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WHeritz-Mtung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Sonnabend, den 31. Oktober 1S08 74. Jahrgang Nr. 128 Dippoldiswalde, am 29. Oktober 1908. Der Stadtrat. wiederum die Republikaner begünstigt — jedenfalls hat Theodor Roosevelt seine hervorragende Rolle an der Spitze der Union ausgespielt, wenn er auch die Amtsgewalt erst am 4. März 1909 an seinen Nachfolger abtritt. Der ehe- malige „Rauh-Reiter" von Kuba erfreute sich schon als Vizepräsident außerordentlicher Popularität, und diese wuchs noch, als er am 14. September 1901 anstelle des Präsidenten Mac Kinley, der seinen ihm von einem polni schen Anarchisten zugesügten tödlichen Verletzungen erlag, den erledigten Präsidentenstuhl bestieg. Am 3. November 1904 wurde Roosevelt wiederum zum Präsidenten ge wählt, als welcher er, das muß man sagen, namentlich die Weltmachtstellung der Vereinigten Staaten gekräftigt hat. Aber klüglich vermied es „old Teddy", jetzt nochmals zu kandidieren, und binnen wenigen Monaten wird er nur noch ein einfacher Privatmann sein. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Jehne, Dippoldiswalde. Auf Blatt 55 des Handelsregisters, die Firma Pappenfabrik und Asbestwerk Dip poldiswalde vormals Carl Geisler, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Dippoldis walde betreffend, ist heute eingetragen worden, daß der Wohnort des Geschäftsführers Alfred Krasselt „Ulberndorf" ist. Dippoldiswalde, den 29. Oktober 1908. Das Königliche Amtsgericht. Dienstag, den 3. November d. Js., mittags 1 Ahr, soll in Obercunnersdorf b. Klingenberg t llnskdanle mit Tubvküin, System Auerbach L Co., öffentlich gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. Bieter sammeln im Gasthofe daselbst. Dippoldiswalde, am 30. Oktober 1908. H. 6 l 4/08 Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht«. nungen bei Hunden und Menschen, werden wir in einigen folgenden Artikeln zurückkommen. — Zum Reformationsfest. — Es war am 31. Oktober 1517, als Marlin Luther seine 95 Thesen wider den Ablaß an die Schloßkirch: zu Wittenberg schlug. Welche gewaltigen Folgen diese Tat haben sollte, das ahnte damals auch Luther selber nicht. War doch ur sprünglich sein ganzes Vorgehen einzig und allein wider den Ablaß gerichtet, und erst nach und nach, zum großen Teil sogar erst infolge der gegen ihn unternommenen Schritte, entwickelte er sich zu dem großen erfolgreichen Reformator, als den wir ihn heute sehen. Man hat viel fach versucht, Luthers Taten damit zu verkleinern, das man seinen Erfolg auf die Tatsache schob, daß gerade damals die verschiedensten deutschen Fürsten ein persönliches Interesse an der Ausbreitung der neuen Lehre hatten. Das ist allerdings richtig, und ebenso wahr ist, daß die nicht von Erfolg gekrönten Wiclisf w d Huß geistig be deutender waren als Luther. Dennoch ist es eine Ueber- hebung seichten Kritikertums, wenn man Luthers Großtat nicht in ihrer vollen Bedeutung anerkennen will. Was er damals begann, konnte nur ein Mensch wagen, der ein durch und durch gefestigter Charakter war, ein Mann, dem Menschenfurcht fremd und der einzig dem Höchsten zu dienen willig war. Wir evangelischen Christen haben daher auch ein volles Recht dazu, die Anschlagung der 95 Thesen als den Beginn der Reformation zu feiern und wollen uns dies Recht nicht nehmen lassen, denn Gottes Wort und Luther's Lehr" — heißt es in einem alten Spruch — „vergehen nie und nimmermehr!" — Die Weidegenossenschaft Wendischcarsdorf teilt nn» mit, daß sie sich mit ihrer letzten Angabe, den Abtrieb der Jungviehweide betr., geirrt habe, die Höchstzunahme eines Weidetieres betrug 167 Kilo und nicht 143 Kilo. — Die Generalversammlung der Sächsischen Holz industriegesellschaft zu Rabenau genehmigte nach längerer Aussprache die mit 40 680 Mark Unterbilanz abschließende Jahresrechnung und deren Deckung durch Entnahme aus dem Reservefonds, der sich auf 5810 Mark ermäßigt. Direktion und Aufsichtsrat wurden entlastet. Direktor Balz teilte mit, daß der Geschäftsgang im neuen Jahre bisher ziemlich befriedigend gewesen sei. In den ersten drei Monaten wurden etwa I I000 Mark mehr abgesetzt. Für