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Wkerih-Mmig. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 74. Jahrgang Sonnabend, den 5. Dezember 1908 Nr. 140. Der Stadtrat. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Iehne - tag sein 60jähriges Fahnenjubiläum und zugleich sein 61. Stiftungsfest. Die alte ehrwürdige Fahne, welche die Farben schwarz-rot-gvld zeigt, tonnte in der den Revolu- tionsjahren folgenden Reaktionszeit nur dadurch vor der Beschlagnahmung und Vernichtung gerettet werden, daß sie zertrennt und stückweise verborgen gehalten wurde. Plauen i. V. Die Stadtsparkasse hatte in diesem Jahre trotz sehr bedeutender Abschreibungen auf Wertpapiere (Kursrückgänge) infolge Darniederliegens des Geldmarktes eine sehr gute Einnahme. Es war eine Zunahme der Ein lagen in Höhe von 2000000 Mk. zu verzeichnen. Die gesamten Einlegerguthaben bezifferten sich auf 4 l Mill. Mk. Der Reingewinn wird auf 301952 Mk. veranschlagt, der Reservefonds aus 1695603 Mk. 15 Pfg., der Dispositions fonds auf 109443 Mk. 60 Pfg , wovon der Stadthaupt kasse für das König Albert-Bad weitere 30000 Mk. über wiesen werden sollen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Friedrich Edwin Horn in Borlas wird zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 23 Dezember 1908, vorm. V411 Ahr, vor dem hiesigen König!. Amtsgericht anderaumt. Dippoldiswalde, am 2. Dezember 1908. Das Königliche Amtsgericht. Tagesgeschichte Berlin. Am Mittwoch mittag wurde Prinz August Wilhelm an der Berliner Universität immatrikuliert und bei der juristischen Fakultät als Studierender eingeschrieben. Er ist der erste aus dem Kaiserhaus« stammende Prinz, der die Berliner Hochschule besucht. Karlsruhe. Die Großherzogin-Witwe Luise von Baden, die einzige Tochter Kaiser Wilhelms I., vollendete am gestrigen Donnerstag das 70. Lebensjahr. Am 3. Dezember 1838 ist sie als Tochter des damaligen Prinzen Wilhelm und der Prinzessin Augusta geboren. Noch nicht 18 Jahr« alt, am 20 September 1856, ver mählte sie sich mit dem Großherzog Friedrich von Baden. Ein reiches, inhaltsvolles Leben vereinigte das edle Paar, das in gleicher Herzensgüte, in gewinnender Einfachheit und dabei in zielbewußter gemeinnütziger Wirksamkeit bis zum Ende treu zusammenstand. Vor zwei Jahren feierte das fürstliche Paar unter allgemeinster Teilnahme die goldene Hochzeit. Ein Jahr später wurde der hochbetagte Großherzog seiner trauernden Gemahlin entrissen. Der Ehe sind drei Kinder entsprossen: der jetzt regierende Groß- herzog, dann die Königin Viktoria von Schweden Md Prinz Ludwig von Baden, der leider schon im 23. Lebens jahre starb. Innige Wünsche begleiten das 70. Geburts fest der Großherzogin Luise. Mag sie sich noch recht lange der Liebe ihres Volkes und des ganzen deutschen Landes erfreuen. Oesterreich - Ungarn. Eine feenhafte Beleuchtung Wiens am Dienstag abend bildete den Schlußstein der in diesem Jahre so zahlreichen patriotischen Kundgebungen, die anläßlich des Regierungs-Jubiläums des Kaisers statt fanden. Leider ist diese Schlußveranstaltung nicht ohne schwere Unfälle verlaufen. Dadurch, daß ein Zug halb- wüchsiger Burschen die Gehordnung durchbrach, entstand nächst dem Maria Theresiendenkmal ein furchtbares Ge dränge, wobei mehrere Personen zu Falle kamen. Acht Personen wurden ins Krankenhaus gebracht. Zwei Per sonen, darunter der niederösterreichische Landtagsabgeord- nete Hölzl starben auf der Rettungsstation. Die. Toten Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Vollbesetzt war wieder am gestrigen Donnerstag abend der Reichskronensaal, hielt doch Herr Leo Erichsen-Berlin, der weitbekannte Psychologe, ein zweites Mal hierorts einen Vortrag im Gewerbeverein. „Wissenschaft, Aberglaube und Betrug" hatte sich der Redner zum Thema gewählt. Wieder lauschten alle Er schienenen gespannt den Ausführungen, die hochinteressant waren, erklärte doch Herr Erichsen die natürlichen Vor gänge des Spiritismus, des Gedankenlesens, des Nacht wandelns usw. und führte im zweiten Teile verschiedene