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WMentz-Miing Anzeiger fiir Dippoldiswalde und Umgegend Dienstag, den 15. September 1808 74. Jahrgang Nr. 106 08. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. -! Wcitspriugen, Kugelstoßen und Schnellauf, in statt. Hierzu waren aus 9 Bereinen Zöglinge Nach Beendigung des Turnens ermahnte Gau- Dreikampf, Dorfhain erschienen. öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Oppelt's Restaurant. Dippoldiswalde, den 14. September 1908. Daß zu den modernen Einrichtungen, die besteuert werden sollen, in erster Linie die Elektrizität und das Gas gehören, ist bereits bekannt. Es soll dabei aber weniger die von diesen beiden Quellen ausgehende Kraft, als das Licht besteuert werden, und auch nicht die Pro duktion, sondern diese Abgabe soll den Konsumenten auserlegt werden, wenngleich ihre Erhebung bei den Produzenten stattfinden dürste. Die gewerblichen Inter- essen sollen nack Möglichkeit geschont werden. Ferner ist unter jenen modernen Einrichtungen auch an das Rcklamcwesen gedacht, das ebenfalls zur Besteuerung herangezogen werden soll, ob es nun in Gestalt von Plakaten, von Inschriften an Mauern, Bergen usw. oder von Zeitungsinseraten auftritt. Was diese anlangt, so will man weitgehende Unterschiede machen, die so genannten ,,kleinen Anzeigen" unabhängig von ihrem Umfang und nur nach ihrem Zweck betrachten, also Stellengesuche und Stellenangebote, Familienanzeigen und dergleichen ganz steuerfrei lassen und auch die minder leistungsfähigen kleineren Blätter zu der Jnseraten- steuer nicht hcranziehen, sondern sie lediglich von den größeren, ertragreichen Blättern erheben. Äußerem Vernehmen nach wird ferner die vor einem Jahr eingeführte Fahrkartensteuer vollständig wieder auf- gehoben werden. Die letzte Nachricht wäre ja ganz erfreulich. Dagegen überwiegen denn doch bei Gas- und Elektrizitäts-Besteue rung auch in der Beschränkung auf ihre Benutzung als Lichtquellen ernsteste Bedenken das, was für die Steuer spricht. Was wird das Ende vom Lied sein? Dieselben Hundcrttauscnde, die lieber von der besteuerten dritten zur unbesteuerten vierten Fahrklasse der Bahn übergingen, werden auch Gas Gas und Elektrizität Elektrizität sein lassen und sich die verstaubten Petroleumlampen aus der Rumpelkammer wieder vorholen. Dann machen die Ameri kaner ein glänzendes Geschäft, unsere Geschäftsleute seufzen unter teueren Beleuchtungslosten für Fabriksaal und Ver- kaufsstätte, oder sie zünden auch, wo cs irgend angängig, zum Schaden der Arbeiter und ihrer Augen Petroleum lampen wieder an. Die städtischen Verwaltungen aber sehen durch die Mindererträge ihrer Gas- und Elektrizitäts werke sich vor Defizits gestellt, die unheimliche sind. So lange der Unterschied zwischen Petroleum- und Easpreis samt dem für elektrisches Licht ein so gewaltiger ist, wie noch heutigen Tages, kann man im Grunde von einem „Unrecht", das die Steuerfreiheit von einem teureren Be leuchtungsmittel in sich schließe, doch nur in beschränktem Maße reden. Die Ausführungen über eine Jnseratensteuer zeigen von einer so erstaunlichen Verkennung des Zeitungswesens und seines Betriebes, daß wir an ihren offiziösen Ursprung schwer glauben möchten. Wo soll die Grenzscheide zwischen größeren, ertragreichen und kleineren Blättern gezogen werden? Wer will verhindern, daß statt des einen großen verschiedene kleine Inserate erscheinen? In Summa: will man über die deutsche Presse das Elend der österreichischen von weiland dazumal herausbeschwören, wo man unter der Last der Zeitungssteuer an Inseraten sparte, um dafür die gefälligen, reich bezahlten Hinweise im redaktionellen Teile treten zu lassen? Es liegt im Interesse des Reichs, unser Zeitungswesen zu heben, nicht aber, es durch ver kehrte Maßregeln auf falsche und ungesunde, ja unwürdige Bahnen zu drängen. Man sollte, wie das materielle auch, das geistige Licht, das eine ihrer vaterländischen und kulturellen Aufgabe bewußte Zeitung tagein und -aus zu verbreiten berufen ist, nicht versteuern wollend kehrs bedeutend zu erleichtern. — Mit der in kurzer Zeit erfolgenden Einweihung der an dieser Straße von der Firma Mar Böhme L Co. erbauten sechs schmucken Arbeiter häuser soll, wie wir hören, eine kleine Feier verbunden werden. — Gleich vielen anderen Gemeinden unseres Bezirk» wird auch Dippoldiswalde für die demnächst hier statt- sindende Obstausstellung einen