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Nr. 136. Seit längerer Zeit schon erheben die deutschen Erpor- keure immer lebhaftere Klagen über die Härten in der Hinwendung der amerikanischen Zollgesetzgebung gegenüber der Wareneinfuhr aus Deutschland, welche Klagen bei der Reichsregierung erfreulicherweise auch die so notwendige Beachtung gefunden haben. Sie hat auf diplomatischem Wege der Unionsregierung erklären lassen, sie sei nur dann geneigt, in dem abzuschließenden neuen Handelsverträge zwischen Deutschland und Amerika das Meislbegünstigungs recht für die Bereinigten Staaten einzuräumen, wenn letztere die Klagen und Beschwerden der deutschen Expor teure über die amerikanischen Zollschikanen endlich berück sichtigen. Daraufhin hat sich die Unionsregierung ent schlossen, eine besondere Kommission nach Deutschland zu entsenden, welche an Ort und Stelle über die Beschwerden und Wünsche der Exporteure nach Amerika Informationen einziehen soll; diese Tariskommission ist nunmehr in Berlin «ingetroffen. Sie wird unverzüglich an ihre Arbeiten herantreten. Hierin liegt ein unverkennbares Entgegen kommen der Union, das um so höher einzuschätzen ist, als die einsluhreichen Neuyorker Industrie- und Handelskreise die eigentlichen Träger der amerikanischen Hochschutzzoll- politik und der hiermit in Verbindung stehenden amerika nischen Zollschikanen gegen das Ausland und im besonderen der Feindschaft gegen ein Handelsabkommen mit Deutsch land sind. Ob es nun der amerikanischen Tariskommission gelingen wird, hierin Wandel zu schaffen, das muh frei lich noch immer abgewartet werden, denn sie hat bei der ihr in Deutschland gewordenen Ausgabe mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden. Immerhin ist für ihre Verhandlungen mit der deutschen Sachoerständigen-Kom- mission insofern eine gewisse Grundlage vorhanden, als die Amerikaner sich zur Milderung ihrer Zollvorschriften bei der Behandlung ankommender deutscher Waren jetzt schon haben bereit finden lassen. Erstlich sind die überaus hohen Strafen, mit welchen die amerikanischen Zollbehörden bisher angebliche oder wirkliche Defraudationen bei der Wareneinfuhr aus Deutschland ahndeten, wesentlich herab gemindert worden, und zweitens ist die veratorische Be stimmung fallen gelassen worden, dah die Fakturen stets am Sitz des Konsulats für den llrsprungsort der Waren beglaubigt werden muhten. Im übrigen steht jede an kommende Sendung noch immer unter dem Damokles schwert einer Neuschätzung. Zum Beispiel kann man gar nicht riskieren, etwa eine besonders billig gekaufte Partie nach Amerika zu schicken. Die bevorstehenden Verhand lungen gelten zunächst nur der Erleichterung in diesen, geradezu prohibitivem Zollabfertigungsoerfahren. Inwie weit sie sich etwa darüber hinaus auch noch auf die Zoll tarife selbst erstrecken werden, das ist zurzeit noch nicht be kannt, zu wünschen wäre es jedenfalls lebhaft. Selbst verständlich ist es, dah diese Verhandlungen im Geiste gegenseitigen Entgegenkommens gesührt werden mühten, wobei zu betonen ist, dah die Stellung Deutschlands bei einem etwaigen Zollkriege mit Amerika keineswegs eine so günstige wäre, wie dies immer von agrarischer Seite in Deutschland hingestellt wird. Wohl übersteigt die deutsche Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten die Ein fuhr von dorther ganz bedeutend, aber das ist doch noch kein ausschlaggebendes Moment, um die