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Die «Weiherltz ° Zeitung" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- aeben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei monatlich 1 Mark, ein monatlich SO Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Weißeritz-Mullg TaMitW »Nii AnzeiM ftr WMmN, Lchnitlltbtrg». ll. Inserate werden mit 1S Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pf. die Spaltzeile oder deren Raun, bc rech net. Bekannrmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag.—Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Smdtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Montag den 23. Februar 1914 abends 80. Jahrgang Nr. 44 Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Cari Jehne. HilMsiMW: SchMckM AM-rAnim. Hotel „zur Post" in Schmiedeberg. 4. Marz l9l4 vorm. MO Uhr: 2991 w. Stämme, 2 h. u. 11757 w. Klötze, 3692 w. gek. u. 4675 w. Derbslangen i. g. L., 43 730 w. Reisslängen. Nachm. 2 Ahr: 1>/r rm w. Brennscheite, 45 rm h, u. w. Brennknüppel, 9 rm w. Zacken, 347 rm h. u. w. Aeste. Kahlschläge: Abt. 35. 36. 41. HO. 122. 123. Durchforstungen: Abt. 12. 30. 31. 32. 45. 52. 53. 84 bis 87. 98. 122. Räumungen: Abt. 12. 34. Borentnahmen: Abt. 4. 6. Uxi. rorLtrovtvrvsrvsUuuk Sodmisäobsrg. Ugl. korstrsnlsmi rrsasmNsiu. die jährlichen Pferdeschlachtungen um über 10000 stiegen. Zum Pserdesleisch greift doch bei uns nur der, dem anderes Fleisch zu teuer ist. Freilich wurde früher auch Pferde fleisch gegessen.' So entsinnt sich Schreiber dieses eines Sonntags-Mittapstisches in einer sächsischen Leineweber familie mit fünf Kindern vor dreißig Jahren: Mitten au dem blankgescheuerten Tisch eine braune Schüssel mit ge kochtem Pserdesleisch, die Schüssel umgeben von Kartoffeln; Vaters und Mutters Platz ausgeslattet mit je einem Messer. Das war alles So einfach tut mans heute freilich nicht mehr. Die Ansprüche sind gestiegen, gestiegen auch in bezug auf Kleidung und — Vergnügen. In letzter Hinsicht auch die Gelegenheit mehr, als vielen lieb ist. Man mutz nur einmal das Wochenprogramm so eie er geplagten Ballmutter anhören, und man wird unwillkürlich die körperliche Widerstandsfähigkeit unsrer deutschen Jung- frauen bewundern. Andernfalls hielten sie das nicht ab, wie der Geldbeutel manches Ballvatcrs. Und dabei wünscht die Regierung, datz ein größerer Teil des Jahres einkommens auf die Miete verwendet werden soll, als wie das heute vielfach geschieht, damit ein gesünderes Wohnen erzielt wird. Die Gemeindebehörden werden auf dem Verordnungswege daran erinnert, datz das Wohnungs wesen nicht nur durch Neubauten, sondern auch durch Verbesserung der vorhandenen Wohnungen - gehoben werden könne. Das stimmt! Freilich werden die Wohnungen mit ihrer Verbesserung auch teuerer. Und da scheitert nicht selten alles. Besonders der ..gesegnete" Famlienvaler kann nicht mit. „Ich weitz so nicht, wie ich die Mäuler stopfen soll!" Als einen Grund mit zur Verteuerung der Lebensmittel bezeichnete man von mancher Seite von jeher die Aussuhrscheine auf Getreide, da durch sie die Ausfuhr des deutschen Getreides und damit ein hoher Gelreidepreis begünstigt werde. Aber auch aus anderen Gründen ist man jetzt mit dieser Einrichtung nicht einver standen, die es nach dem Vereinsorgan des Bundes der Industriellen dahin