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Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 72. Jahrgang. Dienstag, den 18. September 1906. Nr. 108. Amtsblatt fiir die Königliche Umlskauptmanns-M, das Königliche Amtsgericht und dm St-dtrat W Mppoldiswalde — Veranlworüicher Redakteur Paul JehrE - Druck und Verlag mm Carl Irhne in Dippoldiswalde Mtt achtseMgo» „JUnstr^ton AnkrhawmgMM". Mit land- «nd hauswirtschaftlicher Monat-Beilage. Für die Aufnahme eine« Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wir- keine Garantie übernommen. : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und «Md an den vorhergehen- idenAbenden ausgegeben Weis vierteljährlich 1M. Bi Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Mg. Einzelne Nummem 80 Pfg. - Alle Postan- jAalten, Postboten, sowie «Msere Austräger nehmen Bestellungen an. Inlerate, welche bei d« bedeutenden Auflage d«t Blattes »ine sehr wirk same Verbrelung finden werden mit 12 Pfg^, solche aus unserer Amtsyaupr Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder der«s> Raum berechnet. — T«' bellarische und kompN alerte Inserate mit erkt sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaM«- netten Telle, die Spaltk»-" zeile 20 Psg Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonntag feierte unsre Parochie Las Erntedankfest. Dankbaren Herzens war die Kirchen gemeinde zahlreich in dem Gotteshause versammelt. Zu Gottes Lob erscholl vom Chore der 103. Psalm: „Lobe den Herrn, meine Seele" mit Musikbegleitung von Rudnik. Darauf stimmte die Gemeinde gleichsam als Bestätigung und Bekräftigung das Hauptlied 524: „Lobe den Herren" an, und Herr Superintendent Hempel griff aus diesem Lobliede die drei Gedanken heraus: Psalter und Harfe, wacht auf, zu Gottes Lob und Preis für den reichen Erntesegen. Kommet -zu Hauf, denn allen wird die Ernte zu teil. Er ist dein Licht, Seele, vergiß es ja nicht, auch für dein himmlisches Heil zu sorgen. — In Höckendorf wurde der Einberuser einer öffent lichen (sozialdemokratischen) Versammlung, die am U.Aug. ftattfand, aus der freiwilligen Feuerwehr ausgestoßen. In den Schriftstücken, die sich mit der Ausstoßung befassen, heißt es, daß sich die Einberufung einer ösfentlichen sozial demokratischen Versammlung, sowie die Eröffnung, Leitung und Schließung derselben in Gegensatz stelle zu der königs treuen Gesinnung der Wehr, deren Protektor der König fei. Gleichzeitig hat der Männergesangverein Eintracht einstimmig beschlossen, den in Frage Stehenden von der Vereinsliste zu streichen. Glashütte. Wie nunmehr bestimmt, wird die Feier des 400jährigen Stadtjubiläums Sonntag, den 7. Ok tober stattsinden. Kipsdorf. Nr. 9 der Fremden- und Kurliste für die Sommerfrischen und Luftkurorte Kipsdorf, Bären fels und Bärenburg zählt an angekommenen Kurgästen auf die Zeit vom 30. August bis zum 12. September 2l5 Parteien mit 322 Personen, außerdem l7l Passanten. Die Gesamtfrequenz betrug bis zum l2. September 2342 Parteien mit 4259 Gästen, sowie 1707 Passanten. Frauenstein. Zum dritten Male in kurzer Zeit er tönte Freitag nachmittag gegen 1/23 Uhr in unserer Stadt die Feuerglocke. In dem benachbarten Dorfe Reichenau war auf dem Ewald Fischerschen Gute in einer mit Ernte vorräten angefüllten Scheune Feuer ausgebrochen, welches trotz des herniedergehenden Regens rasch um sich griff. Dank dem tatkräftigen Eingreifen der erschienenen