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M«iß«ch'Z<Ur»>V erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhcrgehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern »v Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie »nsereAusträger nehmen Bestellungen an. WHeritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 1; Pfg-, solche aus unserer Ämtshauptmunnschast mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. ZV Pfg. - Tabellarisch« und koinplizierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dl« Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Unüshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Anterhattungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmtet» Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Fehlte in Dippoldiswalde. Nr. 48. ! Donnerstag, den 29. April 1909. 75. Jahrgang. >_i!i ». 1 i > —" 777777, 7 117771171111 -7^-1 . WMilhe Sitzung der AMmoriUten zu WuWiuulilt ^«-eiksg, San 30. LprU 1SVS, abends S Uhr, im Sitzungszimmer des Rathauses. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Freitag, den 30. April dieses Jahres, mittags 12 Ahr, sollen in Schlottwitz nachstehende Gegenstände, als: 2 v I VsnAIrv, t oelgvmsia« n». vrvkenvrn kkwkrnvn, I kvlkwlslls rniHAsKr-slLv, I ktü«rk«n- dütke«, l -««ilüi'igvi' 8üvker»»vknsnlr, I Vüvkvi'wlsnavn, 2 PFsilenspisgsI, 2 Kommoilvn, I kauvkAwvkolkvn, t Itlapp- 2 tLIviilsr'sokr'snIr«, I SvknsikAwvk, t Svknsib- svkri'vlsr', 7 Tnnkküknvr-, I Tivgv u. v. s. in. öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Kettners Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, am 27. April 1909. , O- 48/09. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Ae Kimi« ÄOntmM kch iie MMktn mi iit «ae 8ue i» in Acki. Am 24. April hat das Heer der Jungtürken Kon stantinopel eingenommen und sich nach einem kurzen Kampfe mit der Leibgarde des Sultans auch in den Besitz des Wdiz-Kiosk gesetzt. Die Truppen des Sultans haben an einigen Stellen den Jungtürken blutigen Widerstand entgegengesetzt, aber zu einem gryßen Kampfe ist es bei der Besetzung Konstantinopels durch die Jungtürken nicht gekommen, da die Führer des jungtürkischen Heeres die Vorsicht geübt hatten, ganz Konstantinopel vorher mit Truppen zu umgeben und die Kasernen, wo die Garde lruppen des Sultans lagen, zu umzingeln. Wie es Hecht, hat auch der Kriegsminister Edem Pascha alles aufgeboien, um größere Kämpfe zwischen den Jungtürken und den Truppen des Sultans zu verhindern. Da über das Schicksal des Sultans Abdul Hamid nach der Einnahme des Wdiz-Kiosk bis jetzt gar nichts bekannt geworden ist, so scheint die neue Lage in der Türkei durch den Sieg der Jungtürken noch nicht endgültig geregelt zu sein, zumal der Sultan nicht nur der politische Herrscher des Landes, sondern auch das geistliche Oberhaupt aller Mohammedaner ist und als Kalif, das heißt als Nachfolger des Propheten, im ganzen Orient verehrt wird. Jedenfalls ist die mohammedanische Geistlichkeit bei der Revolution sehr stark beteiligt gewesen, und werden deshalb die Jungtürken mit den Empsindungen der gläubigen Mohammedaner in Bezug auf das Schicksal des Sultans rechnen müssen. Daraus erklären sich wohl auch die Kundgebungen des Oberkommandierenden des jungtürkischen Heeres Mahmud Schesket Pascha, nach denen die Jungtürken keine feind seligen Absichten gegen den Sultan haben. Auch soll so- gar die türkische Nationalversammlung an den Sultan eine Ergebenheitsadresse gerichtet haben. Dies alles sind aber nur kluge diplomatische Schritte, um den Bürgerkrieg in der Türkei zwischen den Jungtürken und den Alttürken zu vermeiden. Die neue Lage selbst kann aber nur durch einen besonderen Vertrag der Jungtürken mit dem Sultan geregelt werden, und kommt es dabei zu Konslikten, so können auch ganz unerwartete Zwischenfälle in Bezug auf den Sultan eimreten, er kann zur Abdankung gezwungen oder auch auf eine andere Art von der Regierungsspitze entfernt werden. Solche Fälle sind in der Geschichte der Türkei schon oft dagewesen. Die Hauptaufgabe der Jung türken kann nach der Niederwerfung der Revolutioneparlei nur darin bestehen, eine verfassungsmäßige Regierung in der Türkei wieder herzustellen und dies wird folgerichtig dadurch geschehen, daß ein Ministerium gewählt wird, welches der türkischen Nationalversammlung genehm ist und im Sinne des türkischen Parlamentes die Regierungs- geschäfte führt. Läßt sich wegen