gebracht hat, datz in einer russischen Grenzstadt eine starke Konkurrenz für die deu'sche Müllerei entstand. Heute werden dort täglich bereits zwei Güte:- zugrladungen aus Deutschland hinübergeschafftes Getreide vermahlen. Und die Anlagen wachsen weiter. Der Kleie, die zollfrei wieder nach Deutschland gebracht wird, läßt man absichtlich viel Mehlgehalt, der ja heraurgezogen werden kann. Mit Hilse der Ausfuhrprämie schädigt also das Reich unabsichtlich seine eigene Mühlenindusliie und, auch das ist nicht ganz ausgeschlossen, unsre Deutsche Müllerschule. — Am vergangenen Sonnabend nachmittags gegen drei Uhr siel auf dem Obertorplatze die Bogenlampe ohne jede erkennbare Ursache herunter. Zum Giück ist dabei niemand verletzt worden, obwohl eine ganze Anzahl Kinder in der Nähe sich befind. — In der Nacht zum Sonntag ist an verschiedenen Stellen innerhalb der Stadt grober Unfug verübt worden. Es wurden Friseurbecken und Fensterläden ausgehangen und fortgetragen, Warnungstafeln wurden herausgerissen und aus andere Orte gestellt, Glasglocken von Stratzen- lampen abgeschraubt usw. Da vor einiger Zeit schon der- artiger Unfug verübt worden ist, werden die Einwohner gebeten, alle Wahrnehmungen, die zur Ermittelung der Täter führen können, der Schutzmannschaft mitzuteilen. — „Es ist rin alter Spruch: Reitz ein dein altes Haus, so findest du den Schatz und baust ein neues draus." Dieser und noch andere Sinnsprüche schmückten den fest lich hergerichleten Poliersaal im Gebäude der Firma Paul Keller L Co., in dem sich am Sonnabend nach mittag die Herren Chefs der Firma, die Arbeiter und Arbeiterinnen, die Monteure und die beim Um- und Er weiterungsbau Beschäftigten zu einer schönen Feier zu- ammenfanden. An langen Tafeln hatten alle Platz ge nommen, als bald nach 5 Uhr Herr Oberingenieur Hedrich namens der g>rma alle Erschienenen aufs Herz Die Schwelnefeuche ist unter dem Schwelnebestande des Gutsbesitzers Oskar Vormann in Selfersdorf ausgeb rochen und die Schweinepest in dem Gehöst des Gutsbesitzers M. Nacke in Malter erloschen. Dippoldiswalde, am 20. Februar 19'4. 3430. Königliche Nmtshauptmannschaft. lichste begrützte, der Neuschassungen gedachte und allen dabei Beteiligten herzlich dankte. Der Herr Oberingenieur erinnerte an den Umbau des wohl landschaftlich recht schönen, technisch unvollkommenen Gebäudes, an den Transport und das Einmauern des Kessels, an die Auf stellung der neuen Dampfmaschine und an die geschaffene neue eigene Lichtanlage, ferner auch an die dadurch hervorgerufene schlechte Zeit für die Arbeiterschaft. Er bat um das Vertrauen der Arbeiterschaft in gleichem Matze, wie es die Firma diesen cntgegenbringe. So mö^e gedeihliche Arbeit entstehen zum Wohle des einzelnen, wie der Firma selbst. Alsdann begann die Tafel. Während dieser dankte namens der Arbeiterschaft Herr Packmeister Kühnel der Firma Paul Keller L Co. für das Gebotene. Im weiteren Verlaufe des Mahles wurde sowohl von seiten der Firmeninhaber, wie von Arbeit nehmern manch schönes und wohlgemeintes Wort ge sprochen, aus denen man entnehmen konnte, welch gutes Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und -Nehmern be- steht. Dabei wurde auch der alten Firma Ueberall ge dacht, wie auch daran erinnert wurde, datz die Firma Paul Keller L Co. zurzeit einer der größten