Volltext Seite (XML)
WHeritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Miüshmptmmmlchaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtirt z« Dippoldiswalde. Rtt achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Bellage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelrne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 128. — Donnerstag, den 4. November 1909. 78. Jahrgang Inserate werden mit U Pfg., solche aus unser« Ämtrhauptmunnschaft mit 12 Pfg. die Spaltzell« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwet- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dir Spaltenzeile 3V Pfg. DA «scheint rrM>entllchwei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendenausgegeben. PrelsvietteljührlichlM. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg , einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Mle Postan- ijtalten, Postboten, sowie «nsereAusträgernehmen Bestellungen an. 8 GGGGGGGGGGG Wer bürgerlich denkt nnd fühlt, sei er auch verbittert, kann niemals die Bestrebungen der Sozialdemokratie und damit ihren revo lutionären Endzweck unterstützen. Nationale Wühler, erfüllet darum Eure Wahlpflicht und tretet am Tage der Stichwahl ein für den Kandidaten der Ordnungspaiteien:s Herr« Mnemifter Wich i« Nate«««. GGGGGGGGGG Die Marinerevolution in Griechenland. In der griechischen Marine hat die Disziplin in den letzten Tagen aufgehört, eine Rolle zu spielen, und zwischen den alten und jungen Marineoffizieren Griechenlands ist es zu einem schweren Konflikte gekommen, der zu einer förmlichen Revolution ausgeartet ist. Die jüngeren Offi ziere der griechischen Marine halten an den Marineminister das Verlangen gerichtet, daß alle älteren Marineoffiziere, die keine genügende wissenschaftliche und technische Aus bildung genossen hätten, sofort entlassen werden sollten, weil sie ein Hindernis für die Leistungsfähigkeit der griechischen Marine seien. Es ist nun merkwürdig, dah das griechische Ministerium geneigt gewesen ist, dieser Forderung der jüngeren Marineoffiziere nachzugeben, und durch eine Gesetzesvorlage die Altersgrenze der Marine offiziere so festzusetzen, dah eine Anzahl der älteren Offi ziere sofort aus der Marine entlassen werden konnten. Danach wäre diese seltsame Affäre erledigt gewesen und hätte nur einen dunklen Schatten auf die Disziplin in der griechischen Marine geworfen. Die jüngeren griechischen Marineoffiziere haben aber durch eine neue Forderung den Vergleich vereitelt, indem sie für einen Kameraden, den Leutnant Kokoris, der wegen schweren Ungehorsams und Verleumdung eines Admirals degradiert und zu Ge fängnis verurteilt worden war, die Begnadigung vom Könige und Wiederanstellung in der Marine verlangten. Der König ist nun bereit gewesen, das Gesetz über die Altersgrenze der Marineoffiziere zu billigen, aber in die Begnadigung des Leutnants Kokoris glaubt der König nicht willigen zu können, weil er darin eine Verletzung des Ansehens der königlichen Regierung und eine Er schütterung der Disziplin in der Flotte und im Heere er blickt, denn bekanntlich herrscht auch unter den Ossizieren des griechischen Heeres ein Grist der Anmahung und des Ungehorsams. Die Ablehnung des einen gefährlichen Punktes in den Forderungen der jungen Marineofsiziere hat nun zu dem folgenschweren Ereignisse geführt, dah einxr der jungen Marineoffiziere, namens Typaldos, mit einem Torpedoboote und ungefähr 300 Matrosen das Marinearsenal von Salamis vor der Hauptstadt Athen besetzt hat. Weiter wird sogar gemeldet, dah alle Torpedo boote der griechischen Marine sich den Aufständischen an geschlossen haben und dah zwischen den Torpedobooten und den Feldbatterien auf der Höhe von Scaramanga am Freitag nachmittag ein Geschützkampf stattgefunden hat. An dem Geschützkampfe haben sich auch die aus der Seite der Regierung stehenden Panzerschiffe beteiligt, es sind zwei Torpedoboote kampfunfähig gemacht worden, die der Regierung treuen Marinetruppen haben sich auch des Arsenals von Salamis wieder bemächtigt und man rechnet darauf, dah die übrigen Torpedoboote, die sich auf der Seite der aufständischen Marinelruppen befinden, sich ergeben werden und vielleicht auch schon ergeben haben. Jedenfalls beweist aber diese Revolution in der griechi schen