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Meißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Ymtsh<mptmamMaft, das Migliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Inserate werden mit 1? Pm-, solche au» unsere» Ämtshauptmannschaft mit 12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Sette (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35bez. ZV Psg. - Tabellarische und kompllzierteJnserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 3V Psg. Di« .Melberitz-Zeitung' erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- üenAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postau- galten, Postboten, sowie rnsereAusträger nehmen Bestellungen an. 74. Jahrgang. Dienstag, den 24. November 1908. Nr. 135. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage- Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Vertag von Carl Fehlte in Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Gast der Sächsischen Holzwaren fabrik Mar Böhme L Co., A.-G. hier, war am Freitag nachmittag der hiesige Gewerbeverein. Etwa 130 Personen, Mitglieder des-Vereins mit Angehörigen, hatten sich im Huthaus versammelt, um unter Führung der Herren Fabrikdirektor Böhme, Prokurist Grießbach und Ingenieur RIekert das ausgedehnte Etablissement zu besichtigen. Vom Trockenhaus, in dessen Räumen eine mehr als angenehme Wärme herrschte und in dem riesige Mengen teils seltener Hölzer aufgestapelt lagen, wurden die Teilnehmer durch das Kessel- und Maschinenhaus gesuhlt, besichtigten dann die Tischlerwerkstätten mit den für die verschiedenen Arbeits vorgänge so sinnreich konstruierten Maschinen, die Polie rerei, die Schmiede, in der alle Werkzeuge sür den eigenen Bedarf hergestellt werden, das Lager, die Druckerei, die Bureauräume, wo die Einrichtung des Karten-Systems eines Spezialartikels der von der Firma ausgeführt wird, erklärt wurde, und das Mustcrzimmer, in dem die ver schiedenen Erzeugnisse der Firma Aufstellung gefunden. Gegen >/2 6 Uhr hatten sich dann alle Teilnehmer wieder in den Räumen des Huthauses eingestellt und wurden hier von der Firma mit warmen Abendbrot und Bier bewirtet. Herr Fabrikdirektor Böhme überreichte dem Ver ein hierbei ein prachtvolles mit gewerblichen Emblemen verziertes, eichenes Rednerpult, das mit herzlichen Dankes- worten vom Vorstande des Vereins entgegengenommen wurde, der dabei gleichzeitig den Dank abstattcte für die Freundlichkeit, mit der die Besichtigung der Fabrik den Mitgliedern erlaubt worden sei. Im weiteren Verlaufe dieses kleinen Festes führte Herr Böhme dann noch das neueste Erzeugnis der Fabrik vor, ein Grammophon, das durch seine Bauart in Schranksorm und besonders durch das Fehlen des Schalltrichters angenehm ausfäilt und unserm jetzt so ausgeprägten Geschmack über Inneneinrichtung voll Rechnung trägt. Allgemein bewundert wurde auch die Klangstärke und das Fehlen jeglichen Nebengeräusches. Alle Teilnehmer waren von dem Gesehenen und Gehörten vollkommen be friedigt und waren sich einig in dem Wunsche für ein weiteres Wachsen und Blühen der Fabrik. — Die diesjährige Stadt oerordneten-Ergänzungs- wahl ist auf den 8. Dezember von vormittag 9 Uhr an im Natssitzungszimmer festgesetzt worden. — Am vergangenen Sonnabend fand im Hotel „Stadt Dresden" eine amtliche Distriktskonferenz für Lehrer statt. Vor Eintritt in die Tagesordnung stattete Herr Lehrer Unger unter freudiger Zustimmung sämtlicher Kon ferenzteilnehmer Herrn Schulrat Bang in schwungvoller