des Schicksals und der Haltung des Sultans diese neue Organisation der politi schen Verhältnisse in der Türkei nicht erreichen, so dürfte im Namen der Jungtürken der General Schesket Pascha einstweilen als Diktator die Negierungsgeschäfte in der Türkei führen. Ein solcher Zustand kann natürlicherweise nur von kurzer Dauer sein, da die ganzen Verhältnisse in der Türkei verlangen, daß ein neuer Sultan als Kalif an die Spitze der gläubigen Mohammedaner tritt, weil sonst an eine Beruhigung der Türkei nicht zu denken ist. Die Bestrafung der Urheber der Revolution spielt in der gegen wärtigen Lage der Türkei nur eine untergeordnete Rolle, zumal man annehmen muß, daß der Sultan selbst und die mohammedanische Geistlichkeit den Vorstoß gegen die Jungtürken mindestens gebilligt haben. Die Ursachen der Fortdauer der mirt- , schaftlichen Krisis. Neben den Nachwirkungen der Jndustriekrisis im vorigen Jahre sind es hauptsächlich die politischen Unruhen, > welche das Aufblühen des wirtschaftlichen Lebens in Europa ' erschweren. Diese politischen Unruhen haben riesige Summen Geld gekostet, die dem wirtschaftlichen Leben ent zogen worden sind. So hat die Kriegsbereitschaft Oester reichs gegen Serbien und gegen Rußland allein 500 Millionen Mark gekostet, und das wirtschaftliche Leben Oesterreichs und Ungarns hat in den letzten Monaten schwer unter der Kriegsfrage gelitten, in ganz ähnlicher Weise haben aber auch die anderen Staaten davon Nach teil gehabt. Nun kommt dazu, daß die üblen Folgen der wirtschaftlichen Krisis des vorigen Jahres sich in den Finanzen vieler Aktiengesellschaften erst in diesem Jahre sehr unangenehm bemerkbar machen So hat der Nord deutsche Lloyd im vorigen Jahre einen Verlust von fast 18 Millionen Mark erlitten, er kann also trotz der Größe seiner Unternehmungen, keine Dividende bezahlen. Auch eine ganze Anzahl anderer Aktiengesellschaften können leine Dividende geben oder sie geben nur eine geringe Dividende. Verhältnismäßig gut haben ja die Banken im vorigen Jahre noch abgeschlossen, aber man sieht daran, daß die Ausweise der Banken noch lange keinen Beweis für eine günstige Geschäftslage in der Industrie und im Handel sind, denn die Banken verdienen eben auch vieles Geld an verborgtem Gelde und an verlängerten Krediten, die für dis Geschäftswelt die Verluste in sich tragen. Nach träglich wird auch das wirtschaftliche Leben von den schlechten Zuständen der deutschen Finanzen beeinflußt, und die unfertige Reichssinanzreform beunruhigt so viele Industrien und Geschäfte, daß deren Vollendung auch un bedingt notwendig erscheinen muß, um das wirtschaftliche Leben aufbessern zu helfen Auch muß noch angeführt werden, daß die Art und Weise, wie Frankreich und die Vereinigten Staaten von Nordamerika ihren Zolltarif reformieren wollen, das geschäftliche auch sehr beeinträch tigen muß, denn die Franzosen führen ganz unglaubliche Zollerhöhungen im Schilde, und der neue amerikanische Zolltarif ist auch weit davon entfernt, der Einfuhr Europas nach Amerika wesentliche Erleichterungen zu bieten. So sieht man, daß eine ganze Menge verdrießliche Tatsachen und Umstände das rasche Aufblühen des wirtschaftlichen Lebens verhindern, und erst die größere Beruhigung der politischen Lage und die Rückkehr des Vertrauens in die Herzen der großen Unternehmer werden imstande sein, eine wirkliche günstige Umwälzung im wirtschaftlichen Leben herbeizusühren. Dann werden auch alle anderen Faktoren mitwirken, um auf allen anderen Gebieten den Unternehmungsgeist wieder zu wecken und eine neue wirt schaftliche Blüteperiode zu erzeugen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die letzten Tage, die uns Wärme und auch etwas Regen brachten, haben die Vegetation ungemein gefördert. Ueber Nacht ist es grün geworden. An Sträuchern und Bäumen quellen die Blätter- und Blütenknvspen, auf Feld und Wiese steigen Gräser und Halme empor. Teilweise haben sich die srischqrünen Blättchen schon ganz entfaltet und die Blüten schon zu voller Pracht cnwickelt. Eifrig ist man beschäftigt, die Gärten vorzurichten. Allüberall sieht man ein fröhliches Leben und Weben, ein Treiben und Wachsen, alles rüstet sich zuni Frühlingszauber, die Natur kleidet sich in das farbenprächtige augenerfreuende Frühlingsgewand. Dippoldiswalde. In Handwerkerkreisen herrschten noch immer sehr irrige Meinungen über die Berechtigung zur Führung des Meistertitels. Da die unberechtigte Führung