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Wcheritz-Mling Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. DK von Behörden) die zwei- gespaltene Zelle 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische 74. Jahrgang. Donnerstag, den 16. Juli 1908. Nr. 80. Mit achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-BeUage. Für di- Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Irlpre in Dippoldiswalde. , scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Inserat« werden mit H M , solche mm uns«« Amtshauvtmannschast mit 12 Psg. die Spache«« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Sen« (nur SS Pfg-, zweimonatlich — . — ...» ., 84 Pfg-, einmonatlich 42 s r V und komplizierte Inserate Pfa. Einzelne Nummern I SM IM mit entsprechendem Auf- 10 Pfg. — Alle Postan- Id d schlag. - Eingesandt, «m Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "ÄS-M- Amtskkatt fiir die Migliche UmtshauPtmmnschast, das Migliche Amtsgericht und den Siadtrat M Mppatdiswalde Hierdurch wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß dem Gelbgießer Herrn Vanl VMi-ivk, hier, die Erlaubnis zur Herstellung, Abänderung und Erweiterung oder Instandsetzung solcher Anlagen, deren Zweck in dem Verbrauche von elektrischem Strome aus dem hiesigen städtischen Elektrizitätswerk besteht, bis auf weiteres erteilt worden ist. Dippoldiswalde, am 11. Juli 1908.Der Stadttat. Die Krisis im Deutschen Flottenverein. Die Vakanz im Präsidium des deutschen Flottenvereins ist endlich wieder vorüber, Großadmiral v. Köster hat die bei der jüngsten Tagung des Flottenoereins in Danzig auf ihn gefallene Wahl zum neuen Präsidenten für den Fall, daß der Fürst zu Salm seine Wiederwahl nicht an nehmen sollte, angenommen. Mit diesem Entschlusse des Großadmirals o. Köster ist nach dem definitiven Rücktritte des Fürsten Salm von der Präsidentschaft des Flotten- vereins wenigstens in die Frage, wer den Verein künftig leiten sollte, Klarheit gebracht worden, sonst aber hat der jetzt stattgefundene Präsidentenwechsel an der unerquick lichen Lage im Flottenverein noch nichts geändert. Die Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten in seinem Schoße, welche zur Amtsniederlegung seitens des bisherigen Präsidenten Fürsten Salm und des geschästsführenden Vor sitzenden, des Generals Keim, und zum Austritte zahl reicher, mit der Entwickelung der Dinge unzufriedener Mit glieder aus dem Vereine führten, dauern auch jetzt noch fort, wie die weitergehende Sezession im Flottenvereine beweist. Noch kurz vor der Annahmeerklärung des Groß admirals v. Köster hatte ja auch, wie bereits gemeldet, der mehr als 5000 Mitglieder zählende Landesverband Schwarzburg Rudolstadt seinen Austritt aus dem Flotten verein erklärt, und soeben hat der Gesamtvorstand des Provinzialverbandes Westfalen des Flottenvereines seine Aemter niedergelegt, was bedeutet, daß die rund 23000 Mitglieder des westfälischen Provinzialverbandes ebenfalls aus dem Flottenverein scheiden werden. Dabei zieht aber die Sezessionsbewegung in ihm ihre Kreise noch immer weiter. So sind eine ganze Anzahl sächsischer Ortsgruppen entschlossen, sich vom Flottenvereine abzusondern, welche Absicht auch viele württembergische und badische Orts gruppen kundgegeben haben, ebenso der Gesamtverband evangelischer Arbeitervereine, welcher dem deutschen Flotten- oereine als korporatives Mitglied angehört. Auch noch weitere Austrittserklärungen stehen zu erwarten. Der Amts antritt des neuen Präsidenten des deutschen