Ansprache öen tiefgefühltesten Dank seiner Lehrer dafür ab, daß er in der letzten Zeit energisch für die ideellen Bestrebungen derselben eingetreten war. Neben amtlichen Mitteilungen bildete den Hauptpunkt der Tagesordnung ein Vortrag des Herrn Lehrer Günther—Reinholdshain über das Thema: „Die Arbeit in der Fortbildungsschule im Lichte der neuen Ministerialverordnung". Den beifällig aufgenommenen Ausführungen folgte eine recht lebhafte Aussprache. In einer der Konferenz vorangegangenen Sitzung des Bezirks-Lehrervereins waren einstimmig Herr Schuldirektor Burkhardt zum Vorsitzenden, Herr Siegmund in Schmiedeberg zum Kassierer und Herr Hunger—Ulbern dorf zum Schriftführer gewählt worden. Mögen die drei Herren recht lange mit Segen in ihren Ämtern wirken! — Mit dem 3l. Dezember 1008 verjähren die Außenstände von Handwerkern, Kaufleuten, Fabri kanten aus Geschäften, die sie im Jahre 1906 gemacht haben. Nur wenn die Lieferung an das Geschäft eines anderen ging, beträgt hier die Verjährung 4 Jahre, so daß die Außenstände aus dem Jahre 1904 insoweit am 31. Dezember 1908 verjähren. Weiter verjähren Löhne, Zechschulden, Aerztehonorare, Prioatstundengelder u. a. m. Man muß wegen dieser Außenstände schleunigst gerichtlich vorgehen. Damit darf man nicht bis Weihnachten warten, wo man selbst im Geschäft mehr zu tun hat. Man fange gleich an und schreibe die Rechnungen aus, die man ein- klagen will. Um Weihnachten haben Gerichte und An wälte wegen des Ouartalwechsels so viel zu tun, daß sie keine Garantie übernehmen können, daß die Klage noch vor dem l . Januar 1909 zugestellt wird, wenn man erst in letzter Stunde den Auftrag gibt. — Ein größerer und Aufsehen erregender Prozeß wird Anfang Dezember d. I. vor dem Königlichen Land- gericht Freiberg zur Verhandlung kommen. Es handelt lich um Wucher und Betrug in zirka siebzig Fällen, die in der nächsten Umgebung Kreischas verübt wurden. Einer der Beteiligten befindet sich seit einigen Wochen bereits in Untersuchungshaft bei der Kgl. Staatsanwaltschaft Freiberg. Possendorf. Am Totensonntag war der Festgottes dienst von Andächtigen aus allen Ortschaften der Parochie recht zahlreich besucht. Die von Herrn Pfarrer Nadler gehaltene Predigt wurde umrahmt von weihevoll vorge tragenen Gesängen unseres Kirchenchors. Die Gräber der beiden Friedhöfe waren an diesem Tage reich geschmückt mit Blumen und Kränzen. Am 3. Advcntsonntag wird Herr Sup. Hempel-Dippoldiswalde in unserm Gotteshause Kirchenoisitation abhalten. Dresden. Der König ist Sonnabend früh aus Tarvis in Wien eingetroffen. Er besuchte seine Schwester die Erz herzogin Maria Josepha und fuhr dann ins Schloß. Kaiser Franz Joseph empfing darauf den König in der Hofburg in Prioataudienz, wobei der König ihm noch mals die Glückwünsche zum Regierungsjubiläum aussprach. Der Kaiser und der König nahmen sodann das Dejeuner bei der Erzherzogin Maria Josepha ein. Abends reiste der König nach Dresden ab, wo er Sonntag früh eintraf. — In der Ersten Kammer des sächsischen Land tages stellte Freitag Oberbürgermeister Or. Dittrich unter Hinweis auf das Grubenunglück bei Hamm die Anfrage, wie cs mit der Sicherheit aus den sächsischen Gruben bestellt sei. Staatsminister v>. von Rüger antwortete, daß die sächsischen Kohlengruben meist älter und daher gasfreier seien als die neueren Gruben. Im Jahre 1869 habe ein schweres Grubenunglück in Sachsen 276 Opfer gefordert. Seitdem seien nur kleinere Unfälle zu verzeichnen gewesen und in den