die nächsten zwei Monate liegen noch verschiedene Auf träge vor. Bärenstein. Am Donnerstag nachmittag gegen >/23 Uhr ertönte plötzlich die Feuerglocke und setzte die Be wohnerschaft in Aufregung. Dicht aufsteigende Rauch wolken in der sogenannten Lachsenhöhe ließen auf einen größeren Waldbrand schließen. Dort war in dem dem Gutsbesitzer Karl Lehmann in Dorf Bärenstein gehörigen niedrigen Bestände auf unaufgeklärte Weise Feuer ausge brochen, welches bereits auf das angrenzende städtisch« Waldgebiet übergegriffen hatte Von Lauenstein au» hatte man zuerst den Brand bemerkt und Löschversuche unter nommen, die durch zahlreiche von hier anrückende Mann- Zur Präsidentenwahl in Nordamerika. Für die Nordamerikanische Union bringt der kommende 3. November eine hochwichtige Entscheidung, die Neuwahl des Präsidenten, des Oberhauptes dieses gewaltigen trans atlantischen Staatswesens. Seit Monaten schon hatte dieser so bedeutsame Staatsakt eine immer intensivere Wahlbewegung in den Vereinigten Slawen hervorgerufen, in welcher die beiden politischen Haupiparteien des Landes, die Republikaner und die Demokraten, die skrupellosesten Mitte! der politischen Agitation, wie sie in solcher Weise eben wohl nur in dem freiheitlichen Reiche des „Sternen banners" möglich ist, anwendeten, um den von ihnen ver tretenen politischen Ideen und hiermit dem von ihnen auf- gestellten Präsiüenischaftskanoidaten am 3 November zum Siege zu verhelfen. Nunmehr muß es sich zeigen, welche Partei die größte anziehende Werbekraft auf die breiten Scharen der Wählerichaft zu äußern vermochte, entweder die republikanische Partei, welche bekanntlich den früheren Kriegsminister Taft für den Prä!idenlenposten kandidiert, oder die demokratische Partei, welche wiederum ihren alten Vorkämpfer, den „Silbermann" Bryan, präsentiert. Ohne weiteres muß zugegeben werden, daß sich die republikanische Partei gegenüber den Demokraten insofern im Vorteile in der Wahlkampagne befand, als sie ja schon seit mehr als anderthalb Jahrzehnten in Nordamerika am Ruder ist, und demgemäß alle Machtmittel der herrschenden Partei im Wahlkampfe anwenderr konnte, um ihrem Kandidaten den sch ießlichei, Erfolg zu sichern Es galt denn auch zu Beginn des Wahlseldzuges als kaum zweifelhaft, daß Tast, der vom bisherigen Präsidenten Roosevelt persönlich so lebhaft empfohlene und begünstigte republikanische Präsi dentschaftskandidat, die denkbar besten Chancen habe und seinen demokrätischen Mitbewerber mit sicherer Stimmen mehrheit schlagen werde Diese Meinung, der man auch in den Reihen der Demokraten vielfach begegnen konnte, ist aber im weiteren Verlause des amerikanischen Wahl kampfes denn doch einigermaßen erschüttert worden. Vor allem zeigte es sich, daß erhebliche Schichten der Wähler schaft der mancherlei Sünden, welche die republikanische Partei in ihrer langen politischen Herrschaft auf sich ge laden hat, wie namentlich der zunehmenden Korruption in der Verwaltung und des Anwachsens der das große Publikum ausbeutenden wirtschaftlichen Vereinigungen oder Trusts, überdrüssig geworden sind. Außerdem sind gerade im letzten Abschnitte der Wahlbewegung eine ganze Reihe hervorragender Persönlichkeiten der r.publikaniscyen Partei durch ausgedeckte böse Bestechungsa fären arg bloßgestellt worden, was ersichtlich ebenfalls mit dazu beigetragen hat, die Stimmung im Lande dem herrschenden Regime einiger maßen zu entfremden. Auch haben verschiedene oorge- nommene Probeabstimmungen ein Anwachsen der Stimmung für Bryan gezeigt, sodaß es keineswegs groß überraschen könnte, wenn er wirklich als Sieger aus dem Wahlkampfe heroorgehcn sollte. Wie der letztere aber auch ausfallen möge, ob zugunsten der Demokraten oder ob er doch Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Landwirtschaftliche Verein Dippoloiswalde u. U. hat in seiner letzten Versammlung beschlossen, auch in diesem Jahre ein Stiftungsfest zu feiern und bei demselben eine Prämiierung treuverdienter Dienstboten vorzunehmen. Die Anmeldung derselben muß baldigst bei einem Direktorialmitgliede des Vereins ge schehen. — Am 27. Oktober 1908 wurden im Sitzungszimmer des hiesigen Rathauses von Herrn Bürgermeister