Flottenvereins vollzieht sich also unter keineswegs erfreulichen Aussichten, angesichts der fortdauernden Krisis in« Flottenvereine, welche durch die Unzufriedenheit zahlreicher bisheriger Mit glieder mit dem allmählich veränderten Kurse des Vereins hervorgerufen worden ist. Wird es nun Herrn v. Köster noch gelingen, die drohende offene Spaltung des deutschen Flottenvereins, seinen Zerfall in zwei sich feindlich gegen- überstehende Gruppen, zu verhindern? Nun, wenn bei irgendeiner Persönlichkeit die Voraussetzung zum Gelingen dieses Werkes vorhanden sind, fo ist dies Großadmiral v. Köster. Er verfügt über treffliche Beziehungen zu den leitenden Männern des Reichsmarineamtes und noch weiter hinauf, er ist ein durch und durch ehrenhafter Charakter, seine patriotische Gesinnung ist über allen Zweifel erhaben, die Verdienste, welche er sich in seiner Dienstzeit um die deutsche Flotte erworben hat, sind allbekannt; Ruhe, Energie und Sicherheit kennzeichnen sein ganzes Wesen. Vom nationalen und patriotischen Standpunkte aus kann man allerdings auch nur lebhaft wünschen, daß es dem neuen Präsidenten beschieden sein möge, die Hassenden Gegensätze im Flottenvereine zu überbrücken und ihn als eine große für das politische und nationale Leben in Deutschland wertvolle Organisation zu erhallen. Dies wird indessen nur dann möglich sein, wenn der Groß admiral den deutschen Flottenverein in eine Volksorgani sation umzuwandeln versteht, die weder dem einfachen Bürger als bloßes Anhängsel einer Reichsbehörde ver dächtig, noch der deutschen Gesamtpolitik durch Rücksichts losigkeiten schädlich wird. Nur eine solche vom Vertrauen weiter Volkskreise Deutschlands getragene Organisation könnte imstande sein, die große nationale Aufgabe, die sich der Flottenverein gestellt, für die Erhaltung und Stärkung der deutschen Wehrkraft zur See einzutreten, in allein ersprießlicher und zweckdienlicher Weise zu lösen. Die Ausstellung in Dippoldiswalde. Flaschenreinigung«.Anlage „Siegerin-Pri- mur-Komet". Im Betriebe vorgeführt wird eine Flaschenreinigungs-Anlage „Siegerin-Prlmus-Komet", welche für eine Stundenleistung von 5—700 Flaschen gebaut ist. Die Maschinen sind auf Grund langjähriger Erfahrungen solid und sauber ausgeführt und sind von diesem System ca. 5000 Maschinen innerhalb der letzten 12 Jahre in den Handel gebracht worden. Der Vorgang des Waschens der Flaschen ist folgender: Die schmutzigen Flaschen werden in den Wagen, welcher sich auf dem Einweich Apparat „Primus" befindet, gestellt und nach dessen Füllung in das ca. 45 o Wasser gebracht und auf dem Boden nach der Flaschenentnahme zu, geschoben, man hat somit die Gewähr, daß jede Flasche eine bestimmte Zeit geweicht hat. Der Wäscher vor der Bürstmaschine nimmt die Flaschen heraus und steckt dieselben auf die mit einer Innen-, Außen- und Bodenbürste versehene „Siegerin". Um eine noch bessere Reinigung des Verschlusses zu er zielen, ist über der Flasche noch eine Oberbürste angeordnet worden. Nach der Bürstung wird die Flasche zur noch maligen Ausspritzung auf den rotierenden Spritz-Apparat „Komet" gebracht. Die Spritzung kann I bis 2 mal er folgen, je nach Wunsch. Die Flasche ist nun gereinigt und fertig zum Füllen. Jsobarometrischer Füll- Apparat „Fir". Die Füllung der gereinigten Flaschen mit Bier geschieht in neuerer Zeit mit sogenannten Jso- barometern (Gegcndruckfüller) und zwar deshalb, daß das Bier so wenig wie möglich mit der äußeren Luft in Be rührung kommt, da wie bekannt das Bier bei Berührung der Luft