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Mcherih-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Die .MUHeritz-Zeltung' «scheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- -enWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie insereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden mtt II Pfg., solche aus unsere! Ämtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtlai zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Mdakteur: Paul Irhne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 112. Dienstag, den 29. September 1998. 74. Jahrgang. Hmwcspcrrc betreffend. In Schmiedeberg ist ein Hund (ca. 4 Jahre alt, männlicher Bärenspitzbastard, braun, ca. 35 cm hoch) aufgegriffen worden, der am 27. d. M. vom Königlichen Bezirkstier, arzte als der Tollwut dringend verdächtig bezeichnet worden ist. Es wird deshalb in Gemäßheit von 8 38 des Reichsgesetzes, die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betreffend, vom l.Mai 1804 und 8 20 der Instruktion zur Ausführung dieses Gesetzes vom 27. Juni 1805 für die Orte: Schmiedeberg, Reich städt, Sadisdorf, Hennersdorf, Niederpöbel, Ammelsdorf, Kipsdorf, Barenburg, Barenfels, Falkenhain, Dönschten, Johnsbach, Oberfrauendorf, Ulberndorf, Raun- dorf, Reinholdshain, Elend, Niederfrauendorf, Luchau, Hirschbach, Schellerhau, Schönfeld, die Rittergüter Reichstädt, Naundorf und Schmiedeberg, sowie die Staatsforstreviere Schmiedeberg und Bärenfels hiermit Folgendes angeordnet: Alle diejenigen Hunde und Katzen, welche von dem erwähnten tollen Hunde etwa gebissen worden sind, oder rücksichtlich deren der Verdacht vorliegt, daß dies der Fall sei, sind, soweit dies nicht bereits geschehen, sofort zu töten und vorschriftsmäßig zu verscharren. Alle im Bezirke der obgenannten Ortschaften vorhandenen übrigen Hunde sind während der Dauer von drei Monaten und zwar bis Lum 27. lleLemben I8VS festzulegen — anzuketten oder einzusperren. Der Festlegung gleich zu achten ist das Führen der Hunde an der Leine, wenn dieselben zugleich mit einem vorschriftsmäßigen Maulkorbe versehen sind,- jedoch dürfen ohne Erlaubnis der betreffenden Ortsbehörde Hunde aus den als gefährdet gel tenden vorgenannten Ortschaften n. nicht ausgeführt werden. Die Benutzung der Hunde zum Ziehen ist unter der Bedingung gestattet, daß dieselben fest angeschirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauches festgelegt werden. Die Verwendung von Hirtenhunden zur Begleitung der Herde, von Fleischer hunden zum Treiben von Vieh und von Jagdhunden bei der Jagd wird unter der Bedingung gestattet, daß dieselben außer der Zeit des Gebrauches (beziehentlich außer halb des Jagdreviers) festgelegt oder mit einem sicheren Maulkorbe versehen an der Leine geführt werden. Wenn Hunde dieser Vorschrift zuwider innerhalb des gefährdeten Bezirks frei umherlaufend betroffen und dabei weggefangen werden, so können die Ortsbehörden deren sofortige Tötung verordnen, falls solche durch die Umstände geboten erscheint. Zuwiderhandlungen werden, insoweit nicht die Strafbestimmung in 8 328 des Reichsstrafgesetzbuchs Anwendung zu leiden hat, mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft geahndet; wissentliche Verletzungen von Sperrmaßregeln aber auf Grund des vorgedachten Gesetzesparagraphen mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Die Ortsbehörden haben die genaueste Befolgung dieser Anordnungen sorg sam zu überwachen, vorkommende Zuwiderhandlungen aber anher anzuzeigen. Dippoldiswalde, am 28. September 1008. Aüniglivks KmKsksuplinsnnsvkstt. Wegesperrung. Die Molchgrundstraße wird wegen Abwalzung vom l Vklokvi- dis mit 7. vktobsn für allen Verkehr mit Lastwagen und Kraftfahrzeugen gesperrt und dieser auf die Eisen- straße oder über Ulberndorf verwiesen. König!. Revierverwaltung Schmiedeberg, am 26. September 1008. Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Reiter Ernst Waldemar Schröder der Schutztruppe für Südwestafrika, geb. am 16. Dezember 1883 zu Altenberg, Kreis Dippoldiswalde, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Fahnenflucht, begangen zu Ant werpen am 11./0. 