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Wcheritz-Mlmg anden >en- Inserat« werden mit l! Pfg., solche au- unserer Amtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile SS bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und kompllzlerteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, kn redaktionellen Telle, di« Spaltenzeile 80 Pfg. «SS» mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, emmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. 74. Jahrgang. Donnerstag, den 28. Mai 1908. Nr. 60. Mtt achtfettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle ,md an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen, Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 3«. Mai d. Js., mittags 12 Uhr, sollen im Bahnhotel hier öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Dippoldiswalde, den 25. Mai 1908. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Gesperrt wird bis mit 3. Juni laufenden Jahres der Kommunikationsweg von Oberhäslich nach Malter unter Verweisung des Verkehrs über Dippoldiswalde. 656 ö. Königl. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 25. Mai 1908. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckers Konstantin Georg Stephan, früher in Kreischa, z. Zt. in Dippoldiswalde, wird wegen ungenügender Masse hiermit aufgehoben. Dippoldiswalde» den 26. Mai 1908. K. 1/08. Das Königliche Amtsgericht. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Earl Jehne, Dippoldiswalde. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Lari Jehne. Der franco-russische Zweivund. Ziemlich unerwartet kommt aus Paris die Nachricht, daß Präsident Fallieres mit dem Kaiser von Ruhland eine Zusammenkunft haben werde; sie soll nach den vor läufigen Festsetzungen hierüber in den finnländischen Ge- wässern in der letzten Juliwoche stattfinden. Die derge stalt angekündigte Entrevue des Zaren Nikolaus mit dem Oberhaupte der französischen Republik lenkt das Interesse mit einem Male wieder dem russisch-französischen Bünd ntsse zu, von dem es im Laufe der letzten Zeit recht still geworden war, sodaß die aufgetauchten Gerüchte über ge wisse Verstimmungen zwischen den Kabinetten von Paris und Petersburg einen gewissen Schein von Berechtigung erhielten, zumal ja erst kürzlich ein Wechsel auf dem fran zösischen Botschafterposten in Petersburg unter „erschweren den Umständen" stattgefunden hat. Wenn jedoch wirklich nicht alles „im Lote" in dem Verhältnisse der französischen Republik zu dem verbündeten russischen Kaiserreiche ge- wesen sein sollte, so zeigt die bevorstehende amtliche Reise des Herrn Fallieres nach Rußland, daß nunmehr die etwa vorhanden gewesenen kleinen Unstimmigkeiten zwischen der Seine und der Newa nunmehr wieder beseitigt sind und daß aufs neue die Sonne der französisch-russischen Freund schaft strahlt. Bemerkenswert ist es jedenfalls, daß die gesamte Petersburger Presse in der signalisierten Zu sammenkunft des Zaren mit Fallieres einen hochpolitischen Vorgang erblickt, der freudig begrüßt wird. „Nowoje Wremja", die alte Freundin Englands und geschworene Feindin Deutschlands, sagt, diese Zusammenkunft sei ein neues Glied der Festigung zwischen der größten See- und der größten Landmacht. „Slowo" meint, die gegen wärtige Zeit habe von englisch-russischen diplomatischen Problemen Mazedonien und Afghanistan in den Voidcr- grund gerückt. Rußlands Unterstützung durch England im Osten, sowie Englands Unterstützung durch Rußland in Afghanistan werden zur Lösung beider Krisen verhelfen, was eine historische Bedeutung sür die künftigen gegen seitigen Beziehungen habe. Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß die Begegnung des Präsidenten der franzö sischen Republik gerade im jetzigen Zeitmoment eine hoch aktuelle politische Bedeutung aufzuweisen scheint. Vor allem muß daran erinnert werden, daß Herr Fallieres im Juni der Gast des Königs Eduard von England sein wird, und daß dann König Eduard seinerseits eine Zusammen kunft mit dem Zaren haben wird, welche am 9. Juni in Reval vor sich gehen soll. Der innere Zusammenhang dieser Begegnungen von Staatsoberhäuptern ist unver- kennbar. Wenn Präsident Fallieres zuerst als Gast am englischen Hofe weilt und nachher — wenn auch erst einige Wochen später — zum Besuche beim Zaren nach Rußland kommt, und wenn dazwischen König Eduard dem Zaren seinen Besuch abstattet, so läßt dies zweifellos einen Schluß auf die immer intimer werdenden gegenseitigen Beziehungen zwischen den betreffenden Staaten zu. Die Annäherung zwischen Frankreich und England ist augen scheinlich, sie erfährt mit dem Besuche des Herrn Fallieres