Ehrenpreis stiften. — Mit Genugtuung werden es viele begrüßen, daß man bei dem zurzeit erfolgenden Umlegen der Leitungen unsres Elektrizitätswerkes nach Möglichkeit bemüht ist, die letzt mit Vorliebe in die Gangbahnen gestellten Masten zu entfernen und die Drähte auf den Verkehr weniger störende Weise zu führen, was allerdings manchmal nur durch das dankenswerte Entgegenkommen der Besitzer anliegender Grundstücke ermöglicht wird. — Geistesgegenwart eines siebenjährigen Knaben! Als dieser Tage ein hiesiger Einwohner mit seinem Jungen auf der Malterer Straße spazieren ging, klemmte sich der Kleine am Bahnübergänge unterhalb der Maschinenfabrik versehentlich einen Fuß zwischen den Eisenbahnschienen fest und konnte nicht gleich wieder loskommen. Um zu sehen, was das Kind wohl, wenn es allein wäre, beim Nahen einer Gefahr anfangen würde, sagte der Vater, der Zug käme. Hundert andere Kinder hätten jetzt geweint und geschrieen; nicht so unser kleiner Mann. Für den Bruch teil einer Sekunde war er starr, dann aber bückte er sich blitzschnell, knöpfte den Schuh auf, zog den Fuß heraus und sprang zur Seite und tat so aus Eigenem das Ver nünftigste, was auch ein Erwachsener in dieser Situation hätte tun können. — Nur noch wenige Wochen, dann sind die Herbst- manöver zu Ende, der Soldat, der seiner Militärpflicht genügt hat, scheidet von seinem liebgewonnenen Truppen teile und seiner Fahne, auf die er den Treueid geleistet hat, und kehrt zu seinem bürgerlichen Berufe zurück. Da erscheint der Mahnruf an alle Reservisten zum baldigen Eintritt in einen Militärverein besonders angebracht. Die ehemaligen Soldaten, die sich bereits in den in allen deutschen Bundesstaaten bestehenden Landes-Kriegerver bänden unter dem Protektorate des Landesherrn zu vielen Tausenden von Kriegervereinen vereinigt haben, werden sich freuen, in den jun en Reservisten neue Kameraden herzlich begrüßen zu können. Jeder brave Soldat erinnert sich gern seiner Dienstzeit, denkt freudig zurück an die Ge fährten ernster und heiterer Tage. In den Militäroereinen findet der Reservist, der den von ihm geschworenen Fahnen eid treu halten will, nur Kameraden, die ebenso denken wie er, mit ihnen feiert er die großen nationalen Feier- tage wie einst in der Kaserne mit den aktiven Kameraden. In Not und Bedrängnis findet der Reservist hier Rück halt und Schutz. Jeder einzelne Verein macht es sich zur Aufgabe, seine notleidenden und bedürftigen Kameraden zu unterstützen, ihnen bei Krankheit und Arbeitslosigkeit beizustehen. Hat der Reservist eine Familie begründet, so ist er sicher, daß der Verein sich seiner Frau und seiner Kinder annimmt, wenn er frühzeitig sterben sollte. Für solche Wohlfahrtszwecke haben die deutschen Krieger- und Militärvereine im vorigen Jahre nahe an 5 Millionen Mark ausgegeben. Was die Mitglieder als Gegenleistung an Beiträgen zu zahlen haben, ist sehr gering. Der ge ringe Beitrag kann von jedem, auch dem ärmsten, leicht gezahlt werden. Jeder Reservist, der in einen Militärverein eintritt, hat teil an den Vorteilen, die ihm diese bieten, sowie an der Ehre und dem Ansehen, die ihnen der Kaiser und die Landesherren zuteil werden lassen, und die sie kn der Stadt und auf dem Lande genießen. So sorgen die Militärvereine nicht nur für das Wohl ihrer eigenen Mit glieder, sondern auch für den sozialen Frieden. Den jungen Reservisten sei darum nochmals die Mahnung ans Herz gelegt: Tretet in den Militärverein ein! — Am vergangenen Sonntag fand das Zöglings wetturnen des Bezirks Dippoldiswalde, bestehend in Keine Verdunkelet! Kaum hat die „Nordd. Allg. Ztg." die Grundlinien der Reichssteuerreform dargelegt, als Neuigkeitskrämer es schon versuchen, auch den von der Reichsregierung zunächst noch über ihre Einzelheiten sorgsam gebreiteten Schleier herabzuziehen. So wollen mehrere Blätter von „unter richteter Seite" erfahren haben: Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In einer am Freitag abend statt- gefundenen gemeinschaftlichen Sitzung beschlossen die städtischen Kollegien u. a., den bebauten Teil des Obercarsdorfer Weges zu regulieren und zu beschütten und mit diesen Arbeiten sofort zu beginnen. Durch diese Wegebesserung hofft man die bei großem Schnee bisher dort mit Schwierkg- keiken und großen Kosten verbundene, unter den jetzigen Verhältnissen aber notwendige Aufrechterhaltung des Ver Ä! Endlich! Endlich scheint der Plan einer