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Me Abendstunde Wicde v»krlla!kiligs-keilsge mr WMm^-Srstlmg Amtsblatt) Mn silerliebe Von A. Seyffart-Alingsr. blumendurchduftete Luft durch alle Räume zog. Kommerzienrätin saß im Lehnstuhl vor dem K, . Die amin. (Nachdruck verboten.) Die nock hübsche Frau mit dem gütigen Gesicht nickte wehmütig. „Es ist, wie du sagst, mein Liebling, ich weiß, daß wir dich verlieren werden." Sie seufzte, und mehr zu sich selbst sprechend, fuhr sie fort: „Wie schnell sind die wenigen köstlichen Jahre verrauscht, wo ich das aufblühende junge Leben an meiner Seite hatte." Ein trostloser Ausdruck ließ sie plötzlich alt und grämlich erscheinen. „Nun wird es wieder öde um mich werden.geselljchaftlicheVerpflichtungen, leerePhrasen.... des Nachts kein Schlaf und am Tage keine Befriedigung — so wird es sein, wenn du von uns gegangen bist." „Aber Mütterchen, was sprichst du da!" bebte es über Traudes rosige Lippen, „vorläufig bin ich noch bei euch. Und wenn eines Tages —", sie umfaßte die Mutter und küßte sie stürmisch ab, „nicht wahr, du möchtest doch sicher nicht, daß dein Kind daheim bleibt und sich in Sehnsucht verzehrt. Nein, dazu bist du viel zu selbstlos, Herzensmama!" Die Frau Kommerzienrat trocknete verstohlen eine Träne. „Dein Glück ist auch das unsrige, Kind," sagte sie weich, „wir finden uns in alles, das ist selbstver ständlich." Eine Stunde später saß Getraude am Klavier und sang. Kirchheim hatte sie um ein Lied gebeten. Er stand regungslos auf der Veranda. Sein Blick ruhte selbstvergessen auf Traudes schönem, jungen Gesicht. Die Fenster waren weit geöffnet, so daß die würzige, Der Rat las im Nebenzimmer die Zeitung und rauchte seine Zigarre dabei. Jetzt schwieg auch Gertraudes weiche Stimme, und es war traumhaft still ringsum. Das junge Mädchen erhob sich und huschte auf die Veranda hinaus. „Hat das Lied Ihnen gefallen, Herr Kirchheim?" fragte sie halblaut. „Gertraude," entgegnete der Künstler flüsternd, „liebe Gertraude, in wenigen Tagen bin ich weit von hier, dann werde ich mich vergeblich nach Ihrer süßen Stimme, nach einem Blick Ihrer lieben Augen sehnen. O Gertraude, wie soll ich das Leben ohne dich er tragen ?" Sie erglühte, und ihre kleine Hand stahl sich in die seinige. Meine Gedanken werden immer bei Ihnen sein," sagte sie leise. „Und du selbst, Liebling? Wirst du mir folgen, wenn ich dich recht innig darum bitte? Willst du mein Weib sein, Gertraude, mein guter Genius, der auf der er letzte Ton des Finale war verhallt. Der Künstler ließ den Bogen sinken. Welch eine herrliche Leistung war das gewesen! Die süße Weichheit des Tones hatte die Zuhörer hingerissen, be zaubert. Nun löste sich der Bann, und rauschender Beifall lohnte den Virtuosen. Man erhob sich von den Plätzen, um seine hohe, schlanke Gestalt besser sehen zu können. Lorgnons und Operngläser waren auf sein blasses, durchgeistigtes Ge sicht gerichtet. Georg Kirchheim verneigte sich dankend. Ein seliges Lächeln verklärte seine Züge. Seine Blicke aber suchten eine Loge, in welcher der Kommerzienrat Köster mit Gemahlin und Tochter Platz genommen hatte. Mit verhaltenem Atem schien Gertraude Köster ge lauscht zu haben. Nun neigte sie sich ein wenig vor, lüste die Rose aus ihrem Gürtel und warf sie mit einer wohlgezielten Bewegung aufs Podium; der junge Meister hob sie auf, verneigte sich nochmals mit strahlen der Miene, umrauscht vom Beifallssturm, und zog sich dann in das Künstlerzimmer zurück. Hier war er allein. Seine Lippen preßten sich wiederholt auf die duftige Blüte und flüsterten Ger traudes Namen. „Mein süßes Mädchen," dachte er, „nun darf ich um dich werben, die Zukunft gehört mir. Der arme, unbekannte Geigenspieler durfte es nicht wagen, seine Augen zu der Toch.er des Kommerzien rats Köster zu erheben. Der berühmte Virtuose, dem Gold und Ehren in reicher Fülle zufließen, braucht eine demütigende Abweisung nicht mehr zu fürchten." Kommerzienrat Köster hatte sein Töchterchen kopf schüttelnd beobachtet. „Wieder ein Künstler?" meinte er, die Errötende besorgt ansehend, „mir wäre es doch lieber gewesen, Kind —" Aber seine Gattin zog ihn mit sich fori. „Wie un zart, Bruno! Deine Vorstellungen werden an Traudes Empfindungen nichts ändern, zudem liegt der Fall hier auch wescn sich anders. Kirchheim ist ein Künstler von Gottes Gnaden, dem die ganze Welt offen steht. Geh jetzt und lade ihn zum Tee ein. Die jungen Leute werden den Wunsch haben, noch ein wenig zusammen zu plaudern." Gertraude war den Eltern langsam gefolgt und hatte die letzten Worte ihrer Mutter gehört. „Gold mama!" sag:e sie flüsternd, „ich bin so glücklich, oh, so namenlos froh und selig, und du verstehst mich, nicht wahr? Du liest in meinem Herzen wie in einem offenen Buch."