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mal: Dienstag, Donners- 74. Jahrgang. Sonnabend, den 21. November 1908. Nr. 184. Inserate werden mit 1» Psg-, solche au« uns«« Amtshauptmannschaft oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile SS dH. ZV Psg. - Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« L-MI li- II I I III Psg. Einzelne Nummern l HM IM 1V Psg. — Alle Postan- I d «N-:« Ameiaer für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Uppoldrswalde. Mtt achtseittgem Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und Hauswirtschastlicher Monats-Bellage. Für die Auftrahme eines Inserats an bestimmter «Stelle und an bestimmte» Tagen wird keine aran e Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehnr m Dippoldiswald . Alles Mauern im hiesigen Bezirke ist einzustellen, sobald an dem betresfenden Bauplatze die Luftwärme im Schatten auf weniger als 20 A oder 2>/20 L unter den Nullpunkt herabgesunken ist. Das Abputzen von im Freien gelegenen Mauerflächen mit Kalkmörtel ist bei einer Luftwärm» im Schatten von 0« zu unterlassen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark cder entsprechender Hast geahndet werden; überdies bleibt die Forderung auf Abtragung des verbotswidrig hergestellten Mauerwerks vorbehalten. Die Ortsbehörden wollen die Befolgung dieser Bekanntmachung überwachen und Zuwiderhandlungen zur Bestrafung hier anzeigen. Nr. 21060 königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 16. November 1908. Unter Bezugnahme auf § 4 Ziffer 1 der Verordnung zur Ausführung des Lehrer- Pensionsgesetzes pp. vom 24. Mai 1892 — Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 209 folgende — werden die Schulvorstände des hiesigen Bezirks veranlaßt, bis zum 5. De zember diese» Jahres anher anzuzeigen, ob im laufenden Jahre an den die Höhe de» Schulgeldes betreffenden ortsstatutarischen Bestimmungen etwas geändert worden ist oder nicht. AonigAvkv kvLinkssvkuIinspeKtiern llippolekisvvslel«, 1025 K. am 13. November 1908. Montag, den 23. November d. I»., mittag» 12 Ahr, sollen in Hänichen nachstehende Gegenstände, als: 2g Slüvlr Melvnmnügv und I (Rover) öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Rühles Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, am 19. November 1908. cr 279 /og Der Gerichtsvollzieher des «gl. Amtsgericht». ,, 604/ Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Iehne. Die Entscheidung des Kaisers. In der Reichskanzleikrisis ist die Entscheidung rascher gefallen, als man vielfach gedacht hat. In der Audienz, welche der Reichskanzler Fürst Bülow am Dienstag bei dem Kaiser im Neuen Palais bei Potsdam gehabt hat, hat der Kaiser die Ausführungen und Erklärungen des Reichskanzlers im Reichstage während der Interpellation über die Veröffentlichungen in der englischen Zeitschrift „Daily Telegraph" gebilligt und dem Reichskanzler nach wie vor sein volles Vertrauen versichert. Das wichtigste Resultat dieser Audienz besteht also zunächst darin, daß der Reichskanzler Fürst Bülow noch weiter seines Amtes walten wird, ob freilich dadurch die große politische Krisis beigelegt wird, welche gegenwärtig ganz Deutschland er regt, das ist eine andere Frage. Aber freilich kommt da bei sehr viel auf die weitere Entwickelung der Dinge, und sagen wir es offen, auf die Haltung des Reichskanzlers selbst an. Der Kaiser hat nach den Kundgebungen des Reichsanzeigers am Dienstage in der Audienz dem Reichs kanzler auch erklärt, daß er, unbeirrt durch die als unge recht empfundenen Uebertreibungen in der ganzen Ange legenheit, seine vornehmste Aufgabe darin erblicke, die Stetigkeit der Reichspolitik unter der Wahrung der ver fassungsmäßigen Verantwortlichkeit zu sichern Die ver fassungsmäßige Verantwortlichkeit liegt aber in den Ange legenheiten des Reiches ausschließlich bei dem Reichskanzler, und wenn Fürst Bülow künftig von seiner Verantwort lichkeit denjenigen Gebrauch macht, wie es der Reichstag von ihm erwartet, dann wäre ja für die Klärung und für die Beruhigung der Lage schon sehr viel gewonnen. Es war ja überhaupt jetzt noch nicht zu erwarten, daß von den obersten Spitzen