08 durch Entweichen vom Reichspostdampfer „Bürgermeister" ver hängt. Es wird ersucht, ihn zu verhaften und in die Militärarrestanstalt in Berlin, Prinz August von Württembergstraße 3, oder an die nächste Militärbehörde zum Weitertrans port hierher abzuliefern. ÄvrUa, den 26 September 1008. Kvi-ivdl iVsn Kai-ikv-Iksvsilvi-is-visisisn. Beschreibung: Alter 21 Jahre, Größe 1 m 58 cm, Statur untersetzt, Haare blond, Augen grau, Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Bart blonden Schnurrbart, Sprache deutsch Besondere Kennzeichen: Narbe an der rechten Hand. Ein Gedenktag. Fünfundzwanzig Jahre sind am 28. September ver gangen, seit ein glücklicher Zufall oder die Hand der Vor sehung eines der abscheulichsten Verbrechen verhütete, die je geplant worden sind, nämlich, bei der Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald dieses in die Luft zu sprengen und bei dieser Gelegenheit nicht nur den greisen Kaiser Wilhelm l, sondern auch zahlreiche Bundesfürsten, unter ihnen den König von Sachsen, die zur Feier der Denkmalseinweihung dort anwesend waren, zu ermorden. Der Anschlag ist um so nichtswürdiger und verächtlia-er, wenn man seines äußeren Anlasses gedenkt. Nachdem ein Jahrzehnt zuvor Deutschland mit unerhörten Anstrengungen seine alte Stellung in Europa wieder erobert und gleich zeitig die langentbehrte Einheit der deutschen Stämme herbeigesührt hatte, war an einer der schönsten Stellen des vielumkämpften deutschen Rheines ein herrliches Denk mal errichtet worden. Dieses sollte ein Wahrzeichen sein sowohl für die schwererrungene deutsche Einheit als auch für den Sieg über dir Franzosen, die man damals noch aus der Zeit der Napoleonischen Kriege und von früher her, als ihre Truppen unter Ludwig XlV. und Ludwig XV. die Pfalz und weite Strecken Westdeutschlands verwüstet hatten, als die Erbfeinde zu betrachten gewohnt war. Heute, wo 37 Jahre seit dem Einigungskriege verflossen sind, ist es schwer, sich die Begeisterung vorzustellen, mit der man damals der Errichtung dieses Denkmals als eines äußeren Sinnbildes jenes großen Erfolges entgegensah. Und gerade diese Begeisterung, diese Hingabe an die höchsten Ziele eines Volkes haben sich mit teuflischer Bos heit die Urheber jenes Attentats zunutze gemacht. Daß man einen nationalen Ehrentag, wie die Enthüllung des Niederwalddenkmals, zur Ausführung eines derartig schänd- lichen Verbrechens wählen würde, dieser Gedanke erschien so teuflisch, daß niemand seine Ausführung auch nur für möglich hielt. Deshalb war es den Veranstaltern des Anschlags auch gelungen, alle Vorbereitungen zu treffen und vor allem Dynamit in ausreichender Menge unter dem Denkmal auszuhäufen, so daß die beabsichtigte Er- plosion die furchtbarsten Folgen hätte haben müssen. Wenn das fluchwürdige Verbrechen nicht zustande ge kommen ist, so lag die Schuld nicht an seinen Veran staltern, dem Schriftsetzer August Nheinsdorf, sowie zwei anderen Anarchisten, sondern daran, daß die Zündschnur feucht geworden mar und erlosch So ist es gekommen, daß man den ganzen teuflischen Plan erst nach der glänzend verlaufenen Feier entdeckte. Der rührigen Kriminalpolizei gelang es, der Täter habhaft zu werden, von denen Rheins dorf als der Hauptschuldige sein Verbrechen mit dem Tode büßte. Rheinsdorf sowohl wie seine beiden Genossen Rupsch und Bachmann bekannten sich als Anarchisten aus der Mostschen Schule des rohesten und geistlosesten Vertreters dieser im Grunde genommenen sozialdemokratischen Spiel art, den es je gegeben hat. Erst drei Jahre vorher war er von der Sozialdemokratie ausgeschlossen worden, der selben sozialdemokratischen Partei, die ihn wenige Jahre zuvor stolz zu ihren Mitgliedern gezählt hatte; denn Most war im Jahre 1874 im Wahlkreise Chemnitz als Mitglied der Eisenacher Partei in den deutschen Reichstag ge wählt worden. Mag die Sozialdemokratie ihn und seines gleichen auch von ihren Rockschößen abschütteln, so bleibt er doch Blut von ihrem Blute ebenso wie die drei Ver anstalter des Attentats auf den: Niederwalddenkmal. Nur auf dem Boden einer Weltanschauung, wie