industriellen Be- triekeunserer Stadt ist undjederzeit ein gewichtiger Faktor im Erwerbsleben derselben sein wird. Dann aber wurden die Tische beiseite gestellt und im munteren Tanze drehten sich die Paare nach den Klängen eines Doppelquartett» der Stadtkapelle, das auch schon die Tafelmusik gestellt hatte. Nur allzuschnell waren die fröhlichen Stunden vergangen, als Herr Oberingenieur Hedrich bat, nunmehr bald zum Ende zu kommen, da in den kommenden Stunden noch ernste Arbeit geleistet werden müsse, um am Montag mi,t voller Kraft den neuen Betrieb auf nehmen zu können. Dem wurde gern nachgekommen. Einem jeden Teilnehmer werden die fröhlichen dort ver lebten Stunden in guter Erinnerung bleiben. Möge der Firma Paul Keller L Co. der Umbau des Betriebs alle Erwartungen erfüllen und ihr ein inimer weiteres Arbeits feld «Wietzen. Wie Herr Oberingenieur Hedrich seine Ansprache möchten auch wir unseren kurzen Bericht mit dem im Kesselhaus der Firma angebrachten Spruch schließen: „Mit Glück und Volldampf voraus." — Im letzten Vereinsabend des „Glück zu" hielt Herr Tiedt einen freien Vortrag über „den neuen Deutzer Naphthalin Motor", der sich besonders für kleinere Be triebe eignet. Gesang, Musik und Humor ließen die Vereinrmitglieder und ihre Gäste einige heitere Stunden verleben. — Wie alljährlich um diese Zeit, wird der Turn verein Dippoldiswalde am nächsten Sonntag abend» in der Reichskrone wieder eins seiner so beliebten öffent lichen Turnerkonzerte veranstalten. Auch für diesmal ist wieder ein schönes Programm zusanimengestellt worderr und täglich wird geübt und geprobt, damit auch jede Nr. wohlgelinge. Die Jugendableilung wird Leitergruppen stellen, während die Damenriege Barrenübungcn zeigen wird. Weiter seien noch besonders heroorgehoben Kür- Freiübungen und Vorträge von Liedern zur Laute. Auch ein Theaterstück wird nicht fehlen und den Besuchern viel Spatz bereiten. Die erste Milgliederriege wird diesmal Uebungen am Hochbarren mit Federbrett vorführen, während den Beschluß der übliche Reigen bildet. In acht Teilen mit verbindendem Ter'e wird er viele wohlge lungene und gut durchdachte Bilder und Gruppen zeigen und wie bisher auch diesmal sicher wieder den Beifall der Besucher sinken. So wird jeder Konzerlbesucher voll besriedigt werden und steht ein guter Besuch ohne Zweifel wieder zu erwarten. Dippoldiswalde. Rowdie» haben in jüngster Zelt wieder mehrere vom hiesigen Gebirgsverein ausgestellte Bänke beschmiert, demoliert und in nicht wiederzugebender Weise beschmutzt. D:e an dem nach Reichstädt führenden Warnung. Nachdem man bemerkt ha», daß das Herunterreitzen von Zweigen von Weiden mit Kätzchen so überhand genommen hat, wird dieses hiermit strengstens verboten und Zuwiderhandlungen als Forstdiebstahl bestraft. Dippoldiswalde, im Februar 1914. vor MSt rivrLvssvduü Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. Februar. Na, in dieser Wcche hat uns die Witterung doch eigentlich alles Mögliche und noch einiges andere gebracht. Kalte Morgen mit ge frorenen Straßen, Regen- und Schneeweiter (wenn auch nicht so viel, daß die dieser Tage in einer Zeitunx empfohlenen „billigen Schlittenfuhren" hätten benutz werden können), heule bei 12 und mehr Grad Wärme viel Wind. Ob der Wind die Verbotstafel im Markt- gätzchcn herausgerissen und in Liesels Garten