letzten Jahren keine, die auf schlagende Wetter oder Entzündung des Kohlenstaubs zurückgeführt werden könnten. Die sächsische Bergpolizei liege im wesentlichen bei den Berginspektionen, die dem Kohlenbergwerke besondere Beaufsichtigung widmeten. Im allgemeinen lasse sich sagen, daß alles getan werde, was in Menschcnkräften siehe, dem Unheil so weit als möglich vorzubeugen. Das Haus nahm die Erklärung mit Dank entgegen, und Kammerherr vr. v. Frege-Weltzien stellte fest, daß für Sachsen die landesgesetzlichen Bestimmungen genügten, für uns also ein Reichsberggesctz überflüssig wäre. — Bor Eintritt in die Tagesordnung der Freitag- Sitzung gab Präsident vr. Mehnert eine Ehrenerklärung zugunsten des verstorbenen Abgeordneten vr. Rühlmann ab, worin er das Gerücht, Rühlmann habe Hand an sich selbst glegt, aufs entschiedenste zurückwies und erklärte, es entfalle jeder Grund, dem Verstorbenen nachzusagen, er habe absichtlich in einer gegen die Grundsätze der Ehren haftigkeit verstoßenden Weise einen in seiner Hand befind lichen Brief benutzt. Weiter wurde mitgeteilt, daß die Beratung der Wahlrechtsvorlage auf die Tagesordnung der Sitzung vom 30. d. M. gesetzt werden soll. — Von 58 Abgeordneten der Zweiten Kammer wird folgender Antrag gestellt: Die Kammer wolle beschließen: a) die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, die An lagen und den Betrieb der Schmalspurbahnen in folgen den Punkten zu verbessern: 1. Verbesserung der Einrich tung in den Personenzügen und auf den Haltestellen. 1. Schnellere und vermehrte Anschaffung vyn Personen wagen der neuen Bauart. 2. Verbesserung der Beleuch- tungs- und Heizungsc nlagen der Personenwagen alter Bauart. 3. Verbesserung der Beleuchtung der Haltestellen. 4. Bau geschlossener Warteräume auf Haltestellen, wo solche fehlen, und Verbesserung bereits bestehender. 5. Ein richtung von Abortanlagen in den Personenzügen und auf Haltestellen, soweit solche noch nicht vorhanden sind. II. Verbesserung der Betriebseinrichtungen für den Per sonenverkehr. 1. Verkürzung der Fahrzeiten. 2. Erleich terung des Fahrkartenoerkaufs. III. Einführung der 4. Wagenklasse in einzelnen Zügen aller Schmalspurlinien. IV. Vermehrung des Rollbockoerkehrs. V. Möglichster Zu sammenschluß der einzelnen Schmalspurbahnen zu einem zusammenhängenden Schmalspurbahnnetze, b) die hohe erste Kammer zum Beitritt zu dem zu a gefaßten Beschluß einzuladen. — Die Schulferien sollen künftighin neu geregelt werden. Die Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer des Landtags beantragt, die Kammer wolle beschließen, die König!. Staatsregierung zu ermäch tigen, von den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen ab zuweichen und alsbald und unerwartet der in Aussicht ge ¬ nommenen Volksschulgesetzreform künftighin einerseits die Sommerfellen der höheren Lehranstalten mit der ersten Hälfte der Gerichtsferien, andererseits die Ferien der Volks schulen mit denen der höheren Lehranstalten — vorbe hältlich abweichender ortsschulordnungsmäßiger Verteilung der Sommer- und Herbstferien — möglichst zusammen fallen zu lassen. — Bei Besprechung der Nachträge zum Etat des Justizministeriums ist in der Zweiten Kammer ein Antrag des Abg. vr. Brückner-Leipzig zu erwarten, wonach die Staatsanwaltschaften des Landes ermächtigt werden sollen, bei schweren Verbrechen sofort eine Belohnung bis zu 1000 Mark auszusetzen, um auf diese Weise schneller zur Ermittelung der Täter beizutragen. — Die sächsische Landessynode