Feuer wehren konnten die stark gefährdeten Nachbargebäude ge rettet werden. Die Scheune brannte mit dem darin be findlichen Inhalt bis auf die Umfassungsmauern nieder. Über die Entstehungsursache verlautet nichts bestimmtes. Es wird Selbstentzündung vermutet. Leider hat das Feuer «inen betrübenden Unglücksfall im Gefolge gehabt. Der dortige Easthofsbesitzer Emil Stenzel, welcher sich auf die Brandstelle begeben hatte, wurde dort plötzlich ohnmächtig und mußte in ein benachbartes Haus getragen werden, wo er wenige Minuten darauf seinen Geist aufgab. Ein Herzschlag hatte dem Leben des rüstigen Mannes ein lähes Ende bereitet. Der schnell herbeigerufene Arzt konnte nur noch den eingetretenen Tod feststellen. Dresden. Kaiser Wilhelm hat nach Beendigung der Kaisermanöver in Schlesien ein Handschreiben an König Friedrich August gerichtet, in welchem er sich höchst aner kennend über die Haltung der sächsischen Truppen aus- fpricht, welche an dem Manöver teilgenommen haben. — Aus Berggießhübel schreibt die Sächs. Dorfztg. und Elbgaupresse: „Stark kritisiert wird hier eine bei der Pflichtfeuerwehr angeordnete Maßnahme. Am Sonntag haben nach Ansicht der Polizei die Berggießhübler Ein wohner und Bürger bei der üblichen Spritzen- und Hydrantenprobe die Exerzitien nicht stramm genug aus- Sesührt. Es wurde deshalb ein Nachexerzieren angeordnet, obgleich man in der Tat nicht weiß, was Exerzieren und Feuerspritzenprobe miteinander zu tun haben. Im übrigen geschiehts den Berggießhüblern ganz recht. Warum machen sie mit! Zum Exerzieren ist kein deutscher Zivilist ver pflichtet." Radeburg. Als interessant wird mitgeteilt, daß auf Flur Stölpen am Seeieich zurzeit eine weißeSchwalbe sich zeigt; ebenso ist seit vorigem Winter bis jetzt zwischen Tauscha und Tauscha-Anbau eine weiße Haubenlerche aufhältlich. Leipzig, 14. September. In Schönefeld durchschnitt Verdruß an. Mutzschen. Mit dem alten Geläute wurde hier eine Tochter vom Korbmacher Kleeberg in Roda am 5. Mai zuletzt getraut und mit dem neuen Geläute wurde hier am Mittwoch aus derselben Familie ein Sohn zuerst begraben. Chemnitz. Gegen den verantwortlichen Redakteur der hier erscheinenden sozialdemokratischen „Volksstimme" ist auf Antrag des sächsischen Kriegsministeriums ein Straf verfahren wegen einer Kritik eingeleitet worden, die Un fälle im Manöver betraf. — Der Bau des Krematoriums in Chemnitz an der Reichhainer Straße ist in letzter Zeit so vorgeschritten, daß der Bau voraussichtlich Mitte November vollendet und am 1. Dezember seiner Bestimmung übergeben werden kann. Zschopau. Das Hetmatsfest schloß mit einem Rein gewinn von 2250 Mark ab. Reichenbach i. V. Der nunmehr zirka 18 Wochen andauernde Maurerstreik ist beendet. Oelsnitz i. V. Bei einem hier festgenvmmenen Fahr- raddieb, dem bei der Verhaftung ein geladener Revolver und ein Dolch abgenommen wurde, fand man noch einen an einen Nürnberger Genossen gerichteten Brief, aus welchem seine an anarchistische Umtriebe grenzende Ge sinnung zu entnehmen war. Er schreibt, daß er ein treuer sozialistischer Anhänger sei und bleibe, daß er gut be waffnet und unerschrocken sei und daß er, wenn es nötig sei, jeden niederschösse! Bald käme er nach Nürnberg. — Ein Kommentar hierzu ist überflüssig. Johanngeorgenstadt. Bei den Aufräumungsarbeiten am Brandplatze des Gasthauses „Gabe Gottes" wurden von der Polizei und Feuerwehr von