Marine, dah der Geist de» Ungehorsams und der Verachtung der höheren Vorgesetzten in der griechischen Marine in einer Weise um sich gegriffen hat, dah die griechische Flotte bis auf weiteres nicht mehr zu den Machtfaktoren des Königreiches Griechenland gerechnet werden kann. Der weitere Verlauf dieser schlimmen Revolte und die kriegsgerichtlichen Untersuchungen werden ja zeigen, ob man es hier nur mit einer vorübergehenden Revolte zur Beseitigung schwerer Mihstände in der griechi- schen Flotte oder mit einer großen Revolutionsbewegung, die von der griechischen Marine ausgeht, zu tun hat. Bei der Beurteilung dieser allgemeines Aufsehen erregenden Angelegenheit muh auch mit der eigentümlichen Erscheinung gerechnet werden, dah die griechischen Patrioten den Be fehlshabern des griechischen Heeres und der griechischen Flotte im letzten Kriege mit der Türket im Jahre 1897 vorwerfen, dah sie durch Schwäche und Feigheit den Krieg gegen die Türkei verloren hätten, auch werden ähn liche Vorwürfe noch jetzt wegen der schwächlichen Haltung Griechenlands in dem Streite um Kreta erhoben. Die jüngeren Ofsiziere der griechischen Marine und auch des griechischen Heeres scheinen daher die griechische Regierung zu gröberen Taten drängen zu wollen. Falls es sich herausstellen sollte, dah grohe und edle nationale Gesichts punkte die Triebfedern zu der Haltung der jüngeren Offi ziere in Griechenland sind, so wäre die Marinerevolte in Griechenland wahrscheinlich nicht nur vom Standpunkte einer ehrgeizigen Auflehnung gegen die Disziplin zu be urteilen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Oktober d. I. 9898 t Mk. 86 Pf. Einlagen in 694 Posten, 8 850 Mk. — Pf. Kapital-Rückzahlungen, 18174 Mk. 38 Pf. Zinsen, 13 Mk. 60 Pf. Insgemein, 126019 Mk. 84 Pf. in Sa. vereinnahmt, dagegen sind 89397 Mk. 85 Pf. Rückzahlungen in 338 Posten, 497 Mk. 36 Pf. Zinsen für gelöschte Konten, 63030 Mk. — Pf. ausgeliehene Kapitalien, 325 Mk. 40 Pf. abgelieferte Überschüsse und Verwaltungsaufwand, 153250 Mk. 61 Pf. in Sa. verausgabt worden. — Alle Wähler seien hierdurch nochmals ganz aus drücklich darauf hingewiesen, dah die Ausübung des Stimmrechtes weder von einer nochmaligen Benachrichti gung noch vom Vorzeigen der Wählerkarte abhängig ist. Wer seine Karte nach der Hauptwahl vernichtet hat, kann deshalb ohne weiteres seiner Wahlpflicht genügen. — Bis zum Jahre 1900 konnten die Lehrer ihrer Militärdienstpflicht durch drei mehrwöchentliche Uebungen (10, 6 und 4 Wochen) genügen. Seitdem sind sie verpflichtet, ein Jahr zu dienen. Die seitens der Be fürworter dieser neuen Bestimmungen aus der Lehrerschaft gehegten Hoffnungen, dah nunmehr möglichst viel Volks schullehrer als Einjährig-Freiwillige dienen würden, haben sich bei uns in Sachsen noch nicht erfüllt. Denn von den 2308 sächsischen Lehrern, die in dem Zeiträume 1900 bis 1908 dienten, absolvierten nur 634, also 27,5 Proz. ihre Militärzeit als Einjährig.Freiwillige. Damit blieb Sachsen wesentlich hinter dem Reichsmirchschnitte (45,7 Prozent) zurück. Der höchste Prozentsatz einjährig-freiwillig dienen der Lehrer (83 Prozent) wird in Bayern erreicht. — Die Bäckerinnung in Johanngeorgenstadt feiert im Januar n. I. das Jubiläum ihres 250 jährigen Bestehens in festlicher Weise. — Line Vorlage, die für das Freiberger Bergbau gebiet von weittragender Bedeutung ist, wird voraussicht lich den nächsten Landtag beschäftigen. Es handelt sich um Nutzbarmachung der ganz bedeutenden Wasserkräfte, die nach der Abrüstung des Erzbergbaues in der dortigen Gegend unbenutzt bleiben würden, zu einem großen staat lichen Ueberland Elektrizitätswerk. Zu diesem Zwecke sind bereits die Gebäude des stillgelegten, vor einigen Jahren abgebrannten Konstantinschachtes bei Brand wieder aus- gebaut worden. In diesen Gebäuden soll die Zentrale untergebracht werden. Dieser Plan ist für die Gegend, die durch die 1913 zu Ende gehende Abrüstung des Erz bergbaues schweren Schaden erleidet, von großer wirt schaftlicher Bedeutung, denn der Endzweck dieser Planung ist, für dir abgrlohnten Bergleute neue Arbeitsgelegenheit zu schaffen. Es ist geplant, die wegen der vorhandenen starken Wasserkräfte zu erzeugende elektrische Kraft billig an Interessenten abzugeben. Auf diese Weise hofft man, Industrie, die