Experimente aus, die zum Teil „spiritistische Vorgänge" erklärten, zum Teil aber auch unter der Etikette „Spiri tismus" oder „Zauberei" ost Vorgesührtes als Betrug er kennen ließen. — Für gefangene Kreuzottern wurden von der Amts hauptmannschaft Flöha in diesem Jahre 1102 Mk. gezahlt Der Bezirksausschuß beschloß, die Prämie, die bisher 50 Pf. für das Stück betrug, herabzusetzen. Seifersdorf. Am Mittwoch nachmittag fand hier in Oppelts Parkschänke eine Besprechung zwischen Herrn Amthauptmann Krug v. Nidda als Kommissar für den Talsperrenbau und den Gemeinderäten von hier und Malter statt. Genannter Herr erklärte, daß man in der Angelegenheit der Bahnverlegung den Wünschen beider Gemeinden entgegenkommen wollte, indem Seifersdorf den zuerstehenden Bahnhof mit Güterverkehr rechtsseitig unter der Königschen Fabrik und Malter Haltestelle und Güter verkehr mehr nach der Wendischcarsdorfer Straße zu liegen bekommen könnte, was an Plänen genau ersichtlich war. Nach längerer Aussprache hieß man auch diese Projekte für die Gemeinde sehr annehmbar und befürwortete ein stimmig deren Ausführung. Ferner wurde noch erörtert, daß der Sperrengenossenschaft bei Ausführung obigen Projektes eine Mehrausgabe von mindestens 35000 M. erwachse, weshalb die betreffenden Gemeinden auch irgend welches Entgegenkommen zeigen möchten. Im Interesse beider Gemeinden wurde nun beschlossen, daß die bisher ge plante Straße von Malter über die Sperrmauer nach hier nicht als Straße, sondern als für den Durchgangsverkehr gesperrte, nur für beide Gemeinden untereinander geltender Wirtschaftskrieg zum Verkehr leichteren Fuhrwerks gebaut wird. Hiermit würde dem Verkehr vollständig Rechnung getragen und möglicherweise auch wesentliche Ersparnisse gemacht worden. Bärenstein. Am Mittwoch wurde in der Stadtver ordneten sitzung u. a. das Gesuch des jetzigen Stadtkassierer,, Herrn Fischer, um Entlassung aus seinem Amte zum 1. Januar k. I. genehmigt. Zu diesem Zeitpunkt hat Herr Fischer, welcher aus Liebenau gebürtig und hier erst seit dem 1. März d. I. in Stellung ist, das Amt eines Bureauassistenten bet dem Stadtrat zu Meuselwitz in Sachsen-Altenburg angenommen. Der Fortgang dieses tüchtigen Beamten, welcher durch seine Leutseligkeit außer ordentlich beliebt ist, wird hier sehr bedauert. Schneeberg. Der hiesige Turnverein feierte am Diens weisen keine äußeren Verletzungen aus und scheinen einem Herzschlag infolge Aufregung erlegen zu sein. Die Rettungs gesellschaft gibt an, daß sie bei ungefähr 108 Fällen Hilfe leistete. Prag, 2. Dezember. Um 1 Uhr war der Graben wieder beängstigend voll von Menschen. Beide Trottoire waren von etwa 10000 Mann besetzt. Inzwischen fand in der Clemenskirche der feierliche Gottesdienst anläßlich der Grundsteinlegung der deutschen Universität statt. Während im Hofe der Kirche zahlreiche Studenten ver sammelt waren, erschien ein Polizeibeamter und teilte dem vor der Kirche anwesenden Professor Presche mit, daß die Feier aufhören müsse, da das Standrecht verkündet worden sei. Die Feier wurde unterbrochen und die Studenten be gaben sich in das deutsche Kasino zurück. Dabei wurden sie von den Tschechen überfallen und attakiert. Gendarmerie mußte einschreiten und den Graben säubern. Schweiz. Aufgrund von Berechnungen des schweizeri schen Generalstabes soll die Summe für den im nächsten Jahr vorzunehmenden Ausbau der schweizerischen Be festigung 60 Millionen Frank betragen, die durch Bundesanleihe beschafft werden sollen. Der Bericht über diese Angelegenheit geht der Bundesversammlung für die Dezember-Beratung zu. Frankreich. Bezüglich der Gerüchte, daß die Muni tionsvorräte der Kriegsflotte sehr mangelhaft seien, erklärte der Befehlshaber des Mittelmeergeschwaders Germinet mehreren Berichterstattern, daß diese Gerüchte bedauerlicher weise auf Wahrheit beruhen. Die Schiffe besitzen nur die Hälfte der vorgeschriebenen Vorräte, sodaß sie nach drei stündigem Feuer genötigt wären, den Kampf aufzugeben. Rußland. Der Schrei des Lord Roberts nach einem britischen