kohlensäurearm wird. Der ausgestellte Füll apparat hat 12 Fallrohre und leistet in der Stunde zirka 1200 Stück >/2 Liter-Flaschen. Diese Apparate werden verschieden ausgeführt, groß oder klein, bei einer Leistung von 400 bis 1800 Flaschen stündlich. Die Firma Deutsches Brau-Industrie Werk Robert Voigt, Dresden Neustadt, hat die größten Brauereien und Biergroßhändler mit vorge nannten Apparaten versehen, z. B. Schultheis-Brauerei, Berlin, tägliche Leistung 180000 Flaschen, Hofbrauhaus, Dresden, tägliche Leistung 70000 Flaschen, und andere mehr. Auch Biergroßhändler haben unsere Apparate in Betrieb, so z. B. Salzer, Dippoldiswalde, 10000 Flaschen täglich. Außerdem werden für die großen Flaschenkellereien Flaschenkasten Transporteure und Elevatoren vorgesehen, damit möglichst viel Arbeitskräfte erspart werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Aus dem jetzt erschienenen Geschäfts bericht der Anstalt für staatliche Schlachtviehoersicherung im Königreiche Sachsen für das Jahr 1007 ist folgendes zu entnehmen. Im Jahre 1907 wurden an Versicherungs beiträgen 2,50 Mk. für ein männliches Rind, 3,50 für ein weibliches Rind und 75 Pfg. für ein Schwein erhoben. Diese Beiträge haben jedoch zur Deckung der im Berichtsjahre gezahlten Entschädigungen nicht ausgereicht; denn es sind 141892,06 Mk. mehr verausgabt als vereinnahmt worden. Dies hat semen Grund hauptsächlich darin, daß die Bei- tragsfestsetzung erstmalig nach dem Durchschnitt der Aus- gaben in den vorangegangenen drei Rechnungsjahren zu erfolgen hatte, diese Ausgaben aber fortwährend gestiegen sind. Bei den Schweinen kommt außerdem in Betracht, daß im Jahre 1906 eine Mehrausgabe von 136776,27 Mk. entstanden war, welche im Jahre 1907 nur zum Teil aufgebracht werden konnte. Die bei den gewerblichen Schlachtungen am Jahresschlüsse ungedeckt gebliebenen Ausgaben sind zunächst vorschußweise aus der Staatskasse bestritten worden, ihre Wiedereinbringung hat durch die 1908 er Beträge mit zu erfolgen, weshalb diese auf 3 Mk. für ein männliches Rind, 5 Mk. für ein weibl Rind und 80 Pfg. für ein Schwein erhöht werden mußten. Für die nichtgewerblich geschlachteten Rinder wurden 852129,02 Mk. mehr verausgabt als vereinnahmt. Dieser Betrag ist zunächst ebenfalls vorschußweise aus der Staats kasse bestritten und nach Schluß des Berichtsjahres von sämtlichen Rindviehbesitzern im Lande wieder eingezogen worden. Auf jedes über 3 Mona le altes Rind entfiel ein Betrag von 1,26 Mk An Versicherungsbeiträgen gingen ein insgesamt 1016182,55 Mk., nämlich 816087,55 Mk. für gewerbliche und 200095 Mk. für nichtgewerbliche Schlachtungen. Entschädigungen waren zu zahlen 2229356,95 Mk. für 29568 Tiere. Davon entfallen 849252,48 Mk. auf die gewerblichen und 1380104,47 Markaus die nichtgewerblichen Schlachtungen. Im amts- hauptmannschaftlichen Bezirk Dippoldiswalde wurden ent schädigt 35 männl. Rinder (2 gewerbl. und 33 nichtge- werbl. Schl), 482 weibl. Rinder (97 gewerbl. und 385 nichtgewerbl. Schl) und 397 Schweine; in der Stadt Dippoldiswalde 20 weibl. Rinder (15 gewerbl. und 5 nicht- gewerbl. Schl ), sowie 29 Schweine (16 gewerbl. und 13 nichtgewerbl, Schl). In Dippoldiswalde mußte im Jahre 1907 infolge Anfechtung der Schätzung des Ortsschätzung»- ausschusses durch die betreffenden Viehbesitzer auch zweimal der Bezirksschätzungsausschuß zusammentreten. — Am 13. Juli besuchte der Gewerbeverein zu Puls nitz in der Stärke von etwa 50 Personen die hiesige Aus stellung und besichtigte auch das Elektrizitätswerk und die