wird noch vor Ablauf dieses Jahres zu einer kurzen außerordentlichen Tagung zusammentreten. Es ist nämlich gesetzlich not wendig, die Zustimmung der Syode zu der in Aussicht genommenen Erhöhung der Gehälter der Geistlichen ein zuholen. Um diese Zustimmung herbeizuführen, soll die evangelisch-lutherische Landessynode sofort nach Erledigung des Nachtragsetats im Landtag einberufen werden. Als Kosten dieser Tagung sind in Kap. 89 Tit. 14 des Nach tragsetats 3500 Mark eingestellt und von der Zweiten Kammer bewilligt worden. — Der Rat der Stadt Dresden hat beschlossen, die öffentliche elektrische Beleuchtung vom 1. Dezember 1908 zunächst versuchsweise auf ein Jahr während der ganzen Nacht brennen zu lassen. Der hierdurch für den Monat Dezember sich ergebende Mehraufwand von 3692 Mark soll im Rechenschaftsbericht begründet werden. Für das Jahr 1909 sollen die erforderlichen Mittel im Haushalt plane vorgesehen werden. — Am Donnerstag abend kurz nach 6 Uhr wurde in der Südvorstadt von Dresden ein Straßenraub verübt. Die Kunstgewerbeschülerin Elisabeth Laug wurde im Hausflur ihrer Wohnung von einem Manne, der plötzlich auf sie zusprang, ihres Handtäschchens mit 28 M. Inhalt beraubt. Der Räuber ergriff sofort die Flucht. Er dürfte identisch sein mit dem Attentäter, der in der Striesener Straße kürzlich eine adelige Dame überfiel und beraubte. — Das alte Ständehaus in Dresden soll, einer Meldung der „L. N. N." zufolge, im Parterre das Museum für Sächsische Volkskunde aufnehmen. Auch über die übrigen Räumlichkeiten soll schon verfügt sein. — Das Stadthaus Gewandhausstraße Nr. 7 soll dem nächst abgebrochen werden, sobald die in ihm untergebrachten Geschäftsstellen in das neue Rathaus verlegt werden können. Es handelt sich um das große massive Gebäude, das unter dem Namen das „Preußsche Stiftungsgrundstück" bekannt ist und das vor Jahren in einem prächtigen Parke gelegen war, der sich bis an die jetzige Ringstraße erstreckte und der an der anderen Seite von dem sogen. Stadtpark bez. den sogen. Fleischbänken begrenzt wurde. Die schönen Gärten und Promenaden, an denen sich auch noch die alten Bastionen der Dresdner Festungsmauer hinzogen, sind seinerzeit bei der Anlegung der Ringstraße ver schwunden. Durch den Abbruch des Preußschen Grund stücks entsteht der in der Rathausplanung vorgesehene große freie Platz vor dem Haupteingange des neuen Rathauses, und es wird hierdurch die wirkungsvolle Fassade des Dresdner Stadtpalasts mit ihrem reichen Figurenschmucke und dem monumentalen Treppenaufgange vollständig frei- gelegt. Ein Abbruch des Stadthauses an der Ecke der Kreuz- und Gewandhausstraße, des sogenannten Gewand hauses, ist selbstverständlich ausgeschlossen, da das Gebäude auch in Zukunft vom Stadtsteueramte weiter benutzt werden soll und da die im Erdgeschoß untergebrachten Dohnaer Landfleischer ein altes Privilegium besitzen, nach dem sie jederzeit hier ihre Waren verkaufen können. — Geh. Kommerzienrat Hartmattn in Dresden, der Sohn des Begründers der Sächsischen Maschinenfabrik, hat eine Stiftung von 30000 M. errichtet, deren Zins erträgnis zugunsten bedürftiger Arbeiter der genannten Firma Verwendung finden soll. — Die Stadtverordneten von Annaberg wählten den seit eineinhalb Jahr amtierenden Stadtrat und stell vertretenden Bürgermeister vr. Bunde auf Lebenszeit. — Gegen frühere Jahre ist in der Spielwaren branche im oberen Erzgebirge ein bedeutender un- I günstigerer Geschäftsgang zu verzeichnen. Es liegen im