Millionenheer hat in Rußland ein interessante» Echo gefunden: Der herannahende Sturm sei schon zu spüren, schreibt Menschikow in der „Nowoje Wremja". In China, in Persien und auf dem Balkan gäre es so, daß man jeden Augenblick den Ausbruch eines Gewitters er warten könne. Am verhängnisvollsten aber für den Frieden sei die durch Lord Roberts in England eingeleitete Bewegung für Schaffung einer großen Armee. Durch diesen Schritt könnten die Leidenschaften der beiden eifer süchtigen Rivalen, Deutschland und England, plötzlich zum Ueberschäumen gebracht und der Krieg könne unabwendbar werden. Welche Haltung habe nun Rußland in diesem Falle einzunehmen? Unbedingt dürfte es sich nicht in den deutsch englischen Streit mischen und selbst, wenn es den Deutschen schlecht erginge, dürfte es nicht aus ihrer schwierigen Lage Nutzen ziehen wollen, denn Preußen und Deutschland habe in den Kriegen Rußlands immer in ritterlicher Weise Neutralität beobachtet. Gute deutsch russische Beziehungen seien ein so hohes Gut, daß es «in Verbrechen wäre, die altbewährte Tradition, die gewisser maßen zu einer „politischen Religion" geworden sei, zu durchbrechen. Rußland sei verpflichtet, der Nachwelt den ererbten Frieden mit den Deutschen zu hinterlassen, damit er, ungeachtet aller deutschen Streitfragen mit den Polen Stadtverordneten-Ergänzungswahl Die diesjährige Stadtverordneten-Ergänzungswahl findet Dienstag, den 8. Dezember 1908, Wntliche AtzW i>er ZtMmMckn zu WM-M IBonesg, äon 7. voromdor 1998, abends 7 Uhr, im Sitzungszimmer des Rathauses. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Montag, den 7. Dezember d. 2., mittags 12 Ahr, sollen in Possendorf nachstehende Gegenstände, als: I Ssulensoßs mit gnünem Bemg, I Soßsöiwvk, I Ateo, t I Klviekvnmvki'snllk, k Hoknstüklv, t t Aüvkvnliwvk, I Küvken»vkr»snlr und I Küvkendsnle öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Böttners Gasthof daselbst Dippoldiswalde, am 4. Dezember 1908. <2. 404/08. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht«. Herr Tierarzt Christian August Berthold Oskar Rho-iu«, zurzeit in Kreischa, ist bis auf weitere« als Stellvertreter des Herrn Tierarztes Dankmeyer daselbst sowohl in der wissenschaftlichen, als auch in der allgemeinen Fleischbeschau für die dem Letztge nannten zugewiesenen Gemeinden und Gutsbezirke heute in Pflicht genommen worden, l 037 2 O. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am l . Dezember 1908. Stimmberechtigten zugehenden Wahlliste 4 angesessene und 2 unangesessene Börger zu benennen sind. Dippoldiswalde, am 24. November 1908. Zwecks ihrer Berichtigung sind die Rekrutierungsstammrollen sämtlicher Ortschaften des Bezirks der Königlichen Amtshaupim.mnschaft Dippoldiswalde und zwar der Jahr gänge 1906, 1907 und 1908 ausnahmslos, der älteren Jahrgänge hingegen nur in- soweit, als Militärpflichtige in ihnen noch nicht gestrichen sind, umgehend einzureichen, nachdem sie zuvor, soweit dies noch nicht geschehen ist, gemäß der Verfügung vom 20. Februar 1902 — 183L — richtig gestellt sind. Der Zivilvorsitzende -er Königlichen Ersatzkommission des Aushebungsbezirks 1209 L. Dippoldiswalde, am 30. November 1908. von vormittags 9 bi« mittags 1 Ahr im Siatssitzungszimmer statt. Sämtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt werden deshalb hierdurch auf gefordert, an diesem Tage zu der angegebenen Zeit persönlich in dem obenbezeichneten Wahllokal zu erscheinen und die Stimmzettel abzugeben, auf welchen aus der jedem DI« „weißeritz-ZettungE «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 38 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie rnsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden mit t: Pfg., solche aus unsere» Ämtshauptmumischast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, Im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Psg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannlchast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Iehne. - Druck und Verlag von Carl Iehne in Dippoldiswalde.