der verloren ge gangenen Summe gegen 300 M. in Gold- und Siiber- münzen, allerdings in unscheinbarem Zustande im Schutte gefunden. Das Berggebäude „Gabe Gottes" wurde 1700 errichtet und seit 1833 wird darin Schankwirtschast be trieben. Rübenau. Hierselbst herrscht die Masernkrankheit. An derselben sind bereits 53 Kinder erkrankt. Die Krank heit verläuft normal. Die Schule ist bis jetzt noch nicht geschlossen worden. Zittau. In einem Prozeß der „Zittauer Nachrichten" gegen den sozialdemokratischen „Armen Teufel" behauptete der verantwortliche Redakteur des letzteren, es gebe eine ganze Anzahl Leute aus den „Ordnungsparteien", die der Redaktion des „Armen Teufel" und anderen sozialdemo kratischen Blättern Kritiken und Maßnahmen von Be hörden und Urteile über größere Staats- und Privat betriebe zur Veröffentlichung überlassen hätten. Sehr treffend bemerken dazu die „Zittauer Stimmen": Die Aus sage ist natürlich auf ihre Wahrheit nicht zu prüfen. Ver hält es sich aber so, dann wird damit den betreffenden Bürgerlichen ein betrübendes Zeugnis von Armut an Selbstbewußtsein ausgestellt. Eine derartige Unterstützung sozialdemokratischer Verhetzungsarbeit ist das Traurigste, was sich ein Bürgerlicher leisten kann." — Jede bürger liche Partei hat doch Preßorgane, die Kritiken und Be- schwerden Raum geben, sofern sie nur berechtigt sind! Bautzen. Die hiesige Tischlerinnung, wohl eine der ältesten Innungen unserer Stadt, begeht heute Diens tag die Feier ihres Bestehens, da seit ihrer Gründung, am 13. Juli 1356, nunmehr 550 Jahre verstrichen sind. Die Satzungen der Innung von 1356 sind wohlerhalten vorhanden; es ist höchst interessant, diese Satzungen zu studieren. Man erhält daraus ein Bild von den Zu ständen dieser längst entflohenen Zeit. Oberoderwitz. Beurlaubt wurde infolge Krankheit der in der hiesigen Niederschule amtierende Hilfslehrer Zachmann. Er hat sich zunächst in seine Heimat Neu- gersdorf begeben. Der Unterricht wird gegenwärtig von dem ständigen Lehrer Herrn Kollar erteilt. Ursache der Erkrankung des Herrn Lehrer Zachmann dürfte wohl die Aufregung sein über den in seiner Klasse vorgekommenen und bereits gemeldeten Unglücksfall, bei dem einem Schüler Tagesgeschichte. Berlin, 15. September. Anläßlich der Feier des 80. Geburtstages des Herzogs von Sachsen-Altenburg schreibt der Reichsanzeiger: Seine Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen Altenburg vollendet am 16. d. M. sein 80. Lebensjahr. Der hohe Herr gedenkt diesen Tag, indessen festliche Freude sich die Trauer um den Heimgang seines Schwiegersohnes, des Prinzen Albrecht von Preußen, mischt, im engsten Familienkreis auf dem Jagdschloß Hummels hain zu begehen. Die Dankbarkeit der Nation wird den greisen Fürsten auch in dieser Zurückgezogenheit erreichen. In den Kundgebungen der Presse wurde der Verdienste gedacht, die Altenburgs ehrwürdiger Herzog sich um das deutsche Vaterland erworben hat. Wir schließen uns diesen Stimmen mit den herzlichsten Glückwünschen für den Herzog Ernst, sein Haus und die Bevölkerung der altenburgischen Lande an. — Der Kaiser traf Freitag mittag in Camenz ein, verblieb etwa eine Stunde auf dem Schloß und trat dann wieder die Rückreise an. — Großadmiral v. Köster, Chef der aktiven Schlacht- flotte, ist von dieser Stelle enthoben worden und trat zur Verfügung des Kaisers. Zum Nachfolger als Chef der aktiven Schlachtflotte