aus noch neue verfassungsmäßige Garantien für einen größeren Ausbau der Ministerverant wortlichkeit zu erreichen waren, die Erreichung eines solchen Zieles muß sich der Reichstag selbst stellen«, wenn die folgenden Ereignisse ihn dazu drängen. Ls ist aber so gut wie sicher, daß es dem Kaiser Wilhelm selbst ein großes Herzensbedürfnis ist, das Vertrauen zwischen der Kaiserkrone und dem Volke, so rasch und so vollständig als möglich wiederherzustellen, und daß deshalb die Be handlung der äußeren wie inneren politischen Geschäfte wohl künftig mit größerer Vorsicht und Sorgfalt statt finden wird, als es bisher leider mehrfach der Fall war. Wenig praktischen Wert hat es auch, wenn jetzt, nachdem sich der Kaiser für das Bleiben des Fürsten Bülow in seinem Amte entschieden hat, immer noch Stimmen laut werden, daß der Reichskanzler Fürst Bülow zurücktreten müsse, denn wenn man auch in diesem Rücktritte eine richtige politische Konsequenz erblicken kann, so wird doch durch den Rücktritt des Reichskanzlers Fürsten Bülow an sich nichts in der politischen Lage gebessert, da man nicht weiß, ob der Nachfolger des Fürsten Bülow als Reichs kanzler sich besser bewähren würde, als sein Vorgänger. Außerdem ist man wohl auch in det Härte de» Tadels über die Haltung und Fehler des Fürsten Bülow etwa» zu weit gegangen. Jetzt gilt es doch vor allen Dingen, da» deutsch« Volk über den Gang der politischen Geschäfte zu beruhigen und dem Auslande zu zeigen, daß da» Deutsche Reich stark genug ist, «ine innere Krisis zu über stehen, und die Lösung dieser Aufgaben darf man doch wohl von der Vaterlandsliebe und von der staatsmänn lichen Geschicklichkeit des Fürsten Bülow mit größter Sicher heit erwarten. Die Lösung jeder politischen Frage ge schieht ja bekanntlich niemals mit der Vollkommenheit, daß nichts zu wünschen mehr übrig bliebe, deshalb wird es auch für die neue Situation und die folgenden Schritte des Reichskanzlers Tadler geben. Aber es wäre doch auch das größte Unglück, das dem Deutschen Reiche passieren köncke, wenn daraus ein innerer Zwiespalt entstände, daß der Kaiser und das Volk einmal Differenzen über die Be handlung politischer Fragen gehabt haben. Mag daher zunächst die Schwarzseherei zurücktreten und das Vertrauen auf dem politischen Gebiete wieder einkehren. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wieder stehen wir an den Hügeln, unter welchen teure Anverwandte und gute Freunde den ewigen Schlummer schlafen, und in der durch den letzten harten Frost allen Grüns beraubten Friedhofsstätte legen wir zum Totensonntag einen grünen Kranz zum Zeichen treuer Erinnerung und herzlicher Zuneigung nieder. Herzenssache treibt zum Grobe, manche heiße Zähre wird den Dahingeschiedenen nachgeweint, und manche müde Seele sehnt sich aus dieser schweren und harten Zeit nach Ruhe und Frieden. Ernste Gedanken lenken den Sinn, und die Erinnerung weist viele Bilder aus der Ver gangenheit auf, die kein freundliches Licht bescheint. Tausende haben zu tragen an dem, was das Geschick ihnen auferlegt; vielen will es wohl zu rauh erscheinen, was das Leben ihnen gewährt, und sie sehnen sich nach Erleichterung. Aber auch zahlreiche liebliche und traute Stunden werden in unserem Gedächtnis wach, in denen wir mit den Teuren, die von uns gegangen, zusammen schafften, in denen wir ihren Rat, die Beweise ihrer Liebe hörten, in denen sie uns ein Vorbild, ein nachahmens wertes, erschienen. Und aus solchem Erinnern sammeln wir dann wieder die rechte Kraft zur Arbeit, die den einzigen großen Inhalt eines jeden Lebens bildet. Denn das Leben verlangt wieder sein Recht, das ihm werden muß; eine Trauer soll tief und ernst sein, doch sie soll nicht zur hindäwmernden schlaffen Tatenlosigkeit werden, die verfallen läßt, statt aufzubauen. Dem Leben gehört sein Recht und in dies Leben hinein die rechte Fülle von warmherziger, verzeihender Liebe! Der Frost hat draußen alles getötet, aber herrlich blüht die Liebe in dieser Zeit. — Die Stadtverordneten-Ergänzungswahl findet voraus sichtlich Dienstag, den 8. Dezember, statt. — Der Turnverein Dippoldiswalde hatte zu seinem am vorigen Sonntage