der sozialdemo kratischen, die alles Bestehende in Grund und Boden ver dammt und es mit Stumpf und Stiel ausrotten will, um darauf einen abenteuerlichen „Zukunftsstaat" zu errichten, können derartige ebenso rohe wie hirnverbrannte Pläne auftauchen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am gestrigen Sonntag fand die ortsgesetzliche Aufstellung der beiden Feuerwehren statt, die in völlig befriedigender Weise verlief — Das König! Ministerium des Innern bewilligte unsrer gewerblichen Sonntags-Zeichenschule aber mals eine Beihilfe von 200 M. — Die Postschalter werden von nächstem Donnerstag ab zum Verkehr mit dem Publikum erst um 8 Uhr ge öffnet, auch der Telephonbetrieb beginnt alsdann erst um diese Zeit. — Die Ziehung der 5. (Haupt ) Klasse der l 54. Kgl. Sächs. Landeslotterie findet in der Zeit vom 7. bis mit 27. Oktober statt. Mit dieser Lotterie wird das letzte Mal der bisherige Losebestand von 100000 Stück inne gehalten werden. Bei der nächsten 155. König!. Landes lotterie wird schon die seinerzeit regierungsseitig beschlossene Vermehrung um 10000 Lose (also insgesamt 110000 Lose) und die Vermehrung der Gewinne um 5000 in Kraft treten. Die allgemeinen Bestimmungen über die Kgl. Sächs. Landeslolterie bleiben davon unberührt. Sadisdorf. Montag vormittag entstand im Stalle des hiesigen, vor wenig Jahren neuerbauten Gasthofs ein Schadenfeuer, das aber von hilfsbereiten Nachbarn alsbald gelöscht wurde. Es sind nur verschiedene Krippen und Futtervorräte verbrannt. Schmiedeberg. Am Sonntag ist in hiesigem Orte ein Hund getötet worden, bei dem behördlicherseits Toll wut festgestellt worden ist. Infolgedessen ist über unsern Ort und seine Umgebung Hundesperre verhängt worden. Wie verlautet, sind auch mehrere Personen von dem Tiere gebissen worden, und müssen sich dieselben deshalb in das Pasteur'sche Institut nach Berlin begeben. 7 Altenberg. Am vergangenen Freitag wurde auf hie sigem Rathause von Herrn Regierungsrat vr. Simon- Dippoldiswalde den Mitgliedern der hiesigen freiwilligen Feuerwehr: Redakteur Kuntzsch, Schneidermeister Friebe! und Sattlermeister Schumann im Beisein einiger Ratsmit glieder und einer Abordnung der genannten Wehr das königl. Ehrenzeichen für 25jährige Dienstzeit überreicht. Possendorf. Die Eröffnung der Eisenbahnlinie Hänichen—Postendorf für den Personen- und Güterverkehr soll nunmehr am 1. Oktober d. I. stattfinden. Wie überall üblich, so soll auch hier dieser für unsre Gegend so wichtige Akt dadurch festlich begangen werden, daß die beteiligten Gemeinden und Gutsbezirke diesen Ehrentag am Tage vorher, also am 30. September d. I. mit Flaggenschmuck und Schmückung des Bahnhofes, mit einer Festsahrt von Hänichen nach Postendorf einleiten und mit einem Fest mahle im oberen Gasthofe Possendorf beschließen, woran sich auch Vertreter des Kgl. Finanzministeriums, der Kgl. Generaldirektion und der Verwaltungsbehörden als Ehren gäste beteiligen. Auf Ansuchen stellt die Kgl. General direktion einen Festzug zur unentgeltlichen Benutzung, welcher 3 Uhr in Hänichen abfährt und 3 Uhr 0 Min. nachm. auf Bahnhof Possendorf eintrifst, wo eine kurze Begrüßung erfolgt. Alsdann geht es im festlichen Zuge nach dem Gasthof, wo man sich zum Festmahl niederläßt. — Abends findet für die Bewohner der be teiligten Gemeinden ein Tänzchen im Gasthofe statt. Posfendors. Die Kartosfelernte ist bei uns im vollen Umfange im Gange. An hiesiger Schule haben die Michaelisferien am vergangenen Sonnabend begonnen und dauern 14 Tage. Dresden. Bereits Dienstag und Mittwoch dieser Woche sollen Fraktionssitzungen der konservativen und der national liberalen Partei stattfinden. Den hauptsächlichsten Veratungs- gegenstand wird der der Wahlrcchtsdeputation vom Geh. Regierungsrat Hcink vorgelegte Wahlkreisen teilungsentwurf bilden. Die Wahlrechtsdeputation selbst wird am kommenden Montag erstmalig wieder zusammentreten. — Die Deputation beider Kammern des sächsischen Landtages haben ihre Arbeiten wieder ausgenommen. — Jni Bereiche der sächsischen Staatseisenbahnen werden am I. Oktober die Teilstrecken Hänichen-Goldne Höhe—