wurde Prinz Heinrich von Preußen ernannt. — Die Börsensteuer hat im letzten Jahre ein noch nie dagewesenes glänzendes Ergebnis mit 50 Millionen Mark gehabt oder 20 Millionen Marl mehr. Nur die Zölle erbrachten noch mehr, nämlich 89l/2 Millionen Mk. über den Voranschlag. — Das Kaisermanöoer in Schlesien ist zu Enve, die kommandierenden Generale und zahlreiche Truppen führer haben vom Kaiser in Anerkennung ihrer Leistungen Auszeichnungen erhalten. Der Führer des 5. posischen Korps von Stülpnagel bekam den Schwarzen Adlerorden, der Führer des 3. brandenburgischen Korps v. Bülow das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub, der Führer des 6. schlesischen Armeekorps v. Woyrsch des gleichen. Generalstabschef v. Moltke den Stern der Komture des Hausordens von Hohenzollern, der Kom mandeur der 11. Division, die Hervorragendes im Marsch und Angriff (Umgehungsmanöver) leistete, den Kronen orden 1. Klasse und der sächsische Kriegsminister Frhr. v. Hausen die Kette zum Großkreuz des Roten Adlerordens. Der dritte Manövertag wurde durch scharfen Regen und Wind beeinträchtigt, die Operationell wurden aber nicht aufgehalten, es wurde vielmehr vom frühen Morgen bis zum sinkenden Abend gekämpft. Die rote Partei, die Schlesier, die am Mittwoch geschlagen worden war, ver teidigte sich in einer starken Stellung gegen die Angriffe der Blauen, Brandenburger und Posener. Es gab, be sonders bei den Umgehungsversuchen der beiden stark zurückgebogenen Flügel von Rot, wieder Gefechtsbilder von dramatischer Wirkung. Der Kaiser wohnte der hochinter essanten Übung bis zum Schluß bei. — Kolonialdirektor Dernburg nimmt es mit seinem Amte sehr ernst, worüber er gleich beim Empfang seiner Beamten in einer Ansprache an diese keinen Zweifel ließ. Die ersten Tage seiner amtlichen Tätigkeit beweisen es schon. Die Bureaustunden in den Reichsämtern be ginnen um 9 Uhr morgens und endigen für den regel mäßigen Dienst nachmittags 3 Uhr, aber in der Kolonial abteilung wurde es bisher mit der Innehaltung der Arbeitszeit gar nicht genau genommen. Über den Schluß hinaus blieb niemand, aber zu Beginn erschien fast niemand pünktlich, die untersten Beamten vielleicht ausge nommen. Direktor Dernburg fährt pünklich morgens 9 Uhr mit seinem Automobil vor und beginnt seinen Dienst, und so ist auch der ganze Beamtenkörper zu pünklichem Erscheinen gezwungen, da kein Beamter sicher davor ist, schon bald zum Vortrag, zur Vorlegung von Aktenstücken usw. gebeten zu werden, vr. Stübel und sein Amtsvor gänger betraten selten vor 11 Uhr die Diensträume, und infolge Explosion einer Flasche «in Stück Glas ins Auge flog. Der Verunglückte ist bereits außer ärztlicher Be handlung und besucht seit einigen Tagen wieder die Schule. Nachteilige Folgen hat der Knabe durch den Unfall nicht davongetragen. der mit seiner Frau in Scheidung liegende 35 Jahre alte Maschinenschlosser Schmiedel aus Zwickau sich und seiner Geliebten, oer 47jährigen Witwe Knorr, mit deren Ein verständnis die Pulsadern der linken Hand. Beide wurden schwer verletzt nach dem Leipziger Krankenhause gebracht. Als Beweggrund gab der Mann Liebeskummer und Lebens- 0ttpsrN wird vom 17. bis mit 22. dieses Monats der mittlere Teil der Dorfstraße in Höckendorf. Der Fahrverkehr wird währenddessen durch die Höckendorfer Heide gewiesen. 1040 A. Königliche Amishauptmannschast Dippoldiswalde, am l 2. September 1906.