in der „Reichskrone" veranstalteten öffentlichen Konzerte, welches von über 500 Personen be- sucht war, ein vorzügliches Programm gewählt. Samt- liche Darbietungen, die fleißig geübt und gut vorbereitet waren, erfreuten sich ungeteilter Anerkennung der Konzert besucher und unterhielten diese aufs beste. Der Gesamt- reingewinn hat eine recht respektable Summe ergeben, die ungeschmälert dem Turnhallenbaufonds zugeführt wird. — Ein besonderer Kunstgenuß steht der Bewohnerschaft bevor. Die Herren Königlichen Kammermusiker Karl Braun (Violine l), Friedrich Schramm (Violine II), Georg Furkert (Viola) und Arthur Zenker (Cello) aus Dresden haben auf Einladung de» hiesigen K. S. Militärveretns sich bereit finden lassen, zur Förderung des König-Albert-Krieger denkmal-Fonds am 6. Dezember im Schützenhaussaale einen Kammermusik. Abend zu veranstalten. Auch steht die Mitwirkung hiesiger hochgeschätzter Kräfte in anbetracht des guten Zweckes in Aussicht. — Nach dem amtlichen Berichte der Kgl. Kommission für das Veterinärwesen herrschten im Königreiche Sachsen am 15. November d. I. überhaupt 10 verschiedene an steckende Tierkrankheiten und zwar die Rotlausleuche der Pferde, die Räude der Schafe und der Rotlauf der Schweine in je einem Gehöft, letzterer in einem solchen der Stadt Dippoldiswalde, der Bläschenausschlag des Rind viehs in 2 Gehöften einer Gemeinde, der Milzbrand in 5 Gemeinden mit 5 Gehöften, die Tollwut in 26 Ge meinden, darunter- in Schmiedeberg, Obercarsdorf und Dippoldiswalde, die Schweineseuche einschließlich Schweine pest in 2 Gemeinden mit 2 Gehöften, die Grflügelcholera in 9 Gemeinden mit 14 Gehöften, die Brustseuche der Pferde in 13 Gemeinden mit 14 Gehöften und die Ge hirnrückenmarksentzündung der Pferde in 11 Gemeinden mit 11 Gehöften. Johnsbach. Am Sonntag, den 15. d. M., vorm. gegen 9 Uhr wurde hier der 81 jährige Wirtschastsbesitzer Friedrich Pietzsch von seinem Sohne in bewußtlosem Zu stande und am ganzen Körper brennend in seiner Woh nung aufgefunden. Ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, erfolgte der Tod des unglücklichen Greises noch nachmittags 2 Uhr. Aerztliche Hilfe, welche in der Person des Herrn l)r. Nagel bald zur Stelle war, konnte nur feststellen, daß bei der Schwere der Brandwunden der Tod bald eintreten mußte. Vermutet wird, das Pietzsch von einer Ohnmacht befallen und die Kleider dort in der Nähe des Ofens entzündet worden sind. Der Verun glückte war noch ein Veteran von 1849 (Schleswig- Holstein). Kipsdorf. Da der vom hiesigen Gemeinderate zum Gemeindevorstand gewählte Herr Gemeindeälteste Berger die Wahl nicht angenommen hat, hat der Gemeinderat nunmehr die Stelle, mit der ein Einkommen von ca. 100V Mark verbunden ist, ausgeschrieben. Bärenstein. Die für den letzten Dienstag mittag auf hiesigem Markt angesetzte diesjährige Pferdevormusterung für Stadt, Dorf und Rittergut Bärenstein mußte auf un bestimmte Zeit verschoben werden, da der Herr Kommissar infolge Verzögerung bei den vormittags abgehaltenen Musterungen die bestimmte Zeit nicht innehalten konnte. Dresden. König Friedrich August wird am heutigen Freitag Tarvis verlassen, am Sonnabend bei seiner Schwester in Wien verweilen und wird am Sonn tag früh wieder in Dresden etntrefsen. — Am Montag abend wurde eine Dresdner Bank angeblich von der Hofhaltung des Prinzen Johann Georg antelephoniert, ob Dienstag vormittag 75000 Mark in Gold gezahlt werden könnten. Dienstag früh gegen 10 Uhr wurde die Bank anscheinend von derselben Person wieder augerufcn und ersucht, den Betrag an die Kasse der Hof- Haltung Zinzendorferstraße 6 zu zahlen. Als der Betrag dort von Boten der Bank abgeliefert werden sollte, war bei der Hofkasse von einem solchen Zahlungsaufträge nicht» bekannt. Inzwischen traf von dem unbekannten Auftrag geber bei der Hofkasse die tetephonische Anweisung ein, daß die Bankboten das Geld nicht nach dem Hofmarschall amt, sondern in die Wohnung eine» höheren Beamten In der Residenzstraße bringen sollten. Eine telephonische Rück- frage der Boten bei der Bank ergab jedoch, daß dort von einer solchen Weisung nichts bekannt war. Es muß daher