vr. Weiß bach nachstehende Einwohner hiesiger Stadt als Bürger verpflichtet: Fabrikschmied Robert Bernhard Böhme; Re staurateur Paul Eduard Hamann; Holzarbeiter Heinrich Mar Hofmann; Beztrkssteuer-Sekretär Ernst Gotthard Pfalz; Kaufmann Georg Richard Renger; Schneider Carl Arthur Schmidt; Landwirt Heinrich Hermann Straßberger; Schneider Karl Richard Uhlig; Kaufmann Martin Johannes Zimmermann; Lohgerbereibesitzer Richard Mar Arnold; Obermüller Heinrich Oswald Braband; anitsh. Diätist Cölestin Johannes Breitfeld; Slationsaspirant Theodor Erich Ebert; Posiasststent Ernst Otto Eymann; Zimmermann Emil Gustav Fischer; Maurer Ernst Bruno Cemeiner; Zimmermann Heinrich Theodor Göhler; Handelsmann Ernst Bruno Grahl; Restaurateur Friedrich Wilhelm Hage dorn; Stationsaspirant Oskar Hermann Mar Hauptmann; Tischler Paul Oskar Helbig; Postmeister Hermann Joseph; Bäcker Moritz Paul Liebsch; Kaufmann Ernst Meinhold; Weichenwärter Gustav Moritz Müller; Lagerist Arthur Pietzsch; Fleischer Oswald Richard Schwenke; Tischler Karl Oswald Seifert; Postschaffner Friedrich Ernst Wangenheim; Fabrikschleiser Richard Bruno Zimmermann. — Nachdem soeben die Nachricht eingegangen ist, daß der Hund des Herrn Vorwerksbesitzer Flemming, der am Montag getötet wurde, bei weiterer Untersuchung des Ge hirnes als tollwutkrank erkannt worden ist, erachten wir es für unsere Pflicht, allen Einwohnern von Dippoldis walde, insbesondere die Hundebesitzer, die strengste Ein haltung der Vorschriften, sowie Beobachtung ihrer Hunde anzuraten. — Auf das Wesen der Tollwut, ihre Erschei Dienstag, den 3. November dfs. Js., vormittags 11 Ahr, sollen in Schlottwitz nachstehende Gegenstände, als: I Spivgvlsvknsnlc, I vksisolongue mitt SvLug, I vlumsnsttsnelsi- mit I MsKKpGlsm«, l 8eVi»1vII« mit lAslnsK««, 2 A«iIKiss«n unik 8 Vettvn, I VsinliKo (echt) und I Vlavkttisvk mit lAsnmonpkstt« öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammekort der Bieter: Kettner's Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, am 30. Oktober 1908. H. 583/07. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Hebamme« vetr. Frau Hebamme Hecktheuer hier ist vom I. bis 15. November dss. Js. dienstlich abwesend und wird während dieser Zeit von Frau Hebamme Gneuß hier vertreten. Da an einem am 26. dieses Monats in Dippoloiswalde erschossenen Hunde die Tollwut festgestellt worden ist, wird die Bekanntmachung vom 28. Septeniber 1908 über die tikuneivspv»»^« — siehe Weißeritz-Zeitung Nr. 112 — auf tue Orte Ruppendorf, Paulshain, Paulsdorf, Seifen, Seisersdorf, Malter, Großölsa, Wendischcarsdorf mit Slaatsforstrevier und Rein berg ausgedehnt. Im übrigen wird auf die Bekanntmachung verwiesen. König! Amtshanptmannschaft Dippoldiswalde, am 29. Oktober 1908. In der Nacht zum 19 Oktober dieses Jahres sind an dem Kommunikationswege Kreischa—Possendorf innerhalb Rittergutsflur Kleincarsdorf 3 Stück Bäume durch An schneiden und Abbrechen der Kronen beschädigt worden. Wer den oder die Täter so zur Anzeige bringt, daß gerichtliche Bestrafung herbei geführt werden kann, erhält eine Belohnung von 15 Mark. 1256 ä. Königliche Amlshauptmaunschaft Dippoldiswalde, am 27. Oktober 1908. Inserate werden mit I? Pfg., solche au» unserer Ämtshauptmannschast mit12Pfg.dleSpalh«ttr oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35bez. ZV Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg Die ,W«Iberitz.Z«itung' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen. denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie »nsereAnsträger nehmen Bestellungen an. Amtsblatt für die Königliche WnklMptmmnlchasi, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadlrat zu Dippoldiswalde. Mtt achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftllcher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die Pferdevormufterung in der laufenden Musterungsperiode (1. April 1908 bis § 30. September 1909) beginnt Anfang nächsten Monats im nördlichen Teile des Bezirks. Die Ortsbehörden werden wegen ihrer Obliegenheiten auf die ihnen noch zugehende Verfügung verwiesen. Nr. 31 cDir.-Reg König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 27. Oktober 1908.