am Londoner Hofe sicherlich eine neue Förderung. Da neben aber geht eine stetig freundschaftlichere Gestaltung des Verhältnisses Englands zu Rußland einher, wie dies auch in der Revaler Monarchenentrevue wiederum zu Tage tritt, und schließlich wird also auch das franco-russische Bündnis mit der Zusammenkunft Fallieres mit dem Zaren erneut betont. Gewiß hat noch niemand dem Bündnisse zwischen Frankreich und Rußland seit seinem Bestehen einen für den europäischen Frieden bedrohlichen Charakter nachsagen können, und es wird gewiß auch durch die russische Reise des französischen Staatsoberhauptes keine solche ernste Beleuchtung erfahren. Immerhin gewinnt der franco-russische Zweibund durch die steigenden freund schaftlichen Beziehungen Frankreichs wie Rußlands zu Großbritannien an Bedeutung, und sein Einfluß im euro päischen Konzert wie seine Einwirkungen auf die Gestal tung der politischen Weltlage können sich hierdurch nur er höhen. Man braucht durchaus nicht an einen entstehenden neuen Dreibund zu denken, jedoch ist trotzdem die An näherung Englands an den westöstlichen Zweibund immerhin ein nicht zu unterschätzendes Moment, das namentlich von den maßgebenden Staatsmännern und Diplomaten der mitteleuropäischen Tripelallianz gerade an gesichts der bevorstehenden Staatsoberhäupterbegegnuugen an der russischen Ostseeküste voll gewürdigt werden dürfte. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit dem Chorgesang „Großer Gott, dich loben wir" begann am Montag in der reich geschmückten Turnhalle der Schulaktus zur Geburtstags feier Sr. Majestät des Königs, zu dem eine große Zahl Vertreter der verschiedenen Behörden und viele Gäste er- schienen waren. Die Festrede des Herrn Oberlehrer Schröter machte die Kinder bekannt mit der Geschichte und den Personen des Fürstenzuges am Dresdner Schlosse, sowie mit den auf dem Bilde symbolisch angedeuteten Kulturzustünden der verschiedenen Zeiten. So hörten die Kinder einmal die Geschichte der Wettiner im Zusammen hänge. Eine Nachbildung des Fürstenzuges war in der Turnhalle ausgestellt. Choralgesang schloß diesen 1. Teil. Der zweite bestand aus einer Huldigung der Kinder für den König. Hinter einem aus den Reichs-, Landes- und Stadtfarben gebildeten Vorhang hervor trat die Saronia mit der Dippoldiswalda neben die Königsbüste, riefen noch vier andere Schüler und Schülerinnen zu sich auf das Podium und huldigten mit diesen teils als Schwur, teils in Gebctsform dem geliebten Landesoater, während die gesamte Kinderschar ihre Treue und Liebe in einem Liede kundgab. Von der Saxonia aufgesordert erhoben sich alle Anwesende und sangen zum Schluß die Königshymne. Um 5 Uhr versammelten sich gegen 80 Herren im Rathaussaale zu einem Festmahl, in dessen Verlaufe Herr Bürgermeister vr. Weißbach folgenden Toast ausbrachte: Geburtstage sind wie Denk- und Meilensteine, an denen des Wanderers Fuß rastet und sein Blick Umschau hält, Gedenktage, die zum Nachdenken anregen und zum Eingedcnksein ermahnen. Heute, wo mehr denn je der Furst Repräsentant des Volkes nach außen und ein wichtiger Faktor in der gesamten Negierung seines Volkes ist, und weil die Ehrung, die vem König wider fährt, auf das Volk zurückstrahlt, die Freude des Königs zugleich die Freude seiner Landeskinder ist, muß der 25. Mai für alle Sachsen, die in unwandelbarer Anhänglichkeit dem sorgenden Herrscher zugetan sind, zu einem patriotischen Feste werden. Heute am Geburtstage unseres geliebten Königs ringt unsere Verehrung nach gemeinsamem, öffentlichen Ausdruck, der Welt soll durch die Feiern des heutigen Tages Zeugnis gegeben werden von der Stärke der die Volksseele bewegenden Gedanken und Gefühle. Einmütig und dankbar freudig wollen wir bekennen, daß das christliche Königtum eine Macht ist, mehr geeignet als jede andere, den Staat zur Erreichung der höchsten sittlichen Ziele zu festigen, daß bei uns das monarchische Staatsprinzip über allem Parteigetriebe zur Fortentwicklung und zum Siege führt und daß in Ländern nur mit ausgesprochener Partciherrschast ein Faktor fehlt, der stark genug wäre, läuternd und mäßigend in den Hader und die Befangenheit der Parteien einzugreifen, ge- fahroolle Strömungen einzudämmcn und ungezügelte Begierden zurackzuweisen. Ein starkes Königtum ist die sicherste Bürgschaft für das Glück unseres Sachsenlandes. In die'er Erkenntnis richten sich heute aller Sachsen Augen um so inniger auf Se. Majestät den ge liebten König, der vom Regierungsantritt an seine Macht im Sinne einer gedeihlichen Förderung der Interessen seines Volkes und seines Landes mit dem offenen, ausgesprochenen Ziele aus übt, allen