weit ausgreifenden Reichsfinanzreform im großen Stile im Schoße der Regie rung reif geworden zu sein und seiner Erledigung in der nächsten Reichstagssession zu Harren. Nach den osfiziösen Kundgebungen in der „Nordd. Allg. Ztg." sind die Grund- zügc der Reichsfinanzreform hauptsächlich darin zu erblicken, daß zur Ausbringung von mehr Steuereinnahmen nicht nur der Verbrauch, sondern auch der Besitz herangczogen werden soll, und daß wiederum die Verbrauchssteuern auf Genußmittel des Massenkonsums und nicht auf den Handel und die Gewerbe als solche gelegt werden sollen. Eben falls hört man, daß eigentliche Umsatz-^bnd Verkehrssteuern von der Regierung gar nicht gewünscht werden. Man muß ohne weiteres gern anerkennen, daß diese Grundlagen für eine Rcichsfinanzreform sehr gesund und praktisch sind und deshalb der Hoffnung Raum gegeben werden kann, daß von solchen Grundlagen und Gesichtspunkten aus die dringend notwendige Finanzreform auch zu erreichen ist und ein Werk von Dauer werden kann. Die Reichsfinanz- rcform auf diesen Grundlagen soll aber auch noch weiter gehen, sie soll nicht nur Quellen für neue Einnahmen schaffen, sondern sie soll auch zu einer Reorganisation der gesamten deutschen Finanzen führen, also auch Mittel be schaffen, um die hohe Schuldenlast allmählich wieder zu tilgen und den Kredit der deutschen Staatspapiere, welche bekanntlich in den letzten Jahren im Kurse erheblich ge- sunttn sind, wieder heben. Dieser Tiefstand der Kurse der deutschen Etaatspapiere ist tatsächlich eine der großen Schattenseiten der ungünstigen Lage der deutschen Finanzen, und er schädigt nicht nur die Kassen der Bundesstaaten, sondern auch diejenigen der Gemeinden bei der Aufnahme neuer Anleihen. Dieser Tiefstand der Kurse der deutschen Etaatspapiere bringt in Zeiten der Geldknappheit aber auch den deutschen Kapitalisten und Geschäftsleuten großen Schaden, indem er indirekt zu einer großen Steigerung des Diskonto-Zinsfußes führt. Sehr wichtig ist cs auch, daß zu den Grundlagen für die Reichsfinanzreform eine umfassende Sparsamkeit in den Ausgaben tr ten soll. Es muß nämlich im Reichshaushalt aussallen, daß die Aus gaben seit langen Jahren in beständiger Steigerung be- grisfen sind, während die Einnahmen sich verhältnismäßig gleich blieben. Dieses Mißverhältnis mußte zu einer Schuldenlast führen, und wenn jetzt in Regierungskreisen die Ansicht durchgedrungen, daß man systematisch an eine Beschränkung der sehr hohen Ausgaben herantreten und sie auf das unbedingt notwendige Maß beschränken muß, so will man damit einen wirtschaftlich und kaufmännisch durchaus richtigen Weg betreten, um der wachsenden Schuldenlast entgegenzuarbeiten. Die Ausübung dieser Sparsamkeit und die Beschränkung der Ausgaben auf das notwendige Maß wird allerdings in der Praxis die schwierigste Aufgabe für die ganze Finanzreform werden. Doch wenn der ernste Wille in den Regierungskreisen vor handen ist, gegenüber den wachsenden Ausgaben auch an Ersparnisse zu denken und im übrigen die friedliche Welt lage besonders große Mehrausgaben für das Heer und die Flotte nicht erfordern, so dürste auch die Beschränkung mancher Ausgaben möglich sein. Als günstig halten wir in dem Plane der großen Finanzreform auch den Gedanken, daß zwischen der Belastung an Steuern für den Verbrauch und den Besitz ein weiterer Ausgleich als notwendig an gesehen und deshalb ein besserer Ausbau der Erbschafts steuern im Auge behalten wird. Es kann an sich gar keinem Zweifel unterliegen, daß alle größeren Erbschaften sehr wohl auch noch eine größere Besteuerung vertragen können, ohne daß dem Besitzstände oder dem Geschäftsleben irgendwelche diachteile daraus entstehen. Mittwoch, den 16. September dss. 3s., mittags 1 Ahr, sollen in Seifersdors nachstehende Gegenstände, als: I Kutsvkuusgvn (Amerika!»), 2 mit Zaum und Zügel, 1 und va. 2S Svkovlr Sommsi— noggvn Inserate werden mit 15 PM., solche au» unserer Mitshauptmannschaft mit12Pfg.die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeil« 35 bez. Ig Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Die .Weiherttz-Zeitung» rrscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donner»- tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Italien, Postboten, sowie infereAusträger nehmen Bestellungen an. r; Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Johne. — Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde.