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Weißeritz-Mtung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Städtisch zu Mppolöiswald-. Inserate, welche bei dec bedeutenden Auslage des Blatts eine sehr wbch same Verbreitung finden werden mtt l2PM-, solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft niit 1v Psg. di« Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcompllrirte Inserate mtt entsprechen dem Ausschlag. — Ebme» sandt, im redactlonellen Theile, die Spaltenzelle 20 Pfg. Die ..Mecheritz.Zettung" erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., elnmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern lv Psg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie imser« Agenten nehmen Bestellungen an. Dienstag, den 18. Dezember 1906. Verantwortlicher Aedarleur: Paul Jelrnr. - Druck und Verlag von Carl Jehnr m Diwold^oald^ «M «chtf»Mg»» „INuftrwrt.« »ut«hu!t«»gr»r«tt". «« Mr die Aufnahme eine, Inserat, an bestimmter Stelle und bestimmten ragen wird keine Garantie übervomme«. Nr. 145. Dienstaa. den 18. Dezember 1906. 72. Jahrgang. Verordnung an sämtliche Amtshauptmannschaften, Stadträte, Bürgermeister und Gemeindeoorstände, die Wahlen zum Reichstag betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 13. laufenden Monats der Reichstag aufgelöst und zur Nomahme von Neuwahlen der 25. Januar 1907 festgesetzt worden ist, so werden die Gemeindeobrig eiten, und zwar für die Städte, in welchen Die Revidierte Stüdteordnung eingeführt ist, die Stadtr'te für di übrigen Städte die Bürger meister und für das platte Land die Amtchau tmannschaften hierdurch angewiesen, unter Be obachtung der Bestimmungen, welche in dem Wahlgesetze für den Reichstag vom 31. Mai 18t>9 («und« »gesetzblatt vom Jahre 1869 S. 145 fg) und in dem zu Ausführung dieses Eeletzes er- laffenen Reglement vom (Bundesgesetzbl. o. I. 1870 S. 275 fg. und Relchsgesetz- ^8. V'prn blatt v. I. 1903 S. 20 t fg.» enthalten sind, zugleich für die in ihren Bezirk n gelegenen eremten Grundstücke, die In den ZH 6 und 7 des angezogenen Reglements vorgeschriebene Abgrenzung der Wahlbezirke vorzunehmen. Hiernächst haben die Stadttäte, Bürgermeister und Gemeindevorstünde In Gemäßheit von 8 8 des Wahlgesetzes und Z 1 des Reglements die Wählerlisten aufzustellen. In Ge meinden, welche in mehrere Wahlbezirke einzutellen sind — 8 7 Abs. 3 des Reglements — s nd die Wählerli ten für jeden Wahibez rk gesondert aufzu teilen. Die Amtshauptmannschasten haben zu diesem Zwecke den Gemeindevorständen möglichst bald zu eröffnen, in welcher Weise dl- Wahlbezirke abgegrenzt worden sind. Die Auslegung der Wählerlisten hat spätestens am 28 Dezember 1906 zu erfolgen und es ist deshalb von den Stadträten. Bürgerm-istern und Gemeindevorständen vor- her die in 8 2 des Reglements vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. , , Die für die Wahlhandlung benötigten Protokoll- und Gegenlisten-Formulare, sowie Wahl- z-tt-lumschläge werden für die städ Ischen Wahlbezirke den Stadträten und Bürgermeistern, für die Wahlbezirke des platten Landes den Amtshauptmannschasten zur Behändigung an die Wahl- Amtshauptmannschaften, Stadt rät« und Bürgermeiter haben anher anzuzeigen, in welcher Anzahl sie der bezeichneten Formulare und Umschläge bedürfen. Dresden, am 15. Dezember 1906. Ministerium des Innern. Der Gemetndekassierer Mar Paul Stöß in Kreischa ist als 2. stellvertretend« Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Kreischa bestellt und in Pflicht genommen worden. 