auf billigen Kraftbetrieb angewiesen ist, in die Ortschaften des früheren Bergbaugebietes zu ziehen. — Man kann von einer Diphtherieepidemie in Klingen berg reden, die auch nach Dorfhain überzugreifen scheint. In der Klingenberger Schule fehlen bereits 31 Kinder, von denen 12 erkrankt und 19 vom Schulbesuch ausge schlossen sind, weil in ihrer Familie oder in ihrem Hause Diphtherie herrscht. Schon seit Wochen sind strenge Vor schriften erlassen worden, um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. — Die Weinlese auf den Lößnitzbergen hat mit Ende voriger Woche ihren Abschluß gefunden, sie begann wie im Jahre 1907 Anfang Oktober, begünstigt vom prächtigsten Wetter. Der anhaltende Nachsommer brachte die Trauben zur vollständigen Ausreise, sodaß der Heurige in der Lößnitz zu den besten Jahrgängen gerechnet werden kann. Das Mostgewicht der Spätburgundertrauben betrug anfangs 85 Grad nach Oechsle und stieg bis auf 90 Grad. Das Mostgewicht war unter dem Einfluß des anhaltend warmen und sonnigen Wetters ein sehr hohes geworden, wogen doch der Traminrrmost 104 Grad Oechsle, der Elbingmost 72 bis 75 Grad und der Rieslingmost 90 Grad Oechsle. Bärenfels. Am 31. Oktober wurde hier ein durch aus gesunder Steinpilz im Gewicht von reichlich zwei Pfund gefunden. Der Durchmesser des Hutes betrug 26 cm, der Umfang desselben 80 cm, der Umfang des Stieles an der Basis 27 cm. Hainsberg. Die am Gasthof über die Weißeritz führende Brücke wird umgebaut. Infolgedessen wird das Fuhrwerk über die Tharandt-Loßmannsdorfer Brücke ge- leitet. Die Erneuerungsarbeiten sind auf die Weiterführung der Straßenbahn bis Loßmannsdorf zurückzuführen. Meißen. Nach scharfer Konkurrenz unter den vier zugelassenen großen Spezialfirmen, dem Sachsenwerk, Licht- und Kraft-Aktiengesellschaft in Niedersedlitz, der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschast in Berlin, der Elektrizitäts-Aktien gesellschaft vormals Hermann Pöge in Chemnitz und den Felten- und Guillaume-Lahmeyer-Werken, Aktiengesellschaft in Mülheim a. Rh. und Frankfurt a. M., Hal der Ge samtrat beschlossen, mit der Firma Pöge in Chemnitz wegen Vertragsabschlusses für die Ausführung des städti schen Elektrizitätswerkes weiter zu verhandeln, auf das Angebot der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschast in Berlin aber zurückzukommen, falls sich die Verhandlungen mit der Firma Pöge zerschlagen sollten. Es steht der Ab- schluß der Verhandlungen in kürzester Zeit zu erwarten» sodaß dann mit dem Bau bald wird begonnen werden können. Der für das städtische Elektrizitätswerk angestellte Direktor ist bereits am 1. Oktober angetreten. Das Elektri zitätswerk der Firma Otto L Schlosser wird am 1. Febr. 1910 an die Stadtgemeinde Meißen übergehen. Großenhain. Von den dem Gemeindeverband bei getretenen zirka 407 Gemeinden und Gutsbezirken sind insgesamt 52270 Glühlampen, 420 Bogenlampen und 7591 Motoren-Pferdestärken zur Anmeldung gekommen. Die Vorarbeiten für die Ausarbeitung des Projektes sind bereits im Gange. Oschatz. Wie jetzt bekanntgegeben wird, hat das kürzlich verstorbene Fräulein Mende-Milker der Stadt 51000 Mark mit der Bestimmung hinterlassen, daß davon 30000 Mark zur Errichtung eines Töchterheims, 6000 Mark für die König-Friedrich-August-Stiftung, 9000 Mark zur Verteilung der Zinsen an die sogenannten Kloster frauen und 3000 Mark für ein Freibett im Krankenhause verwendet werden sollen. Der Rest dient zur Unterhaltung des Erbbegräbnisses der Stifterin. Leipzig. Seit einigen Jahren fand sich in den An lagen an der katholischen Kirche gegenüber der Schloß- brücke unten am Boden versteckt eine dem Andenken Körners gewidmete steinerne Gedenktafel, die man im günstigsten Falle als eine Ausgeburt des guten Willen» bezeichnen konnte. Diese Gedenktafel ist jetzt verschwunden, und an ihrer Stelle erhebt sich ein würdiger, in künst- krischen Formen gehaltener Gedenkstein. Er trägt in Goldschrift gemeißelt die Worte: „Hier wurde Theodor Körner nach seiner Verwundung bei Kitzen (17. Juni 1813) von der vr. Wendlerschen Familie liebevoll gepflegt — Körner-Verein Leipzig." — Einen guten Fang machte die hiesige Kriminal polizei. Es gelang ihr, eine Anzahl gefährlicher Ein brecher festzunehmen, die hier sowohl wie auswärts chwere