Stadt selbst. Daß die Ausstellung bereits praktische Resultate zeitigt, geht aus den an verschiedenen Maschinen angebrachten Aufschriften „Verkauft" hervor. — Mit welchem Eifer sputen sich die Häuser der Stadt, um durch Maler und Tüncher ein neues, farbiges Gewand zu erhalten? Welch reges Leben, gleich einer Völkerwanderung, entwickelt sich auf unserer Aue? Ja, richtig — das große Sommerfest von Dippoldiswalde, Vogelschießen genannt, naht ja. Alle Festausschüsse der prio. Schützengesellschaft haben ihre Vorbereitungen aufs beste getroffen. Dem rührigen Platzmeister ist es ge lungen, die reichlich zur Versügung stehenden Plätze an verschiedene Schau- und Verkaufsbuden vollständig zu ver geben. Vom nächsten Sonnabend an wird Dippoldis walde auf vier Tage „aus dem Häuschen" sein und seine Zeit in Halle, Zelt und Schützenhaus auf der Aue ver bringen. Der Sonntag wird das übliche Programm mit Schützenfrühstück, Auszug, Schießen und buntem Treiben auf dem Festplatz entrollen, während der Montag, dank der Hellen Voraussicht des Vergnügungsausschusses, ein Ereignis vorführen wird, das in Wirklichkeit erst in den nächsten Jahren im nördlichen Teile des Weißeritztales be obachtet werden kann, nämlich der Auszug der Talsperren bewohner. Illumination und brillantes Schlußfeuerwerk werden natürlich auch wieder die Festauc in strahlendem Lichte zeigen. Dabei wird es nicht ausbleiben, daß der Abglanz und Widerschein dieser Lichtesfekte bei einzelnen Festteilnehmern innerlich und äußerlich erkennbar wird. Na, wohl bekomm's! — Das am Montag nachmittag fast in ganz Deutsch land wütende Unwetter mit Hagelschlag hat im Verhält nis zu anderen Gegenden in der unseren ziemlich wenig Schaden angerichtet, wenn man bedenkt, daß z. B. in Oberbayern Hagelstücke bis zu 42 Gramm gefallen sind. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder 1 auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 1. Dekade, Juli 1908: vereinigte Weißeritz: beob. 24, norm. 27, Abwchg. —3; wilde Weißeritz: beob. 25, norm. 31, Abwchg. —6; rote Weißeritz: beob. 21, norm. 31, Abwchg. —10; Müglitz: beob. 19, norm. 30, Abwchg. —11. — Aufgrund einer Verordnung des Ministeriums de» Kultus und öffentlichen Unterrichts sind zurzeit sämtliche Schulvorstände angehalten, dem Fortbildungsschulunterricht ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Zunächst ist beabsichtigt, den Fortbildungsschulunterricht von Sonn tagen und späten Abendstunden auf geeignetere Zeiten zu verlegen, ferner soll die Höchstzahl der Klasseninsassen auf 30 festgesetzt und mehr denn je der Beruf der Fort- bildungsschüler in den Mittelpunkt gestellt werden. Di- Klasseneinteilung soll wo angängig nicht wie bisher nach Altersstufen, sondern nach Berufsarten erfolgen. In Klassen für gewerbliche Berufe soll in Zukunft auf Zeichen unterricht, in solchen für Handels- und Handwerkslehr linge, sowie Landwirte auf Buchführung und Staats bürgerkunde Gewicht gelegt werden. Allgemein wird dringend eine Erhöhung der Wochenstunden auf 3, wenn möglich auf 4 oder 6 angeraten. Besonders wird am Ende der Ausführungen noch aus Einrichtung obligatori scher Fortbildungsschulen sür Mädchen hingewiesen. Alle diese Gedanken und Fingerzeige sind gewiß äußerst wohl gemeinte, und es ist nur zu hoffen und zu wünschen, daß jeder Schulvorstand das Seine zur Verwirklichung der Pläne beiträgt, beruht doch auf der Bildung der Heran wachsenden Jugend das Gedeihen der ganzen Nation, und hat jeder die Pflicht, seinen Kindern das Beste zu bieten,