dieses Titels strafbar ist, machen wir hierdurch erneut auf folgendes aufmerksam: Außer denjenigen, welche die Meisterprüfung vor einer von der höheren Verwal tungsbehörde errichteten Prüfungskommission bestanden haben, dürfen nur nach diejenigen selbständigen Handwerker zufolge getroffener Uebcrgangsbestimmungen den Meister titel führen, die am I. Oktober 1901 persönlich ein Hand werk selbständig ausgeübt haben, zu diesem Zeitpunkte das 24. Lebensjahr vollendet und entweder eine mindestens zweijährige Lehrzeit zurückgelegt oder 5 Jahre hindurch persönlich das Handwerk selbständig ausgeübt hatten oder als Werkmeister oder in ähnlicher Stellung tätig waren. Die Mitgliedschaft einer Innung schließt das Recht zur Führung des Meistertitels nicht ein, wie vielfach vermutet wird. Jnnungsmeister dürfen sich nur solche Innungs- Mitglieder nennen, die an sich schon das Recht zur Führung des Meistertitels besitzen. Die Innungen sind daher nicht mehr befugt, sogenannte Meisterscheine auszufertigen; denn ihnen steht eine Entscheidung, ob die Voraussetzungen für die Berechtigung zur Führung des Meistertitels im einzelnen Falle erfüllt sind oder nicht, nicht zu. Den Meistertitel können aber nach den neuen diesbezüglichen Bestimmungen auch unselbständige Handwerker führen, wenn sie die vor- gcschriebene Meisterprüfung vor einer von der höheren Verwaltungsbehörde errichteten Prüfungs-Kommission be stehen. — Unsere Kinderbewahr-Anstalt, welche in diesem Monat das 59. Jahr ihres Bestehens begonnen hat, be richtet über das vergangene Jahr folgendes: Die Anstalt ist im Jahre 1908 von 10000 Kindern an 275 Tagen besucht worden, dies bedeutet eine durchschnittliche, tägliche Besuchszisfcr von 37 Kindern; die größte Frequenz fiel auf die ersten 3 Monate des Jahres und betrug in dieser Zeit bis zu 1270 Kindern pro Monat, während gegen Ende des Jahres der Besuch durch die hier aufgetretenen epidemischen Kinderkrankheiten als Masern, Diphtheritis, Scharlach wesentlich beeinträchtigt wurde. Der Aufwand, die Anstalt im Jahr 1908 zu unterhalten, erforderte Summa 2237,93 M, nämlich 899,96 M. für Wirtschafts auswand, 469,24 M für Gehalte und Löhne, darunter 330 M. für Leistungen einer Schwester an das Diakonissen haus zu Dresden; ferner 37,47 M. für Steuern und Ab gaben, 150,66 M. für bauliches Wesen an dem Haus grundstück, 236,75 M. für Licht und Heizung. 41,79 M. zur Instandhaltung des Inventars, 70 M. als Rückzahlung auf ein von hiesiger Stadt erhaltenes Darlehn, 101,20 M. für Freistellen und 230,86 M. Ausgabe für die Christ bescherung. Die Mittel, diese Bedürfnisse und Ausgaben zu bestreiten, sind der Anstalt durch folgende Einnahmen zugeflossen: 236,60 M. Miiglieder-Beiträge von 80 Mit gliedern, 1002,85 M. Verpflegungsbeiträge für die Kinder, 123,23 M. Nutzungen des AnstaltsgartewGrundstücks, 100 M. Beitrag von hiesiger Stadt, 100 M. Beitrag des hiesigen Albert-Zweigvercins, 40 M. anteilige Zinsen aus der König Albert-Jubiläums-Stiftung, 36 M. Sühnegelder aus 5 Sühne-Terminen, 5 M. Spende von dem Turn verein „Jahn" hier und 3 M. von dem Gesangverein „Liederkranz" hier, 150 M. Beitrag aus der Jäckel-Stistwig, 2,60 M. aus der Sammelbüchse des Erholungsheims „Dippoldishöhe", 10 M. und 20,13 M. Geschenk von N. N. usw, 215 M. eingegangene Gaben auf die Weih nachtsbitte für Chrislbescherung und 200 M. aus Legalen und Zinsen. Wir wünschen unserer Kinderbewahr-Anstalt ein ferneres fröhliches Blühen und Gedeihen. — Am vergangenen Sonntag hielt der Vicnen- züchterverein für Dippoldiswalde und Umgegend unter seinem neuen Vorsitzenden, dem Lehrer Thiel in Vorlas, eine Versammlung ab. In steiner Begrüßung zeichnete derselbe den Verein als eine Stätte der Belehrung, Er munterung und brüderlichen Vereinigung. Die Tages» ordnung bot mehrere Eingänge, darunter besonders die Haftpflichtversicherung der Imker. Dieselbe gestaltet sich durch den Deutschen Jmkerbund sehr günstig. Als Ver- rauensmänner in Hastpflichtsachen wurden Lehrer Thiel n Borlas und Kaufmann Fischer in Seifersdorf gewählt. Siehe Inserat in heut. Nr.) Weiterhin wurde auch schon der Ausstellung des Biencnwirtschastlichcn Hauptvereins für das Königreich Sachsen gedacht, welche bekanntlich im Sommer 1910 in Dippoldiswalde stattsinden soll und das» elbe für einige Tage zum Mittelpunkte aller Imker Sachsens machen wird. Mit dem Wunsche, daß den durch die übermäßig lange Wmterruhe geschwächten Völkern ein