seinen Untertanen gleichmäßig seine landesvätcrliche Fürsorge angcdeihen zu lassen, vor allem auch den Machtlosen und Unterstützungsbedürftigen den Schutz und Beistand zu sichern, dessen sie bedürfen. Alle unsere Dankbarkeitsgefühle und freu digen Kundgebungen gelten unserm König, der mit seinem ganzen Volke fühlt und zu seinem Volke geht. Möge es Sr. Majestät durch Gottes Güte und Gnade vergönnt sein, recht lange Jahre das Steuer unsere« Landes zu führen. Möge unser Volk nie vergessen, welche Ströme von Segen von einem gegenseitigen, vertrauensvollen Verhältnisse zwischen Fürst und Volk, wie es unser König anstrebt, ausgehen. Wir alle aber wollen In ehrlicher Überzeugung an unserem Telle mit- arbeiten an des Landes und Volkes Wohl und treu aurharren in der Erfüllung unserer Pflicht In dieses Gelöbnis lassen Sie uns einflechten die ehrerbietig, sten, innigsten Glück- und Segenswünsche, die wir vereint nm dem ganzen Volke zu den Füßen des Thrones niederlegen und die zum ersten Male hier in diesem Saale, den wir an einem andern Tage wohl besser nicht einweihen könnten, ausklingen sollen in dem Rufe: Gott segne, Gott schütze und Gott erhalte unsern geliebten König! Se. Majestät der König lebe hoch, abermals hoch, immer dar hoch! — Das Konzert des Fecht Vereins bildete einen würdigen Abschluß der Geburtstagsfeier in unserer Stadt zu Ehren Sr. Majestät des Königs. Schon in den ersten Orchestersätzen, wie auch im Prolog, versaßt von Herrn O. Müller und gesprochen von Frl. M. Benedix, wurde auf die Bedeutung des Tages hingewiesen, sodann brachte Herr A. Reichel, Vorsteher der Fechtschule, ein kräftiges Hoch auf den hohen Protektor aus, und der Männer- gesangverein sang das Lied „Friedrich August, Sachsen- Herz". Diese, wie ebenso die übrigen Nummen stellten ein feines Konzertprogramm zusammen, bei dessen gediegener Ausführung sich die Stadtkapelle, Herr Konzertmeister Mühlhoff als Violinist, der Männergesangverein, Frl. K. Jüttner als Konzertsängerin und Herr Kantor Müller als Begleiter am Klavier in dankenswertester Weise betätigten. In Frl. Jüttner hatte man eine Kraft gewonnen, die ihre Zuhörer mit tonvoller Stimme, geschickt hervorperlen den Gesangsfiguren und anmutigem Vortrag zu bezaubern wußte. Auch ein lebendes Bild, die Wohltätigkeit dar stellend und von Vereinsmitgliedern gestellt, fand allge meinen Beifall. Schade, daß so manche Familie hiesiger Stadt die ihnen gebührenden Plätze im Konzertsaal un besetzt gelassen hatte. Der Vereinskaste, die so manche im Stillen getragene Not zu lindern sucht, wäre ein größerer, klingender Erfolg zu gönnen gewesen. — Himmelfahrtstag. Eine stille Weihe liegt heute über der Erde. Ostern, das Fest der Passion, ist vorüber, Pfingsten, das Fest der Freude liegt vor uns, alles schmückt sich, diesen Tag festlich zu begehen. Da ruft noch einmal der Himmelfahrtstag ernste Gedanken in uns wach. Eine stille Einkehr hält der Mensch noch einmal, wenn die Glocken läuten. Dann aber wallt das Frohgefühl über Gottes schöne Natur mächtig m ihm auf. Um ihn herum lachen die Fluren, die Vögel singen und die Blumen duften, und das alles beim schönsten Sonnenschein. Wer sollte da traurig sein? Darum zieht auch heute jeder, der sich ge sund auf den Füßen fühlt, frohen Mutes hinaus ins Freie. Jetzt ist der Boden schon wärmer geworden, das dichte Gras ladet zum Lagern ein, und im grünen Wald herrscht schon ein sommerliches Treiben. Die Kinder aber rüsten sich an diesem Tage zum eifrigen Maikäserfang. Schmiedeberg. Der Geburtstag Sr. Majestät des Königs wurde auch in unserem Orte in mehrfacher Weise unter großer Anteilnahme patriotisch gesinnter Einwohner festlich begangen. Es hatten viele Gebäude Flaggen - schmuck angelegt. Zunächst war es der Militäroerein, welcher am Vorabende eine patriotische Feier, verbunden mit Vereinskränzchen veranstaltete. Nach einer Ansprache des Vereinsvorstandes, Herrn Waldwärter Hesse, welche mit einem dreifachen Hurra auf unsern allverehrten König endete, führte man, umrahmt von dazu passenden Ge dichten, bei effektvoller elektrischer Beleuchtung einige lebende Bilder aus Deutschlands großer Zeit vor, welche allgemeinen Beifall fanden. In hiesiger Schule fand Montag früh 8 Uhr ein öffentlicher Festaktus statt. Durch gemeinsamen Gesang mit nachfolgendem Gebete wurde diese Feier eingeleitet. Hierauf hielt Herr Lehrer Weigel die Festrede und gab ein getreues Lebensbild unsere« Königs. An passenden Stellen wurde diese Rede von Deklamationen und Gesängen einiger Schulkinder unter brochen. Darauf folgte die Sachsenhymne und mit Ge sang und Gebet schloß die erhebende Feier. Zum ersten