1256 b K. Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 13. Dezember 1906. Reichstagsauslösnng. Wie eine Bombe wirkte am Donnerstag abend die Aachricht, daß der Reichstag wegen Ablehnung der Nach ttagsetats für Südwestasrika aufgelöst worden sei. Wer hätte das gedacht! Gewiß schienen sich die Dinge be denklich zuzuspitzen, aber noch immer hasste man, daß «ine Einigung zustande kommen würde, weil man der besseren Einsicht der Parlamentsmehrheit vertraute und nicht glauben konnte, daß der gesamte Nachtragsetat schroffe Ablehnung finden würde, weil doch Summen zum Unter halt der noch in Südwestasrika befindlichen Truppen er forderlich sind. Diese Erwartung konnte aber umsomehr Platzgreifen, als noch am Donnerstag vormittag in der VudgetkommWon der Bahnbau für Südwestasrika bewilligt wurde, und auch das Zentrum in dieser Frage keinen prinzipiell ablehnenden Standpunkt einnahm. Dann kam die Nachmittags-Sitzung. Zwar deutete verschiedenes aus einen „großen Tag", aber niemand konnte die folgen schwere Verkündung ahnen, die man in sechster Stunde aus dem Munde des Reichskanzlers zu hören bekam. Zu Beginn der Sitzung gab zwar der Reichskanzler gleichfalls «ine Erklärung ab, deren Schluß drohend klang, und im Laufe der Sitzung wurde auch bekannt, daß in einer eben stattgehabten Besprechung des Bundesrats die Auflösung beschlossen worden sei, falls der Reichstag die Nachtragsetats ablehnen würde; aber man hielt dies alles mehr für einen Schreckschuß, um das Parlament gefügig zu machen. Und doch war es das Peletonfeuer, welches schließlich zur dröhnenden Kannonade wurde. Eine schwere Entscheidung ist am 13. Dezember gefallen, deren Folgen sich heute noch gar nicht übersehen lassen. Auflösungen des Reichstags wegen Verweigerung von Ausgaben für Heeres- und Marinezwecke, wie auch wegen sozialer Gesetze sind schon dagewesen, aber eine derartige Maßnahme wegen Ablehnung kolonialer Forderungen hat «s bisher noch nicht gegeben. Fürst Bülow, der immer statt in Kürassier- in Hussaren-Lackstiefeln austrat, hat mit «inem Male die schweren Kanonenstiefel angezogen und mit dem Pallasch sich umgürtet! Er, der nach Diplomaten- meise allen schweren Konflikten auszuweichen schien, fand auf einmal die Kraft zu einer energischen Maßnahme, welche ihm kaum jemand zugetraut hätte. Ls läßt sich nicht verhehlen, daß die Regierung mit der Auflösung de» Reichstage« einen schweren Weg geht, da der Ausfall der Wahlen sich absolut nicht voraussehen läßt. Den nationalen Parteien erwächst jetzt die unabweis bare Pflicht, unverzüglich an die Wahlvorbereitungen zu gehen. Unter welcher Parole sollen die Neuwahlen er folgen? Die Kolonialforderungen allein genügen dafür nicht, und ebensowenig kann die Reichsregierung den Kampf mit dem Zenkum allein aufnehmen, sie bedarf dabei der Unterstützung der bürgerlichen Parteien. Allzuviel Freunde freilich besitzt die Regierung in diesen kritischen Tagen auch nicht. Es ist zuviel Zündstoff vorhanden, und es wäre unredlich gehandelt, wollte man leugnen, daß da» zu- wortende Verhalten der Reichsregierung in der Frage der Flejschteuerung ein« tiefwurzelnde und weitverbreitete Ner- blüerung im deutschen Volke zurückgelassen hat. Aber durch ihr entschiedenes Auftreten und durch ihren wacker durchgeführten Willen, fürderhin sich nicht mehr vom Austum unterjochen zu lassen, wird sie sich di, Sym- patUn jedes nationalgesinnten Manne« zurückerobert hübe». „Kampf gegen das Zentrum und seine Spi«ß- gesttlen!" muß jetzt entbrennen, das deutsche Völk hat es heute in der Hand, die von der Regierung durch die Reichstagsauflösung vollbrachte befreiende Tat noch voll kommene/ zu gestalten, indem es sich endgiltig freimacht von der" Diktatur der „Schwarzen". Und so muß die Parole für die kommenden Neuwahlen lauten. „Wider Rom und die Jesuiten!" Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der gestrige Sonntag war ein schöner Wintertag, wenn auch ohne den Sonnenschein. Trotzdem waren viele Besucher in unsere Stadt gekommen und wollen wir wünschen, daß dadurch für alle Verkäufer der Tag zu einem wirklichen silbernen Sonntag ge worden ist. — Dem hiesigen König!. Amtsgericht wird vom 1. Januar 1907 ab der Assessor beim Königl. Amtsgericht Neustadt, Vr. Schäfer zugewiesen und als Hilssrichter bei geordnet. — Am Freitag feierte der Verein „Glück zu" sein 21. Stiftungsfest im festlich geschmückten Sternsaale mit Abend unterhaltung und Ball. Im musikalischen Teil wirkten außer der Stadlkapelle auch einige Mitglieder des Vereins. Ein nettes Theaterstück: „Veni, vicki, vici", flott und rollen- gemäß gespielt, wurde mit lauter Anerkennung belohnt. In stille, traute Ecken zurückgezogen verfolgten dann die älteren Gäste mit großem Vergnügen den anmutigen Tänzen, in denen vielfach neuere Bewegungsformen auf- traten. — Post-Weihnachtsdienst. Sonntag, den 23. Dezember werden die Postschalter geöffnet von 8 bis 9 vormittags und I I vormittags bis 1 nachmittags für allen Verkehr, sowie von 2 bis 7 nachmittags für An nahme und Ausgabe von Paketen. Die Bahnposten und Landposten verkehren wie an Werktagen. Briefbestellungen finden zwei statt, und zwar vormittags von 81/2 ab und nachmittags von 3^/4 ab. Auch Pakete werden vor- und nachmittags bestellt. Nur Geldbriefe und Postanweisungen werden am 23. nicht ausgetragen. Die Briefkastenleerung wird wie an Werktagen besorgt. Nach den Landorten werden vormittags Briefe, Zeitungen und Pakete bestellt, während Geldsendungen ebenfalls bis zum nächsten Tage liegen bleiben. Dienstags den 25. Dezember wird der Schalterdienst, di« Briefbestellung und die Briefkastenleerung wie Sonntags ausgesührt, von 9 bis 12 vormittags findet Ausgabe von gewöhnlichen Paketen statt, auch die Bahn posten und Landposten verkehren wie an Sonntagen. Pakete, Geldbriefe und Postanweisungen werden nur vor mittags bestellt. Die Landbestellung ruht am 25. Dezem ber ganz. Mittwoch, den 2b. Dezember wird der gesamte Dienst wie an Sonntagen verrichtet; nur nach den Land orten werden an diesem Tag« auch Pakete, Geldbriefe und Postanweisungen bestellt. Postaufträge und Nachnahm«, briefsendungen werden nur Werktags bestellt. Höckendorf, 14. Dezember. Bei der gestern hier stattgesunbenen Gemeinderat«.Ergänzungswahl war eine sehr große Beteiligung. Dl« Wahl endete mit einer Niederlage der Sozialdemokratie. E» wurden die Kandi daten der Ordnungspartei und zwar die ausscheidenden Herren Bäckermeister und Hausbesitzer Richard Uhlig, Haus besitzer Traugott Heber und Waldarbeiter Karl Roßberg wiedergewählt. Die Sozialdemokraten hatten in einer ösfenttichen Wählerversammlung di« H,rr«n tzaurbrsltzer und Maurer Ernst Böhme, Ölfabrikbesitzer Hermann Fleischer und Stuhlbauer Otto Geißler al« ihre