nieder gelegt und die anderen Dummheiten in vergangener Nacht gemacht hat? Kaum! Hier sind wahrscheinlich „Mit glieder des Verschönerungsoereins" tätig gewesen. Wohl aber kann er verschuldet haben, datz kürzlich gelegentlich eines Karpfenschmauses in der Nachbarschaft einer der sonst behördlich verbotenen „Mondscheintänze" getanzt werden mußte, weil das Elektrische streikte und Petroleum lampen, Talglichter usw. doch nicht im Handumdrehen zur Stelle waren. Die Elektrizität hat eben bei ihren sehr großen Vorteilen auch ihre Mucken und kann sogar ihre Gefahren haben für Leib und Leben. „Wie sind durch Elektrizität, (also auch durch Blitzschlag,) schwer Ver letzte zu behandeln? Diese Frage beantwortete zu allgemeinem Nutz und Frommen Herr Eewerbeinspektor Mating-Sammler in seinem Vortrage am Mittwoch da- hin: Die Wiederbelebungsversuche sind sofort an Ort und Stelle vorzunehmen und solange fortzusetzen, als nicht ein Arzt den eingetretenen Tod feststem. Es sind Fälle bekannt, wo sie erst nach 4, ja 5 Stunden Erfolg hatten. Wollte man den Kranken zunächst irgendwohin trans portieren, so ist zu besürchten, daß er inzwischen erstickt. Bei den Wiederbelebungsversuchen leistet ein Atmungs- appärat sehr gute Dienste, der dem Patienten Sauerstosf zusührt und die verbrauchte Lust absaugt. Ein solcher Apparat sollte nach dem Herrn Gewerbeinspektor in jeder größeren Gemeinde vorhanden sein. Unsern Bezirk durch- lausen jetzt zahlreiche Starkstromleitungen, bei denen die Gefahr schwerer Verletzungen naturgemäß größer ist, als bei Leitungen mit den üblichen Gebrauchsspannungen von llO bis 220 Volt, bei denen sie jedoch auch nicht aus geschlossen sind. Es kommt ganz auf die Umstände und auf die betroffene Person selbst an. Eine Strommenge, die dem einen Menschen nichts schadet, kann einen anderen töten. — Bei dieser Gelegenheit sei eines eigentümlichen Vorganges gedacht, der einmal dem so nützlichen Dasein dreier Kühe ein Ende machte. DI« Tiere waren mit eisernen Kelten an einem eisernen Ständer befestigt, der durch irgend welchen Zufall Verbindung mit der elektrischen Leitung erhielt. Die Feuchtigkeit der Stalluft tat eben- falls das Ihre. Alle drei Kühe wurden getötet. Durch einen Zufall hätte auch ein Mensch das Opfer sein können. Hiermit soll niemand ängstlich gemacht werden. Aber Vorsicht ist zu allen Dingen nütze. — Vorsicht! Die ist auch angebracht gegenüber Anpreisungen von nach Sach- verständtgen-Urteil ganz wirkungslosen Mitteln wie Büsten- Lreme „Graziola", deren Hersteller kürzlich vor Gericht standen. Bei der Verhandlung wurde festgesteM, daß binnen 3 Monaten 7000 Mark für das Zeug aurgegeben wurden und daß die Herstellungskosten der mit 6 Marl verkauften Dose 6 Pfg. betrugen. Die Dummheit kann eben nicht verboten werden, wie der „Hintenherumhandel" mit Präparaten, die mit dem Rückgang der Geburten in Verbindung gebracht werden, oder wie in Preußen die Veröffentlichung der Standesamtsnachrichten, um den fraglichen Firmen dar geeignetste Adressenmaterial für die Preislisten ihrer Erzeugnisse nicht gerade auf dem Präsen- lierteller zu bieten. Obs helfen wird ? Die „teuren Zeilen tragen die Schuld an dem sich zum nationalen Unglück auswachsenden Uebel!" sagt mancher. Dasür.würde auch der Umstand sprechen, daß in den letzten drei Jahren in Deutschland