahre 1913 eingestellt. Dieser