Kandi- baten ausgestellt und bekanntgegeben. Dieselben hatten aber bedeutend weniger Stimmen auf sich vereinigt, al» die Kandidaten der Ordnungspartei. Von 260 Wahl berechtigten machten 168 von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Fürstenwalde. Asti Donnerstag mittag hat sich der I I Jahre alte Schulknade Otto Kohnert aus dem Haufe seiner Pflegeeltern entfernt, um zur Schule zu gehen. Er ist nicht zum Unterricht erschienen, aber auch bi» heute nicht zu seinen bekümmerten Pflegern zurückgekehrt. Den Schulranzen fand man auf stetem Felde und im Schnee konnte man weithin die Spur verfolgen. Zu Mitschüler« hat er geäußert: Ich gehe zu meiner Mutter nach Dresden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er im Freien eingeschlafen und erfroren ist. Possendorf. Für die Eisenbahnstrecke Dresden— Possendors sollen in und bei Possendorf einige Beamte und Bedienstete stationiert werden. Beim hiesigen Ge meindeamte ist daher angefragt worden, ob innerhalb de» Gemeindebezirks Wohnungen zu angemessenen Preisen vorhanden sind. Der Bedarf wird voraussichtlich am 1. Oktober 1907 «intreten. — Die Gustav Adolf-Hauskollekte, die in diesem Jahre in derParochiePossendors stattgefunden hat,ergab271,7S M Dresden. Das massive Zirkusgebäude, das a«f dem Sternplatz an der Stelle des alten Friedhofes er richtet werden soll, wird im Zuschauerraum 3500 Plätze und im Stall Platz für 140 Pferde haben. Ls wird ferner ein großes Bühnenhaus, große Garderoben, ei« Tagesrestaurant, Konditorei und zwei Läden enthalte«. Die Vergebung an Pächter ist bereits von Architekt Schümichen im „Artisten" ausgeschrieben. Das Eigen artige an der Sache ist, daß die Errichtung des Zlrkur- gebäudes von der Stadwerordnetensitzung noch gar nicht endgültig beschlossen ist. Freiberg. Auf der Himmelsfürst-FundgrUbe sind für die Grubenwirtschaft recht erfreuliche Silberfunde gemacht worden. — Als Kandidat für die bevorstehende Reichr- tagswahl wird Herr Bürgermeister Blüher-Freiberg genannt. Chemnitz. Die Krankenhaussorgen verlassen die Stadt- Verwaltung unserer schnell wachsenden Fabrik- und Handels stadt nicht. Das frühere große Projekt der Kranken hausanlagen im Crimmitschauer Walde wurde s. Zt. fallen gelassen, weil es Millionen verschlungen hätte. Etz wurde ein bedeutender Um- und Anbau des städtischen Krankenhauses vorgenommen, der im vorigen Jahre be endet wurde. Damit war aber nur dem augenblicklichen Mangel abgeholfen, nicht auf länger« Zeit hinaus. Schon eine eintretende schlechte Konjunktur würde genügen, um Verlegenheiten heraufzubeschwören, noch schlimmer würde es natürlich beim Aüftreten von epidemischen Krankheiten. Der Rat beschäftigt sich deshalb angelegentlich mit der Krankenhausstäge und es ist nicht ausgeschlossen, daß wieder auf das Projekt zarückgegriften wird, das, plastisch dar- gestellt, auf der Städteausstellung in Dresden die allge meine Aufmerksamkeit auf sich lenkt«. Leipzig. 81/2 Prozent gewährt die große Leipziger Straßenbahn ihren Aktionären an Dividende! Und dabet noch ein Sturmlaufen auf di« B«hörd«n, um «in« Er- Höhung des Tarife» durchzusetzen! Oel»nitz. Dem ll jährigen Schulknaben Hubert Hunderlich von hier, der im letzten Herbst «in 4 jährige« Kind mit Mut und Entschlossengeit vom Tode des Er trinkens reitete, ist von der König!. Kreirhauptmannschafi Zwickau ein Sparkassenbuch mit 25 Mark Einlage a>» Belohnung bewilligt word«n.