deutsche Position in einem Zollkampfe mit Amerika unbedingt als eine ge- sicherte zu betrachten. Es ist kein Geheimnis, dah die Amerikaner uns viele Rohstoffe senden, um deren Absatz sie sich nicht zu bemühen brauchen, weil wir sie gar nicht entbehren können. Rohe Baumwolle haben wir z. B. ZY05 für 294 Millionen Mark aus den Vereinigten Staaten importiert <1904 gar 338 Millionen Mark). Unsere Gesamteinfuhr an Baumwolle betrug 434 Millionen. Zwei Drittel kamen von Nordamerika. Die dortige Baum wolle ist einfach unentbehrlich. Wenn wir nun diese Ein fuhr mit Zöllen oder Verboten bekämpfen wollten, so würden die Amerikaner mit unseren europäischen Kon kurrenten um die Wette lachen. An Rohkupfer bezogen wir für 134 Millionen Mark. Auch diese Ware ist un entbehrlich, wenn wir nicht unsere Elektrotechnik umbringen wollen. Natürlich würden aber auch die Amerikaner bei Kamerad Fickert als Kolonnensührer und Kamerd Schieritz als Geschäftsleiter, neugewählt wurde al» Kassierer Kamerad , Klotz. Weiter beschlob man, bei öffentlichen Veranstalt- ungen in hiesiger Stadt auf Wunsch Hilfeleistungen in Unglücksfällen zu übernehmen. Die Kolonne wird am zweiten Weihnachtsfeiertage ein öffentliches Konzert sz» gunsten ihrer Kasse veranstalten. — Bezahlt die Rechnungen der Handwerker. Angesichts des herannahenden Weihnachtsfestes, bei dem man sich nach alter, lieber Sitte im trauten Familienkreise gegenseitig mit kleineren oder gröberen Geschenken zu er freuen pflegt, möchten wir unsern verehrlichen Lesern eine Bitte ans Herz legen, die sich kurzweg in fünf Worten ausdrücken läßt. Sie lautet: „Bezahlt die Rechnungen der Handwerker!" Da wird freilich gar mancher die Slim in Falten ziehen und mißmutig fragen: Aber warum denn gerade jetzt, wo unser Geldbeutel durch die Anschaffung von Geschenken für das Fest ohnehin schon so stark in Anspruch genommen wird? Warum, lieber Leser? Nu«, weil auch unsere braven Handwerker, die das ganze Jahr über im Kampf ums tägliche Brot die Hände fleißig rühren muhten, jetzt Geld gebrauchen, um ihren Lieben etwas zum Heiligen Abend bescheren zu können. Die Rechnungen unserer Handwerksmeister sinken leider nie mals die Beachtung, die sie verdienen. Man legt die Nota über die erfolgte Leistung resp. über die gelieferten Waren einfach beiseite, bis sich ein günstiger Termin für die Bezahlung findet (der bedauerlichesweise ost sehr, sehr weit „in der Zeiten Hintergründe" schlummert), ohne da bei zu bedenken, dah der betreffende Meister auch seine Gesellen pünktlich für ihre Arbeit entlohnen muh, dah « also das Geld ebenso nötig braucht, wie wir die angestrebte Lieferung. Wir schimpfen und sind entrüstet, wenn uns ein Handwerker das Bestellte nicht prompt liefert, datz aber auch wir in der Gegenleistung, im Bezahlen sehr unpünktlich sind und eine Rechnung oft wochen- und monatelang unbeglichen lassen, daran denken wir gemäß des Schriftwortes vom Splitter und Balken niemals. Die Handwerker sind in dieser Beziehung jedenfalls in einer schlimmen Lage. Erlauben sie es sich, nach einiger Zeit höflich um den Ausgleich der Rechnung zu mahnen, so zahlen wir, ob solcher Dreistigkeit höchst ungehalten, zwar meistens sofort, nehmen uns aber fest vor, nichts wieder zu bestellen, ohne uns zu sagen, dah der Aermste völli- in seinem Rechte war und das Geld doch auch nötig braucht. Darum -Iso möge hiermit im Namen unseres wackeren Handwerkerstandes die Bitte an alle Leser er gehen: Habt ein Einsehen und bezahlt die Rechnungen der Handwerker, denn es geht auf Weihnachten! — In vier Wochen ist Weihnachten. Hurrah, in vier Wochen ist Weihnachten! rufen die Kinder und lächelnd nicken Vater und Mutter ihnen zu, der eigenen Jugend gedenkend, da auch sie die Tage und Wochen zählten, die sie noch von dem schönsten Fest des Jahres, von Weihnachten trennten. Der Vater kann es nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit gleich erzieherisch auf seinen Nachwuchs einzuwirken, indem er mit wichtiger Miene sagt: „Na Kinder, dann seid aber auch immer hübsch arlig, denn sonst bringt euch der Weihnachtsmann nichts und einen Lichterbaum gibt es dann am heiligen Abend auch nicht." Solche und ähnliche Worte bleiben denn auch gewöhnlich nicht ohne den gewünschten Effekt. Die Kinder sind während der kommenden Zeit von un heimlicher Folgsamkeit, denn der Gedanke, zu Weihnachten vom Christkindlein etwa nicht bedacht zu werden, ist doch ein gar zu schrecklicher, und da beträgt sich die kleine Welt doch lieber einmal musterhast, — wenn's auch schwer fällt! „Nach Weihnachten können wir ja dann wieder unartig sein." Mit diesem Trostgrunde, der plötzlich in den schwarzen Seelchen auftaucht, geben sich schließlich auch die wildesten Rangen zufrieden und üben sich einmal aus nahmsweise im Bravsein. Franz und Lieschen haben schon ihre Sparbüchse, in der das Kupfergcld bedenklich dominiert, einer gründlichen Revision unterzogen. Sie überlegen, was sie von diesem, ihnen unerschöpflich scheinenden Schatz für die lieben Eltern kaufen wollen und es dauert gewöhnlich erst ziemlich lange, bis sie sich durch verschiedene Umfragen in den Geschäften davon überzeugt haben, daß ihre finanziellen Kräfte doch nicht zur An- Inserat«, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit lv Pfg. die Spaltzeile oder deren Naum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 2V Pfg. —, . Rathaus sind noch mehrere gebrauchte Oesen und Straßenlaternen billig zu Berkans gebrauchter Oefen und Straßenlaternen. so«»»» Di« „«elheritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich I Bi. 25 Pfg., zweimonatlich «4 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Weißeritz-Mms Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche AmtshMptmamMft, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrach zu Dippoldiswalde. V-r«awor!Nch°r n-d-ckur: P-ul Ichnc. - Drmd und v-ri-p um Carl I-Hn- m am .vmmn- „ramm««« »» Mr die Aufnahme eine» Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Lagen wird keine Sarantie ' Dienstag, den 27. November 1S0tz. 72. Jahrgang. einem eventuellen Zollkriege mit Deutschland ganz emp findliche Einbußen erleiden; hoffentlich baut sich darum auf die Verhandlungen mit der amerikanischen Tarif- kommijsion eine neue handelspolitische Verständigung auf. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 22. dieses Monats von vor mittags 10 Uhr ab hielt der Bezirksausschuß in Gegen wart des Herrn Kreishauptmann Dr. Rumpelt aus Dresden unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann vr. Mehnert die neunte diesjährige Bezirksausschußsitzung ab. In derselben fanden beziehentlich bedingungsweise Genehmi gung die Umbezirkung des Bahnwärterhauses Kat.-Nr. 210 sür Rechenberg zum Ortsarmenverband Holzhau, die Auf nahme eines Darlehns seitens der Gemeinde Kipsdorf, die Schlächtereianlage Walters in Kleinbobritzsch, die Ge meindeanlagenregulative von Liebenau, Nassau und Niederfrauendorf, der Nachtrag zum Gemeindeanlagen- regulativ für Kreischa, der Nachtrag zu den gemeinsamen Satzungen des Gemeindeverbandes Bannewitz und Um gegend sür das Gaswerk in Mockritz, der ortsstatutarische Beschluß über Bekanntmachung von Gemeinde- usw. An gelegenheiten in Wittgensdorf, die Umbezirkung eines vom Schmiedeberger Forstrevier abgetrennten Arealstücks in den Gemeindebezirk Kipsdorf (Kirchenlehn), die Beschaffung eines Schutzdaches für eine Bezirksstraßenwalze nach einem vorliegenden Kostenanschläge, das Gesuch Köhlers in Ruppendorf um Konzession zum Branntweinkleinhandel im Grundstücke Kat.-Nr. 53^, das Gesuch Wünschmanns in Sadisdorf um Konzession zum vollen Gasthossbetriebe im neuerbauten Gasthofe, das Gesuch Jungnickels in Alten berg um Konzession zur Ausübung des Gasthofsrealrechts im Hotel zur Post daselbst, das Konzessionsgesuch der ver ehelichten Oppelt in Seifersdorf (Eisenbahnhaltestelle). Der Rekurs Dietzes in Dresden gegen seine Heranziehung zu den Gemeindeanlagen in Kreischa wurde verworfen, der jenige Geislers in Ulberndorf dagegen wider seine Ver anlagung in dortiger Gemeinde für beachtlich befunden. Die Regulative über Erhebung einer Bier- und Betriebs steuer in Kreischa und über Erhebung von Besitzverände rungsabgaben in Hermsdorf i. Erzgeb. beschloß man be fürwortend einzuberichten. Hinsichtlich des Gesuchs Oppelts in Höckendorf um Schankkonzession sür den Gasthof da selbst sollen ebenso wie bezüglich der Wasserleitungsordnung sür Bärensels und der Abtrennung eines Teiles vom Flur stück Nummer 253 sür Dittersbach weitere Erörterungen angestellt werden. Von der Einführung einer allgemeinen Polizeistunde im Bezirke beschloß der Bezirksausschuß ab zusehen, hingegen soll den Gemeinden die Einführung einer solchen empfohlen werden. Weiter wurden Wahlen vor genommen und zwar von Mitgliedern zur Einkommen- steuer-Einschätzungslommission aus 1907/l 908, von Sach verständigen in Biehseuchensällen und von Mitgliedern zu dem Bezirksschätzungsausjchuß hinsichtlich der Schlachtvieh- Versicherung, seiner von Sachverständigen zu Lnteignungs- zwecken und endlich von Vertrauensmännern für die Aus schüsse zur Schössen- und Geschworenenwahl. Nach Mit teilungen und Beschlußfassung in Siechenhaus-Angelegen- heiten erfolgte Schluß der Sitzung nachmittags nach I Uhr. — Die Bibelsmnden beginnen in diesem Winter nächsten Donnerstag, den 29. d. M., abends 8 Uhr. Sie finden wieder im Pfarrhause statt. Möchten sie dieselbe zahlreiche Teilnahme finden wie in den vergangenen Jahren. — Am vergangenen Sonnabend fand die General versammlung der hiesigen freiwilligenSanitätskolonne im Gasthof zum Roten Hirsch statt. Die anwesenden Mit- glieder erhielten zunächst Instruktion über die persönlichen Verhältnisse der im Mobilmachungsfalle zum Dienst beim Heere Einberufenen. Dem Jahresbericht zufolge besteht die Kolonne aus 47 Mitgliedern. Sie übernahm im laufenden Jahre 11 Krankentransporte und erwies sich tätig in 19 Unglücksfällen. Es fanden statt 5 theorethische und praktische Übungen im Vereinszimmer, 7 Gelände- Übungen und 1 gemeinsame Übung in Verbindung mit der Dresdner und Hänichener Kolonne. Nach dem Kassen- bericht belief sich die Einnahme Einschließlich eines Darlehns von 300 M. auf 935,98 M., verausgabt wurden 970,69 Mark. Wiedergewählt wurden für die folgenden 3 Jahre